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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2088

 

Gen-Tod

 

Finale für die Monochromen – nur Zheobitt weiß eine Rettung

 

von Michael Nagula

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Die unter dem Befehl der negativen Superintelligenz SEELENQUELL stehenden Arkoniden haben Terra und die anderen Planeten des Solsystems besetzt. Um eine vernichtende Weltraumschlacht zu verhindern, die Millionen oder gar Milliarden von Toten gefordert hätte, hat sich Perry Rhodan mit seiner Flotte an einen unbekannten Ort zurückgezogen.

Von dort aus agieren die Terraner im April 1304 Neuer Galaktischer Zeitrechnung aus dem verborgenen. Mit Kommandoaktionen gehen sie gegen SEELENQUELL und die arkonidischen Truppen vor. Ein wichtiger Verbündeter dabei ist ausgerechnet Bostich, der ehemalige Imperator des Kristallimperiums, mit dem Perry Rhodan einen heiklen Pakt geschlossen hat.

Zuletzt gelang es einem Kommandotrupp, der aus Agenten der USO und Terranern bestand, auf Terra direkt Schlimmeres zu verhindern: Morkhero Seelenquell, der auf dem Heimatplaneten der Menschheit einen zweiten Sitz für die Superintelligenz »erbauen« sollte, wurde dabei erschossen. Auf die Reaktionen von SEELENQUELL kann man nun gespannt sein …

Das ist nicht alles, was für die Terraner von Belang ist. Die Monochrom-Mutanten steuern auf eine Katastrophe zu. Tausenden von jungen Menschen droht der GEN-TOD …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Rain T. Farkim – Der Sprecher der Mutanten an Bord der ROALD AMUNDSEN sucht einen Weg aus der Falle des Gen-Tods.

Zheobitt – Der Galaktische Mediziner will den Monochrom-Mutanten helfen.

Perry Rhodan – Der Terranische Resident plant die nächsten Schritte gegen SEELENQUELL.

Jani Keitz – Die Kommandantin der ROALD AMUNDSEN wird mit einer unerwarteten Gefahr konfrontiert.

1.

 

Gesichter tanzten um ihn herum. Ihre Konturen waberten. Die Münder waren zu stummen Schreien aufgerissen: Unternimm etwas! Rette uns! Sie blickten ihn an, anklagend, die Hände an den Wangen. Weitere rasten auf ihn zu, verwitterten und zerfielen. Und mit ihnen kam dieses Geräusch, ein fernes Grollen, das immer lauter wurde, ein Stöhnen …

Rain Farkim ruckte hoch und lauschte in die Dunkelheit. Sekundenlang. Doch da war nichts. Nur das Wummern seines Herzschlags, aufgeregt flatternd – dann kam es wieder …

Das Stöhnen!

Plötzlich schnellte seine Hand nach links, zur anderen Hälfte des Bettes. Er ertastete etwas, dünnen Stoff, einen warmen, fast heißen Körper. Er wirkte nass, schweißdurchtränkt. Als seine Hand ihn berührte, lief ein Frösteln über den Körper.

Jellyanne!

Abermals erklang das Stöhnen …

»Licht an!«, rief er.

Sanfte Helligkeit erfüllte die Schlafkabine. Er blinzelte und schaute zur Seite. Neben ihm lag ein schlanker Körper mit kastanienbraunem Haar, das verschwitzt am Kopf klebte. Seine Freundin Jellyanne. Sie starrte hinauf ins Nichts, die Augen geweitet. Und dann erbebte sie, stöhnte erneut. Ihre Hände krampften sich um den Saum der Bettdecke.

»Jellyanne, was hast du?«

Sie wandte leicht den Kopf. Der Ausdruck in ihren Augen wühlte sein Innerstes auf – Panik, Todesangst! Ein Krampf durchlief ihren Körper, und sie bäumte sich auf.

»Um Himmels willen!«

Er schlang die Arme um sie. Er wollte sie trösten, ihr Mut zusprechen. Doch über seine Lippen kam nur Gestammel.

Es ist soweit!, schrie eine Stimme in ihm. Der Zerfall setzt ein! Und eine andere Stimme sagte: Nein, das darf nicht sein! Nicht Jellyanne! Sie muss leben!

