cover.jpg

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

img1.jpg

 

Nr. 2020

 

Die Lichtgestalt

 

Der Ball ist rund – in Terrania hat ein Spiel hundert Minuten

 

von Uwe Anton

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

img2.jpg

 

Fast siebenhundert Jahre dauerte die Monos-Diktatur in der Milchstraße – und erst in den letzten Jahren zeigte sich ein wichtiges »Ergebnis« jener schon lange zurückliegenden Epoche: Zigtausende von jungen Menschen auf Terra und anderen Planeten, die von Terranern besiedelt wurden, verfügen über Paragaben. Grund dafür war eines der Genprogramme jener Diktatur, mit der ursprünglich Supermutanten »gezüchtet« werden sollten.

Auf der Erde des Jahres 1303 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 4890 alter Zeit – gehören Mutanten mittlerweile zur Normalität. Die jungen Menschen mit ihren seltsamen Gaben werden von den meisten Mitmenschen nicht gerade geliebt, aber eben doch akzeptiert. Spannungen bleiben dennoch nicht aus.

Es gibt spezielle Mutantenschulen, in denen die Gaben der Jugendlichen trainiert werden. Einige von ihnen haben sich bereits bei Einsätzen des Terranischen Liga-Dienstes bewährt. Die Mutanten Startac Schroeder und Trim Marath waren zuletzt an der Jagd Perry Rhodans auf den mysteriösen Morkhero Seelenquell beteiligt.

Es gibt jedoch Menschen, die sich mit dieser aktuellen Situation nicht abfinden können. Zu ihnen zählt Falo Gause – man nennt ihn auch DIE LICHTGESTALT …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Falo Gause – Ein junger Mann aus Terrania verfolgt ein eigenwilliges Lebensziel.

Maria Romirez – Die junge Frau muss sich mehrfach entscheiden.

Lezant Butrung – Ein Fußballspieler ergreift klar Partei.

Startac Schroeder – Der Mutant sieht Falo Gauses Pläne eher kritisch.

Moharion Mawrey – Die Residenz-Ministerin für Mutantenfragen verändert Falos Leben.

Nur die Historiker unter den Sportinteressierten wissen vielleicht noch, dass das Spiel ursprünglich neunzig Minuten und keine hundert dauerte und eine Mannschaft aus elf statt, wie heutzutage, zehn Spielern bestand. Wer kann sich noch vorstellen, dass die Schiedsrichter früher ohne syntronische Linienrichter auskommen mussten, deren Entscheidungen über jeden Zweifel erhaben sind? Dass solche Entscheidungen diskutierbar waren und sogar falsche getroffen wurden?

Man bedenke nur, wie sehr der Fußball sich auf den ersten Blick verändert hat. Die Beine der Spieler werden durch Prallfeldpolster geschützt. Mikrogravitatoren ermöglichen Wettkämpfe zwischen Mannschaften, die von Welten extrem unterschiedlicher Schwerkraft stammen.

Aber all das ist letztlich nur Ausdruck einer beharrenden Beständigkeit. Im Grunde ist das Spiel seit dreitausend Jahren dasselbe geblieben. Wie sehr hat der Fußball sich in den ersten zweihundert Jahren seines Bestehens gewandelt, wie wenig in den letzten dreitausend Jahren?

Ich erinnere an die Bestimmungen über Auswechselungen. In den Anfangszeiten dieses Sports durfte eine Mannschaft keinen einzigen Spieler auswechseln. Verletzte konnten nicht ersetzt werden. Oder an die Abseitsregel, die immer wieder modifiziert wurde. Oder die Einführung der Verlängerung und des Elfmeterschießens – vorher wurde gespielt, bis eine Entscheidung fiel. Es sind Fälle überliefert, in denen Spiele über zwölf Stunden dauerten und zur Farce verkamen, weil die Akteure sich schließlich nicht mehr auf den Beinen halten konnten.

Der Fußballsport veränderte sich vordergründig am stärksten, als die Menschheit in die Galaxis vorstieß und Planeten mit grundlegend veränderten Lebensbedingungen besiedelten. Anatomische Grenzen taten sich auf, was interplanetare Spiele betraf. Wie sollte ein Match zwischen Ertrusern und Siganesen durchgeführt werden? Oder auch nur zwischen Menschen und Ertrusern?

