Wie ich in die Ostervakanz gefahren bin, hat die Tante Fanny gesagt: “Vielleicht kommen wir zum Besuch zu deiner Mutter. Sie hat uns so dringend eingeladen, daß wir sie nicht beleidigen dürfen.”
Und Onkel Pepi sagte, er weiß es nicht, ob es geht, weil er soviel Arbeit hat, aber er sieht es ein, daß er den Besuch nicht mehr hinausschieben darf. Ich fragte ihn, ob er nicht lieber im Sommer kommen will, jetzt ist es noch so kalt, und man weiß nicht, ob es nicht auf einmal schneit. Aber die Tante sagte: “Nein, deine Mutter muß bös werden, wir haben es schon so oft versprochen.” Ich weiß aber schon, warum sie kommen wollen; weil wir auf Ostern das Geräucherte haben und Eier und Kaffeekuchen, und Onkel Pepi ißt so furchtbar viel. Daheim darf er nicht so, weil Tante Fanny gleich sagt, ob er nicht an sein Kind denkt.
Sie haben mich an den Postomnibus begleitet, und Onkel Pepi hat freundlich getan und hat gesagt, es ist auch gut für mich, wenn er kommt, daß er den Aufruhr beschwichtigen kann über mein Zeugnis.
Es ist wahr, daß es furchtbar schlecht gewesen ist, aber ich finde schon etwas zum Ausreden. Dazu brauche ich ihn nicht.
Ich habe mich geärgert, daß sie mich begleitet haben, weil ich mir Zigarren kaufen wollte für die Heimreise, und jetzt konnte ich nicht. Der Fritz war aber im Omnibus und hat zu mir gesagt, daß er genug hat, und wenn es nicht reicht, können wir im Bahnhof in Mühldorf noch Zigarren kaufen.
Im Omnibus haben wir nicht rauchen dürfen, weil der Oberamtsrichter Zirngiebl mit seinem Heinrich darin war, und wir haben gewußt, daß er ein Freund vom Rektor ist und ihm alles verschuftet.
Der Heinrich hat ihm gleich gesagt, wer wir sind. Er hat es ihm in das Ohr gewispert, und ich habe gehört, wie er bei meinem Namen gesagt hat: “Es ist der Letzte in unserer Klasse und hat in der Religion auch einen Vierer.”
Da hat mich der Oberamtsrichter angeschaut, als wenn ich aus einer Menagerie bin, und auf einmal hat er zu mir und zum Fritz gesagt:
“Nun, ihr Jungens, gebt mir einmal eure Zeugnisse, daß ich sie mit dem Heinrich dem seinigen vergleichen kann.”
Ich sagte, daß ich es im Koffer habe, und er liegt auf dem Dache vom Omnibus. Da hat er gelacht und hat gesagt, er kennt das schon. Ein gutes Zeugnis hat man immer in der Tasche. Alle Leute im Omnibus haben gelacht, und ich und der Fritz haben uns furchtbar geärgert, bis wir in Mühldorf ausgestiegen sind.
Der Fritz sagte, es reut ihn, daß er nicht gesagt hat, bloß die Handwerksburschen müssen dem Gendarm ihr Zeugnis hergeben. Aber es war schon zu spät. Wir haben im Bahnhof Bier getrunken, da sind wir wieder lustig geworden und sind in die Eisenbahn eingestiegen.
Wir haben vom Kondukteur ein Rauchcoupe verlangt und sind in eins gekommen, wo schon Leute darin waren. Ein dicker Mann ist am Fenster gesessen, und an seiner Uhrkette war ein großes silbernes Pferd.
Wenn er gehustet hat, ist das Pferd auf seinem Bauch getanzt und hat gescheppert. Auf der anderen Bank ist ein kleiner Mann gesessen mit einer Brille, und er hat immer zu dem Dicken gesagt, Herr Landrat, und der Dicke hat zu ihm gesagt, Herr Lehrer. Wir haben es aber auch so gemerkt, daß er ein Lehrer ist, weil er seine Haare nicht geschnitten gehabt hat.
Wie der Zug gegangen ist, hat der Fritz eine Zigarre angezündet und den Rauch auf die Decke geblasen, und ich habe es auch so gemacht.
Eine Frau ist neben mir gewesen, die ist weggerückt und hat mich angeschaut, und in der anderen Abteilung sind die Leute aufgestanden und haben herübergeschaut. Wir haben uns furchtbar gefreut, daß sie alle so erstaunt sind, und der Fritz hat recht laut gesagt, er muß sich von dieser Zigarre fünf Kisten bestellen, weil sie so gut ist.
Da sagte der dicke Mann: “Bravo, so wachst die Jugend her”, und der Lehrer sagte: “Es ist kein Wunder, was man lesen muß, wenn man die verrohte Jugend sieht.”
Wir haben getan, als wenn es uns nichts angeht, und die Frau ist immer weitergerückt, weil ich so viel ausgespuckt habe. Der Lehrer hat so giftig geschaut, daß wir uns haben ärgern müssen, und der Fritz sagte, ob ich weiß, woher es kommt, daß die Schüler in der ersten Lateinklasse so schlechte Fortschritte machen, und er glaubt, daß die Volksschulen immer schlechter werden. Da hat der Lehrer furchtbar gehustet, und der Dicke hat gesagt, ob es heute kein Mittel mehr gibt für freche Lausbuben. Der Lehrer sagte, man darf es nicht mehr anwenden wegen der falschen Humanität, und weil man gestraft wird, wenn man einen bloß ein bißchen auf den Kopf haut.
Alle Leute im Wagen haben gebrummt: “Das ist wahr”, und die Frau neben mir hat gesagt, daß die Eltern dankbar sein müssen, wenn man solchen Burschen ihr Sitzleder verhaut. Und da haben wieder alle gebrummt, und ein großer Mann in der anderen Abteilung ist aufgestanden und hat mit einem tiefen Baß gesagt: “Leider, leider gibt es keine vernünftigen Öltern nicht mehr.”
Der Fritz hat sich gar nichts daraus gemacht und hat mich mit dem Fuß gestoßen, daß ich auch lustig sein soll. Er hat einen blauen Zwicker aus der Tasche genommen und hat ihn aufgesetzt und hat alle Leute angeschaut und hat den Rauch durch die Nase gehen lassen.
Bei der nächsten Station haben wir uns Bier gekauft, und wir haben es schnell ausgetrunken. Dann haben wir die Gläser zum Fenster hinausgeschmissen, ob wir vielleicht einen Bahnwärter treffen.
Da schrie der große Mann: “Diese Burschen muß man züchtigen”, und der Lehrer schrie: “Ruhe, sonst bekommt ihr ein paar Ohrfeigen!” Der Fritz sagte: “Sie können’s schon probieren, wenn Sie einen Schneid haben.” Da hat sich der Lehrer nicht getraut, und er hat gesagt: “Man darf keinen mehr auf den Kopf hauen, sonst wird man selbst gestraft.” Und der große Mann sagte: “Lassen Sie es gehen, ich werde diese Burschen schon kriegen.” Er hat das Fenster aufgemacht und hat gebrüllt: “Konduktör, Konduktör!”