Er zog den Ärmel über seinen rechten Handballen und strich ihr den kalten Schweiß von der Stirn. »Ich lasse nicht zu, dass du stirbst! Ich rette dich, Jellyanne!«

Er erlebte das jetzt schon seit Tagen – psychische Krämpfe und telepathische Schreie, von grauenvoller Angst gezeichnet, von sterbenden Zellen ausgelöst. Ein mentales Auflodern, das verglomm und zu Asche wurde …

Er hatte es bei jeder einzelnen Person gespürt, die ins Nichts ging, das letzte Aufbegehren – ihren Tod!

Nein, nicht Jellyanne!

»Medostation!«, keuchte er und sprang auf, eilte zur Kabinenwand, als dort ein Bildschirm aufleuchtete und ihm ein junger Pfleger entgegensah. »Meine Freundin! Jellyanne Brecht … Ich bringe sie euch gleich. Sie hat starke Beschwerden, eine Monochrom-Mutantin. Könnte der Zelltod sein, aber ich hoffe, nicht. Vielleicht ist es auch nur ein Infekt. Bereitet alles vor!«

»Was …? Du bist doch Farkim, nicht wahr?«, stotterte der junge Mann. »Willst du teleportieren? Das geht nicht. Psi-Anwendungen sind strikt verboten. Ich schicke dir …«

»Wir sind sofort bei euch!«

Er schaltete ab, bevor der verdutzte Pfleger etwas erwidern konnte. Dann machte er kehrt und beugte sich zu Jellyanne hinab. Federleicht war sie, als er sie hochhob. Er konzentrierte sich, und alles um ihn herum löste sich auf.

Im nächsten Moment stand der Teleporter vor dem Pfleger.

»Aber … du kannst doch nicht …«, stammelte der junge Mann.

Sein Blick fiel auf die Frau in den Armen des Mutanten. Er nahm sie ihm mit Hilfe eines Antigravs ab, trug sie zu einem Schwebebett im Korridor der Station und sprühte ihr etwas auf Brust, Handgelenke und Schläfen. Holodiagramme flammten über dem Kopfende des Bettes auf. Einer der Medoroboter entnahm Proben von Blut, Speichel und Haut, die er auf Objektträgern in ein Fach seines Kugelrumpfs legte. Die Holos zeigten die Differenz zu den Sollwerten an, dann wurden Jellyanne mit Hilfe eines Tropfs, den der Pfleger gelegt hatte, stärkende Mittel zugeführt.

Hin und wieder durchlief ein Schauder die junge Frau, und sie stöhnte auf.

Farkim sah äußerlich ungerührt zu, ganz benommen von der Kälte und Sterilität der Umgebung.

Er war entsetzt. Aber eigentlich hatte er nichts anderes erwartet. Seit Trim Marath im Magellan-Stadion aufgetaucht war und den Versammelten berichtet hatte, dass ihre Lebensspanne begrenzt war, gab es wohl keinen Monochrom-Mutanten, der nicht ständig in sich hineingehorcht hätte. Gut neun Monate war das jetzt her, und seitdem lebten sie alle in ständiger Furcht, dass die genetische Sperre wirksam werden könnte und ihr Todesprogramm abspulte.

Sie sprachen nicht darüber. Keiner von ihnen. Sie hatten versucht, sich zu organisieren, und weil er überzeugend reden konnte, war Farkim von den übriggebliebenen Monochromen zu ihrem Sprecher gewählt worden. Das war noch auf der CHARLES DARWIN geschehen. Aber das Thema, das allen unter den Nägeln brannte, war ihnen bei den Versammlungen stets zu heiß gewesen. Auch ihm, der den Mund sonst immer so voll nahm …

Sie hatten sich lieber mit Fragen der Unterbringung und Freizeitgestaltung begnügt … Strategien des Vergessens.

»Was meinst du?«, wandte er sich an den Pfleger. »Ist es ein Infekt? Sie hat in letzter Zeit viel durchgemacht. Wie wir alle. Die Anstrengungen waren groß …«

Der psychische Stress, wollte er hinzufügen, doch der Blick seines Gegenübers brachte ihn zum Verstummen.

»Der Zustand deiner Freundin ist einstweilen stabil«, sagte der junge Mann, »aber ich bin kein Arzt. Dr. Nermalldo ist unsere Chefmedikerin. Sie wird nach ihr sehen, sobald sie und ihr Team abkömmlich sind.«

Rain Farkim fragte nicht weiter. Fragen waren müßig. Ihnen blieb doch nur das Warten. Und außerdem wusste er, womit die Mediker beschäftigt waren.

