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Inhalt

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1.

Fausto Pereda, ein junger Sargento, schlank, stark, mit hellbraunen Augen und trotzig aufgeworfenen Lippen und voller Ehrgeiz – Pereda war außer sich vor Zorn. Er hielt die Hände geballt und schrie seine Leute an: „Beeilt euch, ihr Schlappschwänze, oder ich mache euch Beine!“

Auf Fort San Sebastian und in ganz Cadiz war der Teufel los. Philip Hasard Killigrew, angeblich ein Spion der Engländer, hatte an diesem frühen Morgen des 29. Mai 1580 füsiliert werden sollen. Aber seine Leute hatten sich als Spanier verkleidet in die Festung geschlichen – wie, das blieb ein Rätsel – und den Todeskandidaten dem Exekutionskommando vor der Nase weggeschnappt. Romeronde Zumarraga, der einzige Hauptbelastungszeuge im Prozeß gegen den zum Tode Verurteilten, hatte bei diesem Vorfall einen Kollaps erlitten. Es war nicht das erstemal gewesen, diesmal jedoch hatte ihn der Schlaganfall das, Leben gekostet. Aber es war noch schlimmer gekommen.

Sie hatten wie die Wilden gewütet, diese Befreier. Sie hatten den Teniente und den Festungskommandanten niedergeschlagen und unter den Soldaten aufgeräumt. Schließlich hatten sie auch noch ein Pulverfaß mit einer brennenden Lunte in den Pulverturm geworfen. Sie waren getürmt, mit einem Beiboot zu ihrer Karavelle hinüber, und Killigrew, dieser schwarzhaarige Himmelhund, hatte Salvador de Coria mit sich fortschleppen können – den Generalleutnant und Beauftragten des Königs für das Festungswesen.

Sargento Pereda hatte im allgemeinen Durcheinander den Befehl erhalten, in der Waffenkammer nach dem Rechten zu sehen und vor allen Dingen den Waffenmeister zu suchen. Der war spurlos verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Dabei mußte gerade er ja wissen, warum bei der Hinrichtung Killigrews mit einem Mal die Musketen nicht mehr funktioniert hatten. Mit anderen Worten: Er war persönlich verantwortlich für diese Riesenschweinerei.

Aber der Schlüssel zur Waffenkammer war nicht aufzutreiben gewesen. Keiner hatte ihn, niemand hatte ihn gesehen. Spurlos verschwunden! Das waren Tatsachen, die Peredas Gemüt erhitzten und zum Überkochen brachten. Er hetzte seine Untergebenen und brüllte sie an. Zwei Soldaten waren im Schweiße ihres Angesichts damit beschäftigt, die Tür zur Waffenkammer aufzubrechen, aber sie schafften es nicht.

„Ihr Kanaillen“, fuhr Pereda sie wieder an. „Strengt euch an, bringt euch meinetwegen um, aber die verdammte Tür muß endlich auf!“

Er trat einem von ihnen kräftig in den Hintern – und da klappte es plötzlich. Unter Schreck und Schock verdoppelten sich die Kräfte des Soldaten. Die Tür flog auf. Die Soldaten stürmten in die Waffenkammer, allen voran natürlich Pereda.

Der Waffenmeister war nirgends zu entdecken. Ein Feldbett, auf dem er geruht haben mußte, war leer. Pereda tigerte gereizt durch den Raum. Wahllos hob er ein paar Schußwaffen auf, Arkebusen, Musketen, Stein- und Schnappschloßpistolen. Sie waren samt und sonders unbrauchbar gemacht worden.

Der Sargento fluchte in allen Tonarten. Er riß Schränke und Truhen auf. Aber jählings verharrte er vor einem Schrank, der sich beim besten Willen nicht aufzerren ließ.

„Den Schlüssel her“, befahl er.

„Sargento“, erwiderte einer der Soldaten zaghaft. „Wir haben keine Ahnung, wo der zu finden ist.“

„Wieder verschwunden“, stieß Pereda wütend hervor. „Das ist ja wie verhext. Los, aufbrechen!“

Selbstverständlich bereitete es weitaus weniger Mühe, den Schrank zu öffnen, als die Tür der Waffenkammer. Ein Ruck mit einem dicken, vorn spitz zugefeilten Eisen, und der Holzschlag sprang auf. Sargento Fausto Pereda stand ganz unverhofft dem Waffenmeister gegenüber.

