image

1.

Eine steife Brise wehte an diesem Oktoberabend des Jahres 1578 von Südwesten her und strich durch die düsteren Gassen von Callao, griff nach dem eigentümlich geformten Schild über dem Eingang einer alten Kneipe und bewegte es. Quietschend schwang es hin und her. Das Licht, das von innen durch trübe Fensterscheiben auf die Katzenköpfe der Gasse fiel und nur noch ganz schwach die gegenüberliegenden, windschiefen Gebäude erreichte, genügt kaum, um seine Aufschrift entziffern zu können. Das Grölen und Fluchen von Männern und das Kreischen von Frauen drang, von den Klängen einer Gitarre untermalt, verschwommen ins Freie.

Eine kleine Gruppe von Männer blieb vor der Kneipe stehen. Esteban Pereda, ein hochaufgeschossener, schlaksiger Seemann – der größte der vier – stellte sich auf Zehenspitzen, um das Eisenschild lesen zu können.

„El Gabian Feroce – zur wilden Möwe. Und das Schild hat auch die Form eines Vogels. Originell, was? Was haltet ihr von einem Abstecher in diese üble Spelunke, Caballeros?“ fragte er.

Marcos Chocano, ein Mann mit glattrasiertem, kantigen Gesicht und tiefliegenden Augen, erwiderte: „Nichts, wenn der Wirt sich einfallen läßt, uns gepanschten Wein vorzusetzen.“

„Wenn er das tut, kriegt er eine Abreibung, die er nie wieder vergißt“, sagte Eloy Campoamor. Er besaß Schultern, breit wie ein Vorratsschapp, hatte eine Glatze, buschige Brauen, Wulstige Lippen, mächtige Muskeln, die sich unter seiner Jacke spannten.

Antonio Savedra, Steuermann und Lotse der spanischen Transportgaleone „San Pedrico,“ die im Hafenbecken von Callao festgemacht hatte, lächelte unter seinem dichten schwarzen Vollbart. „Esteban, ich schlage vor, du drehst dich um und schaust nach, ob unser gottverdammtes Schiff von hier aus noch zu erkennen ist.“

„Nein.“

„Dann sind wir goldrichtig. Weit genug weg, um nicht ewig den Anblick des verfluchten Kahns ertragen zu müssen, und doch immer noch nahe genug dran, um rechtzeitig zum Wachwechsel wieder an Bord zu gelangen.“

Er schritt an ihnen vorbei und stieg die ausgetretenen Stufen, die zum Eingang der Kneipe führten, hinunter. Seine Begleiter drängten nach. Savedra stieß die Tür auf, und die laute, riechende, schwüle Atmosphäre schlug ihnen wie eine Woge entgegen. Sie steuerten durch Lärm, Rauch, Schweißgeruch, Wein- und Schnapsdunst geradewegs auf den breiten Holztresen in der rechten hinteren Hälfte des Schankraumes zu.

Das Licht der Talglampen lag in einem aussichtslosen Kampf mit der nebligen Schicht, die sich von der durchhängenden Balkendecke bis auf die blankgewetzten Tischplatten hinabzog und wie zum Schneiden im Raume stand. Nur undeutlich war die massige Gestalt des Wirtes hinter dem Tresen zu erkennen. Er war ein grinsender Typ, der die stämmigen Arme aufgestützt hielt und sich mit ein paar Zechern unterhielt, während ein etwa zwölf Jahre alter Junge die Humpen der Gäste auffüllte.

Die vier Männer von der „San Pedrico“ traten an den Tresen, placierten sich zwischen den Zechern und schauten sich prüfend um. Mindestens zwei Dutzend Männer belagerten die Tische, und etwa zehn Frauenzimmer waren redlich darum bemüht, sie in Stimmung zu halten. In einer Nische hockte der Gitarrenspieler in Begleitung von gleich zwei Weiberröcken, die kicherten und immer wieder erfolglos danach trachteten, irgendein Lied anzustimmen.

