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Nr. 1458

 

Die Spur der Haluter

 

Überraschung auf Big Planet – was ist in den letzten Jahrhunderten geschehen ...?

 

von H. G. Francis

 

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In der heimatlichen Galaxis, die Perry Rhodan und die übrigen Rückkehrer aus dem Universum Tarkan mit einer Verspätung von fast 700 Jahren erreichten, hat sich Erschreckendes getan. Jetzt, im Herbst 1144 NGZ, ist es jedenfalls nicht mehr möglich, der negativen Entwicklung noch Einhalt zu gebieten, obwohl es Rhodan und seinen Gefährten inzwischen gelungen ist, die Barrieren zu überwinden, die die Milchstraße vom Rest des Universums abschotten.

Die Zustände in der Galaxis sind geprägt von subtiler Diktatur, allgemeiner Verdummung, interstellarer Isolation, offenem Zwang, wirtschaftlicher Unterdrückung und mannigfachen anderen Dingen, die dazu geeignet sind, ganze Sternenreiche mit Billionen von intelligenten Wesen erfolgreich im Griff zu halten.

Die Drahtzieher dieser Politik scheinen die Cantaro zu sein, so glaubt Perry Rhodan bald zu wissen; und der Terraner erkennt auch, dass die Kräfte der Opposition, zusammengefasst in der Untergrundorganisation WIDDER, zu schwach sind, die neuen Machthaber zu stürzen. Auch wenn er erst unlängst dem Ende nahe war, Perry Rhodan bleibt weiterhin aktiv, wie sein Einsatz beiden Topsidern zeigt.

Nicht minder aktiv zeigt sich Icho Tolot, der Gigant, der sich herauszufinden bemüht, was mit seinem Volk geschehen ist. Er erreicht Big Planet – denn er verfolgt DIE SPUR DER HALUTER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Icho Tolot – Der Haluter auf der Spur seines Volkes.

Taravatos – Ein Bordsystem mit Initiative.

Domo Sokrat – Ein Haluter unter Terzrockern.

Pantalon – Ein Posbi als Orbiter.

Kranar – Anführer einer Gruppe von Gurrads.

1.

 

»Sieh dir das an, Tolotos«, rief Taravatos, der Bordsyntron. Er imitierte die Stimme des Haluters so perfekt, dass sie von der echten nicht mehr zu unterscheiden war. »Big Planet hat sich mit einem Kranz aus Schrott umgeben.«

Icho Tolot blieb im offenen Schott zur Hauptleitzentrale seines Raumschiffs HALUTA stehen. Er lachte verhalten. Dabei klang es wie ein dumpfes Donnergrollen aus seiner Kehle.

Auf den Monitoren waren nun die Ortungsreflexe der Objekte zu erkennen, die sich im Orbit des Riesenplaneten Terzrock bewegten. Die Bilder wechselten rasch, bis Einzelheiten zu erkennen waren.

Icho Tolot ging zu seinem Sessel und ließ sich in die Polster sinken.

Was Taravatos in seiner laxen Art als »Schrott« bezeichnet hatte, waren Fragmentraumer der Posbis. Hunderte von Schiffen, die sich alle auf der gleichen Umlaufbahn bewegten, so dass sich das Bild eines Kranzes ergab.

Der Haluter war überrascht. Damit hatte er nicht gerechnet. Er war auf der Suche nach seinem unter geheimnisvollen und ungeklärten Umständen verschollenen Volk. Er hoffte, auf dem Planeten Terzrock im Terz-Tos-System Hinweise zu finden, die ihm halfen, das Rätsel zu lösen. Doch er glaubte nicht, dass die Posbis in irgendeiner Weise mit dem Schicksal der Haluter verbunden waren. Aber auch sie waren mit unbekanntem Ziel aus der Milchstraße verschwunden. Jetzt wusste er, wohin zumindest ein Teil der Pilgerflotte geflogen war, die einst von der Hundertsonnenwelt aus aufgebrochen war, um Perry Rhodan zu suchen.