Der Zug hat gerade gehalten, und der Kondukteur ist gelaufen, als wenn es brennt. Er fragte, was es gibt, und der große Mann sagte: “Die Burschen haben Biergläser zum Fenster hinausgeworfen. Sie müssen arretiert werden.”
Aber der Kondukteur war zornig, weil er gemeint hat, es ist ein Unglück geschehen, und es war gar nichts.
Er sagte zu dem Mann: “Deswegen brauchen Sie doch keinen solchen Spektakel nicht zu machen.” Und zu uns hat er gesagt: “Sie dürfen es nicht tun, meine Herren.” Das hat mich gefreut, und ich sagte: “Entschuldigen Sie, Herr Oberkondukteur, wir haben nicht gewußt, wo wir die Gläser hinstellen müssen, aber wir schmeißen jetzt kein Glas nicht mehr hinaus.” Der Fritz fragte ihn, ob er keine Zigarre nicht will, aber er sagte, nein, weil er keine so starken nicht raucht.
Dann ist er wieder gegangen, und der große Mann hat sich hingesetzt und hat gesagt, er glaubt, der Kondukteur ist ein Preuße. Alle Leute haben wieder gebrummt, und der Lehrer sagte immer: “Herr Landrat, ich muß mich furchtbar zurückhalten, aber man darf keinen mehr auf den Kopf hauen.”
Wir sind weitergefahren, und bei der nächsten Station haben wir uns wieder ein Bier gekauft. Wie ich es ausgetrunken habe, ist mir ganz schwindlig geworden, und es hat sich alles zu drehen angefangen. Ich habe den Kopf zum Fenster hinausgehalten, ob es mir nicht besser wird. Aber es ist mir nicht besser geworden, und ich habe mich stark zusammengenommen, weil ich glaubte, die Leute meinen sonst, ich kann das Rauchen nicht vertragen.
Es hat nichts mehr geholfen, und da habe ich geschwind meinen Hut genommen.
Die Frau ist aufgesprungen und hat geschrien, und alle Leute sind aufgestanden, und der Lehrer sagte: “Da haben wir es.” Und der große Mann sagte in der anderen Abteilung: “Das sind die Burschen, aus denen man die Anarchisten macht.”
Mir ist alles gleich gewesen, weil mir so schlecht war.
Ich dachte, wenn ich wieder gesund werde, will ich nie mehr Zigarren rauchen und immer folgen und meiner lieben Mutter keinen Verdruß nicht mehr machen. Ich dachte, wieviel schöner möchte es sein, wenn es mir jetzt nicht schlecht wäre; und ich hätte ein gutes Zeugnis in der Tasche, als daß ich jetzt den Hut in der Hand habe, wo ich mich hineingebrochen habe.
Fritz sagte, er glaubt, daß es mir von einer Wurst schlecht geworden ist.
Er wollte mir helfen, daß die Leute glauben, ich bin ein Gewohnheitsraucher.
Aber es war mir nicht recht, daß er gelogen hat. Ich war auf einmal ein braver Sohn und hatte einen Abscheu gegen die Lüge.
Ich versprach dem lieben Gott, daß ich keine Sünde nicht mehr tun wollte, wenn er mich wieder gesund werden läßt. Die Frau neben mir hat nicht gewußt, daß ich mich bessern will, und sie hat immer geschrien, wie lange sie den Gestank noch aushalten muß.
Da hat der Fritz den Hut aus meiner Hand genommen und hat ihn zum Fenster hinausgehalten und hat ihn ausgeleert. Es ist aber viel auf das Trittbrett gefallen, daß es geplatscht hat, und wie der Zug in der Station gehalten hat, ist der Expeditor hergelaufen und hat geschrien: “Wer ist die Sau gewesen? Herrgottsakrament, Konduktör, was ist das für ein Saustall?”
Alle Leute sind an die Fenster gestürzt und haben hingeschaut, wo das schmutzige Trittbrett gewesen ist.
Und der Kondukteur ist gekommen und hat es angeschaut und hat gebrüllt: “Wer war die Sau?”
Der große Herr sagte zu ihm: “Es ist der nämliche, der mit Bierflaschen schmeißt, und Sie haben es ihm erlaubt.”
“Was ist das mit den Bierflaschen?” fragte der Expeditor. “Sie sind ein gemeiner Mensch”, sagte der Kondukteur, “wenn Sie sagen, daß ich es erlaubt habe, daß er mit die Bierflaschen schmeißt.”
“Was bin ich?” fragte der große Herr.
“Sie sind ein gemeiner Lügner”, sagte der Kondukteur, “ich habe es nicht erlaubt.”
“Tun Sie nicht so schimpfen”, sagte der Expeditor, “wir müssen es mit Ruhe abmachen.”
Alle Leute im Wagen haben durcheinandergeschrien, daß wir solche Lausbuben sind und daß man uns arretieren muß. Am lautesten hat der Lehrer gebrüllt, und er hat immer gesagt, er ist selbst ein Schulmann. Ich habe nichts sagen können, weil mir so schlecht war, aber der Fritz hat für mich geredet, und er hat den Expeditor gefragt, ob man arretiert werden muß, wenn man auf einem Bahnhof eine giftige Wurst kriegt. Zuletzt hat der Expeditor gesagt, daß ich nicht arretiert werde, aber daß das Trittbrett gereinigt wird, und ich muß es bezahlen. Es kostet eine Mark. Dann ist der Zug wieder gefahren, und ich habe immer den Kopf zum Fenster hinausgehalten, daß es mir besser wird.
In Endorf ist der Fritz ausgestiegen, und dann ist meine Station gekommen. Meine Mutter und Ännchen waren auf dem Bahnhof und haben mich erwartet.
Es ist mir noch immer ein bißchen schlecht gewesen, und ich habe so Kopfweh gehabt.
Da war ich froh, daß es schon Nacht war, weil man nicht gesehen hat, wie ich blaß bin. Meine Mutter hat mir einen Kuß gegeben und hat gleich gefragt: “Nach was riechst du, Ludwig?” Und Ännchen fragte: “Wo hast du deinen Hut, Ludwig?” Da habe ich gedacht, wie traurig sie sein möchten, wenn ich ihnen die Wahrheit sage, und ich habe gesagt, daß ich in Mühldorf eine giftige Wurst gegessen habe und daß ich froh bin, wenn ich einen Kamillentee kriege.
Wir sind heimgegangen, und die Lampe hat im Wohnzimmer gebrannt, und der Tisch war aufgedeckt.
Unsere alte Köchin Theres ist hergelaufen, und wie sie mich gesehen hat, da hat sie gerufen: “Jesus Maria, wie schaut unser Bub aus! Das kommt davon, weil Sie ihn so viel studieren lassen, Frau Oberförster.”
Meine Mutter sagte, daß ich etwas Unrechtes gegessen habe, und sie soll mir schnell einen Tee machen. Da ist die Theres geschwind in die Küche, und ich habe mich auf das Kanapee gesetzt. Unser Bürschel ist immer an mich hinaufgesprungen und hat mich abschlecken gewollt. Und alle haben sich gefreut, daß ich da bin. Es ist mir ganz weich geworden, und wie mich meine liebe Mutter gefragt hat, ob ich brav gewesen bin, habe ich gesagt, ja, aber ich will noch viel braver werden.
