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Inhaltsverzeichnis

Märchen
1. Der Schiffbrüchige
2. Die Hirtengeschichte
3. Wundergeschichten am Hofe des Königs Cheops und die wunderbare Geburt der drei Königskinder
4. Der verwunschene Prinz
5. Das Brüdermärchen
6. Wahrheit und Lüge
7. Tiermärchen
8. Der Katz-Mäuse-Krieg
Mythen und mythische Erzählungen
9. Die Vernichtung des Menschengeschlechts und die Erschaffung des Himmels
10. Das unersättliche Meer
11. Die wunderbare Geburt des Gottkönigs
12. Der Osirismythos
13. Der Streit zwischen Horus und Seth
14. Isis sucht Herberge
15. Die Sonne stehet still
16. Die List der Isis
17. Die Sonnenkatze wird heimgeholt
Fabeln
18. Der Streit zwischen Kopf und Leib
19. Die Schwalbe und das Meer
20. Geiermutter und Katzenmutter
21. Der Seh-Vogel und der Hör-Vogel
22. Der Löwe und die Maus
23. Der König der Löwen
Schwänke
24. Der Kläger von Memphis
25. Der Streit zwischen Apophis und Sekenenre
26. Die Eroberung von Joppe
27. Das Schatzhaus des Rhampsinit
28. König Amasis und der Schiffer
29. Der Schuh der Rhodopis
30. Der Trug des Nektanebos
Zauber- und Wundergeschichten
31. Die besessene Prinzessin
32. Das Gespenst
33. Die Erzählung von Seton Chaemwese und von Ni-noferka-Ptah und Ahwere, seiner Frau, und Merib, ihrem Sohn
34. Si-Osire führt seinen Vater Setom Chaemwese in die Unterwelt und besiegt die äthiopischen Zauberer
35. Die Jugendgeschichte des Si-Osire
36. Hi-Hor der Zauberer. Aufzeichnung von Hi-Hor, dem Zauberer des Königshauses
Geschichten aus christlicher Zeit
37. Die Höllenfahrt des Paulus
38. Der Zauberring und die Wundersäule
39. Rätsel der Königin von Saba an König Salomon
40. Theodosios und Dionysios
Copyright

1. Der Schiffbrüchige

Ein königlicher Gefolgsmann spricht einem von gescheitertem Unternehmen heimgekehrten Gesandten, der sich über seine bevorstehende Meldung beim König Sorge macht, Mut zu, indem er ihm sicheres Auftreten empfiehlt. Um seine Ermutigung zu bekräftigen, erzählt er ihm ein entsprechendes eigenes Erlebnis: unser Märchen.

 

Der tüchtige Gefolgsmann sagte: Freue dich, Fürst. Sieh, wir haben die Heimat erreicht. Der Schlägel ist schon ergriffen, der Landepflock eingeschlagen, das Bugtau auf Land gelegt. Man preist und dankt Gott, ein jeder umarmt den anderen. Unsere Mannschaft ist heil zurückgekommen; und unsere Truppe hatte keinen Verlust. Wir haben das Ende Nubiens hinter uns und sind an der Insel Bigge vorbei. Sieh, wir sind glücklich heimgekehrt. Unser Land haben wir erreicht.

Höre auf mich, Fürst. Ich mache dir nichts vor. Wasche dich, gieße dir Wasser auf die Finger und dann: Beantworte, was man dich fragt. Rede zum König gefaßten Herzens und antworte ohne Gestammel. Der Mund des Menschen vermag ihn zu retten, seine Rede bringt ihm Nachsicht ein. Doch tu, was du willst, es ermüdet, dir (immer weiter) zuzureden.

Ich will dir lieber etwas Ähnliches erzählen, was mir selbst zugestoßen ist. Ich war um Erz (zum Sinai) ausgezogen für den König und hatte mich auf das Rote Meer begeben in einem Schiff von hundertzwanzig Ellen Länge (60 m) und vierzig Ellen Breite (20 m). Hundertzwanzig Matrosen waren darin von den Besten Ägyptens. Sie beobachteten den Himmel, sie beobachteten die Erde, und ihr Herz war unerschrockener als das von Löwen. Sie kündeten einen Sturm an, noch ehe er aufkam, ein Unwetter, ehe es losbrach.

Der Sturm entlud sich, als wir auf dem Meere waren, bevor wir landen konnten. Man segelte weiter, aber der Wind verdoppelte sich und peitschte eine Welle hoch von acht Ellen. Der Mastbaum schlug sie mir zwar nieder, aber dann sank das Schiff doch. Keiner von denen, die in ihm waren, blieb übrig (außer mir). Ich wurde von einer Meereswelle auf eine Insel geworfen. Ich verbrachte dort drei Tage allein, nur mit meinem Herzen als Gefährten. Ich ruhte unter einem Baumdach und blieb im Umkreis des Schattens. Dann erhob ich mich auf die Füße, um etwas aufzutreiben, was ich in meinen Mund stecken könnte.

Ich fand Feigen dort und Weintrauben und alle Sorten von herrlichem Gemüse. Es gab dort gekerbte und ungekerbte Sykomorenfrüchte, dazu Gurken, als wären sie angepflanzt. Auch Fische und Vögel waren dort, kurzum es gibt nichts, was nicht auf ihr gewesen wäre. Ich aß mich satt und warf dann noch davon weg, weil ich zuviel aufgesammelt hatte. Ich nahm ein Feuerholz, schlug Feuer und entzündete ein Brandopfer für die Götter.