Natürlich ließen sich mit technischen Mitteln wie Mikrogravitatoren gewisse Ausgleiche schaffen, doch schon bald stellte man fest, dass die körperlichen Unterschiede einfach zu groß waren. Heute finden Spiele zwischen Mannschaften von Planeten mit beträchtlich divergierender Schwerkraft nur noch zu Schauzwecken statt. Die Einführung fest vorgeschriebener Gewichts- und Leistungsklassen war zwingend erforderlich …

Quasten Empf, Sporthistoriker der Universität von Terrania, in der Einführung seines Proseminars für Studienanfänger

 

 

1.

1282 NGZ

 

Die Luft knisterte geradezu.

Und er wusste, sie würde ewig knistern.

Falo konnte es sich nicht erklären, aber in dem Augenblick, in dem die Teams von Nordstern Terrania und Luna Levitator das Feld betraten und auf den Rängen frenetischer Jubel erklang, durchfloss ihn eine fast elektrische Spannung.

Er spürte, dass er einiges von dem, was hier geschah, nicht so richtig verstand. Warum pfiffen die Zuschauer, als die zehn Spieler der Gastmannschaft vorgestellt wurden, und warum schwoll der Beifall ins Unermessliche an, als dann die zehn des Heimteams einzeln genannt wurden?

Aber eins wusste er: Ein Funke sprang zwischen den Fußballern und dem Publikum über, und bei ihm, dem sechsjährigen Falo Gause, der seinen Vater zum ersten Mal ins traditionsreiche Magellan-Stadion begleiten durfte, schien er außergewöhnlich lange zu verweilen.

Fast, als wolle er gar nicht mehr von ihm weichen, ihm eindringlich sagen: Spürst du es? Du gehörst hierher! Die Erfüllung deines Lebens ist es, hier zu spielen. Du bist noch zu jung, um es zu verstehen, aber eines Tages wirst du es wissen.

Verwundert schaute Falo sich um. Das Stadion war schon vor über tausend Jahren erbaut worden und verfügte wahrlich nicht über die modernste Technik. Es war auch nicht besonders groß, gerade einmal fünfzigtausend Zuschauer passten hinein.

»Vielleicht liegt es daran«, murmelte Falo Gause.

»Was hast du gesagt?«, fragte sein Vater geistesabwesend. Er achtete gar nicht auf Falo, verfolgte das Match so begeistert, dass er seinen Sohn überhaupt nicht verstanden hatte.

Nordstern Terrania spielte das klassische 3-4-2-System, hatte es zur Perfektion entwickelt. Schon in den Jugendmannschaften des Vereins wurde es eingeübt, bis jeder Spieler ein blindes Verständnis für die Bewegungen seiner Teamkameraden hatte. Mehr noch, jeder Nachwuchsspieler wurde auf der Position ausgebildet, die ihm am meisten lag, aber auch auf allen anderen eingesetzt, was das Verständnis unter den Spielern zusätzlich förderte.

Der Linksaußen der Levitatoren führte den Ball eng und sicher, blieb aber am Nordstern-Außenverteidiger hängen, der so geschickt abblockte, dass der Ball von ihm abprallte und den Angreifer noch berührte, bevor er ins Seitenaus ging. Der Verteidiger führte den Einwurf blitzschnell aus. Die Spieler der Mittelfeld-Viererkette von Nordstern rochierten ständig; bei solchen Spielzügen zeigte sich immer wieder, wie vorteilhaft es war, dass jeder gleichermaßen offensiv wie defensiv sowie auf den beiden Außen- oder Innenpositionen eingesetzt werden konnte.

Die Levitator-Verteidiger waren weit vorgerückt und befanden sich noch in der Vorwärtsbewegung, als der Nordstern-Mittelkettenspieler den Ball schon wieder annahm und einen Pass in den freien Raum auf die andere Seite des Spielfelds schlug. Der Ball war perfekt gespielt und sprang dem Nordstern-Stürmer in den Lauf. Sein in der Mitte postierter Kollege und zwei Spieler der Viererkette waren bereits nachgerückt.