Ich sagte, wie ich die giftige Wurst drunten hatte, ist mir eingefallen, daß ich vielleicht sterben muß und daß die Leute meinen, es ist nicht schade darum.
Da habe ich mir vorgenommen, daß ich jetzt anders werde und alles tue, was meiner Mutter Freude macht und viel lerne und nie keine Strafe mehr heimbringe, daß sie alle auf mich stolz sind.
Ännchen schaute mich an und sagte: “Du hast gewiß ein furchtbar schlechtes Zeugnis heimgebracht, Ludwig?”
Aber meine Mutter hat es ihr verboten, daß sie mich ausspottet, und sie sagte: “Du sollst nicht so reden, Ännchen, wenn er doch krank war und sich vorgenommen hat, ein neues Leben zu beginnen. Er wird es schon halten und mir viele Freude machen.” Da habe ich weinen müssen, und die alte Theres hat es auch gehört, daß ich vor meinem Tod solche Vorsätze genommen habe. Sie hat furchtbar laut geweint und hat geschrien: “Es kommt von dem vielen Studieren, und sie machen unsern Buben noch kaputt.”
Meine Mutter hat sie getröstet, weil sie gar nicht mehr aufgehört hat.
Da bin ich ins Bett gegangen, und es war so schön, wie ich darin gelegen bin. Meine Mutter hat noch bei der Türe hereingeleuchtet und hat gesagt: “Erhole dich recht gut, Kind.” Ich bin noch lange aufgewesen und habe gedacht, wie ich jetzt brav sein werde.
In der Ostervakanz sind der Bindinger und die Marie gekommen, weil er jetzt Professor in Regensburg war und nicht mehr hier bei uns.
Sie haben ihr kleines Kind mitgebracht. Das ist jetzt zwei Jahre alt und heißt auch Marie.
Meine Schwester heißt es aber Mimi, und meine Mutter sagt immer Mimili.
Wie es der Bindinger heißt, weiß ich nicht genau. Er sagt oft Mädele, aber meistens, wenn er damit redet, spitzt er sein Maul und sagt: “Duzi, duzi! Du du!”
Es hat einen sehr großen Kopf, und die Nase ist so aufgebogen wie beim Bindinger. Den ganzen Tag hat es den Finger im Mund und schaut einen so dumm an.
Wie sie gekommen sind, ist meine Mutter auf die Bahn, und dann sind sie mit einer Droschke hergefahren.
Meine Mutter und die Marie haben das kleine Mädel an der Hand geführt. Der Bindinger ist hinterdrein gegangen.
Über die Stiege hinauf haben sie schon lebhaft miteinander gesprochen, und meine Mutter sagte immer: “Also da seid ihr jetzt, Kinder! Nein, wie das Mimili gewachsen ist! Das hätte ich nicht für möglich gehalten.”
“Ja, gelt, Mama, du findest auch? Alle Leute sagen es. Doktor Steininger, unser Arzt, weißt du, findet es ganz merkwürdig. Nicht wahr, Heini?”
Dann hörte ich dem Bindinger seine tiefe Stimme, wie er sagte: “Ja, es gedeiht sichtlich, Gott sei Dank!”
Endlich sind sie oben gewesen, und ich bin unter der Tür gestanden.
Meine Schwester gab mir einen Kuß, und der Bindinger schüttelte mir die Hand und sagte: “Ach, da ist ja unser Studiosus! Der Cäsar wird dir wohl einige Schwierigkeiten machen? Gallia est omnis divisa in partes tres, haha!”
Ich glaubte, daß er mich schon examinieren wollte, aber meine Mutter rief: “Ja, Ludwig, du hast ja Mimili noch gar nicht begrüßt und siehst doch dein kleines Nichtchen zum erstenmal! Sieh nur her! Wie lieb und hübsch sie ist!”
Ich fand sie gar nicht hübsch; sie war wie alle kleinen Kinder. Aber ich tat so, als wenn sie mir gefällt, und lachte recht freundlich. Das freute meine gute Mutter, und sie sagte zu Marie: “Siehst du? Ich wußte es gleich, daß ihm Mimili gefallen wird. Sie ist auch zu reizend!”
Im Wohnzimmer war ein Frühstück hergerichtet; unsere Kathi mußte Bratwürste holen, und es gab Märzenbier dazu.
Ich freute mich, aber die anderen hatten keine Zeit zum Essen, weil sie immer um das Kind herum waren.
Es mußte seine Hände herzeigen, und wie ihm die Kapuze abgenommen wurde, sah man, daß es blonde Locken hatte, und da schrien sie wieder, als ob es was Besonderes wäre.
Meine Mutter küßte es auf den Kopf, und Marie sagte in einem fort: “Mimi, das ist deine Omama!” Und der Bindinger bückte sich, daß er ganz rot wurde, und sagte: “Du, du! Duzi, duzi!”
Da heulte es auf einmal, und Marie wisperte meiner Mutter ins Ohr, und sie gingen schnell hinaus damit.
Der Bindinger blieb herin, aber er setzte sich nicht zum Essen her, sondern ging auf und ab und machte ein ängstliches Gesicht. Dann rief er zur Tür hinaus: “Marie, es ist doch hoffentlich nichts Ernsteres.” “Nein, nein!” sagte Marie, “es ist schon vorbei.”
Dann kamen sie wieder herein mit dem Kind, und meine Mutter sagte: “Die lange Bahnfahrt, und dann das Ungewohnte und die Aufregung! Das kommt alles zusammen.”
Ich war froh, wie sie einmal saßen und das Kind auf dem Kanapee ließen, denn die Bratwürste waren schon kalt.
Jetzt fingen wir an zu essen und zu trinken und stießen mit den Gläsern auf fröhliche Ostern an.
Meine Mutter sagte, daß sie schon lange nicht mehr so vergnügt gewesen ist, weil wir alle beisammen sind und Marie so gut aussieht, und das herzige Mimili. Und ich hätte auch ein besseres Zeugnis heimgebracht als sonst.
Ich mußte es dem Bindinger bringen, und er las es vor.
“Der Schüler könnte bei seiner mäßigen Begabung durch größeren Fleiß immerhin Besseres leisten.”
Dann kamen die Noten. Lateinische Sprache III.
“Hm! Hm!” sagte der Bindinger, “das enspricht meinen Erwartungen. Mathematik II-III, griechische Sprache III-IV.”
“Warum bist du hierin so schwach?” fragte er mich.
“Über das Griechische klagt Ludwig oft”, sagte meine Mutter, “es muß sehr schwierig sein.”
Ich wollte, sie hätte mich nicht verteidigt; denn der Bindinger redete jetzt so viel, daß mir ganz schlecht wurde.
Er strich seinen Bart und tat, als ob er in der Schule wäre.
“Wie kann man eine solche Ansicht äußern!” sagte er. “Das ist sehr betrübend, wenn man diesen verkehrten Meinungen immer und immer wieder begegnet. Gerade die griechische Sprache ist wegen ihres Ebenmaßes und der Klarheit der Form hervorragend leicht. Sie ist spielend leicht zu erlernen!”
“Warum hast du dann III-IV?” fragte mich meine Mutter. “Du mußt jetzt sagen, wo es fehlt, Ludwig.”
