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Liv Hoffmann

Don´t be my Valentine

Liebesroman





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

1

Aufmerksam musterten mich zwei riesige braune Augen. Ich presste mich an die Hausmauer hinter mir, unfähig, mich zu bewegen. „G-geh weg – husch!“, versuchte ich das große, schwarze Ungetüm wegzuscheuchen. Doch anstatt sich von dannen zu machen, platzierte der Hund seinen zotteligen Hintern auf dem Asphalt und blickte mich weiter einfach nur an. Die Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul, Speichel tropfte auf den Boden.

Ich hatte kein gutes Verhältnis zu Hunden. Sie waren aufdringlich, machten überall hin und wurden von ihren Besitzern in jeder Situation sofort in Schutz genommen.

Der tut nix – Der will nur spielen – bla bla bla…

Gut, vielleicht bin ich ein klein wenig vorbelastet. Im Alter von drei Jahren hatte mich der Rottweiler unserer Nachbarn, ein dreißig Kilo Kalb der ironischerweise auf den Namen „Tiny“ hörte, angesprungen und umgerissen. Mein Vater brauchte seine gesamte Kraft, um den Riesen von mir herunterzuzerren. Was blieb, war eine kleine Narbe auf der Oberlippe und meine krankhafte Panik vor Hunden.

 

Es hätte eigentlich ein schöner Tag werden können. Ich war gerade auf dem Weg in mein Lieblingscafé an der Ecke, um mit meiner besten Freundin und Dauer-Single-Leidensgenossin Kate ein Anti-Valentinstagsprogramm durchzuziehen. Das war unser jährlich wiederkehrendes Ritual: Frühstück bei Ruffus, Wellness im Beauty Spa und abends ein schöner Horrorstreifen im Kino. Denn eines war sicher, dort traf man ganz gewiss nicht auf dauerturtelnde, nervtötende Pärchen.

Jetzt saß ich hier fest, weil irgendjemand seinen Hund offenbar nicht ordentlich angeleint hatte. Ich legte den Kopf schief und betrachtete das hechelnde Tier, dessen Lefzen so hochgezogen waren, dass man es mit viel Fantasie wohl als ein Grinsen bezeichnen konnte.

Wenn ich nicht zu spät zu meiner Verabredung mit Kate kommen wollte, musste ich mich wohl langsam in Bewegung setzen. Ich fasste todesmutig einen Entschluss.

Zentimeter für Zentimeter schob ich mich an der Hauswand entlang; dabei ließ ich den Labrador keine Sekunde aus den Augen. Plötzlich sprang er auf und bewegte sich auf mich zu. Sofort verfiel ich zurück in meine Schockstarre und presste mir panisch meinen Regenschirm gegen die Brust. Notfalls würde ich mich damit verteidigen.

Das Herz schlug mir bis zum Hals, als von der gegenüberliegenden Straßenseite eine männliche Stimme ertönte. „Buddy – wo bist du mein Junge? Hierher!“

Der Hund hielt inne und schien aufzuhorchen. Kurz wandte er den Kopf in die Richtung, aus der sein Herrchen gerufen hatte. Dann fiel sein Blick zurück auf mich, ehe ein kurzer Pfiff erklang. Sofort fuhr der Hund herum und trabte zu seinem Besitzer.

Der begrüßte ihn überschwänglich, kraulte ihn am Kopf und verschwand dann um die nächste Ecke. Mist!

Eigentlich hätte ich hinüberstürmen und den dreisten Kerl zur Rede stellen sollen, der seinen Hund offensichtlich nicht unter Kontrolle hatte. Doch als ich mich langsam in Bewegung setzte, fühlten sich meine Beine an wie gekochte Spaghetti. Von dem Hund und seinem Herrchen war längst nichts mehr zu sehen.

Endlich kam Leben zurück in meinen Körper und ich gab mir einen Ruck. Kate wunderte sich bestimmt schon wo ich blieb, deshalb legte ich noch einen Gang zu. Einen Block weiter, erspähte ich endlich das Schild mit dem geschnörkelten Schriftzug.

