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Manfred Scheuer

WIDER DEN KIRCHLICHEN NARZISSMUS

Ein spirituell-politisches Plädoyer

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Die Zitate aus der Heiligen Schrift sind entnommen aus: Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart

Wir danken für die freundliche Abdruckgenehmigung aus:

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Mitglied der Verlagsgruppe „engagement“

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

2015

Inhalt

Vorwort

1. Kapitel:

„Vergesst die Gastfreundschaft nicht“ (Hebr 13,2) – Migrationsbewegungen fordern heraus

Menschen wie wir

Kirche als Lebensraum für Fremde

An den Knotenpunkten von Judentum, Christentum und Islam

2. Kapitel:

„Neige dem Armen dein Ohr zu“ (Sir 4,8) – Sozialethische Kritik und die Armut als Grundhaltung

Der Mensch ist, was er isst

Leistbares Wohnen

Arme Leute – arme Kirche

3. Kapitel:

„Bei euch soll es nicht so sein“ (Mt 20,26) – Vom Umgang mit Macht, Autorität, Politik und Gedächtnis

Erinnern oder Vergessen?

Braucht Demokratie Religion?

Leiten und Führen in der Kirche

4. Kapitel:

„Gib deinem Knecht ein hörendes Herz“ (1 Kön 3,9) – Religiöse Bildung schafft Orientierungswissen

Je religiöser, desto dümmer?

Was schuldet die Gesellschaft der Jugend?

5. Kapitel:

„Ihr aber seid lebendige Steine“ (1 Petr 2,5) – Auftrag und Nachfolge

Christlich leben in der Welt von heute

Anmerkungen

Abkürzungen

Vorwort

Es gibt gegenwärtig unzählige wunde Stellen, eine Welt, die blutet, in der gestritten, gelitten und gestorben wird, wenn tausende Flüchtlinge aus Afrika im Mittelmeer ertrinken oder nach lebensgefährlichen Überfahrten in Italien stranden; wenn Menschen, Frauen und Kinder als Ware gehandelt werden; wenn Menschen an unheilbarer Krankheit, Überforderung und Vereinsamung leiden, in Depression und Sucht, Burnout und massivem Mangel an Zeit, in Unversöhnlichkeit, Streit und Neid.

Einmal gibt es einen Sturm der Entrüstung, einen Aufschrei der Humanität mit einer Welle der Solidarität, dann werden Schuldige, Verantwortliche oder Sündenböcke gesucht. Oder Aufrufe bleiben als bloße moralische Appelle in der Rhetorik stecken und nähren mehr das Gefühl der Ohnmacht und der Resignation. Vieles geht versteckt und unbemerkt vor sich. An Hunger stirbt man auch im 3. Jahrtausend sehr leise. Und dann gibt es eine große Fläche von blinden Flecken verbunden mit Abstumpfung und Unempfindlichkeit. Nachrichten, Fakten, Ereignisse, die fassungsloses Schweigen oder Schreie verursachen könnten, werden zu einer Frage der Quote oder Statistik.

Gott erscheint an den Wegkreuzungen, an den Orten, die uns nicht vertraut sind, an denen wir uns nicht auf Sicherheiten stützen können, so Papst Franziskus. Jorge Bergoglio kritisierte eine um sich selbst kreisende Kirche, die sich selbst genug sei und die in „theologischen Narzissmus“ verfalle. Narziss ist in das eigene Spiegelbild verliebt, kann auf nichts anderes und niemanden anderen mehr achten als auf sich selbst. Der narzisstisch sich selbst verhaftete Mensch kann – aus welchen Gründen auch immer – nicht lieben. Entscheidend bleiben geistig-geistliche Offenheit und die Bereitschaft zu kreativer Auseinandersetzung mit den Fragen der Gegenwart, überraschende Orte souveräner Gastfreundschaft, intellektuelle Diakonie, gepaart mit demütigem Selbstbewusstsein, vor allem ein Herz, Kopf und Sinne weitendes Gehen an die Ränder des Lebens und des Denkens.

Es wäre fatal, wenn Spiritualität die Brüche des Lebens, das Unheil, die konkrete Unversöhnlichkeit außer Acht lassen, von der realen Lebenswelt entfremden und gegenüber der wirklichen Not immunisieren würde. Denn Gott ist nicht in einer gespenstischen Ortlosigkeit angesiedelt, er ist nicht sprachlos, nicht ‚Du-los‘, nicht weltlos, nicht realitätsscheu. Es gibt einen inneren Zusammenhang von Mystik der Innerlichkeit und einer Mystik, die im anderen, im Armen, in der Gemeinschaft, in den gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Kontexten die Spuren Gottes sucht.

Dieses Buch sammelt Vorträge, Meditationen, Reden, Predigten aus den vergangenen Jahren. Entstehungsort, Stil, Situation und Zielgruppe waren recht unterschiedlich. Es wurde nicht versucht, alle Beiträge systematisch auf einen Nenner zu bringen. – Ich widme diesen Band allen, die sich in unserem Land für eine Kultur des Willkommens, der Gastfreundschaft und Solidarität einsetzen.

Innsbruck, im August 2015

Manfred Scheuer

1. Kapitel

„Vergesst die
Gastfreundschaft nicht“

(Hebr 13,2)

Migrationsbewegungen
fordern heraus

Menschen wie wir

Wir erleben gegenwärtig eine riesige Völkerwanderung in Richtung Europa. Menschen aus Afrika, aus dem Nahen Osten, versuchen, den Schauplätzen der kriegerischen Konflikte, der Not und der Verfolgung zu entkommen. Unzählige von ihnen haben bereits beim Versuch, in Europa Schutz zu finden, ihr Leben verloren. Sie sind auf der Flucht in den Wüsten verdurstet oder im Meer ertrunken, sie wurden aber auch Opfer von gewissenlosen Geschäftemachern. Das Unglück im April 2015 mit rund 800 Toten im Mittelmeer stellt einen traurigen Höhepunkt in der Statistik von toten und vermissten Flüchtlingen dar. Hinter den nackten Zahlen stecken aber konkrete Menschen mit ihrer Not, mit ihrer Ausweglosigkeit, mit ihrer Würde.