Nordstern hatte eine klassische Überzahlsituation erkämpft. Vier Offensiv-Spieler befanden sich auf gleicher Höhe mit drei Levitator-Verteidigern.

Die Raumaufteilung der Angreifer war ideal. Als der Außenstürmer flankte, blockte einer der Innenstürmer einen der gegnerischen Abwehrspieler ab und stellte damit seinen Stürmerkollegen frei. Der nahm die Kugel an, konnte unbehindert acht, neun, zehn Meter auf das Tor zulaufen und zog dann ab. Der Ball flog wie ein Strich ins gegnerische Tor. Der Keeper der Levitatoren hatte nicht die geringste Chance.

Als gellender Jubel aufbrandete, stellte sich bei Falo wieder dieses seltsame Gefühl ein. In diesem Augenblick schienen Spieler und Zuschauer eins zu sein. Er spürte ein Band zwischen ihnen – aber auch zwischen dem Großteil der Zuschauer im Stadion –, das stärker war als alles, was er jemals empfunden hatte.

Er war sechs Jahre alt, verstand nicht, was genau er fühlte, wusste nur, dass es wunderschön war. Diese … Zusammengehörigkeit, diese Verbundenheit … Die zehn Spieler der Nordsterne da unten auf dem Platz waren mehr als zehn Virtuosen ihres Sports, mehr als zehn hochbezahlte, berühmte und gefeierte Persönlichkeiten, die man nicht nur in Atlan Village, in Terrania, auf der Erde, im Sonnensystem, sondern in der ganzen Galaxis kannte.

Er wusste nur eins: Er wollte dazugehören.

Er sah zu seinem Vater hoch, doch der hatte schon längst vergessen, dass sein Sohn irgendetwas gesagt hatte.

»Vielleicht liegt es daran«, murmelte Falo erneut, diesmal aber so leise, dass sein Vater ihn nicht verstehen konnte.

Vielleicht lag es tatsächlich daran, dass das Magellan-Stadion so alt und klein war. Dass es kaum über neue Technik verfügte. Dass sich hier Menschen zusammenfanden, die sich für diesen Sport interessierten und nicht für irgendwelchen Schnickschnack, der ihnen die einzelnen Szenen näher brachte, aber dieses ihm völlig fremde und so eigenartige Gefühl zerstörte.

Und dann, ganz plötzlich, wusste er, was das für eine Empfindung war.

Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Falo sich als Teil einer Gemeinschaft.

 

*

 

Luna Levitator war eine durchaus gleichwertige Mannschaft. Nach einem individuellen Fehler glich das Team vom Mond aus. Ein Verteidiger der terranischen Mannschaft schätzte einen Ball falsch ein. Was im Training tausendmal geklappt hatte, misslang im Spiel: Er trat einfach über das Leder. Während die Nordsterne noch versuchten, wieder Ordnung ins Spiel zu bringen, nutzten die Levitatoren die Verwirrung der Erdmannschaft und gingen in Führung.

Und wieder verspürte Falo jenes Gefühl, als auf den Rängen plötzlich ein dumpfes Brummen erklang. Unsicher sah der Junge sich um. Erst nach einer ganzen Weile wurde ihm klar, dass es von einigen Zuschauern stammte, die verbissen »Nordstern-Nordstern-Nordstern!« vor sich hin murmelten.

Andere griffen die sechssilbige Beschwörungsformel auf und brüllten sie hinaus, und Sekunden später dröhnte das Magellan-Stadion unter den Rufen der Fans: »NORDSTERN! NORDSTERN! NORDSTERN!« Wie ein Mann standen die Zuschauer hinter ihrem Team, feuerten es an.

Ein Ruck schien durch die Mannschaft zu gehen, und die Bewegungen der Nordsterne, die gerade noch so schwerfällig gewirkt hatten, als hätten sie Blei in den Knochen, wurden wieder energischer und geschmeidiger. Allmählich wurde der Spielaufbau wieder sicherer und konstruktiver, wurden die Aktionen überlegter.

Gegen Mitte der zweiten Halbzeit gelang den Nordsternen der Ausgleich.

Der Jubel im Stadion war unbeschreiblich.

