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Inhaltsverzeichnis

Geleitworte
Wegleitung
Schweden
Die Insel Birka und der heilige Ansgar
Vadstena und die heilige Birgitta
Uppsala und der heilige Erik
Pilgernd unterwegs sein
Alvastra
Heliga Hjärtas Kloster
Albertus Pictor – Meister der mittelalterlichen Malerei
Dänemark
Die Pilgertradition sucht neue Wege
Island
Island – Gottes Farbpalette
Wallfahrt nach Maríulind auf Snaefellsnes
Norwegen
Trondheim / Nidaros – das Jerusalem des Nordens
Mit dem Fahrrad von Uppsala nach Trondheim
Tautra
Kloster Königin der Fjorde – ein Besuch auf den Lofoten
Finnland
Die katholische Kirche in Finnland und der heilige Henrik
Köyliö – Diözesanwallfahrt auf 61° 08’50.30”Nord, 22° 19’31 ”Ost
Informationen für Übernachtungen in Klöstern
Quellenangaben
Hilfe für die katholische Kirche in Nordeuropa
Copyright

Informationen für Übernachtungen in Klöstern

Über die in den Kapiteln
genannten Klöster hinaus bieten
noch weitere Klöster
Übernachtungsgelegenheiten an.

 

SCHWEDEN

 

Südschweden

 

Dominikanerinnen
Rögle Kloster 224
24791 Södra Sandby
Tel: 0046 46 514 20
systrarna@roglekloster.se
www.roglekloster.se

 

Benediktinerkloster
Bondrum 13
27395 Tomelilla
Tel: 0046 417 23209
benediktinshus@yahoo.se

 

Benediktinerinnen
Mariavall-Kloster
27395 Tomelilla
Tel: 0046 417 231 91
mariavall@katolskakyrkan.se
www.mariavall.se

 

Mittelschweden und
Großraum Stockholm

 

Bildungshaus der Diözese
Stockholm
Marielund
Pl 208
17853 Ekerö
Tel: 0046 8 56020016
marielund@katolskakyrkan.se
www.marielund.org

 

Birgittenkloster
Burevägen 12
18263 Djursholm
Tel: 0046 8 755 1785
djursholm@birgittasystrarna.se
www.birgittasystrarna.se

 

Franciskusgården
Jons väg 44
43375 Jonsered
Tel: 0046 31 795 7235
franciscan.friary.tor@mbox200.
swipnet.se

 

Benediktinerinnen
Kloster vom Heiligen Herzen

 

Birgitten
Abtei Pax Mariae

 

 

Nordschweden

 

Birgitten
Birgittagården
Uddnäsvägen 58
79146 Falun-Hosjö
Tel: 0046 23 321 47
falun@birgittasystrarna.se
www.birgittasystrarna.se

 

DÄNEMARK

 

Seeland und Kopenhagen

 

Benediktinerinnenpriorat
»Vor Frue Kloster« Åsebakken
Høsterkøbvej 3
3460 Birkerød
Tel: 0045 458 106 98
Fax: 0045 458 289 19
vorfruekloster@mail.dk

 

Missionsschwestern vom Kostbaren Blut
Bistrup Byvej 4
3460 Birkerød
Tel: 0045 4581 0096
cps-Nordvanggaard@get2net.dk

 

Karmeliterinnen
Kommun. Sankt Josefs Karmel
Brødeskovvej 46
3400 Hillerød
Tel: 0045 4816 1838
(10.00–12.00 und 15.30–17.00
Uhr)
karmel@mail.dk
www.karmel.dk

 

St. Josefschwestern
Stella Matutina – Mikkelborg
Strandvejen 352
2980 Kokkedal
Tel: 0045 4914 7105
Fax: 0045 4914 9101
csjstella@csjdanmark.dk

 

Benediktinerinnen
Sankt Lioba Kloster

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Jütland und Inseln / Provinz

 

Zisterzienserinnen
Maria Hjerte Abbedi
Maria Hjerte Engen 1
Gjerrild 8500 Grenå
Tel: 0045 8638 4488
Fax: 0045 8638 4206
abbedi@mail.tele.dk

 

Jugendhaus der Diözese
Kopenhagen
Ømborgen
Lindholmvej 11–13
Emborg, 8680 Ry
www.omborgen.dk
Tel: 0045 4043 8988
stefan@omborgen.dk

 

Birgitten
Sankt Birgitta Kloster
»Habitaculum Mariae«
Refshalevej 81
4930 Maribo
Tel: 0045 55 72 85 16
Fax: 0045 55 77 77 10
birgittasoestrene@mail.dk

 

ISLAND

Für AuskünftezuP ilger-
Unterkünften in Island wendet
man sich am besten an das
bischöfliche Büro.

 

NORWEGEN

Süden und Großraum Oslo

Dominikanerinnen
Katarinahjemmet
Gjorstadsgate 9
0367 Oslo
Tel: 0047 23 215410
Sta.katharina@op.katolsk.no
http://katarinahjemmet.katolsk.no/ny/

 

Dominikanerinnen
Lunden Kloster
Øvre Lunden 5 N
0598 Oslo
Tel: 0047 23 19 44 20
kloster@lunden.katolsk.no
http://lunden.katolsk.no/lun-den_de.htm

 

Klarissen
Ulfsbakveien 36
3267 Larvik
Tel: 0047 33 12 54 79

 

Mittelnorwegen und
Großraum Trondheim

 

Birgitten
Birgittenkloster

 

Trappistinnen Tautra
Marienkloster

 

Zisterzienser
Munkeby Mariakloster
Munkeberget
7600 Levanger
post@munkeby.net
www.munkeby.net

