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Gestreifter Knurrhahn

Die landschaftlichen Reize Istriens begeistern die Urlauber schon seit den zaghaften Anfängen des modernen Tourismus nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Malerische Kiesbuchten und duftende Pinienwälder wechseln sich ab mit romantischen Hafenstädtchen und ihren meist hervorragenden Fischrestaurants. Daneben wird aber auch jede Menge Spaß und Unterhaltung geboten. Entlang der Küste finden sich Möglichkeiten für alle nur erdenklichen Wasser- und Strandsportarten sowie ein breites Disco- und Partyangebot bis in die Morgenstunden.

Info

Wer den Touristenströmen entgehen möchte, dem empfiehlt sich ein Abstecher in das von Tauchern meist etwas vernachlässigte, aber äußerst sehenswerte Landesinnere Istriens. Oft muss man nur wenige Kilometer ins Hinterland fahren, um auf weitgehend ursprüngliche Dörfer zu stoßen. Natürlich sind auch die während der Hochsaison nicht touristenfrei, aber deutlich gemütlicher als so manche Touristenhochburg am Meer.

Die Halbinsel ist die touristisch am besten erschlossene Region Kroatiens und wird deswegen zur Hochsaison auch besonders gut besucht. Die geringe Entfernung zu Österreich, Deutschland sowie zu den Nachbarländern Slowenien und Italien lockt gerade auch viele Wochenendbesucher hierher. Da das Land geschichtlich eng mit Österreich und Italien verbunden ist , muss man sich hier zur Verständigung meist keiner Fremdsprache bedienen.

Istriens Tauchgründe unterscheiden sich zwischen den beiden Hauptküsten mitunter sehr stark. Während vor der Westküste vor allem die Wracks aus den letzten beiden Weltkriegen inte­ressieren, locken an der Ostküste mehrheitlich tiefe Steilwände und das oft klarere Wasser. Dieses hat allerdings mehr mit der geologischen Situation als etwa mit der Einleitung von Abwässern zu tun.

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In den zahlreichen Buchten Istriens kann vielfach von Land getaucht werden.

Die Westküste Istriens grenzt an den nördlichsten Ausläufer des nordadriatischen Meeresbeckens, das etwa bis zur Höhe von Pula nur eine Maximaltiefe von gut 40 Meter aufweist und durch feinsandigen Sedimentboden charakterisiert ist.

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Die strategische Bedeutung Pulas als Kriegshafen reicht zurück bis in die Römerzeit, und sie währte bis ans Ende des Ersten Weltkriegs. Das erklärt auch die große Anzahl von Wracks in dieser Region. Hinzu kommt, dass die Wracks vor der Westküste Istriens dank der geringen Wassertiefe auch leichter aufgespürt und heute betaucht werden können, wohingegen viele ebenfalls hochinteressante Wracks vor der Ostküste meist in Tiefen liegen, die nur für Tech-Taucher infrage kommen.

Aber auch wer Wracks gar nichts abgewinnen kann, kommt vor Istrien auf seine Kosten. In den flachen Buchten der sommerlich warmen Adria hat die Zahl der Seepferdchen in den letzten Jahren wieder deutlich zugenommen. Und so kann man heute vielerorts die liebenswert bizarren Fische mit etwas Glück sogar beim Schnorcheln entdecken. Wem hierfür der geübte Blick fehlt, der lässt sich die Tierchen eben von der nächsten ansässigen Tauchbasis zeigen. Und an diesen herrscht kein Mangel. Speziell in den bekannten Touristenorten bietet während der Hauptsaison schon fast jedes größere Hotel einen mehr oder weniger professionell organisierten Tauchbetrieb an. Auch an größerem Meeresgetier mangelt es im nördlichen Istrien nicht. Am häufigsten bekommt man Schwärme von Goldstriemen, Zweibindenbrassen und Mönchsfischen zu Gesicht. Aber selbst Hummer, Langusten, Bärenkrebse, Conger und Kraken lassen sich bei vielen Tauchgängen aufspüren.

Bezüglich der Sichtweiten ist Istrien gegenüber den vorgelagerten Inseln oder etwa Dalmatien leider etwas benachteiligt. Das heißt allerdings keineswegs, dass man hier immer mit trübem Wasser rechnen muss! Starke Schwankungen je nach Jahreszeit, Wassertemperatur, Wettergeschehen und Strömungen lassen die Transparenz zwischen etwa 5 und 25 Meter variieren. Ja selbst 30 Meter und mehr wurden an manchen Tagen im Mai und Frühherbst schon bestätigt.

Ausflugs-Tipp

Pula

Der einst wichtigste Seehafen der österreichisch-ungarischen Monarchie blickt auf eine über 3000-jährige Geschichte zurück. Erstmals von illyrischen Stämmen besiedelt, gewann der Ort ein knappes Jahrtausend später an Bedeutung, als die Römer die Herrschaft übernahmen. Davon kündet noch heute das Wahrzeichen der Stadt, das römische Amphitheater, schlicht »die Arena« genannt. In diesem sechstgrößten römischen Amphitheater der Welt fanden bis zu 26 000 Zuschauer Platz, um am wilden Treiben der Gladiatorenkämpfe teilzuhaben. Heute finden darin regelmäßig Großveranstaltungen wie Musikkonzerte von Klassik bis zur Moderne sowie Filmfestivals statt.