»Sie werden den vierarmigen Propheten mit Freuden empfangen«, sagte Taravatos voraus. »Freue dich schon mal!«

Icho Tolot ging nicht auf diese Worte ein. Er dachte gar nicht daran, sich als »vierarmigen Propheten« feiern zu lassen. Damit hätte er sich nur um seine Bewegungsfreiheit gebracht. Die aber wollte er unter gar keinen Umständen aufgeben.

Er war bereits am 30. September des Jahres 1144 von Heleios zum Flug aus der Milchstraße gestartet. Obwohl es seine Absicht gewesen war, so schnell wie möglich nach Terzrock in Magellan zu kommen, war er zuvor zur Berichterstattung nach Phönix geflogen. Das war aufgrund eines Versprechens geschehen, das er Atlan gegeben hatte. Auf Phönix hatte es keine besonderen Vorkommnisse gegeben.

Ronald Tekener hatte es ebenfalls in die Milchstraße gezogen. Der »Smiler« wollte aktiv werden und sich in den Kampf um die Befreiung der Galaxis einschalten. Darum hatte er Tolot bedrängt, ihm den Pulswandler der HALUTA für sein Schiff zu überlassen. Doch dieses Ansinnen hatte Icho Tolot kategorisch abgelehnt.

Auf einem der Bildschirme erschien das Symbol eines Sonnensystems. Es war mühelos als das System Terz-Tos zu erkennen. Ein kleiner gelber Stern wurde von zwei Planeten umkreist. Der innere Planet war etwa so groß wie Pluto. Der zweite war Terzrock. Er hatte trotz seiner Größe erstaunlicherweise keine Monde. Eine kosmische Seltenheit.

Taravatos nahm Verbindung mit den Posbis auf und übermittelte, dass die HALUTA auf Big Planet landen wollte. Icho Tolot überließ es ihm, diese Dinge zu regeln. Er wollte sich im Hintergrund halten, um nicht als »vierarmiger Prophet« identifiziert und belästigt zu werden. Er wollte sich von den Posbis so wenig wie möglich aufhalten lassen. Allerdings war er sich klar darüber, dass er nicht gegen den Widerstand der Posbis auf Terzrock landen konnte. Da er sich Hunderten von Fragmentraumern jetzt gegenübersah, blieb ihm keine andere Wahl, als sich irgendwie mit den Posbis zu arrangieren.

Es dauerte nicht lange, bis die Frage kam, auf die der Haluter gewartet hatte.

»Wer sind Sie?«

»Ichat«, antwortete er.

»Sonst nichts?«

»Nur Ichat«, betonte er.

»Woher kommen Sie?«, wollten die Posbis wissen.

»Ich kehre zu meinen Freunden auf Terzrock zurück«, erwiderte er ausweichend.

»Also sind Sie ein Artgenosse der Terzrocker?«

Er wunderte sich über den Ausdruck »Artgenosse«, versuchte jedoch nicht, die Hintergründe dieser Bezeichnung zu erfragen. Er wusste ja, dass die Terzrocker anders waren als die anderen Haluter. Schließlich waren seit Jahrzehntausenden alle Haluter nach Terzrock gebracht worden, die »aus der Art« geschlagen waren.

Es war ein lang gehütetes Geheimnis der Haluter gewesen, wo jene Kinder geblieben waren, die nicht der halutischen Norm entsprachen. Die Haluter waren die Nachkommen der Ulebs. Einst hatten sie einen mörderischen Krieg gegen die Lemurer geführt. Inzwischen aber waren sie normalisiert und erinnerten nur noch im Zustand der Drangwäsche an vergangene wilde Zeiten.

Hin und wieder aber hatte ein zweigeschlechtlicher Haluter ein Junges zur Welt gebracht, das nicht der neuen Norm entsprach. Solche Kinder waren größer und in ihrem Benehmen wilder. Sie verhielten sich zum Teil geradezu bösartig. Bei ihnen war unverkennbar, dass die Erbmasse der Ulebs zum Durchbruch kam. Die Haluter hatten diese Kinder nicht getötet, sondern in die Große Magellansche Wolke auf den Planeten Terzrock deportiert.