Ich war froh, daß der Bindinger nicht wartete, was ich sagen werde. Er legte ein Bein über das andere und sah auf die Decke hinauf und redete immer lauter.
“Haha!” sagte er, “die griechische Sprache ist schwierig! Ich wollte noch schweigen, wenn ihr den dorischen Dialekt im Auge hättet, da seine härtere Mundart gewisse Schwierigkeiten bietet. Aber der attische, diese glückliche Ausbildung des altjonischen Dialektes! Das ist unerhört! Diese Behauptung zeugt von einem verbissenen Vorurteil!”
Meine Mutter war ganz unglücklich und sagte immer:
“Aber ich meinte bloß… aber weil Ludwig…”
Marie half ihr auch und sagte: “Heini, du mußt doch denken, daß Mama es nicht böse meint.”
Da hörte er auf, und ich dachte, daß er immer noch so dumm ist wie früher.
“Heini ist furchtbar eifrig in seinem Beruf; sonst ist er so gut; aber da wird er gleich heftig,” sagte Marie, und meine Mutter war gleich wieder lustig.
“Das muß sein”, sagte sie, “in seinem Beruf muß man eifrig sein. Und du weißt jetzt, Ludwig, wie leicht das Griechische ist. Ja, was macht denn das kleine Mimili? Das sitzt so brav da und sagt gar nichts !”
Das Mädel schaute meine Mutter an und lachte. Auf einmal machte es seinen Mund auf und sagte: “Gugudada.”
Es strampelte mit den Beinen und streckte seine Hand dabei aus. Es war doch gar nichts, aber alle taten, als wenn ein Wunder gewesen ist.
Meine Mutter war ganz weg und rief immer: “Habt ihr gehört! Das Kind! Gugudada!”
“Sie meint, der gute Papa. Gelt, Mimi? Und die liebe Omama!” sagte Marie.
“Nein, wie das Kind gescheit ist!” sagte meine Mutter. “In dem Alter! Das habe ich noch nicht erlebt. Das liebe Herzchen!”
Der Bindinger lachte auch, daß man seine großen Zähne sah. Er bückte sich über den Tisch und stach dem Mädchen mit dem Zeigefinger in den Bauch und sagte: “Wart, du Kleine, duzi, duzi!” Und zu meiner Mutter sagte er: “Sie hat einen lebhaften Geist und beobachtet ihre Umgebung mit sichtlicher Teilnahme. Ich hoffe, daß sie sich in dieser Richtung weiterentwickelt.”
Meine Mutter wollte, daß ich es auch sehe, aber ich war so giftig auf den Bindinger und fragte: “Was hat es denn gesagt?”
“Hast du nicht gehört, wie sie ganz deutlich sagte: Gugudada?”
“Das ist doch gar nichts”, sagte ich.
“Es heißt der gute Papa”, sagte Marie und wurde ganz weinerlich. “Du bist recht abscheulich, Ludwig!”
“Wie kannst du das nicht verstehen?” sagte meine Mutter und schaute mich zornig an. “Das versteht jeder Mensch.” “Ich kann es gar nicht verstehen”, sagte ich.
“Weil du überhaupt nichts weißt, loser Bube!” schrie Bindinger und machte blitzende Augen, wie in der Schule; “wenn du jemals den Aristoteles kennenlernen wirst, so wirst du begreifen, daß die Sprache unseres Kindes die onomato-poetische, die schallnachahmende Wortbildung ist.”
Er brüllte so laut, daß der Fratz zu weinen anfing. Marie nahm ihn auf den Arm und ging damit auf und ab. Meine Mutter ging daneben und sagte: “Will das Kindchen lustig sein? Will das Kindchen nicht mehr sprechen, gugu-dada?”
Aber der Bindinger lief hinterdrein und sagte: “Nein, es soll nicht sprechen! Es soll hier nicht mehr sprechen! Dieser Bube hat vor nichts Ehrfurcht.”
Ich machte mir aber gar nichts daraus.
Inhalt
»Es wird Herbst!« sagte Major Burkhardt und blickte den Studienlehrer fest an mit seinen furchtlosen Soldatenaugen.
Er sagte es mit Betonung, als suchte er in seinem Begleiter bestimmte Vorstellungen zu erwecken.
»Ja – – ja«, seufzte Professor Hasleitner, »es wird allmählich kalt.«
»Und ungemütlich. Kalt und ungemütlich.«
Der Major wies auf die Kastanien vor dem Dornsteiner Bahnhofe, deren gelbe Blätter sich fröstelnd zusammenkrümmten.
»Um fünf Uhr wird es Nacht. Ein schlecht geheiztes Zimmer. Eine qualmende Lampe. Die Zugeherin bringt lauwarmes Essen aus dem Gasthof. Stellt es unfreundlich auf den Tisch. Das ist Ihr Leben.«
Hasleitner hatte ins Weite geblickt, zu dem Walde hinüber, an dessen Fichten der Nebel lange Fetzen zurückließ.
Der soldatisch bestimmte Ton des pensionierten Majors weckte ihn auf.
»Wie?« fragte er.
»Ich sage, Sie müssen heiraten.«
Der alte Soldat deutete auf die tiefer gelegene Stadt, deren Häuser behaglich aneinandergerückt waren.
»Das ist das Glück!« sagte er. »Eine Frau am Herde, fleißig, um unser Wohl besorgt und stattlich.«
Er beschrieb mit der Rechten eine nach rückwärts ausbauchende runde Linie.
»Und stattlich!« wiederholte er.
Hasleitner sah, wie es weiß und grau und dick und dünn aus vielen Kaminen rauchte, und er schien die Gemütlichkeit des Anblickes zu verstehen.
In seine Augen trat ein freundlicher Schimmer, und man konnte glauben, daß er an Herdfeuer dachte, oder an die runde, sich nach rückwärts ausbauchende Linie.
Überhaupt, er war ein träumerischer Mensch.
Sorglos im Äußeren, den Hemdkragen nicht immer blendend weiß, die Krawatte verschoben, den Bart naß von der letzten Suppe, aber in den Augen Herzensgüte, im ganzen Wesen eine Verträumtheit, die immer wieder zum Nasenbohren führte.
Kein Mann, der Backfische begeistern konnte, aber einer, der älteren Töchtern hundert Dinge zeigte, die man in lieber Häuslichkeit flicken, stopfen und bürsten mochte.
Und doch – dieser Mann, geschaffen, von den Ärmeln einer bürgerlichen Schlafjacke umfangen zu werden, war durch eine seltsame Laune des Schicksals mit einer verdorbenen Phantasie belastet, also daß seine Gedanken an das weibliche Geschlecht sich stets mit Vorstellungen von Eisbärenfellen verbanden, von Eisbärenfellen, auf denen dünne, lasterhafte Beine in schwarzen Seidenstrümpfen ruhten. Noch dazu lehrte er die Wissenschaft der Geographie und stieß auf der Landkarte immer wieder auf Orte, wo seine Sinne knisternde Seide und herrlich verstöpselte Parfüms vermuten durften.
Paris – Wien – Budapest –
Ein Gefühl, das mit seiner heimlichen Sehnsucht zusammenhing, trieb ihn täglich zum Bahnhofe, wo Punkt fünf Uhr der große Schnellzug hielt, der glücklichere Menschen von einer Großstadt in die andere führte.