Da hörte ich (auf einmal) ein Donnern und meinte, es sei eine Welle des Meeres. Bäume krachten, die Erde bebte. Als ich mein Gesicht enthüllte, erkannte ich, daß es eine Schlange war, die herankam. Sie maß dreißig Ellen, und ihr Bart war mehr als zwei Ellen lang. Ihr Leib war mit Gold überzogen, ihre Augenbrauen waren von echtem Lapislazuli. Sie wand sich heran.

Sie öffnete ihren Mund gegen mich, während ich vor ihr auf dem Bauche lag, und sprach zu mir: »Wer hat dich hierhergebracht, wer hat dich hierhergebracht, du Wicht? Wer hat dich hierhergebracht? Wenn du mir nicht gleich sagst, wer dich zu dieser Insel gebracht hat, werde ich dafür sorgen, daß du dich kennenlernst; daß du, wenn du zu Asche gemacht bist, etwas geworden bist, was man nicht mehr sehen kann.«

(Ich antwortete): »Du sprichst zu mir, aber ich kann es nicht hören. Da ich vor dir bin, weiß ich nichts mehr von mir.« Da nahm sie mich ins Maul und schleppte mich zu ihrem Ruheplatz. Dort legte sie mich ab, ohne mich versehrt zu haben. Ich war heil, nicht war mir Gewalt angetan worden.

Sie öffnete ihren Mund gegen mich, während ich vor ihr auf dem Bauche lag, dann sprach sie (wiederum) zu mir: »Wer hat dich hierhergebracht? Wer hat dich hierhergebracht, du Wicht? Wer hat dich zu dieser Insel des Meeres gebracht, die inmitten der Flut liegt?«

Daraufhin gab ich ihr Antwort mit (ehrfürchtig) gebeugten Armen und sagte: »Die Antwort ist die: Ich war als Königsbote um Erz ausgezogen in einem Schiff von hundertzwanzig Ellen Länge und vierzig Ellen Breite. Hundertzwanzig Matrosen waren darin von den Besten Ägyptens. Sie beobachteten den Himmel, sie beobachteten die Erde, und ihr Herz war unerschrockener als das von Löwen. Sie kündeten einen Sturm an, noch ehe er aufkam, ein Unwetter, ehe es losbrach. Jeder von ihnen war tapferer und stärker als sein Kamerad. Es gab keinen Tölpel unter ihnen.

Der Sturm entlud sich, als wir auf dem Meere waren, bevor wir landen konnten. Man segelte weiter, aber der Wind verdoppelte sich und peitschte eine Welle hoch von acht Ellen. Der Mastbaum schlug sie mir zwar nieder, aber dann sank das Schiff. Von denen, die in ihm waren, blieb keiner übrig außer mir, denn ich war nahe bei dir. Ich wurde von einer Meereswelle auf diese Insel gebracht.«

Daraufhin sagte der Schlangengott zu mir: »Fürchte dich nicht, fürchte dich nicht, du Wicht. Dein Gesicht braucht nicht zu erbleichen, nachdem du zu mir gekommen bist. Denn sieh, ein Gott hat dich leben lassen und dich zu dieser Insel der Paradiesesfülle gebracht. Es gibt nichts, was nicht auf ihr wäre, sie ist von allem Guten voll. Sieh, du wirst Monat um Monat bis zu vier Monaten auf dieser Insel verbringen. Dann wird ein Schiff aus der Heimat kommen mit einer Mannschaft, die du kennst. Du wirst mit ihnen zur Heimat zurückkehren und darfst in deiner Stadt sterben.

Wie freut man sich, wenn man berichtet, was man durchgemacht hat, wenn erst das schlimme Erlebnis vorüber ist. Ich will dir etwas Ähnliches erzählen, was auf dieser Insel geschah. Ich war auf ihr mit meinen Geschwistern; es waren Kinder unter ihnen. Wir waren mit meinen Kindern und meinen Geschwistern zusammen fünfundsiebzig Schlangen. Dabei will ich dir eine kleine Tochter nicht erwähnen, die mir auf ein Gebet hin geschenkt worden war.

Da fiel (eines Tages) ein Stern herab, und diese alle gingen durch ihn in Feuer auf. Ich aber, ich war nicht unter ihnen, als sie verbrannten, denn ich war (damals) überhaupt nicht bei ihnen. Doch wäre ich (fast) gestorben um ihretwillen, als ich sie als einen einzigen Leichenhaufen fand.

Wenn du die Kraft hast, bezwinge dein Herz. Du wirst deine Kinder umarmen, du wirst deine Frau küssen, du wirst dein Haus wiedersehen, und das ist schöner als alles andere. Du wirst die Heimat wieder erreichen und dort inmitten deiner Geschwister leben.«

Da streckte ich mich auf den Bauch und berührte den Boden vor ihm und sagte zu ihm: »Ich werde deinen Ruhm dem Herrscher künden und ihm deine Größe kundtun. Ich werde dir Öl, ... (Spezereien) und Tempelweihrauch bringen lassen, womit man jeden Gott gnädig stimmt. Ich werde erzählen, was mir widerfahren ist, was ich von (deiner) Macht gesehen habe. Man wird dir in der Hauptstadt danken vor der Beamtenschaft des ganzen Landes.