 

Kate saß bereits an unserem Tisch. Sie tippte gelangweilt auf ihrem Smartphone herum. Wie immer musste ich neidlos zugeben, dass sie fantastisch aussah. Kate war eine klassische Schönheit, mit feinen Gesichtszügen, kleiner, perfekter Nase und einem sinnlichen Mund. Ihr haselnussbraunes Haar hatte sie zu einem Knoten im Nacken zusammengebunden. Sie trug schlichte Perlenohrringe; ein Weihnachtsgeschenk von ihrem Ex Peter, der sich vor drei Jahren von ihr getrennt hatte. Diese Ohrringe waren das Einzige, das sie jemals von einem ihrer Verflossenen behalten hatte. Über Peter war sie nie ganz hinweg gekommen. Sie wusste es und ich wusste es ebenfalls und dennoch hätte sie es wahrscheinlich selbst unter Folter nicht zugegeben.

„Maddie!“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem herzlichen Lächeln, als sie aufsah und mich entdeckte. Sie stand auf und drückte mich kurz über den Tisch hinweg. „Gut siehst du aus.“

„Danke, Sorry für die Verspätung – ich wurde aufgehalten.“ Ich setzte mich ihr gegenüber und hängte den Trageriemen meiner Tasche über die Stuhllehne. Wer, oder besser was mich aufgehalten hatte, verschwieg ich lieber. Kate zog mich wegen meiner Hundephobie nämlich regelmäßig auf.

„Und?“ Ich hob die Brauen. „Bist du bereit für den Anti-Valentinstag?“

Kate nahm einen Schluck von ihrem Cappuccino. „Absolut.“ Sie nickte nachdrücklich.

Die Kellnerin kam und ich bestellte mir ein großes Frühstück, bestehend aus Lachs, Bagels, Frischkäse und einem großen Milchkaffee.

„Was gibt’s Neues?“ Kate musterte mich neugierig und ich fragte mich, ob man es mir wohl ansehen konnte. Unwillkürlich begann ich auf der Lippe zu kauen. „Nicht viel – um ehrlich zu sein, gar nichts. Keith hat mich nämlich an unserem vierten Date versetzt und seitdem herrscht Funkstille.“

Kates Nasenlöcher weiteten sich, als sie geräuschvoll einatmete. „Ich hab´ dir gleich gesagt, der Typ ist ein Griff ins Klo.“

Nachdenklich strich ich mir eine Haarsträhne aus der Stirn. „Ich bin Zweiunddreißig. Vor zehn Jahren hatte ich geplant, spätestens jetzt eine eigene Familie zu gründen …“ Ich konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. „Stattdessen habe ich das Gefühl, nur noch von einem Date zum nächsten zu hetzen. Und langsam glaube ich, dass ich anfange, verzweifelt zu wirken.“ Ich stütze mein Kinn auf die Hand. Kate schüttelte den Kopf. „Ich kann sowieso nicht verstehen, warum du dir selbst so einen Stress auferlegst. Und ja, du wirkst verzweifelt! Sorry dass ich so direkt bin, aber ich will nur das Beste für dich.“ Sie schien kurz zu überlegen. „Mach es doch mal wie ich. Verzichte auf den ganzen Dating-Kram und hab einfach mal wieder Spaß. Geh aus und genieß es, wenn dich die Typen umschwärmen und wenn dir danach ist, nimmst du dir halt hin und wieder einen mit nach Hause.“ Ein zweideutiges Lächeln erschien auf ihren Lippen und sie hob eine Braue.

Ich blies die Backen auf und schüttelte den Kopf. „Na toll und das spricht sich dann herum und ehe ich mich versehe will kein anständiger Kerl mehr etwas mit mir zu tun haben – nein danke!“

Kates Brauen schnellten in die Höhe. „Du machst dir eindeutig zu viele Sorgen, was die Leute über dich denken.“

„Themawechsel – wie sieht’s mit unserem Termin im Spa aus?“ Ich warf meiner Freundin einen fragenden Blick zu, als mein Frühstück serviert wurde. Und das keine Sekunde zu früh. Mein Magen hing mir bereits bei den Kniekehlen. Ich war heute Morgen um halb sechs aus dem Bett gesprungen um noch schnell im Geschäft vorbeizuschauen, ehe ich mir den Luxus eines freien Tages gönnte.