 

Nordnorwegen und Tromsø

Zisterzienser
Fjordenes Dronning Klosteret

 

Elisabethschwestern
Balsfjordgata 35
9007 Tromsø
Tel: 0047 23 3844 30
tromso@StElisabeth.katolsk.no

 

Karmeliterinnen
Karmel »Totus Tuus«
Holtveien 38a
9012 Tromsø
Tel: 0047 77 691080
totus.tuus@karmel.katolsk.no

 

FINNLAND

Birgittenkloster
Ursininkatu 15 a
20100 Turku
Tel: 00358 21 250 1910
birgitta.turku@kolumbus.fi

Quellenangaben

Danke

Zahlreiche Begegnungen und Gespräche mit Menschen hier im Norden haben dieses Buch möglich gemacht. Es waren Gespräche über das Pilgern, über die Geschichte Skandinaviens und den Glauben. Manche Information erhielt ich bei spontanen Begegnungen an einer Kirchentür, in einem Gästehaus oder auf den Pilgerwegen. All meinen Gesprächspartnern und -partnerinnen möchte ich herzlich danken!

Mein Dank geht ebenso an Monsignore Georg Austen und Herrn Matthias Micheel vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken, die es mir ermöglichten, dieses Buch zu schreiben. Besonders bedanke ich mich bei Frau Claudia Lueg und Frau Nicole Hackenberger vom Kösel-Verlag für die stetige Motivation und Unterstützung während der Entstehung des Buches.

Sibylle Hardegger

 

Textnachweis

Ref 1 Lars Bergquist, Die heilige Birgitta im Spiegel der Offenbarungen © Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2001, S. 22

Ref 2 Dag Hammarskjöld, Zeichen am Weg, übertragen und eingeleitet von Anton Graf Knyphausen, München 1970, S. 66

Ref 3 Wolfgang Poeplau, in: Geh durch das Tor zum Leben, Christophorus-Verlag Freiburg i.Br. 1983 © Rechte beim Autor

Ref 4 Frank-Lothar Hossfeld/Erich Zenger, Psalmen 51-100, Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 32007, S. 508

Ref 5 Elmar Gruber, in: Maria – Weg des Glaubens © Don Bosco Medien GmbH, München41998

Ref 6 Gott, der Boden, auf dem ich stehe …: Monika Hirschauer / Günter Lohr / Jan Sediry, in: Gott finden im Alltag. Exerzitien zu Hause © Verlag Herder GmbH, Freiburg i.Br.31998, S. 30

Ref 7 Almut Haneberg, in: Schmeisser M. (Hg.), Gesegneter Weg © Verlag am Eschbach der Schwabenverlag AG, Eschbach / Markgräflerland 2000

Ref 8 Ausgang und Eingang: T / M: Joachim Schwarz (1930–1998) © Mechthild Schwarz-Verlag, Ditzingen 1962, Quelle EG 175

Die Bibeltexte (außer Ref 9) sind der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift entnommen © Katholische Bibelanstalt, Stuttgart 1980

 

Bildnachweis

Alle Fotos Sibylle Hardegger, außer:

Bild 1 © Carmen Frei

Bild 2 © Claude David, DK

Bild 3/Bild 4 © Anders Kaare Frederiksen

Bild 5 oben und Bild 6 unten): © Walter Pereyra / Gemeinde Christkönig, Nuuk

Bild 7 © alvida – Fololia.com

Bild 8 (oben) © Anny Petersen, Bild 9 (unten) © Arne Illeborg

Bild 10 © Lisbeth Rütz

Bild 11 © Anny Petersen

Bild 12 © Lisbeth Rütz

Bild 13 © Hreggviður Jónsson

Bild 14 (unten) www.pilgrimstid.nu

Bild 15 (oben) www.pilgrimstid.nu

 

Grundrisse Klosteranlage Alvastra, Bild 16, und Nidarosdom, Bild 17: Maria Ackmann, Hagen

 

Abbildungen der Glasfenster von Maja Lisa Engelhardt, Bild 18 und Bild 19 bis Bild 20: © VG Bild-Kunst, Bonn 2013

 

Gestaltung der Karten: POCKETMAPS, Wolfgang Mohrbach, München

Hilfe für die katholische Kirche in Nordeuropa

Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken

 

Dass Nordeuropa bislang bei deutschen Katholiken als Pilgerziel nicht oben auf der Liste steht, hat einen plausiblen Grund: Katholische Christen befinden sich hier in einer extremen Diaspora-Situation. Als kleine Minderheit in den großen und weiten Ländern des Nordens zu leben, stellt Kirche wie Gläubige vor besondere Herausforderungen. Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken unterstützt sie dabei.

Allein die Fahrt zur nächsten Kirche ist für katholische Christen in Nordeuropa ein weiter und beschwerlicher Pilgerweg. Priester fahren jedes Wochenende weit mehr als 1.000 Kilometer, um mit den Gläubigen Gottesdienst zu feiern und sie seelsorglich zu betreuen. Kinder wachsen ohne Altersgenossen gleichen Glaubens auf.

Trotz reicher Länder ist die finanzielle Situation der katholischen Kirche in Nordeuropa schwierig. Sie ist eine arme Kirche. Mit nur wenig staatlicher Hilfe und geringen eigenen Einnahmen kann das katholische Leben nur sehr begrenzt gestaltet werden. Vieles kann die katholische Kirche in Nordeuropa nicht alleine tragen.