Ich werde dir Stiere als Brandopfer schlachten, ich werde Gänsen den Hals abdrehen für dich, ich werde dir Schiffe zuführen, die mit allen Schätzen Ägyptens beladen sind, wie man es einem Gotte tut, der die Menschen liebt, obwohl er in einem fernen Lande lebt, das die Menschen nicht kennen.«

Da lachte er über mich, oder vielmehr über das, was ich gesagt hatte und das so töricht war für ihn, und er sagte zu mir: »Du bist doch nicht reich an Myrrhen, da du ja nur als Herr von gewöhnlichem Weihrauch geboren bist. Ich aber, ich bin der Herrscher von Punt, und mir gehören die Myrrhen; und jenes Salböl, das du mir zu bringen versprichst, hat diese Insel in Hülle und Fülle. Außerdem wirst du, wenn du diesen Ort verlassen hast, diese Insel nie wieder sehen, da sie zu Flut wird.«

Dann kam jenes Schiff, wie er es vorhergesagt hatte. Ich ging und stieg auf einen hohen Baum und erkannte die, welche an Bord waren. Ich wandte mich um, es ihm zu melden, fand aber, daß er es schon wußte. Da sagte er zu mir: »Zieh gesund, zieh gesund nach Hause, du Wicht, auf daß du deine Kinder wiedersehest. Mach mir einen guten Namen in deiner Stadt. Sieh, das ist es, was ich von dir wünsche.«

Da warf ich mich vor ihm auf den Bauch und beugte meine Arme (ehrfürchtig) vor ihm. Er gab mir eine Ladung von Myrrhen und Salböl, ... (Spezereien) und Schminke, Giraffenschwänze, ein großes Stück Weihrauch, Elefantenzähne, Windhunde, Meerkatzen, Paviane und von allen anderen schönen Schätzen.

Ich lud alles auf dies Schiff und warf mich auf den Bauch, um ihm zu danken. Da sagte er zu mir: »Sieh, du wirst in zwei Monaten in deiner Heimat eintreffen, du wirst deine Kinder umarmen und wirst dich in deinem Grabe verjüngen.« Darauf ging ich zum Ufer hinab zum Schiff und rief der Truppe zu, die auf diesem Schiff war. Am Ufer pries ich den Herrn dieser Insel, und die im Schiff waren, taten ebenso.

Wir fuhren nach Norden zur Residenz des Herrschers und erreichten die Heimat nach zwei Monaten, alles genau, wie er es gesagt hatte. Ich trat zur Audienz beim Herrscher ein und brachte ihm diese Gaben, die ich von dieser Insel mitgebracht hatte. Er aber dankte mir vor der Beamtenschaft des ganzen Landes, machte mich zum Gefolgsmann und belehnte mich mit Hörigen aus seinem Besitz.

Nun vergegenwärtige dir mich, wie ich damals gelandet war und wie ich zurückblickte auf das, was ich durchgemacht hatte, und höre auf mich, denn Hören ist gut für die Menschen.

Er aber (der Fürst) erwiderte mir: Mach dir nicht zuviel Mühe, mein Freund. Wer gibt einer Gans noch Wasser in der Frühe, wenn er sie am Morgen schlachten will!

Nachschrift des Schreibers: Es ist vollendet worden von Anfang bis Ende, wie es aufgezeichnet gefunden wurde, durch den Schreiber mit tüchtigen Fingern, Imenaa, Sohn des Imeni, der lebe, heil sei und gesund.

2. Die Hirtengeschichte

Seht, als ich zum Teich hinabging, der an diese Weide grenzt, sah ich eine Frau darin: Ihr Leib war nicht von Menschenart. Meine Haare sträubten sich, als ich ihre Lockenperücke sah und weil ihre Haut so glatt war. Niemals werde ich tun, was sie mir gesagt hat. Scheu vor ihr steckt mir (noch) in den Gliedern.

Ich sage euch: Auf! Ihr Stiere, fahren wir zurück! Die Kälber setzen über (im Schiff), die Ziegen liegen vor der Kajüte, die Hirten dahinter! Unser Schiff soll zurückfahren, Stiere und Kühe hinter ihm her (schwimmen), und die kundigsten der Hirten sollen einen Zauberspruch gegen das Wasser aufsagen mit folgenden Worten:

»Mein Herz jubelt, ihr Hirten, ihr Männer! Ich werde niemals weichen von diesem Sumpf, auch nicht im Jahre eines hohen Nils, der die Buckel des Landes so weit beherrscht (mit seiner Überschwemmung), daß man See und Fluß nicht mehr unterscheiden kann.

(Flut des Nils), kehr nach Haus zurück, das Vieh bleibt an seinem Platz. Komm nur! Die Furcht vor dir ist gewichen. Die Scheu vor dir ist verschwunden wie die Wut der Mächtigen und der Schrecken vor der Herrin der beiden Länder«

Als es tagte, früh am (nächsten) Morgen, tat man, wie er gesagt hatte. Aber diese Göttin begegnete ihm (wiederum), als er sich an das Ufer des Sees begab. Sie kam bar ihrer Kleider und mit gelöstem Haar...

 

Der Rest der Geschichte ist wie ihr Beginn verloren.

3. Wundergeschichten am Hofe des Königs Cheops und die wunderbare Geburt der drei Königskinder

Am Hofe des Königs Cheops unterhalten die Prinzen ihren Vater mit schönen Geschichten. Von der Erzählung aus der Zeit des Königs Djoser sind nur noch die letzten Sätze vom Gedächtnisopfer an den Ahnherrn und seinen großen Zauberer erhalten. Danach hebt Prinz Chephren seine Erzählung an. Wir lesen:

 

Danach erhob sich Prinz Chephren, um zu sprechen, und sagte: Ich lasse Deine Majestät ein Wunder hören, das sich zur Zeit deines Ahnherrn, des Königs Nebka, des Seligen, ereignet hat, als er sich zum Tempel des Ptah, des Herrn von Memphis, begab.

Damals als Seine Majestät nach (Memphis ging und Seine Majestät ein großes Festopfer veranstaltete, hieß er) den Obersten Vorlesepriester Uba-oner mit sich gehen. Die Frau Uba-oners aber (schickte inzwischen ihre Dienerin zu einem geringen Mann) und ließ ihm durch sie einen Kasten voll Kleider bringen. Er kam mit der Dienerin, und sie feierten einen schönen Tag miteinander.