An der Theke hielten sich weitere zehn Männer auf – vierzehn jetzt mit ihnen. Die Spelunke war brechend voll und drohte aus den Fugen zu platzen. Ein Volltrunkener taumelte gegen das Holzregal hinter dem Tresen, und die darauf befindlichen ausgestopften Möwen und anderen Seevögel begannen bedrohlich zu wakkeln. Der Wirt rief etwas. Zwei Männer halfen ihm, den Betrunkenen ins Freie zu befördern.

„Schlagseite“, sagte Chocano lakonisch.

„Wenn er jetzt noch eine volle Breitseite verpaßt kriegt, ist er vollends hinüber“, meinte Pereda.

„Verdammter Suff“, sagte Chocano und grinste.

„Mir ist nach Saufen zumute“, versetzte Eloy Campoamor.

„Mir ist nach Weibern zumute“, sagte Perede mit einem Blick auf die beiden Huren bei dem Gitarristen.

Antonio Savedra hob die Hand. „Eins nach dem anderen; immer hübsch der Reihe nach.“ Er winkte dem Zwölfjährigen zu und hatte Mühe, sich gegen den Stimmenlärm zu behaupten. „Wein!“ rief er. „Rotwein, und zwar den besten, den du hast, Junge!“

Der Junge bediente sie aus demselben Krug, aus dem er auch den anderen Zechern servierte. Savedra teilte die gefüllten Gläser aus, hob das seine und betrachtete es mit hochgezogenen Augenbrauen. Campoamors Stirn war bereits ebenfalls umwölkt. Alle vier nahmen einen Probeschluck. Der Glatzkopf prustete, spuckte den Wein auf den Boden und setzte seinen Humpen ab, daß es nur so knallte. Dann griff er mit seinen Pranken über den Tresen und angelte sich das Bürschchen.

Er schickte sich an, ihm ein paar gepfefferte Ohrfeigen zu verpassen, doch Antonio Savedra hielt ihn im letzten Augenblick zurück.

„Bist du verrückt, Mann?“

„Zur Hölle, der Wein ist gepanscht!“

„Laß mich los“, jammerte der Junge.

Eloy Campoamor dachte nicht daran, und es entstand Aufruhr um ihn, seine Begleiter und den Zwölfjährigen. Die Zecher murrten. Endlich erschien wieder die füllige Gestalt des Wirtes hinter dem Tresen. Er trat keuchend heran – ein schwitzender Mann mit glattem, rosigen Teint, kleinen Augen und fleischiger Nase. Savedra brachte Campoamor dazu, das Bürschchen loszulassen, dann beugte er sich vor und stoppte den Wirt, bevor dieser sich den Glatzkopf kaufen konnte.

„Mein Freund ist ein bißchen hitzig, Amigo, aber nicht ungerecht.“

„Hast du gesehen, was ich mit Störenfrieden tue?“ entgegnete der Wirt aufgebracht.

„Ja. Aber besser nicht mit meinem Freund Eloy.“

„Ich schmeiß ihn ’raus und dich gleich mit, Mann ...“

„Du verhinderst eine Katastrophe, wenn du dich besinnst.“

„Einen Dreck werde ich tun.“

„Du fällst aus der Rolle.“

„Ihr habt angefangen!“

Antonio Savedra zog den Beleibten über die Tresenplatte an den Aufschlägen bis zu sich heran und sagte so leise, daß sein Gegenüber es gerade noch verstehen konnte: „Der Wein ist gepanscht, mein Freund, und wenn du uns vieren nicht sofort einen besseren Tropfen zu schmecken gibst, veranstalten wir hier einen Höllenzirkus, so wahr ich Savedra heiße und Steuermann und Lotse auf der ‚San Pedrico‘ bin.“

„Hast du ‚San Predrico‘ gesagt?“

„Bist du taub?“

Der Wirt leckte sich mit flinker Zunge die Lippen. „Miguel Casias ist mein Name, Senor. Warum habt ihr euch nicht gleich zu erkennen gegeben? Ich habe einen heiligen Respekt und die größte Hochachtung vor allen Männern, die unter der Flagge seiner Majestät, des Königs von Spanien, über die Weltmeere segeln und sich ...“

„Du trägst zu dick auf, Miguel. Die ‚San Pedrico‘ ist eine müde Transport-Galeone.“