Hier hatte nun der quieszierte Major den Träumer angesprochen, und ein freundlicher Zufall fügte es, daß beide, als sie auf dem Bahnsteige kehrtmachten, der Gattin des Offiziers gegenüberstanden, wie auch der Tochter Elise.
In merkwürdig schnellem Gedankengange brachte der Professor das vorausgegangene Gespräch von Stattlichkeit in Zusammenhang mit der Erscheinung Elisens, und vielleicht ohne daß er es wollte, drang seine unlautere Phantasie dem älteren Mädchen durch Mantel und Rock und begann, sich Dinge auszumalen.
Freilich nicht langgestreckte, seidenumhüllte Beine, aber Rundlichkeiten, mit denen sich die Vorstellung von Wärme und Innigkeit verbindet.
Die Tochter des Majors fühlte den sengenden Blick des Philologen, und als eine reife Blume, die sie war, öffnete sie willig ihre Blätter den wärmenden Strahlen. Dieses heimliche, unbewußte Suchen und dieses bewußte Entgegenkommen spann Fäden zwischen den beiden, welche das erfahrene Mädchen bald genug aufzuspulen beschloß, und es schickte sich alsbald mit einem lieblichen Lächeln dazu an.
Freilich war dieser Professor kein Gegenstand für brennende Wünsche und verzehrende Glut, indessen wohl ein Objekt, das sich mit baumwollenen Ärmeln sanft umfangen ließ, nachdem es vorher sorgfältig gereinigt war.
Keine berauschend süße Frucht, sondern ein säuerlicher, deutscher Hausapfel, der aber, im Kachelofen gebraten, einigen Wohlgeschmack bieten konnte.
Und das Mädchen schickte sich alsbald an, den heimlichen Faden zu ergreifen, als mit dumpfem Brausen der Schnellzug in die Station einfuhr.
Die riesige Lokomotive schnaufte, als wäre sie in der langen, stürmischen Fahrt außer Atem gekommen, und die langen, schönen Wagen standen da, als ruhten sie kurze Augenblicke, um weiterzujagen in die weite Welt.
Mit einem Male hatte Hasleitner alle Gedanken an runde Mädchenreize vergessen; sie versanken vor ihm, er sah sie nicht mehr.
Dort im ersten Coupé schob eine schmale Hand den Vorhang zurück, und ein Paar müde Augen blickten entsetzt auf die Philister, hier prallte ein entzückender Kopf entrüstet zurück.
Es war die große Welt, die eine Minute lang Dornsteiner Luft einzog und Pariser Odeurs zurückgab.
Und da stand es auf weißen Tafeln und war darum kein phantastisches Märchen: Paris – Avricourt – Wien –
Ja… Ja… diese nämlichen Wagen waren gestern noch in Paris gewesen!
Jene fabelhaften Damen, von denen man sich erzählt, daß sie gierig und unerbittlich Jagd machen auf gutgebaute Männer, waren an ihnen vorbeigewandelt, hatten süße Blicke in sie hineingeworfen, und von ihrem Dufte hing etwas an Türen und Fenstern und verwirrte den Sinn eines deutschen Jugendbildners.
Wußte man, ob nicht eine solche Tigerin da drinnen auf schwellenden Polstern saß und einen breitbrüstigen Germanen mit ihren Blicken verschlang?
Odette, Suzette – Germaine – ah!
Hier steht ein Gymnasiallehrer von gänzlich unverdorbener Jugend, und der für schlanke Waden und schwarze Strümpfe die heftigsten Empfindungen angestaut hat.
Warum seufzt ihr erleichtert auf, da sich nun der Zug in Bewegung setzt?
Ihr saht erstaunt auf die Kostüme, die im Dornsteiner Atelier für modes und confection kreiert waren, ihr saht Spitzbäuche und gepreßte Busen, faltenreiche Hosen und geschmierte Stiefel, aber ihr saht nicht in das Herz des blonden Professors und wißt nicht, wie er so ganz der Eure ist!
Fort!
Die Lokomotive pfeift jubelnd aus der Station hinaus, als freute auch sie sich, diesem Nest entronnen zu sein…
Diesem Himmelherrgott…
»Warum so träumerisch?« lispelte Elise und blickte schelmisch auf den Professor, der dem Zuge nachstarrte und in der Nase bohrte.
Da traf sie ein Blick, so leer, so fremd und so feindselig…, daß sie unter dem flanellenen Höschen eine Gänsehaut überlief.
– – Der Faden war zerrissen – –
Am Dienstag, den 3. Januar, verstarb der Realitätenbesitzer Josef Seilinger eines plötzlichen Todes.
Er war wie alltäglich beim Sternbräu zum Abendschoppen eingekehrt, trank mit sichtlichem Behagen seine drei Maß Bier und sprach sich mit gewohnter Lebhaftigkeit über die Schlechtigkeit der preußischen Zustände aus.
Um sieben Uhr verließ er die Gaststube und begab sich in die Küche, um sich von der Frau Wirtin zu verabschieden. Er wechselte einige Scherzworte mit ihr und sagte noch: »Jetzt pfüat Eahna Gott, Sie Schneckerl, Sie liab’s«, da fiel er plötzlich streckterlängs zu Boden und war maustot.
Nun lag er den zweiten Tag aufgebahrt im Prunkzimmer seiner Wohnung.
In dem frostigen, unfreundlichen Raume nahm die tiefverschleierte Witwe die Beileidsbezeugungen entgegen. Es war ein stetes Kommen und Gehen.
Die ehrsamen Bürger traten schweigend mit ihren Frauen an die Bahre.
Sie legten alle gleichmäßig die Stirne in ernste Falten, verzogen die Mundwinkel und sahen lange und ausdruckslos noch einmal in das breite Gesicht des Verblichenen.
Die Frauen drückten schluchzend die Taschentücher an ihre nassen Augen und zählten im geheimen die Kranzspenden.
Nach einer anständig bemessenen Pause traten die Besucher zu den Leidtragenden und sprachen Worte des Trostes.
»Wer hätt’ dös glaubt, Frau Seilinger? So a g’sunder Mann! Vor drei Tag hab i’n no über’n Marktplatz geh seh’gen und zu mein Mann g’sagt – gel Schorschel? – schau hi, hab i g’sagt, da geht der Herr Seilinger. Und jetzt – – a so a Mann…!«
»– – Ja, ja, der Seppl! I hätt’s a net gmoant, daß eahm so schnell derwischt, Frau Seilinger. Am letzten Sunntag san ma no so zünfti beinand g’wen, und heint liegt er do… Ja, ja, das menschliche Leben!«
»Trösten S’ Eahna, Frau Seilinger! Gunnen S’ eahm sei Ruah. Eahm is wohl! Wer woaß, was eahm alles derspart blieben is, und wia bald daß uns selber außi tragen mit di Füaß voro.«
Und wenn die trauernde Witwe zustimmend mit dem Kopfe nickte, rühmte die Frau noch die Schönheit und Zahl der Kränze.