Es gab aber eine Laube1 am Gartenteich Uba-oners, und so sprach der Mann zur Frau Uba-oners: »Es gibt doch eine Laube hier im Garten. Wohlan, laß uns ein Schäferstündchen dort verbringen!« Da sagte die Frau Uba-oners dem Gartenaufseher: »Laß die Laube, die am Gartenteich liegt, ausrüsten!« Und sie begab sich zur Laube und verbrachte den ganzen Tag, dort mit dem Mann zu trinken bis zum Sonnenuntergang. (Danach stand der Mann auf und wollte im Gartenteich baden.) Die Dienerin führte ihn hinab, aber der Gartenaufseher (beobachtete es und dachte: »Dies werde ich) Uba-oner (melden).«

Als die Erde wieder hell wurde und der nächste Tag begann, eilte der Gartenaufseher zu Uba-oner und meldete ihm diese Geschichte. Darauf sagte Uba-oner zu ihm: »Hole mir meine (Zauberbücher und -geräte in dem Kasten) aus Ebenholz und Gold. Ich forme einen (Rächer) und schicke ihn als meinen Boten zu ihm.« Dann formte er ein Krokodil aus Wachs von sieben Fingern Länge und las über ihm einen Zauberspruch: »Wenn er kommen wird, um in meinem See zu baden, (dann sollst du ihn mir packen, den Mann!)« Dann gab er es dem Aufseher und sagte zu ihm: »Wenn der Mann in den Teich gestiegen ist, wie er es täglich zu tun pflegt, dann wirf das Krokodil hinter ihm her!« Der Aufseher machte sich eilends auf und nahm das Krokodil aus Wachs mit sich.

Wieder ließ die Frau Uba-oners dem Gartenaufseher sagen: »Laß die Laube, die am Gartenteich liegt, ausrüsten, denn sieh, ich komme, um mich darin zu verweilen.« Die Laube wurde mit allerlei guten Dingen ausgerüstet, und die beiden – die Frau und die Dienerin – machten sich auf und feierten einen schönen Tag mit dem Mann.

Als es Abend geworden war, kam der Mann (zum Teich), wie er es täglich zu tun pflegte. Da warf der Aufseher das Krokodil aus Wachs hinter ihm her ins Wasser. Dieses verwandelte sich in ein Krokodil von sieben Ellen Länge, und es packte den Mann. Indessen blieb Uba-oner sieben Tage lang bei der Majestät des Königs Nebka, während der Mann in der Tiefe des Teiches war, ohne zu atmen.

Als die sieben Tage um waren, schickte sich König Nebka an (in seinen Palast zurückzukehren), und der Oberste Vorlesepriester Uba-oner trat vor. Dann sprach (er zu ihm: »Mit Vergunst, darf ich) etwas sagen? Möge Deine Majestät kommen und sich das Wunder ansehen, das zur Zeit Deiner Majestät geschah.« (Der König ging mit zum Teich) Uba-oners, und dieser rief das Krokodil mit den Worten: »Bring den Mann herauf!« (Das Krokodil kam heraus aus dem Wasser und brachte den Mann herauf.) Darauf sagte der Oberste Vorlesepriester: »Pack ihn wieder!« (Da schleppte) es ihn wieder fort. Dann ließ (Uba-oner den Mann von neuem bringen und) ihn (vor Seine Majestät legen). Da sagte die Majestät des Königs Nebka: »Wahrlich, dies Krokodil ist schauderhaft!« Aber Uba-oner bückte sich, nahm es, und es war in seiner Hand nur wieder ein Krokodil aus Wachs.

Dann erzählte der Oberste Vorlesepriester Uba-oner der Majestät des Königs Nebka, was der Mann mit seiner Frau in seinem Hause getan hatte. Da sagte Seine Majestät zum Krokodil: »Hol dir das Deine!« Das Krokodil tauchte in die Tiefe des Teiches, und man hat niemals erfahren, wohin es mit ihm gegangen ist. Dann ließ König Nebka die Frau Uba-oners zum Schindanger im Norden der Residenz schaffen, ließ Feuer an sie legen (und ihre Asche) in den Fluß werfen.

Sieh, das ist das Wunder, das sich zur Zeit deines Ahnherrn Nebka ereignet hat, eines von denen, die der Oberste Vorlesepriester Uba-oner vollbracht hat.

Da sprach die Majestät des Königs Cheops: »Man spende tausend Brote, hundert Krug Bier, einen Ochsen und zwei Kugeln Weihrauch für König Nebka, den Seligen, und man gebe einen Kuchen, einen Krug Bier, ein Stück Fleisch und eine Kugel Weihrauch dem Obersten Vorlesepriester Uba-oner, denn ich habe ein Beispiel seiner Kunst erfahren.«

Und man tat alles, was Seine Majestät befohlen hatte.

Danach erhob sich Prinz Bâufrê, um zu sprechen, und sagte: Ich lasse Deine Majestät ein Wunder hören, das sich zur Zeit deines Vaters Snofru, des Seligen, ereignet hat, eines von denen, die der Oberste Vorlesepriester Djadja-em-anch vollbracht hat, etwas, was über dem Gestern leuchtet und ... nicht wieder geschehen ist bis zum heutigen Tag und auch zuvor niemals geschehen war.