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Hier hilft das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken als Hilfswerk für den Glauben. Das Bonifatiuswerk sammelt in ganz Deutschland Spenden, damit die katholischen Christen in Nordeuropa ihren Glauben leben können. Es fördert den Bau und die Instandhaltung von Kirchen, es hilft den Glauben an Kinder und Jugendliche weiterzugeben, es unterstützt die Arbeit der Priester. Allein in den vergangenen drei Jahren konnte das Bonifatiuswerk mehr als fünf Millionen Euro nach Nordeuropa weitergeben.

Ein großes Projekt ist der Neubau der katholischen Kathedrale in Trondheim. Direkt gegenüber dem Nidarosdom soll eine Kirche entstehen, als Anlaufpunkt für Pilger, als adäquates Gotteshaus für eine wachsende Gemeinde, als katholischer Bischofssitz im christlichen Herzen Nordeuropas.

 

Helfen Sie mit:

 

e9783641110482_i0279.jpgBonifatiuswerk der
deutschen Katholiken
Bank für Kirche und
Caritas Paderborn eG
BLZ 472 603 07
Konto-Nr. 10 000 100
Verwendungszweck:
Hilfe für Nordeuropa

 

www.bonifatiuswerk.de

 

 

Informieren Sie sich über Nordeuropa in unseren Länderbroschüren. Die Hefte Norwegen, Schweden und Island erhalten Sie gegen eine Schutzgebühr von je 5 € beim Bonifatiuswerk unter Telefon 0 52 51/29 96 53 oder per E-Mail: bestellungen@bonifatiuswerk.de.

Die Insel Birka und der heilige Ansgar

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Darstellung auf dem Nordportal der Ansgar-Kapelle: Ansgar empfängt die Offenbarung: »Geh und komme mit der Märtyrerkrone zurück!«

Bevor ich nach Schweden übersiedelte, habe ich viel vom heiligen Ansgar gehört. In Erzählungen, Schriften und Bezeichnungen von Hilfswerken begegnete mir sein Name. Nach meiner Ankunft musste ich seine Spuren hier im Norden allerdings richtiggehend suchen. Obwohl er der erste christliche Missionar des Nordens war und bisweilen Apostel des Nordens genannt wird, ist er kaum im Bewusstsein der Menschen verankert. Weder in Namen noch Malereien oder in Erzählungen. Die anderen nordischen Heiligen haben ihm sozusagen den Rang abgelaufen. Das mag etwas erstaunen. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass Ansgar selbst kaum Schriften hinterlassen hat. Seine bewegte Lebensgeschichte und seine Missionstätigkeit wurde in der Vita Ansgarii des heiligen Rimbert, ein Schüler Ansgars und Nachfolger im Bischofsamt, dokumentiert. Rimbert, selbst Mönch des Klosters Corvey in Frankreich, gelingt es in der Vita Ansgarii, uns den Apostel des Nordens in seinen verschiedenen Facetten näherzubringen.

 

 

Das Leben des heiligen Ansgar

 

Ansgar wurde 801 geboren und starb 865. Bereits mit sechs Jahren kam Ansgar ins Benediktinerkloster Corbie an der Somme, da sein Vater nach dem Tod der Mutter den Mönchen die Erziehung des Jungen anvertraute. Corbie war eine angesehene Bildungsstätte und wurde zu einer Ausbildungsstätte für Missionare. Es sei dieser aufblühenden Bildungsstätte gedankt, dass Ansgar eine unbeschwerte und sorglose Kindheit und Jugend verbringen konnte. Es muss das klösterliche Umfeld gewesen sein, das Ansgar veranlasste, immer mehr auf die Stimme Gottes zu hören. Bereits im jugendlichen Alter erlebte er seine Berufung. In einem Traum sprach Gott ihn selbst an. Gehe hin, und mit dem Martyrium gekrönt, kehre zu mir zurück! Es ist dieser Auftrag, den Ansgar Zeit seines Lebens begleitete.

 

Der junge Ansgar wurde Mönch und Lehrer. An der Klosterschule übernahm er Verantwortung für die jungen Menschen. Mit zweiundzwanzig Jahren wurde er nach Corbey geschickt. Corbey war eine Neugründung Corbies und in guter benediktinischer Tradition wurde dort eine neue Schule gegründet, bei deren Aufbau Ansgar tatkräftig mithalf. Im Weiteren arbeitete er im Dienst der Predigt und Glaubensweitergabe. Aufgaben, die ihm später auf seinen Missionsreisen sicherlich zugutekamen.

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Kaiser Ludwig der Fromme und der Abt des Klosters Corbie beauftragten den nun 25-jährigen Ansgar damit, den neu getauften Dänenfürsten Harald Klak und sein Gefolge in den Glauben einzuführen. Rimbert schreibt in der Vita, dass diese Zeit für Ansgar nicht einfach war. Die Einführung der Neugetauften in den Glauben war gleichzeitig eine Prüfung der eigenen Glaubensstärke.

829 empfing er vom Kaiser den Auftrag, nach Schweden zu reisen. Dort sollte Ansgar erkunden, ob die Wikinger bereit wären, den christlichen Glauben anzunehmen. Wohl wissend, dass diese Mission nicht einfach werden wird, nahm Ansgar sich vor, Widrigkeiten und Gefahren für Christus ergeben zu tragen. Ziel der Reise war Birka, eine zur damaligen Zeit wichtige Handelsstadt im Norden. Doch bereits nach halber Strecke wurden Ansgar und seine Gefährten überfallen und ausgeraubt. Es war Ansgar, der nicht aufgab. Seine Gefährten kehrten nach dem Überfall entmutigt zurück. Sechshundert Kilometer legte Ansgar alleine zurück, dann erreichte er Birka, wo er freundlich aufgenommen wurde. Bald darauf taufte er Hergeir, den Bürgermeister von Birka, und verkündete den christlichen Glauben. Damit war der Grundstein zur christlichen Mission im Norden gelegt. Diese positiven Nachrichten aus dem Norden erfreuten den Kaiser und er begann nun, die Mission bei den Schweden und Dänen zu organisieren.