Ich war Inhaberin von Wedding Dreams in der Roxborough Avenue, DER Adresse für Brautmoden in Philadelphia und Umgebung. Da im Bundesstaat Pennsylvania Bekleidung nicht besteuert wird, nahmen meine Kunden zum Teil eine mehrstündige Anreise in Kauf. Urlaub hatte ich so gut wie nie, doch ich lebte für meinen Laden und für die Bräute, die mein Geschäft mit dem Brautkleid ihrer Träume verließen.

Kate schmetterte ihren Kaffeelöffel, von dem sie eben noch genüsslich den Milchschaum geleckt hatte, mit Nachdruck auf die Untertasse. An ihrem entrüstetem Blick konnte ich erkennen, dass es nicht so gelaufen war, wie sie es sich erhofft hatte. „Stell dir vor – Loretta hatte keinen einzigen Termin mehr frei!“ Sie riss die Augen auf und lehnte sich so weit über den Tisch, dass ich unwillkürlich zurückwich.

„Wie? Keinen Termin mehr?“, wiederholte ich überflüssigerweise.

„Offenbar sind Wellness-Gutscheine wieder total en vogue, was Valentinstagsgeschenke betrifft. Loretta meinte, sie hätte die letzten Tage so viele Gutscheine verkauft, wie sonst in einem halben Jahr.“ Kate knirschte mit den Zähnen.

„Verdammt!“ Ich rührte wie verrückt in meiner Kaffeetasse. „Und jetzt?!“ Na das ging ja gut los – ich spielte sofort mit dem Gedanken, zurück in den Laden zu fahren. Immerhin wartete dort genug Arbeit auf mich. Doch Kate unterbrach jäh meine Überlegungen.

„Vergiss es.“ Ihre blauen Augen waren fest auf mich gerichtet.

„Was denn?“

„Ich weiß, über was du nachdenkst und ich sage, vergiss es! Heute wird nicht gearbeitet!“ Der strenge Tonfall in ihrer Stimme ließ keine Widerworte zu. „Das ist unser Tag!“

Da musste ich ihr Recht geben. Seit Peter sich von ihr getrennt hatte, hatten wir jeden Valentinstag zusammen verbracht. „Also gut – irgendwelche Vorschläge?“, wollte ich wissen.

Kate griff nach ihrem Smartphone und tippte eifrig darauf herum. Ich biss von meinem Lachs-Frischkäse-Bagel ab und beobachtete, wie sie ihre Stirn in Falten legte.

Nach scheinbar endlosen Minuten hob Kate endlich den Blick. Ihre Augen blitzten vielsagend, als sie verkündete: „Super, die Bestätigunsmail ist vor ein paar Minuten gekommen! Ich hab mich nämlich schon um ein Alternativprogramm gekümmert!“

Fragend hob ich die Brauen und blickte sie abwartend an. „Und? Das wäre?“

Ihre Mundwinkel erhoben sich zu einem breiten Grinsen. „Wart´s ab. Es ist das komplette Kontrastprogramm. Fahr nach Hause und pack Sachen für zwei Tage – ich hole dich nachher ab! Oh - und vielleicht nimmst du auch etwas Sportliches mit.“

Wie bitte?

„Ich … weiß nicht …“, setzte ich an, doch Kate machte eine wegwischende Handbewegung.

„Ich wette, es wird dir gefallen – und jetzt grüble nicht so viel, sei einfach mal spontan!“ Ihr Gesicht leuchtete geradezu, doch ich focht gerade noch einen inneren Kampf mit meinem rational denkenden Ich aus. „Aber… der Laden …“

„Wird auch morgen noch da sein!“, beendete Kate meinen Einwand.

Verdammt – sollte ich wirklich …?

Ich war nicht spontan und schon gar nicht, wenn ich noch nicht einmal wusste, was mich erwartete. Kate und ich waren schon so lange befreundet – doch war mein Vertrauen in sie groß genug, um mich darauf einzulassen?

„Tick Tack!“ Kate tippte auf ihre Armbanduhr und riss mich so aus meinem gedanklichen Wirr Warr. „Wir müssten in einer Stunde los – also, was ist jetzt?“ Sie hob mit einem provozierenden Grinsen die rechte Augenbraue. Es schien sie köstlich zu amüsieren, mich in einen derartigen Konflikt zu stürzen.