»De vielen, vielen Kränz’ und de schönen Blumen, Frau Seilinger! Es ist doch auch a gewisser Trost, wenn ma siecht, wia oan de Leut in Ehren halten! So was muaß noch gar net dag’wesen sein.«
Dann blickten die Besucher der Witwe noch einmal tieftraurig in die Augen und machten anderen Platz.
Draußen bemerkte die Frau flüsternd: »Hast a’s g’sehg’n, Schorschl? Mit dera Trauer is a net weit her. Grad drucka hat s’ müassen, daß s’ a paar Thräna außerbracht hat. Und den Aufwand! An glatten Kaschmirrock mit Schürzendraperie und Krepp de schin-Ausputz, a g’schweifte Schoßtaille mit an Latzteil, und am Rand matte Holzperlen. Statt a Schneppenhauben hat s’an Kapothuat mit an schwarzen Bleamelbukett, und den Schloar!«
»Na! Na! I woaß net, daß de Leut koa rechts G’fühl nimma ham. Da guat Seilinger wenn s’ sehg’n tat, wia s’ dasteht, nacha drahet er si um.«
Im Treppenhause war die Leichenfrau mit den Zurüstungen für die Einsegnung beschäftigt; sie zündete die Kerzen an, stellte das Weihwasser zurecht und wies die Ankommenden in das Trauerzimmer.
Ihre Miene war dem Ernste ihres Berufes angemessen, und nur flüsternd führte sie die Unterhaltung mit diesem und jenem Trauergaste.
»Geln’s, der Herr Seilinger? Aba schö liegt er drin, koa bissel entstellt! So sanft! Grad als wenn er schlafen tat. So a g’sunder Mann und so plötzli schterben! I sag Eahna, was der Herr für a G’wicht g’habt hat, des is net zum glauben! Der muaß im Leben alleweil seine guaten dritthalbe Zentner g’wogen ham. I hab zerscht gmoant, i kunnt’n alloa daheben beim Anziagn, aber da is koa Drodenka net g’wen. Erscht wia mir die Binder Cenzl g’holfen hat, is ganga. Cenzl, hab i g’sagt, paß auf, sag i, daß ma’n schö hinleg’n, hab i g’sagt…« Die Leichenfrau wurde unterbrochen durch das Herannahen der Geistlichkeit, welche die Zeremonie begann.
Eintönig hallten die tiefen Stimmen der singenden Priester durch den kalten Gang, und süßlicher Weihrauchduft füllte das Haus.
Vor demselben hatten sich nunmehr alle versammelt, welche dem Toten das letzte Geleit geben wollten.
Alle Vereine, denen Josef Seilinger angehört hatte, waren vertreten. Die Liedertafel, die Schützengesellschaft, der Tarockklub, die Freiwillige Feuerwehr, der Veteranenverein und der Velozipedklub.
Zum Zeichen der Trauer waren die Fahnen umflort wie die Schärpen der Fahnenjunker.
Mit finsterem Ernste blickten die Männer unter den hohen Zylindern hervor; ihnen gegenüber, durch die Straße getrennt, stand die schwarzgekleidete Schar der Frauen.
Die Blicke aller waren auf das Tor gerichtet, aus dem jetzt schwankend unter der Last des Sarges die Leichenträger schritten, gefolgt von der Geistlichkeit und den Hinterbliebenen.
Die Fahnenträger schlossen sich an, dann die Trauergesellschaft in hergebrachter Ordnung.
In langer, krummer Linie schlich der schwarze Zug durch die schneebedeckten Straßen; an den Fenstern lugten hinter den Vorhängen die alten Leute und Kinder heraus; die kleinen Häusler und Taglöhner standen vor ihren Hütten und entblößtem ehrfürchtig die Häupter zum letztenmal vor dem dicken, reichen Josef Seilinger.
Die Bürger aber kürzten sich den Weg mit Gesprächen über das traurige Ereignis.
»Ja, schnell hat’s ‘n g’rissen. Wer hätt’ dös glaubt? Woaßt as no, Franzl, wia ma vorig’s Jahr in Hausham beim Bierletzt g’wen san? I und da Reitmoar und du und da Seilinger? Wia ma z’letzt allsam so b’suffa g’wen san, daß ins s’Bier bei die Augen außa grunna is?«
»Freili woaß i’s no. Wia nacha da Seilinger aufg’standen is und hat mit da Faust in Tisch einig’haut. Herrgottsakra, hat a g’schriean, trink ma no a Maß, ös Fretter ös miserablige! I trink Enk allsamt untern Tisch eini. Und g’rad schnackerlfidel is er g’wen.«
»Ja, da hätt aa koa Mensch net denkt, daß er so bald ei’liefert. Man hat eahm nix okennt.«
»No, no, woaßt, Franzl, dös viele Saufen ko net guat sei. Er hat scho a bisl gar z’naß g’fuattert.«
»Dös is wahr. Du, wo geh’ ma denn danach hi?«
»I moa halt zum Stembräu. Spiel ma an Tarock, da Weißlinger tuat aa mit. Gell Schorschl?«
»Ja, is ma grod recht… Bst! Bst!«
Man war vor dem offenen Grabe angelangt. Als unter den üblichen Zeremonien der Sarg versenkt war, entblößte der Pfarrer das Haupt und sprach:
»Andächtige Trauerversammlung! Wir stehen vor dem offenen Grabe des tugendsamen Josef Seilinger, bürgerlichen Realitätenbesitzers dahier. Er ist geboren am 10. Oktober 1854, als der Sohn des Realitätenbesitzers Josef Seilinger und dessen Ehefrau Brigitta, und starb am 3. Januar 1899. Sein Leben war vergleichbar einem Strome, der ruhig dahinfließet. In seiner Jugend besuchte er drei Lateinklassen mit großem Erfolge, wie durch das Zeugnis seiner Lehrer bestätigt wird. Alsdann zog er sich in sein elterliches Haus zurück und verblieb daselbst bis zu seinem Lebensende.
Im Jahre 1879 vermählte er sich mit Fräulein Marie Hitzinger, Brauereibesitzerstochter von hier, welche heute als trauernde Witwe in das Grab blicket. Der glücklichen Ehe entsprossen drei Kinder.
So, geliebte Christen, ist seine Laufbahn ein Beispiel und eine Lehre für alle. Er war aber auch ein ordnungsliebender Bürger und ein gläubiger Katholik. Er war nie ein Zweifler, und der neue Geist, welcher jetzt so böse in der Welt umhergeht, hat ihn nicht beschädiget.
Darum dürfen wir hoffen, daß er trotz seines schnellen Endes die Seligkeit erworben habe. Amen!«
Hier wollte der Gesangverein einfallen mit dem Liede: ›Seht, wie sie so sanft ruhen.‹ Aber nach den ersten Tönen brachen die Sänger ab; eine auffallende Bewegung ging durch die Reihen, und nach einer drückenden Pause trat der Vorstand an das Grab und erklärte, daß der Gesang infolge Unwohlseins einiger Mitglieder nicht stattfinden könne.
Damit war auch die Feierlichkeit zu Ende. Die Trauergäste entfernten sich rasch und besprachen mißbilligend das letzte Vorkommnis.