 

831 wurde Ansgar Bischof der nordischen Mission mit Sitz in Hamburg. Es war Papst Gregor IV., der ihn zum Erzbischof erhob und den Auftrag zur Mission bei den Dänen und Schweden erteilte. In Hamburg baute Ansgar eine Kirche und ein Kloster. Zusammen mit einigen Helfern bildete er junge Menschen für die Mission im Norden aus. Die Vita Ansgarii nennt das Gebiet im Norden beziehungsweise die Diözese Ansgars »gefährdetes Gebiet«. Dies musste er 845 schmerzlich erfahren, als dänische Wikinger überraschend Kirche und Kloster belagerten und schließlich eroberten. Viele Menschen starben bei diesem barbarischen Überfall, wurden versklavt und verkauft. Ansgar konnte sich mit einigen wenigen Gefährten retten. Der Heimat beraubt, fanden sie Zuflucht bei einer Adelsfrau. Zwei Jahre später wurde ihm provisorisch die Diözese Bremen anvertraut. Es dauerte siebzehn Jahre, bis Papst Nikolaus I. ihn als Erzbischof von Bremen und Hamburg bestätigte. Rimbert beschreibt Ansgar in diesem Lebensabschnitt als betenden Menschen. Der Rhythmus von Arbeit und Gebet (ora et labora), den Ansgar von früher Jugend an kannte, legte ihm ein gutes Fundament für das Bischofsamt, auf das er auch in schwerer Zeit bauen konnte.

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In seiner Lebensführung versuchte er immer konsequenter den Heiligen, besonders dem heiligen Martin nachzuleben: Durch die Verkündigung des Evangeliums wollte er den Menschen helfen.

Von Bremen aus gewann Ansgar das Vertrauen des Dänenkönigs Horich, dessen Schergen für die Plünderung Hamburgs verantwortlich waren. Dieser erlaubte ihm, im bedeutendsten Handelszentrum des Nordens, in Haithabu, nahe beim heutigen Schleswig, eine Kirche zu bauen. Die gute Beziehung zum Dänenkönig ging so weit, dass dieser Ansgar einen Empfehlungsbrief für den König gab, als er – nach zwanzig Jahren – noch einmal nach Schweden aufbrach.

 

Seine zweite Ankunft in Birka war indes nicht leichter als die erste. Stück um Stück musste er mühevoll das Vertrauen des Königs gewinnen, bis er nach zwei Jahren wieder Priester nach Schweden entsenden durfte. Nachdem König Horich in Dänemark erschlagen worden war, wurde die Kirche in Haithabu geschlossen. Ansgars Werk schien um Jahre zurückgeworfen. Durch ständiges Mühen und einen unbändigen Eifer für das Evangelium konnte er die Gunst König Horichs des Jüngeren gewinnen und Kirchen in Haithabu und Ripen neu gründen. Man fragt sich, woher Ansgar immer wieder neue Kräfte sammeln konnte, um diese Sisyphusarbeit so unbeirrt weiterzuführen. Sein Biograf Rimbert gibt uns darauf eine Antwort in der Vita Ansgarii:

 

Schon während der Reisevorbereitungen hatte unser hochheiliger Vater durch eine Offenbarung des Herrn im Voraus erfahren, welch große Seelenangst er auf dieser Fahrt würde erdulden müssen.

Eines Nachts fühlte er sich in die Leidenszeit des Herrn versetzt; er selbst war Augenzeuge, wie der Herr Jesus Christus von Pilatus zu Herodes und wieder zu Pilatus geführt wurde; als er nun Schimpf und Schande erleiden musste und offenbar am ganzen Körper geschlagen wurde, konnte Ansgar diese sträfliche Behandlung nicht länger mit ansehen, eilte hinzu und bot sich selbst hinter Christi Rücken den Streichen dar, um alle diesem geltenden Schläge mit dem eigenen Körper aufzufangen; nur schien der Herr, höher von Wuchs, ihn um Haupteslänge zu überragen, sodass er seinen Kopf nicht zu schützen vermochte. Die Bedeutung dieses Gesichts erkannte der unbesiegte Streiter Christi erst nach der Heimkehr von seiner Reise, als er bedachte, wie viel Hohn und Spott er in Schweden hatte ertragen müssen, in welcher Not er gewesen war und welche Gotteslästerungen er dort hatte hinnehmen müssen. Seine Seele hatte dort zweifelsohne für Christus gelitten, und Christus erduldete in seinem Knecht von neuem die ihm angetane Schmach (Vita Ansgarii (VA) 29).

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Die letzten Jahre seines Lebens waren für Ansgar eine schwere Prüfung im Glauben. 858 plünderten die Wikinger die Stadt Bremen. Die große Not der Bevölkerung ließ ungeahnte Kräfte wachsen. Er errichtete Krankenhäuser und Unterkünfte für Witwen und Waisen. Viele Kranke kamen zu ihm, um Zuspruch und Hilfe zu erbitten. Ansgar wurde in diesen Jahren ein »Bischof der Armen«.