König Snofru schritt eines Tages durch alle Gemächer des Palastes, um sich irgendeine Aufheiterung zu suchen. Aber er konnte sie nicht finden. So befahl er: »Geht und holt mir den Obersten Vorlesepriester und Buchschreiber Djadja-em-anch!« Er wurde ihm sofort geholt. Da sagte Seine Majestät zu ihm: »Ich schritt durch alle Gemächer des Palastes, um mir irgendeine Aufheiterung zu suchen, aber ich konnte sie nicht finden.« Djadja-em-anch sagte zu ihm: »Möge Deine Majestät sich zum See des Palastes begeben! Bemanne dir ein Boot mit allen Schönen deines Palastinnern. Das Herz Deiner Majestät wird sich erquicken, sie auf und ab rudern zu sehen. Und wenn du die schönen Vogelgeniste deines Sees sehen wirst und die umliegenden Gefilde und schönen Gestade, wird dein Herz sich dabei erheitern.«

(Seine Majestät antwortete:) »Also werde ich meine Ruderfahrt unternehmen. Man hole mir zwanzig goldbeschlagene Ruder aus Ebenholz, deren Griffe aus Sandelholz mit Weißgold beschlagen sind. Dann hole man mir zwanzig Frauen, die noch nicht geboren haben, mit schönem Körper und (junger) Brust und mit Zöpfchenfrisur. Man hole mir weiter zwanzig (Perlen)netze und gebe diese Netze diesen Frauen anstelle ihrer Kleider.«

Und man tat alles, was Seine Majestät befohlen hatte.

Sie ruderten auf und ab, und dem Herzen Seiner Majestät tat es wohl, sie rudern zu sehen. Aber eine der Führerinnen flocht an ihrem Zöpfchen, und ein Fischanhänger aus neuem Türkis fiel ins Wasser. Da verstummte2 sie und hörte auf zu rudern, und ihre Reihe verstummte auch und hörte auf zu rudern. Seine Majestät sagte: »Könnt ihr denn nicht mehr rudern!« Sie antworteten: »Unsere Führerin schweigt, und sie hat aufgehört zu rudern!« Da sagte Seine Majestät zu ihr: »Warum ruderst du nicht mehr?« Sie antwortete: »Es ist darum, weil ein Fischanhänger aus neuem Türkis ins Wasser gefallen ist.« Und Seine Majestät sagte zu ihr: »Willst du, daß ich ihn dir ersetze?« Aber sie antwortete: »Ich will lieber mein Stück selbst als seinen Ersatz.« Da sprach Seine Majestät: »Geht und holt mir den Obersten Vorlesepriester Djadja-em-anch«, und er wurde ihm sofort geholt.

Seine Majestät sprach: »Djadja-em-anch, mein Bruder, ich habe getan, wie du mir gesagt hast, und das Herz Meiner Majestät hat sich erquickt, sie rudern zu sehen. Aber da fiel ein Fischgehänge aus neuem Türkis einer der Führerinnen ins Wasser; da ist sie verstummt und hat aufgehört zu rudern. So kam es, daß sie ihre Reihe stillgelegt hat. Ich sagte zu ihr: ›Warum ruderst du nicht mehr?‹ Sie antwortete mir: ›Es ist darum, weil ein Fischgehänge aus neuem Türkis ins Wasser gefallen ist.‹ Ich sagte zu ihr: ›Rudere nur! Ich selbst werde es dir ersetzen.‹ Aber sie antwortete mir: ›Ich will lieber mein Stück selbst als seinen Ersatz.‹«

Da sprach der Oberste Vorlesepriester Djadja-em-anch irgendwelche Zauberworte, dann legte er eine Wasserhälfte des Sees auf die andere, und er fand das Fischgehänge auf einer Scherbe liegen. Er holte es, und so wurde es seiner Besitzerin gegeben. Das Wasser aber, das in seiner Mitte zwölf Ellen tief gewesen war, erreichte nunmehr vierundzwanzig Ellen, nachdem es aufeinandergeklappt war. Dann sprach er wieder irgendwelche Zauberworte und brachte das Wasser des Sees an seinen Platz zurück.

Seine Majestät feierte den ganzen schönen Tag zusammen mit dem gesamten Königshof und ließ dann den Obersten Vorlesepriester Djadja-em-anch mit allerlei schönen Dingen belohnen.

Sieh, das ist das Wunder, das sich zur Zeit deines Vaters Snofru, des Seligen, ereignet hat, eines von denen, die der Oberste Vorlesepriester und Buchschreiber Djadja-em-anch vollbracht hat.

Da sprach die Majestät des Königs Cheops: »Man spende tausend Brote, hundert Krug Bier, einen Ochsen und zwei Kugeln Weihrauch für die Majestät des Königs Snofru, des Seligen, und gebe einen Kuchen, einen Krug Bier und eine Kugel Weihrauch dem Obersten Vorlesepriester und Buchschreiber Djadja-em-anch, denn ich habe ein Beispiel seiner Kunst erfahren.«

Und man tat alles, was Seine Majestät befohlen hatte.

Danach erhob sich Prinz Djedefhor, um zu sprechen, und sagte: (»Bis jetzt hast du nur Beispiele) von dem gehört, was die Dahingegangenen konnten, und man kann nicht Wahrheit von Lüge unterscheiden. Aber es gibt unter Deiner Majestät in deiner eigenen Zeit einen, der dir nicht bekannt ist (und der ein großer Zauberer ist.«) Seine Majestät sagte: »Worum handelt es sich, Djedefhor, mein Sohn?« Und Prinz Djedefhor antwortete: »Es gibt einen Mann mit Namen Djedi, der in der Stadt der Pyramide des Königs Snofru, des Seligen, wohnt. Er ist ein Mann von hundertundzehn Jahren, der fünfhundert Brote ißt und einen halben Ochsen an Fleisch und der hundert Krug Bier trinkt, bis auf den heutigen Tag3. Er kann einen abgeschnittenen Kopf wieder aufsetzen; er kann einen Löwen hinter sich hergehen lassen, während dessen Strick am Boden schleift; und er kennt auch die Zahl der geheimen Kammern des Thoth-Heiligtums.«

Nun hatte die Majestät des Königs Cheops schon viel Zeit verbracht, die geheimen Kammern des Thoth-Heiligtums zu suchen, um sich dasselbe für seine Pyramide machen zu lassen. So sagte Seine Majestät: »Du selbst, Djedefhor, mein Sohn, sollst ihn mir holen.«

Sogleich wurden Schiffe für den Prinzen Djedefhor ausgerüstet, und er fuhr nilauf zur Stadt der Pyramide des Königs Snofru, des Seligen. Als die Schiffe am Ufer gelandet waren, nahm er den Weg landeinwärts, nachdem er sich in eine Sänfte aus Ebenholz gesetzt hatte, deren Stangen aus Edelholz mit Gold beschlagen waren.