Es war eine denkwürdige Begegnung. Der Sargento klappte den Mund weit auf. Der Waffenmeister blickte ihn mit hervorquellenden Augen aus dem Schrank heraus an. Er hockte eingepfercht und würgte. Mehr konnte er nicht tun, denn er war gefesselt und geknebelt worden.

Sargento Pereda fand die Sprache wieder. „Madre de Dios. Heilige Mutter im Himmel, ist denn das zu fassen?“ Er lief puterrot an, riß den unglücklichen Mann aus dem Schrank, drängte ihn auf die Soldaten zu und brüllte: „Befreit ihn von den Stricken, Hölle und Teufel. Steht nicht wie die Ölgötzen herum und glotzt.“

Der Waffenmeister wurde in fliegender Hast seiner Fesseln und des Knebels entledigt. Er atmete ein paarmal tief durch, ließ die Arme baumeln, schaute den Sargento ergeben an und sagte: „Herzlichen Dank, ich dachte schon, ihr hättet mich vergessen.“

Pereda stellte sich breitbeinig vor ihn hin und stemmte die Fäuste in die Seiten. „Fast wäre das passiert. Fast wäre nämlich nicht nur der Pulverturm des Forts, o nein, fast wäre ganz San Sebastian in die Luft geflogen – und mit der Festung wir.“ Er hob die Stimme wieder zu ohrenbetäubendem Geschrei. „Und du, Sohn einer Hure, wirst mir erklären, wie diese ganze Sauerei hat geschehen können. Rede!“

Der Waffenmeister zitterte aus Angst vor dem, was ihm noch blühte. Aber er berichtete. Zunächst sprach er stockend, dann flüssiger. Er schilderte, wie ihn fünf Kerle überwältigt hätten. Zumarraga wäre bei ihnen gewesen, mit einem Knebel im Mund. Ja, sie mußten durch den geheimen Fluchtgang eingedrungen sein.

„Einer von ihnen, ein Dunkelblonder mit breiten Schultern, hat mich mit vorgehaltener Pistole überrumpelt“, sagte der Waffenmeister. „Er sprach ausgezeichnet Spanisch, das muß ich ihm zugestehen.“

Der Sargento beugte sich vor, daß sich ihre Gesichter fast berührten. „Ausgezeichnet Spanisch, nicht wahr? Wie interessant. Damit willst du wohl überspielen, daß du Hund auf dem Feldbett gelegen und geschnarcht hast, wie?“ Seine Stimme wurde leise, gefährlich leise. „Aber damit kannst du bei mir nicht landen.“

„Ja – jawohl, Sargento.“

„Weiter jetzt. Was taten diese Halunken?“

„Sie berieten, ob sie zu dem Gefangenen vordringen sollten. Aber auf dem Weg dorthin standen zu viele Posten, und sie riskierten, überrascht zu werden. Außerdem, so sagten sie, befand sich der Schlüssel zum Kerker in der Tasche des Festungskommandanten.“

„Woher die das wohl wußten?“ sagte einer der Soldaten.

Pereda kanzelte ihn mit einem kalten Blick ab. „Von Zumarraga natürlich, du Idiot.“ Zu dem Waffenmeister gewandt, sagte er: „Also zerstörten sie die Schußwaffen. Auch die acht Musketen, die du heute in aller Frühe dem Füsilierkommando auszuhändigen hattest, ist es so, du Narr?“

„Ja.“

„Du Hasenfuß, warum hast du nicht versucht, sie zu überwältigen?“

„Sie waren zu fünft!“

„Du bist ein Feigling“, sagte Pereda voll Verachtung. „Du hättest um jeden Preis Lärm schlagen und dich opfern müssen. Für das Fort, für die Krone.“

Der Waffenmeister war weit davon entfernt, jemals als Märtyrer für sein Vaterland aufzutreten, aber das äußerte er natürlich nicht. Er fuhr fort: „Sie bewaffneten sich selbst bis an die Zähne, diese Teufel. Dann verkleideten sie sich als Spanier.“