Mit 64 Jahren erkrankte er schwer und litt daran, dass er nicht als Märtyrer, sondern an einer Krankheit sterben sollte. Trost empfing er erst durch eine Offenbarung:

 

Da geschah es, dass der Herr selbst seinen Knecht zur gnadenhaften Heilung seiner Trauer eines Trostes würdigte. Als er eines Tages in der Kapelle der Messe beiwohnte und so recht von Herzen betrübt war, vernahm er wachend eine Stimme, die ihn wegen seiner Zweifel an Gottes Versprechen heftig schalt; als ob irgendeine Sündhaftigkeit Gottes Liebe übersteigen könne! ›Glaube nur ganz fest‹, sagte sie, ›zweifle nie daran, Gott wird dir in seiner Gnade beides schenken, Vergebung deiner Sünden, um die du dir solche Sorgen machst, und Erfüllung aller seiner Verheißungen‹ (VA 40).

 

An Mariä Lichtmess, am 2. Februar 865, starb Ansgar, nicht ohne vorher den Geistlichen und Armen ein Festmahl bereitet zu haben. Nicht ohne drei Kerzen an den Altären Mariens, Petri und Johannes᾽ entzünden zu lassen, damit sie seine Seele empfangen sollten.

 

» Unseren Herrn und Vater verließ der Wille zur demütigen Hingabe niemals. Nie hörte er auf, für das Heil der Völker zu beten. Auch in seiner letzten Krankheit machte erst der letzte Atemzug seinen Worten und Verfügungen über seine Legation ein Ende. In solcher Glaubensinbrunst wurde er von dieser Welt genommen; mit einer sehr großen Gefolgschaft Gläubiger aus dem Dänen- und Schwedenvolk, die er dem Herrn gewann, wird er daher – so glauben wir – zum Lohn für seinen guten Kampf durch göttliches Gnadengeschenk am Tag der Auferstehung aller ruhmreich und glücklich ins Himmelreich eingehen« (VA 34).

 

 

Besuch auf Birka

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Von Weitem ist auf dem höchsten Punkt der Insel Birka das Gedenkkreuz für den heiligen Ansgas zu sehen.

Birka erreicht man von Stockholm aus mit dem Schiff in zwei Stunden. Buchen kann man nur eine Tagestour. Im Preis inbegriffen sind die Fahrt nach Birka, der Eintritt und eine Führung im Wikingermuseum. Die UNESCO hat die Insel Birka zum Weltkulturdenkmal erklärt. Dies allerdings hat mit dem heiligen Ansgar wenig zu tun. Vielmehr ist Birka eine alte Wikingersiedlung. Die Funde der archäologischen Grabungen zeigen ein einmaliges Bild der Siedlung – obwohl bis heute erst ca. 1 % ausgegraben ist. Birka war Handelsplatz und Treffpunkt für den ganzen Norden, davon zeugen die Münzen aus verschiedensten Ländern, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden.

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Die Passagiere auf dem Schiff sind an diesem Sommermorgen vor allem Familien mit Kindern. Diese haben ihren großen Spaß am als Wikinger verkleideten Tourguide. Nach einer knapp zweistündigen Fahrt durch die fantastische Inselwelt des Mälarsees steuern wir auf Birka zu. Die Passagiere drängen an Land. Die meisten Besucher von Birka steuern das Restaurant oder das Museum an. Ich gehe als Einzige am Museum vorbei und schlage den Weg zur Ansgarkapelle ein. Immer wieder erstaunt es mich, wie in diesem Land alles Religiöse aus dem öffentlichen Leben verbannt wird. Die Menschen interessieren sich wohl für die Raubzüge der Wikinger und verbringen Stunden damit, deren Geschichte im Museum zu studieren, derweil ihre Kinder von einer »Wikingerfrau« im Garten des Museums im Körbeflechten unterrichtet werden. Für das christliche Erbe Schwedens hingegen interessiert sich kaum jemand.

 

Der Fußweg zur Kapelle führt über eine Weide und durch einen kleinen Weiler. Die einzigen Begleiter auf dem Weg über die Insel sind mir ein paar Schafe.

Ich genieße die Stille – schließlich unternehme ich heute eine Wallfahrt zum Apostel des Nordens, wie Ansgar oft genannt wird. Die Insel bezaubert mich. Von den vielen Hügeln, die es auf der Insel gibt, hat man einen wunderbaren Ausblick aufs Wasser. Während ich über die Weiden gehe, vertreibe ich hie und da ein paar Schafe. Kurzfristig fühlen sie sich etwas gestört von meiner Anwesenheit, aber schon ein paar Meter weiter senken sie wieder ihre Köpfe, um das satte Grün zu verspeisen. Irgendwie passen diese Tiere an diesen Ort, der für die Ausbreitung des Christentums in Nordeuropa so wichtig ist. Ist es nicht Jesus selbst, der seine Beziehung zu den Menschen immer wieder mit jener des Hirten und der Schafe vergleicht?

 

 

Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.

Johannes 10,14–15

 

Wenn ich die Lebensgeschichte des heiligen Ansgars bedenke, dann kommt mir auch Jesu Aufforderung zu furchtlosem Bekenntnis in den Sinn:

 

Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!

Matthäus 10,16

 

Immer wieder wurde Ansgar zurückgeworfen in seinen Bemühungen, den Glauben zu verkünden. Obwohl er nur wenig messbaren Erfolg hatte, war Aufgeben für ihn nie eine Option. Seine Hoffnung und sein Durchhaltewille machen ihn für mich schon zu einem Heiligen. Paulus schrieb über die Hoffnung:

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Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht? Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld. Römerbrief 8,24–25

Hoffnung
ist wie Wasser
auf das Rad der Mühle.
Ohne sie vermögen wir nichts.
Korn verrottet
Glaube verdunstet.

