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Christa Spilling-Nöker
Ich schenke dir ein gutes Wort

topos taschenbücher, Band 1012

Eine Produktion des Matthias Grünewald Verlags

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Verlagsgemeinschaft topos plus

Butzon & Bercker, Kevelaer

Don Bosco, München

Echter, Würzburg

Lahn-Verlag, Kevelaer

Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern

Paulusverlag, Freiburg (Schweiz)

Verlag Friedrich Pustet, Regensburg

Tyrolia, Innsbruck

Eine Initiative der

Verlagsgruppe engagement

www.topos-taschenbuecher.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-8367-1012-1

2015 Verlagsgemeinschaft topos plus, Kevelaer

Gute Worte für den Tag

Ich will für dich

zum Engel werden

mit einem guten Wort,

das hier und dort

dein Herz berührt,

das deine Schritte

voller Liebe lenkt

und dir schon hier

auf dieser Erde

ein Stück vom Himmel

schenkt.

Den Tag annehmen

Ein neuer Tag

liegt vor dir,

ein neues Stück Leben

breitet sich

in dir aus.

Ergreife die

vielfältigen Möglichkeiten,

die dir entgegenkommen,

fülle die Stunden

mit deiner Lust,

entfalte

deine Begabungen

und spiele

mit deinen Fantasien

und du wirst

leuchten und

lieben und

leben.

Jeder Tag

mit all seinen Herausforderungen,

seinen Aufgaben und Pflichten

liegt vor dir

wie ein Berg,

den du mit Mühe erklimmen

und überwinden musst.

Versäume nicht,

auf dem Gipfel auszuruhen,

um die Aussicht

und die Schönheit der Welt

in dich aufzunehmen

und darin den Lohn

aller Mühe auszukosten.

Genieße auch die Ruhe

am Abend im Tal

und freue dich an dem,

was du an diesem Tag

bewältigt hast

und was dir dabei

gelungen ist.

Nur noch funktionieren

Morgens, wenn der Wecker

mich aus der Geborgenheit

des Schlafes reißt,

überfällt mich immer wieder

aufs Neue die Angst:

Werde ich den vor mir liegenden Tag

bestehen können

und den Herausforderungen,

die er an mich stellt,

gewachsen sein?

Wird meine Seele lebendig sein

bei allem, was ich tue –

oder werden wieder einmal

Stunden meines Lebens verrinnen,

in denen ich gut funktioniere,

aber nicht das Gefühl habe,

lebendig zu sein – wie schon so oft?

Tötet nicht schon allein die Angst,

die mir im Herzen sitzt,

jede Lebendigkeit ab in mir,

sodass der Tag schon verloren ist,

bevor er richtig begonnen hat?

Oh, möchte sich doch meine Seele öffnen

und mögen mir Lebenskräfte zuströmen,

die mich aus der Tiefe heraus spüren lassen:

Es ist gut, dass ich bin.

Fürchte dich nicht

Fürchte dich nicht

vor dem kommenden Tag,

dem du dich nicht gewachsen fühlst,

und vor den Aufgaben,

die dich zu verschlingen drohen.

Fürchte dich nicht

vor den Menschen,

die anders sind als du

und die sich ein Bild

von dir gemacht haben,

das deiner Wirklichkeit nicht entspricht.

Fürchte dich nicht

vor dir selbst

und vor all dem Dunklen

und Ungewissen in dir,

das dir manchmal so bedrohlich ist.

Fürchte dich nicht,

sondern vertraue auf die Liebe.

Die Liebe ist stärker als alle Ängste

und mächtiger als alle Tode

dieser Welt.

Wenn du einem Menschen,

vor dem du Angst hast,

in Liebe begegnest,

wirst du auch an ihm etwas finden,

das dir liebenswürdig erscheint,

so wie die Liebe

zu den Abgründen deiner eigenen Seele

dich zu deiner Tiefe und damit auch zur Mitte

deines Wesens und deines Lebens führen kann.

Darum:

Fürchte dich nicht.

Dem Dunklen in dir

die Gelegenheit verwehren,

in das Licht des Morgens

aufzusteigen.

Aufstehen, trotz allem,

was bleischwer niederdrückt,

und den Aufstand wagen

gegen die zähe

und lähmende Kraft.

Der Tag ist zu kostbar,

um ihn an die Nacht

zu verlieren.

Ich wünsche dir,

dass das Glück

in dir Wurzeln schlägt

und die Freude dich

zu gespannter Erwartung

auf die Überraschungen

des Lebens hinbewegt.

Ich wünsche dir,

dass fröhliche Lieder in dir

deine Lebendigkeit

zum Klingen bringen

und tanzend

neue Kreise ziehen.

Ich wünsche dir,

dass sich die Zuversicht

hell wie das Morgenlicht

auf deinen Wegen

ausbreitet

und dich beschwingt

der Zukunft

entgegenblicken lässt.

Ich wünsche dir,

dass du deinen Tag

lächelnd beginnen kannst,

in froher Erwartung

all der vielfältigen Aufgaben,

die auf dich warten,

und all der Begegnungen,

die dir geschenkt werden;

dass du aber auch die nötige Geduld hast,

das zu ertragen,

was dir lästig ist

oder was dir überflüssig erscheint.

Ich wünsche dir,

dass du auf all deinen Wegen

und bei all deinen Werken behütet bist;

dass dich ein Engel umgibt,

der dich vor allen Gefahren beschützt

und dich bewahrt

vor einem Übermaß

an Schmerz und Schuld,

das über deine Kräfte geht.

Ich wünsche dir,

dass du die Anforderungen,

die Aufgaben und Menschen an dich stellen,

nicht als Einengung erlebst,

sondern in Gespräch

und Auseinandersetzung mit ihnen

deine eigene Freiheit erfährst,

eine Freiheit,

die nicht lösgelöst ist von Bindungen,

sondern die gerade in Bindungen

und Beziehungen entsteht.

Ich wünsche dir,

dass du deinen Tag

in Frieden beenden kannst:

in Frieden mit den Menschen,

die dir wichtig sind

und denen du etwas bedeutest,

und in Frieden

und tiefem Einverständnis

mit dir selbst.

Ich wünsche dir,

dass dir die Nacht Ruhe schenkt,

dass du dich in den Schlaf

sinken lassen kannst

und dass friedliche Träume

ihre Bilder aufsteigen lassen

in deiner Seele

und dir neue Kräfte zuströmen

für den kommenden Tag.

Den Tag bestehen

Jeden Tag ist es das Gleiche:

Ich stehe auf, gehe ins Bad

und frühstücke lustlos vor mich hin.

Dann mache ich mich auf den Weg zur Arbeit

und komme am Abend müde

und ausgelaugt wieder heim.

Im Stillen hoffe ich,

dass wenigstens das Fernsehprogramm

ein wenig farbige Abwechslung

in mein tristes Dasein flimmern lässt.

Doch viel mehr wünsche ich mir,

aus diesen lähmenden Gewohnheiten

eines Tages ausbrechen zu können,

um endlich etwas von dem zu ahnen und zu spüren,

was Leben eigentlich sein kann

und ist.