Und als Nordstern Terrania dann praktisch mit dem Abpfiff den Siegtreffer erzielte, sprangen fünfzigtausend Zuschauer klatschend auf, und Falo sah etwas, das er sein Leben lang nicht vergessen sollte.

Die meisten Zuschauer hatten weiße Taschentücher gezogen, schwenkten sie begeistert und voller Ausdauer. Wohin Falo auch schaute, er sah ein Meer weißer Tücher, die im reflektierenden Licht der Scheinwerfer so hell und rein strahlten, wie Falo es noch nie gesehen hatte. Irgendwie glichen die Bewegungen der Zuschauer sich einander an, so dass die weißen Tücher wie ein Lebewesen zuerst nach links wogten und dann nach rechts, und wieder nach links, nach rechts …

So drückt das Publikum seine Anerkennung und Begeisterung aus, erkannte Falo instinktiv.

Er biss sich so heftig vor Wut auf die Lippe, dass sein Vater nicht daran gedacht hatte, ihm auch so ein Taschentuch mitzugeben, dass er Blut schmeckte. Aber er spürte keinen Schmerz. Seine Ergriffenheit überdeckte alle anderen Gefühle.

Der Sechsjährige wusste nur eins. »Ich will Fußballspieler werden«, sagte er, als sie das Stadion verließen. »Ich will selbst einmal dort unten auf dem Feld stehen. Und die Zuschauer rufen dann meinen Namen!«

»Na klar«, antwortete sein Vater. »Und morgen willst du Raumschiffkommandant werden!«

 

*

 

1284 NGZ

 

Schwer atmend ließ Falo sich auf die halbhohe Mauer nieder. Er spürte jeden seiner Knochen und bekam kaum Luft. Das verkrustete Blut verstopfte seine Nasenlöcher.

Er war das jüngste und kleinste der Kinder, die sich hier auf diesem Bolzplatz regelmäßig trafen, um Fußball zu spielen. Doch die anderen nahmen keine Rücksicht darauf. Sie setzten ihre überlegene Größe und ihr Gewicht rücksichtslos gegen ihn ein.

Denn er war auch der Beste von ihnen.

Kaum einem gelang es, ihn vom Ball zu trennen – außer mit einem brutalen Rempler oder noch heimtückischeren Foul. Er zählte schon lange nicht mehr, wie oft er an solch einem Nachmittag zu Boden ging.

Und seine Mutter hatte schon lange aufgehört, mit ihm zu schimpfen, wenn er wieder einmal mit völlig verdreckter Kleidung und zahlreichen Prellungen oder sogar Schürf- oder Platzwunden nach Hause kam. Mittlerweile verarztete sie ihn wortlos, schob ihn unter die Schalldusche und warf die Kleidung in den Reiniger oder den Recycler, je nach ihrem Zustand.

Sie machte genauso wenig Hehl daraus wie sein Vater, dass sein Interesse für den Fußball nicht ihr Wohlgefallen fand. Sie hatte nichts für seine Flausen übrig, wie sie es nannte, sah ihren hochintelligenten Sohn bereits als Kommandant eines LFT-Raumers, als Leiter eines Handelsstützpunkts der Liga oder als wissenschaftlichen Berater der LFT-Regierung.

Aber heute ging es ihm besonders schlecht. Klar, die anderen hatten ihn wieder mal hart rangenommen, aber das war er gewöhnt. Nein, er hatte in den letzten Tagen nicht spielen, ja sich kaum bewegen können. Er hatte das Bett hüten müssen.

Eigentlich war er kerngesund. Die Ärzte hatten jedenfalls nichts Bedrohliches bei ihm feststellen können. Nur diese seltsame Immunschwäche, die bewirkte, dass er häufiger leichte Erkältungen bekam als andere Kinder in seinem Alter. Sie machte ihn viel anfälliger.

Deshalb war es ihm an diesem Tag schwerer als sonst gefallen, mit den anderen mitzuhalten. Aber er konnte so geschwächt sein, wie er wollte, wenn er laufen konnte, konnte er auch spielen, und dann zog es ihn auf diesen Platz, von dem aus man einen hervorragenden Blick auf den legendären Frickway hatte.