Nach einem gemütlichen Spaziergang von etwa 20 Minuten taucht am Waldrand die Ansgarkapelle auf. Von Weitem sehe ich die Türen der Kapelle weit offen stehen. Das empfinde ich als sehr einladend.

Der Weg führt direkt auf die Kapelle zu. Davor liegt eine Terrasse, die als Erweiterung des Kirchenschiffs angesehen werden kann. In der Kapelle ist nicht viel Platz. Wenn ein Gottesdienst gut besucht ist, nehmen die Gläubigen auf den Bänken der Terrasse Platz. Obwohl außer mir heute niemand bei der Kapelle ist, setze ich mich erst einmal auf eine der Bänke und verweile einen Moment vor dem Heiligtum. Die Kapelle wurde 1930, zum 1100-jährigen Jubiläum der Ankunft Ansgars auf Birka, eingeweiht. Die einschiffige Kapelle hat die Form einer Glocke und ist aus rotem Sandstein erbaut. Sie besitzt ein Langhaus mit einer Apsis und einen Westturm. Nach Westen hin wird sie breiter und das Dach hebt sich in die Höhe, was die Glockenform noch unterstreicht. Drei Rundbogenportale führen in die Kirche hinein. Im Turm hängt eine kleine Glocke und darüber leuchtet ein goldenes Kreuz. Von meinem Platz auf der Terrasse schaue ich in den Kirchenraum.

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Skulptur Ansgars, im Hintergrund Fresken mit der Darstellung eines Traums

Mein Blick geht vorbei an einer bronzenen Ansgarstatue und trifft auf die Malereien in der Apsis. Christus an der Geißelsäule ist da dargestellt. Hinter ihm steht Ansgar, der versucht die Schläge auf den Herrn abzumildern. Die Darstellung geht zurück auf besagten Traum Ansgars. Das Spruchband darüber sagt: Ansgar möchte gerne mit dem Herrn Jesus Christus mit leiden. Zeitlebens war es der Wunsch Ansgars, als Märtyrer zu sterben. Ich trete nun in die Kirche ein. Ihre Kleinheit vermittelt unweigerlich ein Gefühl von Geborgenheit. Die Einbeziehung der Umgebung in den sakralen Raum ist eine Form der Architektur, die mich anspricht. Von der erhöhten Apsis habe ich nach Westen hin einen Blick über die Weite der Insel. Wunderschön!

 

Die Darstellungen aus dem Leben des Heiligen auf den Kupferplatten an den Innenseiten der Portale ziehen mich in ihren Bann. Wie ein moderner Comic erzählen sie Stationen im Leben Ansgars. Diese Malereien wurden von Gunnar Torhamn für die Kapelle um das Jahr 1930 angefertigt und imitieren in Stil und Technik frühmittelalterliche Heiligendarstellungen.

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Auf dem Nordportal sind folgende biografische Szenen abge-bildet: aus der Kindheit Ansgars; Vergebung der Sünden durch Jesus; Kaiser Ludwing der Fromme erteilt den Auftrag zur Missions-reise in den Norden.

Auf den beiden Türflügeln des Mittelpotals sind Szenen aus der Missionstätigkeit Ansgars dargestellt: Ansgar hört den Auftrage Gottes: Geh und verkünde Gottes Wort unter den Heiden; Ansgar und seine Gefähr-ten werden von den Wikingern ausgeraubt; Ansgar wird zum Erzbischof geweiht; bei der Belagerung Birkas durch die Dänen empfiehlt Hergeir den Einwohnern, sich in der Not an Ansgars Gott zu wenden; Hergeir erhält die Kommunion; Fridborg, die erste Frau, die von Ansgar getauft wurde, und ihre Tochter geben Almosen.

Ansgar und die Psalmenwürze – die Pigmenta

 

Für Benediktinermönche ist das Singen von Psalmen ein fester Bestandteil des Tagesablaufs : Siebenmal am Tag singen die Mönche zum Lob Gottes. 150 Psalmen die Woche. In der Regel des heiligen Benedikt heißt es dazu:

 

Wir glauben, dass Gott überall gegenwärtig ist
und dass die Augen des Herrn an jedem Ort
die Guten und die Bösen beobachten.
Doch wollen wir das in besonderer Weise
glauben,
und zwar ohne irgendwie zu zweifeln,
wenn wir beim Gottesdienst stehen.

Überdenken wir darum immer, was der
Prophet sagt:
Dient dem Herrn in Furcht!
Und ferner: Psalliert weise!
Und: Im Angesicht der Engel will ich dir
Psalmen singen.

Bedenken wir also, wie wir uns verhalten
sollen
unter den Augen Gottes und seiner Engel,
und stehen wir beim Singen der Psalmen so,
dass unser Denken und unser Herz
im Einklang mit unserer Stimme sind.
Benediktsregel, Kapitel 19,1–7

 

Man könnte sich vorstellen, dass das Singen oder Rezitieren der Psalmen Tag für Tag und Woche für Woche zu einer gewissen Ermüdung führt. Nicht bei Ansgar. Für ihn hatte das Psalmen-Singen eine besondere Bedeutung und die meditative Form der Reziation inspirierte ihn. Beim Psalmengebet der Mönche gibt es nach jedem Psalm eine kurze Stille für das persönliche Gebet. Diese Stille nutzte Ansgar, um den Psalm in einem kurzen Gebet zusammenzufassen. Die kurzen Gebete werden Pigmenta, übersetzt »Würze«, genannt. Rimbert berichtet in der Vita Ansgarii, dass diese »Würze« den Psalmengenuss erhöhen sollte. Nach jedem Psalm den Inhalt in kurzen, eigenen Formulierungen zu einem Gebet zusammenzufassen, kann helfen, den »Geschmack an den Psalmen« zu verstärken. Das an den rezitierten Psalm angeschlossene Gebet lässt den Psalm zum eigenen Gebet werden. Ansgar nutzte die stille Zeit nach jedem Psalm, um die eigenen Gebete zu formulieren und die Pigmenta wieder und wieder zu murmeln und so die Tiefe der Psalmen auszukosten. Rimbert berichtet, dass Ansgar erst nach langem Zögern die Pigmenta diktiert hatte. Die Abschrift allerdings sollte erst nach seinem Tod gelesen werden. Ich halte den Umgang Ansgars mit den Psalmen für ein eindrückliches Zeugnis, wie wir mit »alten« Gebeten »neu« beten können.