„Ich lasse einen Tisch für euch freimachen.“

„Das hört sich gut an, Miguel.“

„Ich sorge dafür, daß euch ein vorzüglicher Rotwein aus meiner privaten Reserve vorgesetzt wird.“

„Dein bester Tropfen, Miguel?“

„Ich schwöre es.“

„Das hört sich noch besser an.“

Wenig später könnten Savedra, Chocano, Pereda und Campoamor an dem Tisch in der Nische Platz nehmen, der kurz vorher noch unumstrittenes Reich des Gitarristen und der beiden beschwipsten Mädchen gewesen war. Die drei hatten das Feld räumen müssen. Der Musikant zog nun von Tisch zu Tisch. Miguel Casias scheuchte die Mädchen mit ein paar hastigen Handbewegungen zu einer Gruppe von johlenden Männern. Schwielige Hände griffen nach den verführerisch wippenden Hüften, eine Pranke landete klatschend auf einem Hinterteil, und das Mädchen kreischte auf.

Casias selbst brachte den irdenen Krug mit dem Rotwein an Savedras Tisch. Er schenkte ihn in saubere Humpen aus, füllte auch einen fünften und prostete ihnen zu. „Laßt uns die kleine Auseinandersetzung vergessen. Darf ich mich zu euch setzen?“

Savedra schaute den Glatzkopf an. Der nippte an seinem Wein, gab einen schmatzenden, genießerischen Laut von sich und nickte bedächtig.

Savedra grinste. „Eloy meint, der Tropfen sei wirklich gut. Er irrt sich nie.“ Er wartete, bis sich der beleibte Mann gesetzt hatte und fuhr dann fort: „Jetzt mal ’raus mit der Sprache, Miguel! Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir so hoch in deiner Gunst stehen, nur, weil wir auf der ‚San Pedrico‘ fahren.“ Er beugte sich vor und senkte wieder die Stimme. Sie klang plötzlich kalt und gefährlich. „Und noch etwas. Dein Name kommt mir bekannt vor.“

„Wir kennen uns, Savedra. Indirekt.“

„Indirekt?“

„Durch Julio Herrera“ sagte der Wirt.

Der Steuermann richtete sich ein Stück auf, ließ sich dann zurücksinken und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, den Blick unverwandt auf Casias gerichtet. Seine Augen besaßen einen solch frostigen Ausdruck, daß man meinen konnte, er hätte den Wirt am liebsten auf der Stelle erdolcht. Casias schwitzte, doch er hielt dem Blick stand.

Schließlich entspannten sich Savedras Züge. „Also gut. Du scheinst mir ein ausgekochtes altes Schlitzohr zu sein, Miguel, aber wir können offen reden. Marcos, Esteban und Eloy sind meine – nun, meine Geschäftspartner.“

„Verstehe.“ Casias lächelte süßlich.

„Wo steckt Herrera?“

„Ich habe keine Ahnung.“

„Julio Herrera hat die Geschäfte vermittelt, die wir von Bord unseres Schiffes aus betrieben haben, und du warst sein Abnehmer. Ich habe nie herausgekriegt, wo du wohnst, Amigo, aber dein Name wurde mir von Herrera mehrmals genannt.“

Casias leckte sich wieder die Lippen und schaute sich hastig nach allen Seiten um, ob auch niemand lauschte. Erfuhr ein Außenstehender auch nur ansatzweise von dem dunklen Handel, den er betrieb, dann war er verraten und verkauft, denn man würde ihm die Guardia auf den Hals hetzen.

„Herrera ist untergetaucht“, sagte er. „Hat Schwierigkeiten gekriegt. Ich versuche seit Tagen, irgendwie Kontakt mit dir aufzunehmen, Savedra, aber es ist mir nicht gelungen. Welch ein glücklicher Zufall also, daß ihr hier bei mir gelandet seid. Eine Fügung des Himmels!“

„Er übertreibt wieder“, bemerkte Esteban Pereda spöttisch.