Aus der römischen Epoche sind noch Teile der Stadtmauer mit Torbögen und Überresten von Tempeln erhalten und in der Innenstadt zu bewundern. Selbst geschichtlich Uninteressierte sind von den malerischen Kulissen begeistert! Es macht einfach Spaß, in der Fußgängerzone herumzuschlendern, ein Eis zu essen oder einen Cappuccino zu trinken, der beinahe so gut schmeckt wie im benachbarten Italien.

Pula hieß übrigens von der Römerzeit bis zur Machtübernahme durch die jugoslawische Armee gegen Ende des Zweiten Weltkrieges »Pola«. Auf manchen Straßenschildern findet man diese Bezeichnung sogar heute noch.

Tauchplätze – Die Westküste

Baron Gautsch

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Als bekanntestes Wrack der Adria gilt das österreichische Passagierschiff wohl nicht zuletzt durch seinen ebenso peinlichen wie tragischen Untergang. Im Jahre 1908 als Luxusdampfer in einer schottischen Werft vom Stapel gelaufen, war es mit knapp 85 Meter Länge und fast 12 Meter Breite der Stolz der österreichischen Passagierflotte. Mit seinen betuchten Gästen an Bord fuhr es entlang der Adriaküste von Triest bis nach Kotor, einem ehemaligen Stützpunkt der k. u. k. Kriegsmarine – heute eine Stadt in Montenegro. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurde es auf derselben Strecke als Transportschiff der österreichischen Kriegsmarine eingesetzt, beförderte zusätzlich aber auch nach wie vor Zivilisten.

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Zylinderrosen gehören zu den Nesseltieren. Sie sind oft im Eingangsbereich von Höhlen, aber auch in alten Wracks anzutreffen.

Am Morgen des 13. August 1914 war die Baron Gautsch etwa auf Höhe der Brionischen Inseln auf dem Rückweg Richtung Triest. Da die österreich-ungarische Marine zur gleichen Zeit Seeminen zum Schutz des wichtigen Kriegshafens Pula verlegte, wurden alle Schiffe angehalten, weitab von der Küste zu fahren. Dessen ungeachtet setzte die Baron Gautsch viel zu nahe der Küste mit voller Fahrt ihre Reise fort, direkt auf das frisch verlegte Minenfeld zu. In Sicht des Minenlegerbootes kam es schließlich zur Katastrophe. Eine gewaltige Explosion riss backbords ein großes Loch in den Rumpf und ließ das stolze Schiff innerhalb von Minuten sinken. Trotz ruhiger See und sommerlich warmen Wassers kamen dabei mehr als die Hälfte der über 300 Passagiere ums Leben. Der Kapitän überlebte und wurde aufgrund seines offenkundig fahrlässigen Handelns in Pula inhaftiert.

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Der Blick hinaus aus dem ehemaligen Speisesaal der Baron Gautsch.

Heute ruht die Baron Gautsch aufrecht in gut 40 Meter Tiefe nordwestlich von Pula, etwa 7 Seemeilen vor der Küste auf dem Meeresgrund. Zwei fest montierte Bojen führen zum Bug und zum Heck. Die Aufbauten ragen bis zu etwa 28 Meter Tiefe empor. Die hölzerne Brücke ist weitgehend zerfallen, die großflächigen Fensterscheiben des obersten Decks längst verschwunden, sodass man relativ einfach durch mehrere Decks schweben kann. Eine dicke Schicht, vorwiegend aus Muscheln und Schwämmen, überzieht das Wrack und macht es trotz der oft bescheidenen Sicht zum begehrten Fotomotiv.

Im leicht zugänglichen ersten Deck – dem ehemaligen Salon und Speisesaal – halten sich regelmäßig Schwärme von Franzosendorschen auf, und auch stattliche Conger und Hummer werden dort immer wieder gesichtet. Auch der Maschinenraum und die unteren Decks sind teilweise zugänglich. Allerdings hat sich hier feinstes Sediment abgesetzt, das keinen falschen Flossenschlag erlaubt, und deshalb sollte ein Besuch nur wirklich qualifizierten Wracktauchern vorbehalten bleiben.

Coriolanus

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Das britische Funküberwachungsschiff HMS Coriolanus (Bj. 1940), ein umgebauter Fischtrawler der Shakespeare-Klasse, lief am 5. Mai 1945 etwa sieben Seemeilen westlich von Novigrad während eines bis heute ungeklärten Einsatzes auf eine Seemine auf. Das dadurch im Bug entstandene riesige Loch im Bereich des vorderen Laderaumes steuerbords ließ das 50 Meter lange Schiff blitzschnell sinken. Über Opfer unter der 35 Mann starken Besatzung ist nichts bekannt.