Das Einüben der Psalmenwürze könnte vielleicht auch uns einen neuen Zugang zum Psalmenbeten eröffnen. Warum nicht einfach mal ausprobieren?

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Im Südportal schließlich sind noch einmal drei Szenen aus Ansgars Leben abgebildet: Abt Adalhard von Corbey spricht zu Ansgar: Ich habe dich gesehen als Licht über den Heidenvölkern; beim Gericht in Birka stehen sich Heidentum und Christentum gegenüber; Ansgar bekommt einen Platz für den Kirchenbau von könig Olav geschenkt

Die Kerngebete des heiligen Ansgars hatten einen Aufbau, dem leicht zu folgen ist. Die Pigmenta beginnen mit einer Anrede Gottes. Dann werden die Gründe ausgeführt, warum und woraufhin Gott angesprochen wird. Der Betende beruft sich dabei auf die früheren Heilstaten Gottes. Das ist gleichsam die Überleitung zur darauf folgenden Bitte. Manchmal wird die Bitte durch einen weiteren Vers entfaltet. Das Gebet schließt mit einer Berufung auf Jesus Christus oder einer Formel an den dreifaltigen Gott.

Dieser einfache Aufbau kann eine Hilfe sein, die Psalmen mit eigenen Worten neu zu »erbeten«.

 

Wenn man sich die Lebensgeschichte und das Mühen von Ansgar anschaut – auf den Bildern – oder nachliest in seiner Vita, dann muss man unumwunden zugeben, dass es hier im Norden nicht allzu erfolgreich war. Und trotzdem berührt mich das Wirken des heiligen Ansgars. Sein Glaube gründete in der festen Hoffnung, dass er als kleiner Diener Gottes etwas bewirken kann. Ist es nicht diese Hoffnung, die uns heutigen Christen und Christinnen bisweilen fehlt? Ich bewundere den Mut der ersten Christen hier im Norden. Auch wenn ihr Einsatz kurzfristig nicht von Erfolg gekrönt war, langfristig gesehen sind sie trotzdem wichtige Wegbereiter für den christlichen Glauben in Nordeuropa.

 

Ich setze mich wieder vor die Kapelle und betrachte die Portale. Von außen sehen sie aus wie aufgeklappte Flügel. Engelsflügel, auf denen eine Lebensgeschichte eingezeichnet ist. Es ist ein stiller Wallfahrtsort, dieses Birka. Unaufgeregt, geerdet – ohne touristische Vermarktung. Dies macht es der Pilgerin leicht, über die eigene Lebensgeschichte nachzudenken, Fürbitte zu halten und auf die Stimme Gottes zu horchen. Und ganz plötzlich stellt sich das Gefühl ein »un ange passe«. Ein Moment, in dem die Stille noch stiller wird und man den Windhauch spürt, den Engel, der vorbeigeht. Einen Flügelschlag lang.

 

Die Gegenwart des
längst Vergangenen
umgibt die Pilgernden
an diesem Ort.

 

 

Im 12. Kapitel des Hebräerbriefes Vers 1–3 heißt es:

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Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt, wollen auch wir alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt. Denkt an den, der von den Sündern solchen Widerstand gegen sich erduldet hat; dann werdet ihr nicht ermatten und den Mut nicht verlieren.

 
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Ausgewählte Psalmen und Pigmenta des heiligen Ansgars

PSALM 19

 

Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.

Ein Tag sagt es dem andern, eine Nacht tut es der andern kund, ohne Worte und ohne Reden, unhörbar bleibt ihre Stimme.

Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde. Dort hat er der Sonne ein Zelt gebaut.

Sie tritt aus ihrem Gemach hervor wie ein Bräutigam; sie frohlockt wie ein Held und läuft ihre Bahn.

Am einen Ende des Himmels geht sie auf und läuft bis ans andere Ende; nichts kann sich vor ihrer Glut verbergen.

Die Weisung des Herrn ist vollkommen, sie erquickt den Menschen. Das Gesetz des Herrn ist verlässlich, den Unwissenden macht es weise. Die Befehle des Herrn sind richtig, sie erfreuen das Herz; das Gebot des Herrn ist lauter, es erleuchtet die Augen.

Die Furcht des Herrn ist rein, sie besteht für immer. Die Urteile des Herrn sind wahr, gerecht sind sie alle.

Sie sind kostbarer als Gold, als Feingold in Menge. Sie sind süßer als Honig, als Honig aus Waben.

Auch dein Knecht lässt sich von ihnen warnen; wer sie beachtet, hat reichen Lohn.

Wer bemerkt seine eigenen Fehler? Sprich mich frei von Schuld, die mir nicht bewusst ist!

Behüte deinen Knecht auch vor vermessenen Menschen; sie sollen nicht über mich herrschen. Dann bin ich ohne Makel und rein von schwerer Schuld.

Die Worte meines Mundes mögen dir gefallen; was ich im Herzen erwäge, stehe dir vor Augen, Herr, mein Fels und mein Erlöser.