Aus den ursprünglich tausend Monochromen, die Perry Rhodan aus den Mutantenschulen auf ganz Terra hatte evakuieren lassen, bevor das Göttliche Imperium die Erde besetzte, waren in den letzten zwei Wochen dreieinhalbmal so viele geworden. Der Terranische Liga-Dienst und die USO hatten alle Mutanten, deren sie im Hoheitsgebiet der Liga und anderswo habhaft werden konnten, umgehend per Transmitter an Bord der ROALD AMUNDSEN gebracht.

Und jetzt kommen sie mit den Untersuchungen nicht mehr nach!, dachte er, so fassungslos wie hämisch. Sie haben von allen Einheiten der Heimatflotte medizinisches Personal abgezogen, aber es reicht nicht aus!

Verfolgt vom Blick des Pflegers, ging er zum Schwebebett seiner Freundin und setzte sich auf den Rand.

Jellyanne hatte die Augen geschlossen, ihr Atem ging flach. Tief sog er ihren Anblick in sich ein, das ebenmäßige Gesicht, die geschwungenen Brauen …

Die Hände mit den Infusionen zuckten. Er ergriff ihre Rechte und streichelte sie sanft.

Dabei hatte Rhodan versprochen, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Zeitbombe, die in ihnen tickte, zu entschärfen. Und der Unsterbliche hatte sein Wort bisher noch immer gehalten, oder nicht?

Leeres Geschwätz! Die ROALD AMUNDSEN mit ihrer gewaltigen Bettenkapazität war nichts weiter als ein fliegender Sarg!

Seit zehn Tagen starben sie – einer nach dem anderen …

Ein Dutzend Mutanten waren schon tot. Und jetzt hatte es auch Jellyanne erwischt. Er musste etwas unternehmen!

»Ist das deine Frau?«

Jemand kam mit energischen, weit ausgreifenden Schritten durch den Korridor auf ihn zu. Eine kräftige Terranerin, das Gesicht von halblangem dunklem Lockenhaar eingerahmt. Keine 1,65 Meter groß, strahlte sie Wärme und Selbstbewusstsein aus.

Als Sprecher der jungen Mutanten an Bord kannte er die Frau; es war Utea Nermalldo. Sie zog mehrere andere Weißkittel hinter sich her – zwei Aras, drei Terraner und eine untersetzte Gestalt, die er als Ferronen erkannte.

»Ja, das ist meine Frau.«

Sie hielt ihm die Hand hin, ohne den Blick von der Kranken zu nehmen. Farkim schlug ein und beobachtete, wie die Chefmedikerin Jellyanne untersuchte. Pupillenkontrolle und Sichtung der Holodaten wirkten zu seinem Ärger routinemäßig.

»Tut mir leid.« Sie wandte sich ihm wieder zu. »Es sind die klassischen Symptome.«

Farkim erwartete, dass sie noch etwas hinzufügte, doch sie blieb stumm.

»Kein Infekt? Keine Überanstrengung?«

»Wenn du so willst … eine Überanstrengung schon«, sagte sie. »Mit Abschluss der Wachstumsphase setzt bei jedem Menschen eine Zelldegeneration ein, das ist ganz normal. Aber hier geschieht das beschleunigt. Wir haben es praktisch mit einer Alterung von null auf hundert zu tun.«

»Gen-Tod?«

Dr. Nermalldo nickte. »Wir werden es ihr so leicht wie möglich machen. Du kannst uns vertrauen.«

»Lasst die Finger von ihr!«, rief Farkim.

Die Ärztin wich zurück, und wie zur Antwort stöhnte Jellyanne auf. Sie ruderte mit den Armen, bis der Mutant ihr die Hand auf die Stirn legte. Dann beruhigte sie sich, ließ jedoch noch immer dumpfes Stöhnen erklingen.

»Ich kümmere mich um dich, Liebling! Hab keine Angst!«

Dr. Nermalldo blickte düster drein und sah sich im Kreis ihrer Assistenten um. Sie deutete auf den Ferronen. »Ich lasse dir Dr. Thompan hier. Er ist ein sehr fähiger junger Mann, der dir nach Kräften helfen wird. Ich muss mich um die anderen Krankenfälle kümmern.«

Farkim antwortete nicht, sondern sah fassungslos, wie die Ärztin mit ihrem Tross wieder davonrauschte – um so resoluter, da ihre Hilflosigkeit angesichts des Zustands seiner Freundin deutlich geworden war.