Sicherheitshinweis

Hängen gebliebene Netze und die im Sommer oft sehr bescheidenen Sichtverhältnisse können einen Tauchgang an dem ansonsten hochinteressanten Wrack erschweren. Höchste Vorsicht gilt auch für versierte Wracktaucher, die tief ins Innere eindringen – dort soll sich noch scharfe Munition befinden.

Heute liegt das Schiff aufrecht und gut erhalten am 30 Meter tiefen Meeresgrund. Eine fix montierte Boje führt zum Bug. Seine höchsten Aufbauten ragen dabei bis zu etwa 17 Meter hoch und können somit selbst von Anfängern betaucht werden. Schöne Fotomotive geben die drei 20-Millimeter-Kanonen (Flak-Geschütze) auf dem Oberdeck ab. Zwei davon befinden sich am Bug und eines am Heck. Weitere interessante Stellen sind die Schiffsschraube, der Bug mit intakt wirkender Ankerwinde und hängendem Anker sowie das erste Deck, das teilweise einfach betaucht werden kann. Fischschwärme, Conger und kapitale Drachenköpfe halten sich hier vorzugsweise auf.

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An der beeindruckenden Schiffs­schraube der Coriolanus.

Tauchbasis-Tipp

Vitez Wreck Diving

Die kleine kroatische Tauchbasis ist die beste Adresse der Region für passionierte Wrack­taucher. Sie liegt linker Hand am Ortsanfang von Premantura, einem kleinen Ort etwa zehn Kilometer südöstlich von Pula. Ihr Besitzer Slavko Vitez, »Bato« genannt, ist ein ehemaliger Kampftaucher der Marine und verfügt heute über 100 Wrackpositionen in erreichbarer Entfernung. Auf zwei geräumigen Tauchschiffen für je zwölf Taucher unternimmt er meist Tagesfahrten mit zwei Wracktauchgängen – und zwar auf Wunsch zu Wracks, die nur er kennt. Aufgrund der großen Tiefe – durchschnittlich 35 bis 45 Meter – eignen sich seine Wrackausfahrten vorwiegend für erfahrene Taucher. Seine Frau Gordana spricht perfekt Deutsch.

Ausbildung: SSI und CMAS (englisch, italienisch, kroatisch)

Guides: 3 TL + 2 Guides

Hausriff: nein

Tauchschiffe: 2

Nitrox: ja, Trimix und 300-bar-Füllungen auf Anfrage

Adresse: Vitez Wreck Diving, Premantura 2a, HR-52100 Pula

Telefon: 00385/(0)52/57 53 58 oder mobil: 00385/(0)98/535 894

E-Mail: info@vitezwrecks.com

Internet: www.vitezwrecks.com

Guiseppe Dezza – TA 35

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Das italienische Torpedoboot (Bj. 1915) hieß ursprünglich RN Pilade Bronzetti und fuhr im Ersten Weltkrieg viele Einsätze. Nach einer Meuterei der Mannschaft nach Kriegsende wurde sie in RN Guiseppe Dezza umbenannt und wieder in die italienische Kriegsmarine eingegliedert, wo sie auch im Zweiten Weltkrieg ihren Dienst tat. Um bei einem Waffenstillstand mit den Alliierten gegen Ende 1943 nicht in die Hände der Deutschen zu fallen, wurde sie kurzerhand von der eigenen Besatzung im Hafen von Rijeka versenkt.

Der Plan ging jedoch nicht auf, denn die Deutschen hoben das Kriegsschiff bald darauf, setzten es wieder instand und stockten sowohl Mannschaft als auch Bewaffnung deutlich auf. Natürlich wurde auch der Name geändert, und zwar in TA (Torpedoboot Ausland) 35. Das brachte dem Schiff jedoch kein Glück. Denn nach nur kurzer Zeit im Kriegseinsatz fiel es am 17. August 1944 einer Seemine zum Opfer. Dabei muss die Detonation so gewaltig gewesen sein, dass der Bug komplett vom Schiff abgerissen wurde. 71 der 130 Mann starken Besatzung kamen dabei ums Leben.

Das Wrack liegt heute wenige Seemeilen vor der Küste zwischen Pula und Rovinj. Die 70 Meter Abstand zwischen den beiden Wrackteilen lohnen allerdings nicht, überbrückt zu werden. Die Boje führt zu dem interessanteren Heck in rund 30 Meter Tiefe, wo sich eine Bordkanone befindet. Nicht weit davon entfernt Richtung Bug ragt eine beeindruckende Vierlings-Flak schräg Richtung Wasseroberfläche. Das Wrack selbst ist stark beschädigt, obgleich man an einigen Stellen eindringen kann. Allerdings ist dies angesichts der meist sehr beschränkten Sicht und den allgegenwärtigen Feinsedimenten nicht besonders ratsam. Es ist besser, man genießt das Wrack von außen und erfreut sich an den zahlreichen Tieren, wie etwa Gabeldorschen, Drachenköpfen und den bunten Schwämmen. Die größte Tiefe beträgt etwa 35 Meter.

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Noch immer beeindruckend – die Vierlings-Flak der Giuseppe Dezza

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Die wenigen verbliebenen Aufbauten sowie die Laderäume der Hans Schmidt lassen sich einfach betauchen.

Hans Schmidt – Istra

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