 

 

PIGMENTA ZU PSALM 19

 


 

PSALM 43

 

Verschaffe mir Recht, o Gott, und führe meine Sache gegen ein treuloses Volk! Rette mich vor bösen und tückischen Menschen!

Denn du bist mein starker Gott. Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich trauernd umhergehen, von meinem Feind bedrängt? Sende dein Licht und deine Wahrheit, damit sie mich leiten; sie sollen mich führen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung.

So will ich zum Altar Gottes treten, zum Gott meiner Freude. Jauchzend will ich dich auf der Harfe loben, Gott, mein Gott.

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Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott.

denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.

 

 

PIGMENTA ZU PSALM 43

 

Dich, Quelle des ewigen Lichtscheins, allmächtiger Gott, rufen wir an. Gewähre es, bitten wir, dass du, wenn deine Wahrheit ausgesandt ist, unsere Herzen mit der Helle des neuen Lichtes durchtränkst.

 

 

PSALM 75

 

Wir preisen dich, Gott, wir preisen dich; dein Name ist denen nahe, die deine Wunder erzählen.

»Ja, zu der Zeit, die ich selbst bestimme, halte ich Gericht nach meinem Recht.

Die Erde mit allen, die auf ihr wohnen, mag wanken; doch ich selbst habe ihre Säulen auf festen Grund gestellt.«

Ich sage zu den Stolzen: Seid nicht so vermessen!, und zu den Frevlern: Brüstet euch nicht mit eurer Macht!

Brüstet euch nicht stolz mit eurer Macht, redet nicht so überheblich daher!

Denn weder vom Osten noch vom Westen noch aus der Wüste kommt die Erhöhung.

Nein, der Richter ist Gott; den einen erniedrigt er, den andern erhöht er.

Ja, in der Hand des Herrn ist ein Becher, herben, gärenden Wein reicht er dar; ihn müssen alle Frevler der Erde trinken, müssen ihn samt der Hefe schlürfen.

Ich aber werde jubeln für immer; dem Gott Jakobs will ich singen und spielen.

»Ich schlage die ganze Macht der Frevler nieder; doch das Haupt des Gerechten wird hoch erhoben.«

 

 

PIGMENTA ZU PSALM 75

 

Guter Hirte, der du um der Erlösung der sterblichen Schafe willen den Kelch des Leidens bis zur Neige leertest, deinen Namen rufen wir demütig an, damit du uns, wenn wir auf die sieben Säulen fest gestellt sind, mit der Heiligung des siebengestaltigen Geistes stärkst.

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Ansgar knüpft ein Netz und singt dabei Psalmen.

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Ja, es sind Heilige wie Ansgar, die mich anspornen, Zeugnis zu geben für Gottes befreiende Botschaft. In der Erinnerung an ihn und so manchen Heiligen erwächst auch mir die Kraft, meinem mir anvertrauten Weg und meiner Berufung zu folgen.

Lebendiger Gott,
lass mich Werkzeug sein
am Aufbau Deines Reiches.
Gib mir Mut, Dich zu bezeugen,
indem ich die Hoffnung,
die mich trägt,
in Worte fasse und
in Taten umsetze.
Amen.

 

 

Ich habe noch Zeit, bis das Schiff wieder ablegt, und studiere das Faltblatt, das ich auf dem Schiff mitgenommen habe. Da lese ich: »Birka ist niemals eine christliche Stadt geworden.« Ich stolpere über diese Behauptung und frage mich, in welchen Größenordnungen da wohl gerechnet wird. Wann ist eine Stadt »christlich«?, mag man sich fragen. Mit Ansgar waren Christen auf Birka und gemeinsam gaben sie Zeugnis für das Evangelium. Ist das nicht genug?

 

 

Auf dem Rückweg zum Hafen mache ich eine Runde durchs Museum. Ich bin gespannt, welcher Platz Ansgar zwischen den Wikingern eingeräumt wird. Ich muss lange suchen, bis ich die christlichen Funde zwischen den Wikingerfunden entdecke. Neben Haarspangen, Amuletten und sonstigem Schmuck werden vier Kreuze gezeigt. Sie sind nicht groß, vielleicht 3 bis 4 cm. Aber diese kleinen Zeichen geben Zeugnis, dass auf Birka Menschen wohnten, die ihren Glauben an Jesus Christus lebten und bezeugten. Ich meine, man darf Birka sehr wohl als christlichen Ort bezeichnen!

 

 

Nicht ich, Herr

 

Immer wieder hat Gott Menschen erwählt,
die sich selbst nicht geeignet fanden, den
Auftrag Gottes auszuführen. Denken wir
an Mose, der bei seiner Erwählung sagte:
Herr, schick doch einen anderen.

Wie oft haben wir selbst schon diese Bitte
an den Herrn gerichtet: Schick doch
jemand anderen!

Wie oft wollten wir die Ernte auf
den Feldern stehen sehen, bevor wir
das Saatgut ausgetragen haben?

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Als Christen und Christinnen können wir uns auch fragen, ob wir es selbst sind, die über Erfolg oder Misserfolg unseres Glaubenszeugnisses zu urteilen haben. Oder sollten wir das nicht getrost einem anderen überlassen?

Gott des Lebens,
Dein Ruf ergeht
an mich.
Es gibt Orte,
an denen DU mich haben willst.
Auch wenn ich es oft nicht verstehe,
will ich offen sein für
Deine Pläne.
In Zuversicht gehe ich den Weg,
den DU mir weist –
eines nur erbitte ich:
Bleibe bei mir mit Deinem Segen.
Amen.