»Da sieht ma’s wieda, unsa Liadertafel. Bal ma sei Ruah haben möcht im Wirtshaus, nacha plärren s’ in oan Trumm, oan faden G’sang nach dem andern. Bal ma s’aba braucht, ham S’ koa Stimm’. I möcht bloß wissen, was da dahinter steckt.«
Die Neugierde wurde bald befriedigt, denn der Vorstand erzählte beim Sternbräu jedem, daß der erste Bassist, der Schreinermeister Bergmann, sich geweigert habe, zu singen.
»Und wissen S’, warum, meine Herren? Weil d’Frau Seilinger an Sarg net bei eahm hat macha lassen. I hab bitt und bettelt, daß er uns de Blamasch net atoa soll. Nix hat’s g’holfen. ›Fallt ma gar net ein‹, sagt er, ›braucha de Protzen mein Sarg net, braucha’s mei Stimm’ aa net.‹ Was sagen S’ da dazu, meine Herren?«
»Ja no!«
Wie es gekommen war, ob Herr Pfaffinger höflich oder in barschem Tone das Schließen der Türe verlangt, ob Herr Tresser nach dieser Aufforderung erst recht die Türe aufgerissen, ob Herr Pfaffinger in rüder Weise sie dann ins Schloß geworfen hatte und hierauf von Herrn Tresser als ungebildeter Lümmel bezeichnet wurde, während Herr Pfaffinger diesen, Herrn Tresser nämlich, mit dem Worte Lauskerl schon vorher betitelt hatte, läßt sich aus den erregten Schilderungen der angesehenen Bürger Dornsteins nicht unwiderleglich feststellen, – Tatsache ist, daß Herr Tresser Herrn Pfaffinger einerseits an der Gurgel packte, während Herr Pfaffinger andererseits diesem, dem Herrn Tresser nämlich, eine derart schallende Ohrfeige versetzte, daß der Schlag sogar in den hintersten Sitzreihen des Höllbräusaales vernommen wurde.
Von vielen Zeugen des Vorfalles wird erzählt, daß die Tochter des Herrn Magistratsrates Trinkl, Fräulein Fanny Trinkl, über Zugluft geklagt habe, was den neben ihr sitzenden Brauereivolontär Pfaffinger veranlaßte, aufzuspringen und die Saaltüre zu schließen, worauf Herr Rechtspraktikant Tresser dieselbe sogleich wieder öffnete, sei es nun, weil er und einige mitanwesende Beamte es zu heiß fanden, sei es, weil er über die eigenmächtige Handlung des Herrn Pfaffinger entrüstet war, was aber wiederum diesem, Herrn Pfaffinger, als eine Beleidigung seiner Dame erscheinen mußte, so daß er sich zu einem Schimpfworte hinreißen ließ, wobei freilich nicht bestimmt behauptet werden kann, daß nicht etwa Herr Tresser schon vorher den Ausdruck ungebildeter Lümmel gebraucht hatte, kurz und gut, was hier auch übereinstimmend oder verschieden berichtet wird, – Tatsache ist, daß Herr Pfaffinger von Herrn Tresser an der Gurgel gefaßt wurde, und daß dann Herr Tresser eine dermaßen starke Ohrfeige erhielt, daß seine linke Wange anschwoll.
Mir war und ist es nur darum zu tun, eine vollkommen wahrheitsgetreue Schilderung des Herganges zu geben, wobei ich keineswegs, wie Herr Magistratsrat Trinkl, das Verhalten des Herrn Pfaffinger oder, wie Herr Sekretär Hundertkäs, das Benehmen des Herrn Tresser als absolut berechtigt hinstelle, sondern ich möchte ausschließlich die Tatsache klarstellen, daß Herr Tresser einerseits Herrn Pfaffinger körperlich anfiel, während Herr Pfaffinger andererseits diesem eine wuchtige Maulschelle applizierte.
Das Geschehnis läßt sich weder leugnen noch beschönigen, noch auf irgendeine Weise aus der Welt schaffen, und es ist weiter nichts zu erörtern als die Frage, welche Folgen die Mißhandlung eines den besseren Kreisen angehörigen Mannes haben konnte.
In der Tat wurde der Vorfall auch von den bürgerlichen Elementen nach Verlassen des Höllbräusaales lebhaft erörtert, und Bäckermeister Schwarz bewies vielleicht die größte Heftigkeit der Gesinnung.
»Also mir… net… also mir bal oana so was saget… net… also ung’hobelter Lackel oder so was… net… also i… mei Liaba… i den bei de Ohrwaschel nehma und beuteln… hast doch’ g’hört… und nacha oani links und oani rechts abahau’n… vastehst… und nacha no a paar… also mir bal oana kam! Was? sag i… an ung’hobelter Lackel bin i… moanst du vielleicht, weil di dei Vata studieren hat lass’n… derfst du an Bürgersmann, der wo seine Steuern zahlt… net… und wo seine Familli rechtschaff’n ernährt… schimpf’n… sag i… Wer is ung’hobelt? sag i… vielleicht net a Beamta, der sie a so aufführt? Was bin i? A Lackel bin i? Hab Eahna i scho amal an Lackel abgeb’n? Han? Du Herrgottsakrament! sag i. Da hast a paar! sag i…«
»Plärr do net a so!« rief Magistratsrat Trinkl… »Bleib’n ja d’Leut steh’ und schaug’n…«
»Ja no… muß ma si so was hoaß‘n lass’n«?
»Zu dir hat er nix g’sagt!«
»Dös is sei Glück, mei Liaba… mir bal er so was saget! Also den schlaget i sei Batterie scho a so her, daß er alle Engel pfeif’n hörat… Ung’hobelter Lackel möcht er an Bürgersmann hoaß‘n… so a Schreiberg’sell, so a notiger, der wo si net amal was G’scheits z’fress’n kaff’n ko… Dir gib i scho an Lackel… also bloß sag’n braucht er’s zu mir… nix als wia sag’n… sag’ i«
»Mir g’fallt de G’schicht garnet… dös… dös… ich woaß net… da derleb’n mir no was!« sagte der Gold-und Silberarbeiter Elfinger und machte ein bekümmertes Gesicht… »De G’schicht is no net firti…«
»Was is net firti?« fragte Trinkl.
»Ja… dös mit dera Schell’n….
»Dös is allerdings firti. Der hat sei Fotz’n, und gar is…«
»Wer’n ma’s sehen, ob die Sache so einfach verläuft, also gewissermaßen im Sande«, erwiderte Elfinger, der nicht ungerne hochdeutsch sprach.
»Was will er denn mit a Klag?« höhnte Magistratsrat Trinkl.
»Bal er z’erscht ‘s Maul aufreißt, net, und ganz ordinär werd’… und nacha auf’s G’richt laff’n! Na, mei Liaba!«
»G’richt laufen!«
»Ja… da werd halt ‘s G’richt sag’n, Herr Rechtspraktikant, werd’s sag’n, bald Sie eine würkliche Bildung besitzen, dürfen Sie nicht anfangen und die Leute aufreizen, und bald Sie aber die Leute aufreizen, müssen Sie Ihnen halt diese Behandlung gefallen lassen. A so red’t ‘s G’richt! Vastand’n?«
»Ich rede ja überhaupts nicht vom Gericht«, sagte Elfinger etwas ungeduldig.