Icho Tolot wusste, dass die Deportierten auf Big Planet nicht alle von Halut bekannten Verhaltensmuster beibehalten hatten, und dass es zu einigen überraschenden Entwicklungen gekommen war. Es waren mehr anormal große Kinder geboren, die dann als Erwachsene eine Größe von über vier Metern erreichten. Viele Terzrocker waren der Drangwäsche öfter und heftiger erlegen als normal, und viele hatten völlig isoliert von anderen als Eremiten gelebt, ohne auch nur ein einziges Mal in ihrem Leben Kontakt mit anderen aufzunehmen.

»Sie sind ein Artgenosse der Terzrocker?«, wiederholte der Posbi.

»Das könnte man so sagen«, stimmte der Haluter zu. »Zufrieden?«

»Durchaus.«

»Also gut, dann habe ich eine Frage. Aufgrund der Zahl der Fragmentraumer gehe ich davon aus, dass sich hier etwa 150.000 Posbis befinden.«

»Das kommt der tatsächlichen Zahl ziemlich nahe.«

»Ich frage mich, warum ihr hier seid? Wenn ich mich recht erinnere, habt ihr die Milchstraße verlassen, um nach Perry Rhodan zu suchen.«

»Das ist richtig.«

»Ein bisschen ausführlicher«, forderte Icho Tolot. »Was treibt ihr hier?«

»Wir haben unser Leben der Betreuung der Terzrocker gewidmet«, erklärte der Posbi nach einer kleinen Pause. »Eine große und wichtige Aufgabe.«

»Ich kann euch nur zustimmen.«

Die HALUTA näherte sich Big Planet mit sinkender Geschwindigkeit.

»Wie ist dein Name?«

»Ich bin Amme«, antwortete der Posbi.

Icho Tolot stutzte.

»Amme?«

Der Posbi bestätigte, und nun überlegte der Haluter, ob dieser Name zufallsbedingt war oder ob er eine bestimmte Bedeutung hatte. Der Posbi hatte davon gesprochen, dass er und die anderen die Terzrocker betreuten. Nannte er sich deshalb »Amme«, weil er sich wie eine Ziehmutter um die aus der Art geschlagenen Nachkommen der Verbannten von Halut kümmerte?

Icho Tolot lachte.

Ein geradezu irrwitziger Gedanke!

Die Terzrocker waren mächtige Geschöpfe. Ihre Ahnen waren so wild gewesen, dass sie aus der halutischen Gesellschaft ausgeschlossen worden waren. Und sie selbst waren sicherlich kaum anders. Er hatte nie davon gehört, dass jemals ein Terzrocker nach Halut zurückgekehrt und dort in Gnaden aufgenommen worden wäre.

Und dieser Posbi sollte so etwas wie eine Amme eines dieser wilden Geschöpfe sein? Das war ausgeschlossen. Der Name konnte keine tiefere Bedeutung haben. Es war eine Buchstabenkombination, sonst nichts.

»Und was ist mit Perry Rhodan?«, fragte er. »Habt ihr die Suche nach ihm aufgegeben?«

»Wir haben sie nur unterbrochen«, erklärte Amme. »Wir würden sie sofort wiederaufnehmen, wenn wir einen Hinweis hätten, wo wir suchen müssen. Das Universum ist zu groß für eine blinde Suche. Wir könnten in Jahrtausenden nicht einmal alle Planeten der Milchstraße anfliegen, viel weniger denn die Planeten aller Galaxien. Wir hätten keine Aussicht auf Erfolg. Was wir brauchen, ist eine Spur.«

Dem könnte man irgendwann einmal abhelfen, dachte Icho Tolot. Das ist vielleicht ein Trumpf in der Hinterhand. Im Augenblick wäre ein Posbi-Schwarm Perry Rhodan jedoch nur lästig.

Er gab dem Posbi keinen Hinweis auf Rhodan, da dieser zur Zeit doch nichts damit hätte anfangen können. Es gab nicht genügend Impulswandler, um ganze Flotten in die Milchstraße einschleusen zu können.

Außerdem wäre es sicherlich ein Fehler, jetzt schon irgend etwas auf Big Planet zu verändern. Solange ich die Situation auf Terzrock nicht kenne, darf ich nichts unternehmen. Später ist immer noch Zeit genug, die Posbis zu manipulieren – falls es sein muss!

»Ich werde auf Terzrock landen«, erklärte der Haluter.