„Ja!“ schrie der Sargento. „Und dann, um fünf? Du gabst die Musketen an das Hinrichtungskommando aus. War das nicht die Gelegenheit, die Sache zum Platzen zu bringen?“

„Nein“, beteuerte der Waffenmeister verzweifelt. „Diese Eindringlinge haben mir zugesetzt, die ganze Nacht über. Sie haben mich so eingeschüchtert, daß ich gar nicht an Widerstand dachte. Außerdem hielt einer von ihnen aus seinem Versteck heraus die Pistole auf meinen Rücken gerichtet, als die Füsiliere eintraten.“

Einer der Soldaten lachte. „Ich weiß, daß die Männer des Kommandos sagten, der Waffenmeister habe gezittert. Er habe wohl Schiß wegen der bevorstehenden Exekution, hieß es.“

Sargento Fausto Pereda nickte grimmig. „Und er hat die Hosen noch voll. Du wirst dich für deine Dämlichkeit rechtfertigen müssen, Freundchen. Es herrscht Alarmzustand in ganz Cadiz. Hier ist die Hölle ausgebrochen. Der Stadtkommandant hat den Ausnahmezustand verhängt, und ich kann bloß hoffen, daß er die Lage in den Griff kriegt.“

Er hatte kaum ausgesprochen, da erschien ein Bote unter dem Türrahmen. „Sargento, Sie werden dringend vom Teniente verlangt.“

Pereda warf dem Waffenmeister noch einen vernichtenden Blick zu, dann marschierte er hinter dem Boten her und meldete sich oben im Hauptgebäude der Festung bei dem Teniente, der hier vorläufig die Einsatzführung übernommen hatte.

„Anordnung vom Stadtkommandanten“, sagte der Teniente. „Sie gelten als der beste Reiter der Garnison Cadiz, Sargento Pereda. Statt hier wertvolle Zeit zu vergeuden, brechen Sie sofort nach Algeciras auf. Lassen Sie sich vom Stallmeister das schnellste Pferd geben. Im übrigen haben Sie Sondervollmacht und können das Reittier wechseln, wo und sooft Sie wollen.“ Er reichte ihm ein zusammengerolltes Dokument.

Pereda nahm es entgegen und steckte es zu sich. Er fühlte sich geehrt. Stolz warf er sich in die Brust und erwiderte: „Gut, Teniente. Und in Algeciras?“

„Dort alarmieren Sie die Marinestation und veranlassen, daß unsere Kriegsschiffe auslaufen und die Meerenge von Gibraltar blockieren.“

Pereda zog überrascht die Augenbrauen hoch.

„Wir haben Grund zu der Annahme, daß die als irisches Handelsschiff getarnte Zweimastkaravelle dieses Spions Killigrew ins Mittelmeer durchbrechen will.“

„Warum das? Für diesen Schurken läge doch weiß Gott nahe, sich sofort auf die Flucht nach England zu begeben“, sagte der Sargento verdutzt.

„Dies ist nicht der Moment, dumme Fragen zu stellen“, erklärte der Teniente ärgerlich. Nach dem tollkühnen Handstreich der Engländer befand auch er sich in einer inneren Verfassung, die durch den kleinsten Funken zur Explosion gebracht werden konnte.

Pereda lief blutrot an, salutierte und antwortete: „Natürlich nicht, Teniente. Zu Befehl, Teniente. Ich reite sofort los.“

Der Teniente bereute seine barsche Entgegnung und bequemte sich nun doch zu einer Erläuterung. „Es wurde beobachtet, wie die Karavelle Kurs nach Süden nahm. Unsere Vorgesetzten wissen, warum sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, Killigrew könne den Durchbruch ins Mittelmeer versuchen. Ich glaube, im Prozeß gegen ihn hat sich herauskristallisiert, daß er irgendwo in Nordafrika noch einen Verwandten hat. Genaues weiß ich aber auch nicht. Der Stadtkommandant hat natürlich bereits drei Kriegsgaleonen von hier auslaufen lassen, um die Karavelle zu verfolgen, aber ...“