Als er bei Djedi ankam, wurde die Sänfte niedergesetzt. Dann erhob er sich, um ihn zu begrüßen. Er fand ihn im Hofe seines Hauses auf einer Matte liegen. Ein Diener zu seinen Häupten rieb ihn ein, während ihm ein anderer die Füße massierte. Prinz Djedefhor sagte: »Dein Zustand gleicht dem eines Mannes, der das Greisenalter noch vor sich hat – bedeutet doch hohes Alter letztes Stündlein, Einsargen und Bestatten – eines, der bis zum Morgen durchschläft, frei ist von Leiden und ohne Altershusten.« So begrüßt man einen Verehrungswürdigen4. »Ich bin hierher gekommen, um dich zu rufen, im Auftrage meines Vaters Cheops; du sollst auch die köstlichen Dinge essen, die der König gibt, und die Speisen, die denen vorbehalten sind, die in seinem Dienste stehen. Er wird dich durch eine glückliche Lebensspanne zu deinen Vätern geleiten, die auf dem Gottesacker ruhen.«

Da antwortete dieser Djedi: »In Frieden, in Frieden, Djedefhor, Königssohn, den sein Vater liebt! Möge dich dein Vater Cheops loben! Möge er dich in den Altenrat befördern! Möge dein Geist gegen deine Feinde streiten und deine Seele die Wege kennen, die zum Tor der Stätte führen, die die Müden verhüllt5.« So begrüßt man einen Prinzen.

Da reichte ihm Prinz Djedefhor die Hände und richtete ihn auf; er ging mit ihm zum Ufer und gab ihm dabei seinen Arm. Djedi sagte: »Laß mir eine eigene Barke geben, damit sie mir meine Schüler und meine Bücher befördere«, und man stellte ihm zwei Schiffe mit ihrer Besatzung zur Verfügung. Aber Djedi fuhr nilab in dem Schiff, in dem Prinz Djedefhor war.

Nachdem er in die Residenz gekommen war, trat Prinz Djedefhor ein, um der Majestät des Königs Cheops Meldung zu machen. Prinz Djedefhor sagte: »König, mein Herr. Ich habe Djedi hergebracht«, und Seine Majestät sagte: »Bringe ihn mir eilends her!« Seine Majestät begab sich in die Große Halle des Palastes. Man führte Djedi bei ihm ein, und Seine Majestät sprach: »Wie kommt es, Djedi, daß es mir noch nicht vergönnt war, dich zu sehen?« Djedi antwortete: »Wer gerufen wird, kommt, o König. Man hat nach mir gerufen, und sieh, ich bin gekommen.«

Da fragte Seine Majestät: »Ist es wahr, was erzählt wird, daß du einen abgeschnittenen Kopf wieder aufsetzen könntest?« Djedi antwortete: »Ja, ich kann es, König, mein Herr.« Da sagte Seine Majestät: »Man bringe mir den Gefangenen her, der im Gefängnis ist, auf daß er hingerichtet werde.« Aber Djedi sagte: »Doch nicht an einem Menschen, König, mein Herr. Denn es ist verboten, so etwas an der Heiligen Herde (Gottes)6 zu tun.«

So brachte man ihm eine Nilgans und schnitt ihr den Kopf ab. Man legte die Gans auf die Westseite der Großen Halle und ihren Kopf auf die Ostseite der Großen Halle. Djedi sprach irgendwelche Zauberworte; die Gans richtete sich auf, watschelte und ebenso ihr Kopf. Als eines zum anderen gekommen war, stand die Gans da und schnatterte. Dann ließ er ihm Vogel Langbein bringen, und man machte mit ihm dasselbe. Dann ließ ihm Seine Majestät noch ein Rind bringen, und auch sein Kopf wurde heruntergeschlagen. Djedi sprach irgendwelche Zauberworte, und das Rind richtete sich auf (und ebenso sein Kopf. Als eines zum anderen gekommen war, stand das Rind da und brüllte.

Darauf fragte Seine Majestät den Djedi: »Ist es wahr, was erzählt wird, daß du einen Löwen hinter dir hergehen lassen könntest, während dessen Strick am Boden schleift?« Djedi antwortete: »Ja, ich kann es, König, mein Herr.« Da brachte man ihm in einem Käfig einen Löwen, der wild an dem Stricke zerrte, mit dem er angebunden war. Djedi sprach irgendwelche Zauberworte, ließ den Löwen heraus, und der ging) hinter ihm her, während dessen Strick zu Boden gefallen war.