»Sie brauchen sich um nichts zu kümmern, Ichat«, antwortete Amme augenblicklich. »Wir übernehmen es, Ihr Raumschiff zum Landeplatz zu bringen. Er befindet sich in Äquatornähe auf dem zweiten Kontinent. Ein von uns dort installierter Peilsender zeigt es Ihnen an.«

»Ich brauche keine Hilfe«, erwiderte er ein wenig schroffer als beabsichtigt.

»Natürlich brauchen Sie sie«, betonte Amme. »Glauben Sie mir, wir können das besser beurteilen als Sie!«

Damit beendete der Posbi das Gespräch.

»Da hast du den Salat«, bemerkte Taravatos. »Du glaubst doch nicht, dass die Posbis alle Terzrocker betreuen und ausgerechnet dich in Ruhe lassen? Sie sind nun mal auf dem sozialen Trip, und davon nehmen sie dich nicht aus!«

 

*

 

Amme hielt Wort, wie nicht anders zu erwarten war. Er lotste die HALUTA zu einer felsigen Hochebene in Äquatornähe, einer kreisrunden Fläche, die von zahllosen technischen Geräten umsäumt wurde, ansonsten aber durch nichts an einen Raumhafen erinnerte. Während des Anflugs richtete Icho Tolot seine Aufmerksamkeit auf den Raumhafen Chosmort, der sich auf dem 3. Kontinent befand. Viele der ehemals dort errichteten Gebäude, in denen technische Einrichtungen untergebracht gewesen waren, bestanden nicht mehr. Sie waren auch nicht durch andere ersetzt worden. Der ehemalige Großraumhafen machte einen verödeten und verfallenen Eindruck, so, als sei er seit vielen Jahren nicht mehr benutzt worden. Auch aus der Umgebung der Anlagen waren viele Gebäude verschwunden, in denen früher Terzrocker gelebt hatten. Icho Tolot bedauerte, nicht mehr Zeit zur Verfügung zu haben, um das Gebiet von Chosmort eingehender zu untersuchen. Er musste sich auf die Landung konzentrieren.

Aus einem versteckt angelegten Unterstand kamen neun bizarr geformte Posbis hervor und näherten sich dem Raumschiff.

»Sie sind mir als vierarmiger Prophet bekannt«, erklärte einer der Posbis, nachdem Icho Tolot ausgestiegen war.

Der Haluter erschrak. Er befürchtete, dass die Posbis nun mit ihm veranstalten würden, was Taravatos als »Riesenwirbel« bezeichnet hätte. Doch er irrte sich. Die Posbis verfielen nicht in Hysterie, sondern verhielten sich ruhig und diszipliniert.

Einer der Posbis bewegte sich auf einem Antigravkissen schwebend auf ihn zu.

»Ich bin Amme«, eröffnete er ihm.

»Du?«, erwiderte Icho Tolot überrascht. »Ich habe dich an Bord eines der Fragmentraumer im Orbit vermutet.«

»Ich habe über eine Relaisstation mit Ihnen gesprochen«, erklärte Amme betont höflich. »Würden Sie mir nun bitte Ihre Wünsche nennen?«

»Ihr braucht euch nicht um mich zu kümmern«, wies er ihr Hilfsangebot zurück. »Ich bin durchaus in der Lage, meine Angelegenheit selbst zu regeln. Ich brauche euch nicht.«

»Das ist sicherlich ein Irrtum, Ichat«, bemerkte Amme. Er erinnerte entfernt an das Innere eines altertümlichen Radios. Verschiedene kleine Türmchen ragten aus einem Gewirr aus Drähten und Spulen hervor. Sie ließen den Haluter an die elektronischen Röhren denken, die er in terranischen Museen gesehen hatte. An einem senkrecht aufsteigenden Metallarm drehte sich ein Sägeblatt, ohne den Eindruck von Aggressivität zu erwecken. Die anderen Posbis bewegten sich teils auf Rädern, teils auf plumpen Beinen. Man schien sich den besonderen Bedingungen von Big Planet angepasst zu haben. Terzrock hatte bei einem Äquatordurchmesser von 32.781 Kilometern eine Schwerkraft von 2,36 g. Icho Tolot fühlte sich bei einer derartigen Gravitation ausgesprochen wohl, wenngleich dieser Wert erheblich unter den 3,6 g lag, die auf dem Planeten Halut herrschten.