„... aber doppelt hält besser“, erwiderte Pereda. Er nahm wieder stramme Haltung ein. „Ich fliege, Teniente. Dieser falsche Ire wird sich noch wundern. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Noch können wir das Urteil – wenn auch mit Verspätung – vollstrecken.“

Er meldete sich ab, lief nach unten in den Hof und schrie innerhalb der nächsten Minuten mit dem Stallmeister und dessen Knechten herum. Reichlich verärgert zäumten und sattelten sie ihm „Aurora“, einen hochbeinigen braunen Andalusier-Hengst. Aurora übertraf an Schnelligkeit alle, auch den schönsten Rappen im Stall von Fort San Sebastian.

Die Zugbrücke senkte sich unter dem Rasseln der Ketten. Sargento Fausto Pereda trieb den Hengst bereits hinüber, als sie noch nicht ganz aufgesetzt hatte. Im Galopp jagte das Tier in östlicher Richtung auf die Stadt zu. Pereda sah nur Soldaten. Die Bürger hatten sich in ihre Häuser verkrochen und drückten sich hinter den Fenstern die Nasen an den Scheiben platt. Pereda sah im Vorbeireiten in den kleinen, ineinander verschachtelt wirkenden weißen und grauen Gebäuden Männer mit verzerrten, schadenfrohen, aber auch angsterfüllten Gesichtern. Er sah Frauen, die ihre Kinder von den Fenstern wegrissen.

Zweimal wurde er von Patrouillen kontrolliert. Jedesmal sorgte er für einen Heidenaufstand und verschaffte sich Respekt. Er war der Sonderbeauftragte des Stadtkommandanten von Cadiz, ein Kurier der Krone mit hochbrisanten Meldungen für Algeciras. Man hatte vor ihm zu kuschen. Er wünschte sich, die ganze Welt möge ihn bei der Ausführung seines Auftrages beobachten.

An der Kathedrale wandte er sich nach Südosten und ritt nun auf der schmalen Landzunge, dem Ausläufer der Insel Leon, auf San Jose und Puntales zu. Er ließ Fort Cortadura hinter sich. In rasendem Galopp jagte er bis nach San Fernando und gönnte sich und dem Pferd keine Unterbrechung, bis sie das Ufer der Insel erreicht hatten.

Pereda ließ sich übersetzen. Danach ging der wilde Ritt weiter. In Ciclana de la Frontera preschte er durch den Ort, ohne abzustoppen. Die Menschen schüttelten die Fäuste und wetterten hinter ihm her. Pereda kümmerte sich nicht darum. Er war bereit, das Äußerste seiner Energien zu liefern, um so schnell wie möglich in Algeciras zu sein. Er wußte, daß nach gelungenem Abschluß dieser Mission die Aussicht auf Beförderung wartete.

Vielleicht würde man ihn sogar zum Teniente ernennen. Der Stadtkommandant von Cadiz war ein umsichtiger Mann voll strategischer Fähigkeiten, und es war bekannt, daß er die Opferbereitschaft und Selbstlosigkeit seiner Ungergebenen gern großzügig honorierte.

Um die Mittagsstunde hatte er fast Conil erreicht. Grell stach die Sonne auf seinen Kopf und seinen Rücken. Er nahm den Helm ab, ohne das Tempo zu verringern. Aurora hielt sich immer noch gut. Pereda war froh, den Andalusier-Hengst gewählt zu haben. Oft gingen die Meinungen darüber auseinander, welches das wertvollste Pferd im Stall des Forts San Sebastian war, aber ein Mann mußte sich strikt nach seiner Überzeugung richten. Und er, Pereda, war nun einmal felsenfest davon überzeugt, daß es keinen besseren Renner als diesen Braunen gab.

Aurora stand der Schaum vor Maul und Nüstern. Pereda kümmerte sich nicht darum. Er nahm es erst richtig zur Kenntnis, als Aurora einen röchelnden Laut von sich gab, vorn in den Knien einbrach und ihn aus dem Sattel katapultierte.