König Cheops sagte darauf: »Und dann hat man mir noch gesagt, du kenntest die Anzahl der geheimen Kammern des Thoth-Heiligtums.« Djedi antwortete: »Mit Vergunst, ich kenne nicht ihre Anzahl, König, mein Herr, ich weiß nur den Ort, wo es ist.« Seine Majestät sagte: »Wo denn?« Dieser Djedi antwortete: »Es gibt in Heliopolis eine Steinkiste in einer Kammer, die ›Archiv‹ heißt. In dieser Kiste ist es.« (Seine Majestät sagte: »Bring sie mir eilends her!«) Aber Djedi entgegnete: »König, mein Herr, nicht ich bin es, der sie dir bringen kann.« Seine Majestät fragte: »Wer wird sie mir denn bringen?« Djedi antwortete: »Das älteste der drei Kinder, die im Schoße von Ruddedet sind, das wird sie dir bringen.« Da sagte Seine Majestät: »Das soll mir lieb sein! Aber was du da sagst – wer ist denn das, diese Ruddedet?« Djedi sagte: »Das ist die Frau eines Priesters des Re, des Herrn von Sachbu (im südlichen Delta), die mit drei Kindern des Re, des Herrn von Sachbu, schwanger ist. Und Re hat von ihnen gesagt, daß sie dies Hirtenamt (eines Königs) in diesem ganzen Lande ausüben sollen, und daß das älteste von ihnen Hoherpriester von Heliopolis sein wird.«

Darüber ward das Herz Seiner Majestät traurig. Aber Djedi sagte: »Was soll diese Stimmung, König, mein Herr? Ist es etwa wegen der drei Kinder? Dazu kann ich dir sagen: Erst (folgt dir) dein Sohn, dann dessen Sohn, dann erst einer von ihnen.« Da fragte Seine Majestät: »Zu welcher Zeit wird Ruddedet niederkommen?« – »Am 15. Tag des ersten Wintermonats wird sie niederkommen.« Seine Majestät sagte darauf: »Das ist gerade dann, wenn die Sandbänke des Zwei-Fisch-Kanals trocken liegen, sonst würde ich sie selbst überqueren und den Tempel des Re von Sachbu besuchen.« Djedi antwortete: »Dann werde ich einfach vier Ellen Wasser auf die Sandbänke des Zwei-Fisch-Kanals steigen lassen.«

Seine Majestät begab sich darauf in seinen Wohnpalast, und Seine Majestät sprach: »Man weise Djedi an, in das Haus des Prinzen Djedefhor (einzuziehen); er soll mit ihm zusammen wohnen. Man setze seinen Unterhalt fest auf tausend Brote, hundert Krug Bier, einen Ochsen und hundert Bund Gemüse.«

Und man tat alles, was Seine Majestät befohlen hatte.

 

 

An einem dieser Tage begab es sich, daß Ruddedet Wehen spürte, und ihre Niederkunft war schwer. Da sprach die Majestät des Re von Sachbu zu Isis, Nephthys, der (Wiegengöttin) Mesechnet, der (Geburtshelferin) Heket und zu Chnum (dem Schöpfergott): »Bitte, macht euch auf und entbindet Ruddedet von den drei Kindern, die in ihrem Schoße sind und welche dieses Hirtenamt in diesem ganzen Lande ausüben werden. Sie werden eure Tempel erbauen, werden eure Altäre versorgen, eure Trankspenden reich halten und werden eure Opfer vermehren.«

Diese Gottheiten machten sich auf den Weg, nachdem sie sich in Tänzerinnen verwandelt hatten. Chnum begleitete sie und trug das Gepäck. So kamen sie zum Hause des Rawoser. Sie fanden ihn, wie er dastand in seinem verdrehten Schurz. Sie machten vor ihm die Gebärde ihrer Menits und Sistren7.

Er sagte zu ihnen: »Meine Damen, seht, es ist durch die Frau, die in den Wehen liegt und deren Niederkunft schwer ist.« Da sagten sie: »Laß sie uns sehen! Denn wir verstehen uns auf Geburtshilfe.« Er sagte zu ihnen: »Geht!« Und sie traten bei Ruddedet ein, und sie schlossen sich mit ihr in der Kammer ein.

Isis stellte sich vor sie, Nephthys hinter sie, und Heket beschleunigte die Geburt. Isis sprach: »Sei nicht stark in ihrem Schoße in diesem deinem Namen Userkaf8.« Da glitt dies Kind auf ihre Arme, ein Knabe von einer Elle Länge (53 cm) und mit festen Knochen. Das Namensschild9 seiner Glieder war aus Gold, sein Kopftuch aus echtem Lapislazuli. Sie wuschen ihn, nachdem seine Nabelschnur abgeschnitten und er auf ein Ziegelbett gelegt worden war. Dann begab sich Mesechnet zu ihm und sprach: »Ein König, der das Herrscheramt in diesem ganzen Lande ausüben wird«, und Chnum verlieh ihm einen gesunden Leib.

Wiederum stellte sich Isis vor sie, Nephthys hinter sie, und Heket beschleunigte die Geburt. Isis sprach: »Tritt nicht in ihrem Schoß in diesem deinem Namen Sahure.« Da glitt dies Kind auf ihre Arme, ein Knabe von einer Elle Länge und mit festen Knochen. Das Namensschild seiner Glieder war aus Gold, sein Kopftuch aus echtem Lapislazuli. Sie wuschen ihn, nachdem seine Nabelschnur abgeschnitten und er auf ein Ziegelbett gelegt worden war. Dann begab sich Mesechnet zu ihm und sprach: »Ein König, der das Herrscheramt in diesem ganzen Lande ausüben wird«, und Chnum verlieh ihm einen gesunden Leib.

Wiederum stellte sich Isis vor sie, Nephthys hinter sie, und Heket beschleunigte die Geburt. Isis sprach: »Sei nicht unwirsch in ihrem Schoß in diesem deinem Namen Keku.« Da glitt dies Kind auf ihre Arme, ein Knabe von einer Elle Länge und mit festen Knochen. Das Namensschild seiner Glieder war aus Gold, sein Kopftuch aus echtem Lapislazuli. Sie wuschen ihn, nachdem seine Nabelschnur abgeschnitten und er auf ein Ziegelbett gelegt worden war. Dann begab sich Mesechnet zu ihm und sprach: »Ein König, der das Herrscheramt in diesem ganzen Lande ausüben wird«, und Chnum verlieh ihm einen gesunden Leib10.