Der Monochrom-Mutant versank in dumpfes Brüten. Er achtete kaum darauf, als der Ferrone den Pfleger anwies, das Schwebebett in ein freies Zimmer zu schieben. Er trottete einfach benommen hinterdrein.

Als der Pfleger sich entfernte, sah Farkim den Ferronen an. »Was können wir noch tun?«

»Ihr die Schmerzen nehmen.« Doktor Thompan zuckte mit den Achseln. »Es wird mit Hochdruck nach einem Gegenmittel gesucht, doch bisher ohne Ergebnis. Wir müssen dafür sorgen, dass sie möglichst lange durchhält.«

Farkim lachte auf, dann schien ihm etwas einzufallen. Er blickte Jellyanne an, und ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich bin gleich wieder da«, sagte er zärtlich.

Im nächsten Moment schlug an der Stelle, an der er eben noch gestanden hatte, die Luft zusammen. Sekunden später tauchte Farkim wieder auf – in Begleitung einer zweiten Person, eines aschblonden Jungen mit Pausbacken.

»Jellyanne!«, rief er. »Ich habe Killmy geholt.« Er schob den Ferronen zur Seite und beugte sich vor. Er strich Jellyanne über die Wange, dann über die Haare, aus denen er ein feinmaschiges Netz zog. »Mein kleiner Bruder wird dir helfen«, sagte er. »Du weißt doch, was für ein guter Suggestor er ist. Er wird dir die Schmerzen nehmen.«

»Seid ihr sicher …?«, begann Thompan, doch Farkims Bruder zog ihn einfach hoch und stieß ihn zur Seite.

»Hallo, Jellyanne«, sagte der gedrungene Sechzehnjährige, als er sich an den Platz des Assistenzarztes setzte. Er lächelte gequält. »Du kannst mir vertrauen.«

»Du musst nicht leiden«, sagte Farkim.

Der Blondkopf drückte Jellyanne die Hand. Dann wurde sein Gesicht ausdruckslos. Nur Sekunden vergingen, bis bei Jellyanne die äußeren Zeichen der Angst wichen.

»Gott sei Dank«, seufzte Farkim.

Jellyannes Lächeln verriet ihm, dass sein Bruder ihr angenehme Gedanken suggerierte. Er wusste auch, welche. Er hatte sich über alle inneren Widerstände hinweggesetzt und Killmy seine Erinnerungen zur Verfügung gestellt. Jetzt sandte sein Bruder sie an Jellyanne aus, Gedanken aus der Zeit, als sie beide frisch verliebt gewesen waren. An die herrlichen Tage, die sie am Goshunsee verbrachten, als sie durch die Parks von Terrania streunten. Er ließ sie ans Shonka-Motel denken, an die parfümierten Kaskaden und das seidenweiche Wasser des Gobi-Onsen.

Ewigkeiten lang ruhte dieses Lächeln auf Jellyannes Gesicht, und Farkim war froh, seine Liebste glücklich zu sehen. Er reagierte nicht auf die telepathischen Rufe, die ihm als Sprecher der Monochromen galten. Es ging um Dinge, die für ihn jetzt belanglos waren.

»Ich liebe dich, Jellyanne«, flüsterte Farkim.

Er strich ihr die verschwitzten Haare aus der Stirn und streichelte ihre Wange. Sie wandte den Kopf und hauchte ein einziges Wort, das sie wiederholte, als Farkim sich zu ihr vorbeugte: »Rain …«

Die besorgten Blicke, die Dr. Thompan zu den Holodiagrammen am Kopfende des Bettes warf, entgingen Farkim nicht. Die Wirkung der Medikamente schien nachzulassen. Jellyanne wurde schwächer. Killmy ließ nicht nach, ihr angenehme Erinnerungen zu suggerieren, und als die Beschwerden der jungen Frau zunahmen, verstärkte er den Glauben an eine positive Zukunft, an ein Leben nach dem Tod, in dem sie ihren Liebsten wiedersehen würde …

Rain, den geliebten Rain!

Einen halben Tag lang dauerte Jellyannes Todeskampf, dann verglommen ihre Gedanken. Ihr Geist driftete in ferne Sphären, und ohne seinen Halt kollabierten die Organe.

Wir sehen uns wieder!, glaubte Farkim noch zu vernehmen. Es war wie ein Schlag in die Magengrube.