Der Sargento landete im Straßenstaub. Er überschlug sich zweimal, blieb auf der Seite liegen und krümmte sich. Etwas stach schmerzhaft in seine rechte Körperseite. Es war das Wehrgehänge des Degens. Fluchend brachte er sich in eine günstigere Lage, schüttelte sich und richtete sich wieder auf.

Aurora rappelte sich nicht auf. Er war auch in den Hinterläufen eingeknickt, streckte jetzt alle viere von sich und gab eine Reihe klagender Laute von sich. Ein Mann, der sein Tier liebt, hätte sich besorgt darum bemüht, ja, er hätte es gar nicht erst zum Zusammenbruch getrieben.

Aber für Pereda gab es nur Disziplin und Karriere. Er schrie den Hengst an: „Willst du wohl aufstehen? Soll ich dir Beine machen?“

Das nutzte nichts. Pereda zerrte an dem Hengst, um ihm hochzuhelfen, aber auch das fruchtete nichts. Wütend ließ er die Zügel schließlich sinken. Er war verzweifelt, die Zeit rann ihm zwischen den Fingern davon. Aber er sah ein, daß Aurora keinen Schritt mehr schaffte. Der Hengst war am Ende seiner Kräfte und stöhnte unter der zunehmenden Mittagshitze.

Was sollte Pereda tun? Laufen? Es wäre das letzte gewesen, das er akzeptiert hätte. Erstens, weil es ihn viel zu langsam weiterbrachte. Zweitens, weil das Marschieren eines Sonderkuriers des Stadtkommandanten von Cadiz ganz und gar nicht würdig war.

Die Lösung des Problems ergab sich von selbst.

Aus Richtung Barbáte näherte sich in einer dichten Staubwolke ein einzelner Reiter. Als er den Sargento und den daliegenden Hengst erblickte, verringerte er sein Tempo. Pereda kniff die Augen zusammen. Aus den Lidschlitzen gewahrte er, daß es sich um einen zivil gekleideten, nicht sonderlich großen Mann auf einem Apfelschimmel handelte.

Es bestand die Gefahr, daß der Fremde sich zum Ausweichen entschloß. Man war nie sicher vor unliebsamen Überraschungen. Pereda setzte sich rasch den Helm auf. Er schwitzte darunter, aber er baute darauf, daß der Mann dort vor einem Unteroffizier Seiner Majestät Philipps II. von Spanien keine Furcht empfand.

Pereda winkte ihm zu. Und dann tat er noch etwas. Er zückte die Radschloßpistole und legte auf den Hengst an. Er krümmte den Finger um den Abzug. Das Rad lief surrend ab. Die sprühenden Funken zündeten die Ladung. Krachend brach der Schuß. Pulverqualm stob hoch, die Kugel schlug dem Hengst in den Schädel. Das Tier wieherte und bäumte sich auf, dann lag es still.

„Aus“, sagte Pereda.

Er nahm den kleinen Schlüssel für die Pistole zur Hand und zog den Radmechanismus wieder auf. In aller Ruhe lud er mit Pulver, Verdämmungspfropfen und Bleikugel wieder nach.

Der fremde Reiter zügelte den Schimmel vor ihm. Betroffen schaute er auf den toten Andalusier-Hengst. Er war ein untersetzter, dickleibiger Mensch mit etwas unterlaufenen Augen und Ansatz zu Hängewangen und Doppelkinn. Dabei war er höchstens erst Ende der Zwanzig.

„Gott im Himmel“, sagte er. „War das denn nötig? So ein wunderschöner Hengst ...“

„Er hatte sich den linken Vorderlauf gebrochen“, log der Sargento.

„So? Das sehe ich aber nicht.“

„Wer sind Sie, Mann?“ fragte Pereda arrogant.

Aber noch eine Spur hochnäsiger erwiderte der übergewichtige Mann: „Pedro Ortuno de Alcala y Jimena, ältester Sohn des mächtigsten Adligen in dieser Provinz, Don Arturo Ortuno ...“

„Schon gut“, schnitt Pereda ihm das Wort ab. „Sie stehen einem Spezialbeauftragten der Krone und des Stadtkommandanten von Cadiz gegenüber. Ich habe Meldungen von allergrößter Tragweite für Algeciras.“