Diese Gottheiten kamen heraus, nachdem sie Ruddedet von den drei Kindern entbunden hatten, und sagten: »Freu dich, Rawoser! Siehe, dir sind drei Kinder geboren.« Er sagte zu ihnen: »Meine Damen, was kann ich für euch tun? Bitte gebt doch diesen Sack Gerste eurem Gepäckträger, und nehmt ihn euch zur Bierbereitung als Bezahlung.«

Da belud sich Chnum mit dem Sack Gerste. Dann brachen sie auf, dorthin, woher sie gekommen waren.

Da sagte Isis zu diesen Göttern: »Was soll das, daß wir zu ihr gegangen sind, ohne ein Wunder für diese Kinder zu tun, das wir ihrem Vater (Re) melden könnten, der uns gehen hieß?« Sie schufen drei Königskronen, steckten sie in den Sack Gerste und ließen am Himmel Sturm und Regen aufziehen. Dann kehrten sie zu dem Hause (des Rawoser) zurück und sagten: »Bitte stellt doch diesen Sack Gerste hier in eine verschließbare Kammer, bis wir vom Tanzen im Norden zurückkommen.« Und sie stellten den Sack in eine verschließbare Kammer.

Ruddedet reinigte sich in einer Reinigung von vierzehn Tagen11. Dann sagte sie zu ihrer Dienerin: »Ist das Haus versorgt?« Sie antwortete: »Es ist mit allen guten Dingen versorgt, außer mit Getreidetonnen, denn man hat keine gebracht.« Ruddedet sagte: »Warum hat man denn keine Tonnen gebracht?« Die Dienerin fuhr fort: »Es gibt hier nichts Derartiges, was man brauchen könnte, außer dem Sack Gerste für die Tänzerinnen, der in der Kammer unter ihrem Siegel liegt.« Ruddedet sagte: »Geh hinunter und hole davon! Rawoser wird es ihnen schon ersetzen, wenn er zurückkommt.«

Da eilte die Dienerin, öffnete die Kammer und hörte in der Kammer ein Geräusch von Gesang und Musik, von Tanz und Jubel, kurz allem, was man einem König darzubieten pflegt. Sie eilte hinauf und erzählte Ruddedet alles, was sie gehört hatte. Diese ging die Kammer rundherum ab, aber sie konnte die Stelle nicht finden, von der es ausging. Da legte sie ihre Schläfe an den Sack und fand heraus, daß es von seinem Innern ausging. Sie tat ihn in einen Kasten, steckte diesen in einen anderen Behälter und verschnürte ihn mit einem Lederriemen. Dann stellte sie alles dies in die Kammer, die ihre Vorräte enthielt, und schloß darüber ab.

Als Rawoser vom Felde heimkam, erzählte ihm Ruddedet diese Geschichte. Er freute sich über alle Maßen, und sie setzten sich und feierten einen schönen Tag.

Nachdem Tage darüber hingegangen waren, schalt Ruddedet einmal die Dienerin und ließ sie mit Schlägen bestrafen. Die Dienerin sagte zu den Leuten, die im Hause waren: »Kann sie so was tun, so was? Sie hat doch drei Könige geboren. Ich will jetzt hingehen, um es der Majestät des Königs Cheops zu verraten.«

So ging sie weg und traf ihren älteren (Halb-)Bruder mütterlicherseits, wie er auf der Tenne Flachsgarben band. Er sagte zu ihr: »Wohin machst du, kleines Mädchen?« Da erzählte sie ihm diese Geschichte. Aber ihr Bruder sagte zu ihr: »Macht man das vielleicht, was du da machst, zu mir zu kommen, so daß ich in die Anzeige verwickelt werde?« Danach packte er einen Flachsstrang gegen sie und versetzte ihr einen bösen Schlag. Die Dienerin lief fort, um sich ein Schaff Wasser zu holen, und da schnappte sie ein Krokodil.

Nun ging ihr Bruder, um es Ruddedet zu sagen. Er fand Ruddedet dasitzen mit dem Kopf auf den Knien und mit gar traurigem Herzen. Er sagte zu ihr: »Meine Dame, warum bist du in dieser Stimmung?« Sie antwortete: »Es ist wegen der Kleinen, die in diesem Hause großgeworden ist. Denn sieh, sie ist davongegangen mit den Worten: ›Ich will jetzt hingehen, um es anzuzeigen.‹« Da senkte er seinen Kopf und sagte: »Meine Dame, richtig, sie ist gekommen, um mir die Geschichte zu erzählen, und stellte sich neben mich. Da versetzte ich ihr einen bösen Schlag. Darauf ging sie, um sich etwas Wasser zu schöpfen, und da schnappte sie ein Krokodil.«

 

Hier endet die Handschrift, der Schreiber hat den Schluß der Erzählung nicht mehr abgeschrieben. Wie der letzte Teil im einzelnen auch fortgeführt gewesen sein mag, sicher ist, daß alle Nachstellungen des Cheops12 – und die werden nicht nur eingeleitet durch die Anzeige, sondern sind auch nach dem, was Herodot über diesen unbeliebten Herrscher sagt, wahrscheinlich – erfolglos bleiben und die Kinder zur Regierung kommen. Denn das sagt uns die Geschichte der fünften Dynastie. Das Schicksal der Drillinge erfüllt sich, wie die Götter es bestimmt haben.