Savedra trank und setzte seinen Humpen auf dem Tisch ab. „Du bist der gerissenste Hehler in ganz Callao und Umgebung, Miguel. Hätte wirklich nicht gedacht, daß du dich als der Wirt dieser Spelunke entpuppst. Nun, da wir uns kennen, rück endlich mit der Sprache heraus. Was willst du? Mir ein Geschäft vorschlagen?“

„Ja. Ohne Herrera.“

„Das versteht sich. Aber es gibt da eine Widrigkeit.“

Casias schenkte Wein nach. „Ich weiß. Die ‚San Pedrico‘ läuft in den nächsten Tagen mit einer Silberladung nach Panama aus.“

„Du bist gut informiert“, stellte Savedra fest. „Wir warten noch auf eine bestimmte Ladung aus Callao, dann gehen wir ankerauf, und unsere einträglichen Wege trennen sich.“

Miguel Casias rutschte auf die Bank neben dem Steuermann und warf wieder einen huschenden Blick in den Schankraum, bevor er sprach. „Hör mir gut zu. Ich weiß, um was es sich bei der Ladung handelt, die ihr noch aufnehmen sollt. Ich habe einen Mittelsmann am Hof des Vizekönigs in Lima, und der hat mich informiert, daß in dieser Nacht ein Transport vom Hof des Vizekönigs nach Callao zu eurer Galeone auf den Weg geschickt wird. Deshalb habe ich ja so verzweifelt versucht, Verbindung mit dir aufzunehmen, aber alle Botschaften, die ich dir schicken wollte, konnten wegen der Bordwachen nicht zugestellt werden. Der Schatz im Frachtraum der ‚San Pedrico‘ wird schärfstens behütet. Und Herrera, der als einziger Mittel und Wege kannte, dich zu erreichen ...“ „Schön, das wissen wir jetzt“, unterbrach Savedra ungeduldig. „Zur Sache. Um was handelt es sich bei dem Transport aus Lima?“

Casias sagte es fast ehrfürchtig: „Um den Privatschatz des Vizekönigs, ein Vermögen von unschätzbarem Wert. Inkaschmuck! Das Zeug reicht aus, sich für alle Zeiten gesundzustoßen, sag ich dir.“

„Teufel auch“, versetzte Chocano.

„Das ist ein Fang für uns“, fügte Pereda hinzu.

Und der Glatzkopf Eloy Campoamor sagte: „Heute nacht? Wann?“

Antonio Savedra musterte den Wirt aus flinken, geröteten Augen. Casias sah, daß die Gier der vier Seeleute geweckt war. Absichtlich ließ er sie ein wenig zappeln, bevor er mit seinem Plan herausrückte.

„Man muß den Transport überfallen. Jetzt, da ich euch als Verbündete an meiner Seite weiß, kann ich es riskieren. An wen sonst hätte ich mich wohl wenden können?“

„Mach es nicht so spannend“, sagte Savedra.

„Der Transport besteht aus zwei Schatztruhen, die ein Maultiergespann bringen wird. Man könnte sie auf eine Pinasse verladen und mit der Pinasse zu den Chincha-Inseln segeln. Die befinden sich südlich von Callao, wie euch sicher bekannt ist.“

„Warum ausgerechnet zu den Chincha-Inseln?“ fragte der Steuermann mißtrauisch.

Casias grinste. „Sie gelten als verhext. Niemand außer uns wird es jemals wagen, seinen Fuß auf eine der Inseln zu setzen. Außerdem wird kein Mensch vermuten, daß jemand einen geraubten Schatz statt nach Norden nach Süden schafft. Im Norden liegt Panama, und über Panama gelangt man nach Spanien. Doch Süden, das ist, mit Verlaub gesagt, der Arsch der Welt, da hat man nichts von seinem Reichtum.“

„Richtig“, sagte Esteban Pereda. „Da bin ich ganz deiner Meinung, Amigo Miguel. Auf den Chinchas können wir uns höchstens von der Sonne schmoren lassen und ein paar nackten Indianermädchen nachjagen, aber – angenommen, wir schnappen uns den Schatz – richtig auskosten können wir das neue, sorglose Leben nicht.“

„Das hast du treffend ausgedrückt“, sagte Savedra.