»Das wird sich zeigen.«

»Richtig«, stimmte Amme nachsichtig zu. »Wir wollen Ihnen nichts aufzwingen. Auch nicht unsere Hilfe. Sie werden schon früh genug merken, dass sie Ihnen willkommen ist. Doch auch dann brauchen Sie es uns nicht zu sagen. Es wird uns nicht entgehen.«

»Ich bin gerührt«, antwortete Tolot mit dumpf grollender Stimme. »Wenn es soweit ist, werde ich eure Hilfe dankbar annehmen.«

Jetzt hatte der Name »Amme« schon eine gewisse Bedeutung bekommen. Icho Tolot begriff, dass die Posbis es offenbar sehr ernst meinten mit ihrer Betreuung. Er verspürte jedoch nicht die geringste Lust, sich durch die ständige Anwesenheit eines Posbis in seiner Nähe behindern zu lassen.

Er hatte ein klares Ziel. Er wollte mit Hilfe der Terzrocker herausfinden, ob es noch irgendwo im Universum Haluter gab, und wo sie sich verbargen. Er wollte zu ihnen. So rasch wie möglich.

»Dennoch«, rief er. »Ich melde mich.«

Er wollte sich abwenden, doch Amme schob sich ihm in den Weg.

»Wohin wollen Sie?«, fragte der Posbi.

»Auf diesem Kontinent leben viele Terzrocker«, erwiderte er. »Ich will zu einem von ihnen und mit ihm reden.«

»Zu wem?«

Icho Tolot lachte dröhnend.

»Mein lieber Freund, das ist ganz allein meine Sache. Du wirst es früh genug erfahren.«

Damit ließ er sich auf seine Laufarme fallen und stürmte davon. Amme glitt auf seinem Antigravkissen die ersten Meter neben ihm her, gab dann jedoch das Rennen auf. Zu seinem Glück, denn der Haluter erwog bereits, ihn mit einem wuchtigen Faustschlag zu zertrümmern, falls er noch länger bei ihm blieb.

 

*

 

Am Rand der Hochebene fiel das Land nahezu senkrecht mehr als zweitausend Meter ab. Icho Tolot blieb an der Abbruchkante stehen und blickte auf ein weites Sumpfgebiet hinaus. Schachtelhalmwälder überwucherten die Ebene bis hin zum Horizont. Vereinzelt erhoben sich Felstürme aus dem Grün.

Der Haluter glitt mit Hilfe seines Gravo-Paks über die Abbruchkante hinaus und ließ sich bis auf die Höhe der Baumwipfel absinken. Dann flog er mit mäßiger Geschwindigkeit nach Norden. Aus sicherer Höhe beobachtete er zahlreiche Tiere, die sich im Moor unter ihm bewegten. Es waren vorwiegend kleinere, lurchartige Geschöpfe, vereinzelt aber auch riesenhafte Schlangen oder echsenartige Wesen, die wie verfaulende Baumstämme im Morast lagen und auf Beute lauerten.

Als er einen See erreichte, schien das Wasser unter ihm zu explodieren. Es schäumte plötzlich auf, und dann verbreitete sich eine leuchtend orangefarbene Wolke über dem Wasser. Icho Tolot schloss seinen Schutzhelm gerade noch rechtzeitig, denn Sekundenbruchteile später befand er sich inmitten einer dichten Wolke aus Milliarden von Blüten. Sie waren alle zur gleichen Zeit gereift und von ihren Mutterpflanzen hochgeschleudert worden. Icho Tolot flog gelassen weiter, obwohl sich zahllose Blüten an ihn hefteten und sich mittragen ließen, während die anderen vom Wind hinweggeweht und über den Sumpf verteilt wurden. Schwarz- und weißgestreifte Vögel stürzten sich auf ihn und pickten die Blüten von seinem Kampfanzug. Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie alle entfernt hatten. Sie begleiteten ihn noch eine Weile, dann flatterten sie kreischend davon. Er öffnete seinen Helm wieder, um die würzige Luft über dem Schachtelhalmwald zu genießen.