Hatte sein Bruder das gesagt? Oder seine Liebste? Vielleicht gab es ja wirklich eine Zukunft für sie beide? Irgendwie … irgendwo … Waren sie nicht Mutanten? Beherrschten sie nicht die gewaltigsten mentalen Kräfte, die den Menschen jemals gegeben worden waren?

Der Ferrone hatte sie allein gelassen, und der Sprecher der Monochromen war froh darüber. Lediglich sein Bruder Killmy war noch bei ihm, und niemand wusste, was ihnen bevorstand. Ihnen allen drohte der Tod …

Er wandte sich Jellyanne zu, küsste ihre Stirn und ihre Wangen, die herrlichen braunen Augen, die einst so sehr vor Lebensfreude gesprüht hatten, dass er ihnen verfallen war, viele tausend Male.

Sanft hielt er ihre erkaltenden Hände, bis die Adern bläulich hervortraten.

Etwas zerbrach in ihm. Mein Gott, dachte er. Jellyanne! Was bleibt mir denn noch ohne dich?

 

*

 

In dieser Nacht fand Rain T. Farkim keinen Schlaf. Er hatte jeden Kontakt mit anderen gemieden, und jeder respektierte seinen Wunsch, allein zu sein. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, starrte er zur Decke.

In der Schlafkabine hing noch der Duft von Jellyannes Parfüm. Jetzt hatte er niemanden mehr außer Killmy, und keiner wusste zu sagen, wann der erste von ihnen beiden …

Verdammt, was sollen diese Gedanken?

Er musste den Teufelskreis der Verzweiflung durchbrechen und sich zu neuen Ufern begeben, das Heft selbst in die Hand nehmen. Die Rettung vor der Invasion der Arkoniden, ihre Flucht zum dritten Planeten von Kalups Pforte – das konnte unmöglich das Ende der Wegstrecke sein!

Sie hatten sich lange genug auf Perry Rhodan verlassen. Sicher unternahm der Aktivatorträger jede nur erdenkliche Anstrengung, schon aus politischen Gründen. Die Monochromen bildeten ein ungeheures Potenzial, auf das er nicht verzichten konnte. Doch die Ratlosigkeit des Residenten war mit Händen zu greifen – seit drei Monaten hielten sie sich auf Pforte 3 auf, ohne dass ihre Chance auf Heilung näher gerückt wäre.

Jellyannes Schicksal machte das Maß voll!

Und er war nicht der einzige, der so empfand. Der Tod seiner Geliebten hatte gewaltige Wellen geschlagen und bei allen Mutanten einen wunden Punkt getroffen: Sie war das 13. Opfer!

So konnte es nicht weitergehen!

Während Rain Farkim auf dem Bett lag, die Linke zur leeren Hälfte hin ausgestreckt, baute sich eine gewaltige Kraft auf. Die psionische Aura von Tausenden Mutanten. Ein Knistern erfüllte die Luft und schien sich auf die ganze ROALD AMUNDSEN auszudehnen. Der Mutantensprecher spürte, wie sein Bewusstsein mit zahlreichen anderen buchstäblich verschmolz und in die Unendlichkeit geführt wurde, wie es wuchs und gedieh.

Noch nahmen nicht alle Monochromen teil, noch achteten viele das Psi-Verbot an Bord des Raumschiffs. Und doch entstand ein starker Para-Block.

SEELENQUELL, dachte Farkim. Bist du vielleicht unsere einzige Chance? Du hast die Mutanten aus Para-City zu dir genommen. Mutanten wie uns. Vielleicht sind sie jetzt keine Menschen mehr, aber sie wurden bei deiner Geburt in eine andere Daseinsebene transformiert.

Farkim wünschte sich verzweifelt, er könnte Jellyanne wiederfinden – notfalls irgendwo in SEELENQUELL …

2.

 

Zehn Tage vorher …

»Wie lange dauert das denn noch?«, raunte der Terraner mit dem roten Bürstenhaarschnitt. Er lockerte mit zwei Fingern die Magnetschnalle an seinem Hals. »Ich komme mir allmählich wie ein Gepäckstück vor, das niemand abholt.«

»Sie müssen jeden Moment eintreffen«, murmelte Perry Rhodan. Ihm war seine Nervosität kaum anzumerken. Nur einem sehr aufmerksamen Beobachter wäre aufgefallen, dass seine graublauen Augen einen harten Ausdruck angenommen hatten und die weiße Narbe am rechten Nasenflügel stärker hervortrat.