„Moment.“ Casias hob beschwichtigend die Hände. „Es ist euch doch wohl klar, daß wir eine Menge Gras über die Geschichte wachsen lassen müssen, nicht wahr? Auf den Chincha-Inseln sind wir in Sicherheit. Hat sich die allgemeine Aufregung erst gelegt, holen wir den Schatz ab und transportieren ihn auf heimlichen Wegen nach Norden. Ich kenne das Land wie meine Taschen und weiß über jeden Schleichpfad Bescheid.“

Der Steuermann überlegte eine Weile, dann erklärte er: „Ich muß sagen, das klingt eigentlich ganz logisch.“

„Ihr seid also dabei?“ Casias Augen glänzten erwartungsvoll.

Savedra fixierte ihn. „Ja. Aber Vorsicht, mein Freund. Laß dir nicht einfallen, uns übers Ohr zu hauen. Kriege ich heraus, daß du ein doppeltes Spiel mit uns treiben willst, lasse ich dir den Kopf abschneiden, klar?“

„Klar. Ich bin ein ehrlicher Handelsmann, du wirst es sehen.“

Eloy Campoamor räusperte sich. „Augenblick mal. Ich will wissen, wieso diese idiotischen Chincha-Inseln als verhext gelten. Ich meine, bevor wir uns auf das Vorhaben einlassen, müssen wir erfahren, ob was Wahres an dem Gerede der Leute dran ist ...“

Casias vollführte eine wegwerfende Gebärde. „Unsinn, Caballero. Es handelt sich um eine alte Inka-Legende, nichts weiter. Du kannst beruhigt sein, die Inseln werden nur von Seevögeln bewohnt.“

„Also doch keine Indianerweiber“, sagte Esteban Pereda und warf den ausgelassenen Huren im Schankkraum einen sehnsüchtigen Blick zu.

Casias fuhr fort: „Die Inkas holten sich von den Inseln Dünger, Guano genannt, aber nur in den Zeiten, in denen die Vögel nicht brüteten. Während der Brutzeit wurde das Betreten der Inseln mit dem Tode bestraft, das war ein strenges Gesetz der Inkakönige. Wir Spanier meiden die Chinchas, weil es dort so stinkt, Guano hat einen einfach widerlichen Geruch.“

„Und ausgerechnet dorthin sollen wir segeln?“ sagte Marcos Chocano. „Das will mir einfach nicht in den Kopf.“

„Narr“, erwiderte Savedra scharf. „Leuchtet dir denn nicht ein, daß die Inseln gerade deswegen ein todsicherer Aufbewahrungsplatz für den Schatz des Vizekönigs sind?“

„Mir schon“, sagte Pereda.

„Mir auch“, versetzte Campoamor, dessen Geist sich aber immer noch mit dem Fluch beschäftigte, der auf dem kleinen Archipel lasten sollte. Chocano zuckte mit den Schultern und nickte dem Wortführer der Gruppe zu.

Savedra wandte sich wieder an den Wirt des „Gabian Feroce“.

„Wir sind bereit, den Transport zu überfallen, Amigo Miguel. Das Problem ist nur, eine geeignete Pinasse zu beschaffen.“

Casias goß die Becher wieder voll. „Für den Fall, daß aus meinem Plan doch noch etwas wurde, habe ich Vorsorge getroffen. Die Pinasse liegt bereits an einem geheimen Landeplatz. Und nun hört gut zu, ich erkläre euch die letzten wichtigen Einzelheiten, vor allen Dingen über den Weg, den der Transport nimmt.“

Wieder schaute Pereda zu den Frauen hinüber. Savedra bemerkte es und stieß ihn an. „Dazu ist jetzt keine Zeit mehr, Mann. Du mußt dich noch ein bißchen bezwingen – bis wir von den Chincha-Inseln zurück sind.“

2.

Callao, das ursprünglich den Namen Ciudad de los Reyes getragen hatte, lag rund zehn Meilen südwestlich der Hauptstadt und Residenz des spanischen Vizekönigs, Lima, an der Bai von Callao. Im Süden erstreckte sich eine lange Halbinsel, und durch die vorgelagerte Insel San Lorenzo wurde Callao hervorragend gegen Wind und Wasser abgeschirmt. Die Reede galt als einer der sichersten Ankerplätze.

Es war nach Mitternacht.