»Net?«
»Nein… durchaus nicht. Das weiß man doch, daß diese Herren… also… die wo auf der Universität studiert haben… eine Ohrfeige durchaus nicht hinnehmen dürfen wie unsereiner…«
»Geh! Hör’ auf!«
»Nein! Das lest man doch in der Zeitung, daß für solchene Herren eine Ohrfeige sozusagen eine tödliche Beleidigung ist, und auch bald sie nicht wollen, müssen sie doch, indem es ein Ehrenstandpunkt ist…«
»Geh! Hör’ auf!«
»Na, frag’ halt Leut’, die ‘s wissen! Ob eine Ohrfeige nicht mit Blut abgewaschen werden muß, und bald der Betreffende auch vielleicht nicht will…«
»Jetzt muaß i scho sag’n… Elfinger… red’ net gar so saudumm daher!«
»Ich rede durchaus nicht saudumm daher… und überhaupts möchte ich mir das verbitten… net wahr…«
»Kam er da mit’n Bluat o’wasch’n… und solche Sprüch!«
»Weil es wahr ist! Jawohl! Wenn einer natürlich seiner Lebtag in Dornstein hockt als Lebzelter, weiß er nicht, wie solche Vorkommnisse sich auswachsen…«
»O mei! Da balst net gehst!…«
»Ich war dritthalb Jahr in Erlangen, mein Lieber, wo sich eine Universität befindlich ist, und bald du das nicht woißt, kannst es ja nachles’n im Sulzbacher Kalender…«
»I huast dir auf dei Universität!«
»Das ist die Sprache der Ungebildeten… das kann ich dir sagen…«
»Han?«
»Jawohl! Da muß man einmal in der Welt herumgekommen sein, dann schaut man die Sache etwas anders an. Ich hab viel erlebt in dieser Beziehung, und bald ein Student dem anderen eine Ohrfeigen gibt, diese Fälle kenn’ ich, und da entscheidet dann das Ehrengericht, ob dieser Betreffende nicht mit der Pistole in der Hand Rechenschaft verlangen muß…«
»Herrgottsakrament, jetzt sag’ i s’ nomal, a so a spinnata Tropf is ma do aa no net fürkemma…«
»Da spinnt niemand!«
»Net z’ weni, sag’ i…«
»Nein! Durchaus nicht! Das ist der Standpunkt der Satisfaktion, wennst d’ scho amal was g’hört hast von dem!…«
»Da müaßt da Schorschl…?«
»Jawohl!!«
»Da müaßt da Pfaffinger Schorschl si vo an so an notinga Hanswurscht’n nauf schiaßn lass’n?«
»Jawohl!! Das heißt, in dieser Beziehung weiß ja der Betreffende nicht, ob ihn das Schicksal trifft, und äh…«
»Da Pfaffinger Schorschl, der in a paar Jahr de Brauerei von sein Vata kriagt mit achtavierz’g Wirt… und…«
»Was hat denn das damit zu tun…«
»Und dös schöne Sach in Matzing drauß‘n… langa koane vierhundert Tagwerk…«
»… Also…«
»Und a Stuck an achtz’g Küah im Stall… der soll si…? Geh! Wia no a Mensch so daher red’n ko!«
»Wenn du oan net red’n laßt und all’s besser woaßt, na brauch ja i net red’n«, schrie Elfinger, den der Zorn wieder ins Altbayrische brachte.
»Für dös Red’n kriagst d’ nix«, erwiderte der Herr Magistratsrat Trinkl mit gleichfalls erhobener Stimme. »Kam er do mit sein Student’nschmarr’n daher! A Duwäl! Ah! Ah! da kunnt’st scho Grean Baamwirt wer’n!«
»Wenn er an Ehr im Leib hat… vastehst!«
»An Ehr! Woaßt, was da Pfaffinger Schorschl hat? An Diridari hat a! Maxi hat a! Und auf dei Ehr is…«
»Mit dir ko ma net streit’n; dös woaß ma scho! Weil du a Hammi bist!«
»I?«
»Ja du! Für dös bist du bekannt in ganz Dornstoa!«
»Ah! Der is guat! Was bist na du?«
»Is scho recht!«
»Was bist na du? A spinnata Deifi bist d’. Mit’n Bluat o’wasch’n kam er daher! Wasch da du ‘s Hirn mit Salmiak, dös werd g’scheiter sei!«
»Sie sind ein ordinärer Mensch, Herr Trinkl! Ich verkehre nicht mehr mit Ihnen…«
»Bleib’ halt weg, spinnata Deifl! Spinnata!«
Herr Elfinger hatte sich mit raschen Schritten entfernt und war schon in der Dunkelheit entschwunden, da schrie ihm Herr Trinkl noch durch die hohlen Hände nach: »Druck di, du Hanswurscht, mit dein Duwäl!«
Und zum Bäckermeister Schwarz sich noch immer erregt wendend, fragte er: »Hast d’ scho amal so was Dumm’s g’hört? Der bracht’s außa, als wenn da Pfaffinger Schorschl so a Karmenadlstudent waar!«
»I hab’n net recht vastand’n«, sagte Herr Schwarz. »Moant er, daß de mit’n Sabl da so aufanand trischak’n müaßt’n?«
»Oder schiaß‘n, vastehst? Mit da Pistol’n! Der Pfaffinger Schorschl werd si von so an Hungerleider aufi schiaß‘n lass’n. Dös kost da denk’n!«
»Als der oanzige Sohn vom Danglbräu in Matzing!« rief Bäckermeister Schwarz voll Hohn aus, denn auch er hatte sogleich die ganze Lächerlichkeit dieses Gedankens erfaßt.
»Also mir sollt oana mit so a’ra Duwälforderung kemma!« setzte er hinzu. »Grad kemma sollt oana! Was? sag i… fordern möcht’n Sie mi? Auf was denn, sag i… und an Schiaßa fürag’langa hintern Bachofa und den am Kopf aufi hau’n mit da Pretsch’n… vastehst… daß er drei Tag lang auf alli vieri umanandkriachat… fordern möcht er mi… so waar’s recht! Fordern! An Bürger aa no koan Ruah lass’n mit dena Duwälg’schicht’n! I tat an Nudelwalgla nehma und den aba scho so umanandlass’n… da hast dei Duwäl! sag i… und hau eahm oani über sein Gipskopf umi, daß er grad staubet… da… sag i… und da… hast d’ no oani…«
»Herrgott! Gib do acht! Haut er mir an Huat aba!« schrie Trinkl.
»Muaßt scho entschuldinga… aba da kunnt’st scho belzi wer’n… net… bal oan so was unterkimmt… Fordern möcht oan der Schreiberg’sell…«
Und man hörte noch lange ihre erregten Stimmen, da sie den Stadtplatz mehrmals hinauf und wieder herunter gingen.
»Sie san aber einer!« lispelte Fräulein Fanny Trinkl, als sie in Gesellschaft des Herrn Pfaffinger den Höllbräusaal verließ.
Der stattliche Brauereivolontär warf sich in die Brust und sagte mit geheucheltem Gleichmute: »Da gibt’s bei mir nix!«
»Ich bin so derschrocken, wie Sie auf einmal aufg’sprungen sind. Jessas Maria! hab ich mir denkt, es werd doch kein Unglück geb’n, daß er Ihnen was tut…«
»Der – mir?«