Ich rollte die Augen so theatralisch nach oben, wie es mir möglich war. „Also gut!“

2

Eine knappe Stunde später saß ich in Kates Honda HR-V Hybrid und konnte noch immer nicht verstehen, warum ich mich hatte breitschlagen lassen. Zumindest hatte meine beste Freundin mir nun endlich verraten, wohin die Reise ging: New York.

Das bedeutete zwei Stunden Autofahrt und damit zwei Stunden das Geträller von Two Directions auszuhalten. Warum eine ansonsten sehr rational denkende Frau von einunddreißig Jahren sich den Schnulz-Pop von vier Milchbubis reinzog, blieb mir bis heute ein Rätsel.

Die ersten zwanzig Minuten hatte Kate noch jeden Song lauthals mitgesungen und mich so fast zur Verzweiflung gebracht. Dann stellte sie das Radio zum Glück ein wenig leiser und schenkte mir ein schiefes Lächeln. „Nun sei nicht so verkrampft – Himmel Maddie! Du musst ganz dringend mal lockerer werden – hier!“ Sie griff hinter sich in die kleine Kühlbox, die zwischen der Rücksitzbank und der Rückenlehne des Beifahrersitzes klemmte und zog einen Piccolo hervor. „Trink das – am besten in einem Zug.“ Sie kicherte und hielt mir die kleine Glasflasche unter die Nase.

Fassungslos sah ich sie an. „Bist du verrückt?! Was, wenn wir in eine Verkehrskontrolle kommen? Du weißt schon, dass das verboten ist!“

Kate schnaubte lautstark. „Das weiß ich sehr wohl! Ich bin doch nicht senil, aber mal im Ernst – dann versteckst du die Flasche eben schnell unter dem Sitz, jetzt hab dich nicht so!“ Sie hob die Flasche nun so dicht an mein Gesicht, dass ich unwillkürlich begann zu schielen. Geräuschvoll atmete ich aus, ehe ich zugriff. „Na dann gib schon her!“

Kate stieß ein leises Lachen aus und sah kurz zu mir. „Na also und jetzt runter damit.“

 

Dreißig Minuten später klangen zwei schiefe Stimmen durch den Wagen, als wir lautstark den aktuellen Hit von Two Directions mitgrölten. Vielleicht hätte ich den Sekt nicht ganz so schnell hinunterkippen sollen, wie Kate es von mir verlangt hatte. Aber aktuell war mir das schnuppe.

Ein herrlich warmes Gefühl hatte sich in meiner Magengrube ausgebreitet und jeglichen Zweifel verdrängt.

Als wir an unserem Hotel in Manhattan ankamen, war ich zum Glück wieder halbwegs nüchtern. Kate hatte uns nicht in irgendeine Absteige einquartiert, sondern eine Suite im Hudson Palace reserviert. Sie brachte mich wirklich immer wieder dazu, dass ich mich fragte, wie zur Hölle sie das anstellte. Gut, sie besaß wirklich ein unglaubliches Organisationstalent, was ihr auch eine gutbezahlte Stelle als persönliche Assistentin eines namhaften Musikproduzenten eingebracht hatte. Doch wie sie so kurzfristig diese Suite aufgetrieben hatte, blieb mir ein Rätsel. Wahrscheinlich auch deswegen, weil sie es mir einfach nicht verraten wollte.

 

Ein Page in rot-goldener Uniform nahm den Schlüssel von Kates Wagen in Empfang, während ein anderer bereits damit beschäftigt war, eifrig unsere Koffer auszuladen. Mein kleiner Trolley war zum Bersten voll. Weil ich keine Ahnung hatte, was Kate für uns plante, wollte ich auf jeden Fall für sämtliche Eventualitäten gerüstet sein.

Kate gab den beiden Pagen Trinkgeld, ehe wir durch die Drehtür in die eindrucksvolle Lobby traten. Ich wurde fast erschlagen von all dem opulenten Schnickschnack, mit dem man den Eingangsbereich vollgestopft hatte. Ich kam mir vor wie Keira Knightly in „die Baronin“. Alles war total übertrieben und oberflächlich.

„Guten Tag die Damen, wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“ Ein Rezeptionist mit Zahnpastalächeln strahlte uns erwartungsvoll an. Kate checkte uns beide ein, während ein emsiger Page mit einem Gepäckwagen auf uns zueilte. Doch Kate winkte ab. „Vielen Dank sehr freundlich, aber wir haben nur leichtes Gepäck.“

„Wie Sie wünschen.“ Schon machte er wieder kehrt und wir begaben uns zu den Aufzügen.