Die Prachtstraße diente als Verbindungsstraße und südliche Begrenzung von Atlan Village. Ihre subplanetarische Verlängerung mündete auf die zum Kybernetischen Turm führenden Bahnen. Aber das alles interessierte Falo nicht. Für ihn hatte es mit dem Frickway eine ganz besondere Bewandtnis.

Hier, auf diesem Bolzplatz, spielte er einfach am besten. Hier gelangen ihm Kunststücke, an denen er sonst einfach scheiterte. Hier war er sicher im Umgang mit dem Ball und selbstbewusst. Fast, als hätte der Frickway eine beflügelnde Wirkung auf ihn und würde ihn stets zu Höchstleistungen anspornen.

Er schaute auf und lächelte Joaquin an, seinen besten Freund, den er vor knapp zwei Jahren hier auf diesem Platz kennengelernt hatte. Joaquin humpelte leicht, auch er hatte ein paar Blessuren davongetragen. Schwerfällig ließ sich der etwas dickliche Junge neben Falo nieder.

Mit Joaquin konnte Falo über alles sprechen. Mit keinem anderen verstand er sich so gut. Nur eins störte ihn an seinem Freund: Joaquin war furchtbar sprunghaft, wankelmütig. Stets fand er neue Interessen, für die er sich mit umwerfender Begeisterung entflammte, nur um sich kurz darauf wieder von ihnen abzuwenden. Er entdeckte sein Talent für das Zeichnen und warf aus dem Handgelenk Skizzen auf den Bildschirm, die Falo nicht nach zehn Jahren Übung hinbekommen hätte. Vierzehn Tage später entdeckte er seine Liebe für die Musik und entlockte prompt einer venusianischen Robbensaitengitarre Töne, die Falo in Entzücken versetzten. Er hätte Jahre gebraucht, um dieses Instrument auch nur annähernd so gut zu beherrschen.

Und nach der Musik kam das kreative Schreiben, und dann stand wieder der Sport hoch in Mode, und dann …

Für Falo war so etwas unvorstellbar. Seine ganze Liebe galt dem Fußball. Verbissen versuchte er, sich gegen die älteren Spieler zu behaupten.

Er lächelte schwach. »Heute war Telle aber wieder mal besonders sauer, was?«

Joaquin schüttelte schwach den Kopf. »Du lässt aber auch keine Gelegenheit aus, um ihn zu provozieren. Manchmal führst du ihn regelrecht vor. Und das nimmt er dir übel.«

»Ich kann doch nichts dafür.« Falo zuckte mit den Achseln. »Ich habe das Gefühl, der Ball klebt mir manchmal einfach am Fuß. Selbst wenn ich ihn gewinnen lassen wollte … ich könnte es nicht!«

»Und da steckst du lieber Prügel ein?«

»Was soll ich denn machen?«

»Ich spiele da jedenfalls nicht mehr mit. Mir reicht es. Ich habe die Nase voll.«

Falo riss die Augen auf. »Du willst nicht mehr mit mir in einer Mannschaft spielen?«

»Ich will überhaupt nicht mehr Fußball spielen. Meine Mutter meint, das wäre nicht der richtige Sport für mich, und mein Vater hat mich für einen Kurs im Gravowellen-Surfen angemeldet.«

Einen Moment lang wusste Falo nicht, was er sagen sollte. Gravowellen-Surfen? Das war doch etwas für reiche Säcke! In einem leichten Raumanzug, mit einem Jetski in den höheren Schichten der Erdatmosphäre. Sündhaft teuer. Und dazu noch ein Modesport, der in ein paar Jahren schon wieder in Vergessenheit geraten sein würde.

»Da kannst du doch gleich mit Icho Tolot Squash spielen«, meinte er schließlich pikiert.

Er wollte Joaquin nur ärgern, so enttäuscht war er darüber, dass sein Freund ihn im Stich ließ. Zumindest empfand er es so. Dabei hatte er insgeheim schon seit geraumer Zeit befürchtet, dass Joaquin die Lust am Fußball verlieren würde. Für seine Verhältnisse betrieb er dieses Hobby schon unglaublich lange. Zwei Jahre waren für Joaquins Begeisterungsfähigkeit eine Ewigkeit.