Die Suite befand sich im fünften Stock und ich folgte Kate in den langgezogenen Flur, als der Lift mit einem sanften Rucken zum Stehen gekommen war. Der schwere Teppichboden schluckte jedes noch so kleine Geräusch. Offensichtlich legte man hier Wert darauf, ungestört zu Residieren.

 

Kate öffnete die weiße Doppelflügeltür. „Bitte einzutreten, Madam“, näselte sie mit hochtrabender Quietschstimme.

„Zu gern, vielen Dank!“, erwiderte ich, mit ebenso affektiertem Unterton und kicherte. Man befand sich in einem Wohnzimmer, mit creméfarbenem Sofa, passenden Sesseln und einem Glastisch mit kupfernem Sockel, nachdem man eingetreten war. Auf dem Tisch hatte man weiße Lilien arrangiert, deren kräftiger, aber angenehmer Duft den Raum erfüllte. Vom Wohnzimmer trennten sich zwei Schlafräume ab. Ein Schlafzimmer befand sich auf der linken Seite, das andere rechts; beide mit eigenem Badezimmer. „Ich nehme das rechte Zimmer!“, rief ich sofort, und ehe Kate etwas erwidern konnte, zog ich schon meinen Koffer in den Raum. Ich lief gerne nach rechts, lieber als nach links. Nur einer meiner „eigenwilligen Ticks“, wie Kate meine Eigenarten immer bezeichnete. Sie ließ die Schultern hängen und schenkte mir ein mitleidiges Lächeln. „Ja, das dachte ich mir.“ Im Augenwinkel sah ich, wie sie –noch immer lachend- den Kopf schüttelte und ihren Koffer in das gegenüberliegende Schlafzimmer brachte.

„Was steht jetzt auf dem Programm?“, rief ich über meine Schulter, als ich meinen Koffer auf das Bett wuchtete und am Reißverschluss zerrte.

„Sport“, lautete die knappe Antwort von gegenüber. „Aber ehe du jetzt meckerst – es ist keine Jogastunde oder etwas Derartiges. Wir probieren heute mal was Neues aus.“ Kates Stimme klang extrem verheißungsvoll.

Sie erschien in Leggins und einem Sportshirt im Türrahmen. Um die Hüften hatte sie sich einen Pulli geschlungen; an den Füßen trug sie türkisfarbene Sneakers.

Ich musterte sie von Kopf bis Fuß und kramte ein ähnliches Outfit aus meinem überquellenden Gepäckstück.

 

„Nun komm schon, du siehst prima aus!“, drängte Kate, als ich mich kritisch im Spiegel musterte, der an der Tür des begehbaren Kleiderschranks hing. „Ich habe unten Bescheid gegeben, dass sie den Wagen vorfahren.“ Kate wirkte total aufgekratzt und ihre Augen hatten ein unternehmungslustiges Leuchten angenommen. Ich schnappte mir meine Jacke vom Bett, ehe ich ihr folgte. Mittlerweile war ich mehr als Neugierig auf das, was sie für uns geplant hatte. Ich hatte leider nicht die leiseste Ahnung, was mich nun erwarten würde. Deshalb beeilte ich mich, hinter ihr her zu kommen, als sie mit schnellem, festen Schritt in Richtung der Aufzüge marschierte.

Das Auto stand tatsächlich schon bereit und Kate nahm mit einem breiten Lächeln die Schlüssel von dem unglaublich jung wirkenden Pagen entgegen, der den Wagen bei unserer Ankunft in der Tiefgarage untergebracht hatte.

„Der ist irgendwie süß!“, schwärmte Kate, als sie sich in den hektischen New Yorker Verkehr eingefädelt hatte.

„Der ist doch höchstens neunzehn – Kate!“ Ich konnte meine Entrüstung nicht verbergen.

„Was denn?! Ich hab nur gesagt, dass er süß ist – das heißt doch nicht, dass ich mit ihm ins Bett steige!“ Sie klang ertappt, denn ihre Stimme wurde ein wenig schrill. Ich kannte meine beste Freundin – sie ließ so gut wie nichts anbrennen.