Die internationale Gemeinschaft, alle Staaten, Europa, Bund, Länder und Gemeinden stehen vor großen Herausforderungen, denn die Flüchtlingsströme werden mit Sicherheit noch zunehmen. Kirche und Politik, Zivilgesellschaft, Sozial-partner und Medien sind angefragt, für weitere Flüchtlingsunterkünfte zu sorgen und den Asylsuchenden ein wohlwollendes Klima, eine Willkommenskultur zu bereiten. Dabei ist wichtig, die in diesem Zusammenhang entstehenden Sorgen und Ängste unter der Bevölkerung ernst zu nehmen und ihnen mit Sachlichkeit und Information zu begegnen. Papst Franziskus fordert die Überwindung von Vorurteilen und Vorverständnissen in der Betrachtung der Migranten und Flüchtlinge: „Nicht selten löst nämlich das Eintreffen von Migranten, Vertriebenen, Asylbewerbern und Flüchtlingen bei der örtlichen Bevölkerung Verdächtigungen und Feindseligkeiten aus. Es kommt die Angst auf, dass sich Umwälzungen in der sozialen Sicherheit ergeben, dass man Gefahr läuft, die eigene Identität und Kultur zu verlieren, dass auf dem Arbeitsmarkt die Konkurrenz geschürt wird oder sogar, dass neue Faktoren von Kriminalität eindringen. Auf diesem Gebiet haben die sozialen Kommunikationsmittel eine sehr verantwortungsvolle Rolle: Ihre Aufgabe ist es nämlich, feste, eingebürgerte Vorurteile zu entlarven und korrekte Informationen zu bieten, wo es darum geht, den Fehler einiger öffentlich anzuklagen, aber auch, die Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit und Seelengröße der Mehrheit zu beschreiben. In diesem Punkt ist ein Wandel der Einstellung aller gegenüber den Migranten und Flüchtlingen notwendig; der Übergang von einer Haltung der Verteidigung und der Angst, des Desinteresses oder der Ausgrenzung – was letztlich genau der ‚Wegwerf-Mentalität‘ entspricht – zu einer Einstellung, deren Basis die ‚Kultur der Begegnung‘ ist. Diese allein vermag eine gerechtere und brüderlichere, eine bessere Welt aufzubauen.“1

FREMDENFEINDLICHKEIT

In jeder Region Mitteleuropas leben inzwischen 10 Prozent Menschen mit „Migrantenhintergrund“. Viele sind in Arbeit und Wirtschaft integriert und viele Bereiche der Gesellschaft würden ohne sie zusammenbrechen. Die zahlreichen Zuwanderer leisteten ihren Beitrag zum wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Reichtum. Vielfältige Begegnungen mit den „Fremden“ gehören zum Alltag in Wohnvierteln, in Schulen, am Arbeitsplatz. Sie können interessant und bereichernd sein, sind aber auch Herausforderung und bringen Ängste, Spannungen und Konflikte mit sich. Manches ist an gegenseitigem Verständnis gewachsen, anderes hat sich wiederum verschärft. Und politisch rechte Kreise stellen „Ausländer“ als Bedrohung für den sozialen Frieden und für den Wohlstand hin. Nicht selten müssen sie als Sündenböcke herhalten. Es gibt offen oder versteckt Fremdenfeindlichkeit als eine ablehnende Einstellung und Verhaltensweise gegenüber Menschen anderer Herkunft. Sie kann sich durch Furcht, Meidung, Geringschätzung, Spott oder Feindseligkeit ausdrücken, die leider und nicht selten bis zu Gewalt reicht.

Fremdenfeindlichkeit hängt an grundsätzlichen Einstellungen zum Leben bzw. an negativen Lebensentwürfen. Alles, was im Gegensatz zum Eigenen, Nahen, Bekannten, Gewohnten und Vertrauten steht, ist dann nicht geheuer und wird als Bedrohung erfahren. Eine Sperrhaltung gegen alles Fremde, grundsätzliches Misstrauen, eine grundsätzliche Abwehrreaktion sind die Konsequenz: Wer kein Hiesiger ist, gilt als suspekt. Es ist Ausdruck von menschlicher Schwäche und nicht von Stärke, anderen Menschen und Völkern von vornherein mit Abwertung und Verdacht zu begegnen oder alle, die sich nicht angleichen und unterwerfen, ins Lager der Feinde zu verweisen. Einseitige Pauschalverurteilungen anderer Völker und Religionen sowie ausländerfeindliche Positionen sind mit unserem Glauben unvereinbar.

Viele Situationen der Gewalt, unter denen Menschen heute leiden, haben ihre Wurzeln im Unverständnis und auch in der Ablehnung der Werte und der Identität anderer Kulturen. Solche Situationen könnten oftmals durch eine bessere gegenseitige Kenntnis überwunden werden. Maßnahmen zur besseren Integration sind notwendig und wichtig. Integration ist ein beidseitiger Prozess, ein gesellschaftlicher Dauerauftrag. In vielen Pfarrgemeinden, durch Projekte der Caritas und durch positive Beispiele im Alltagsleben leisten Christinnen und Christen einen wichtigen Beitrag auf dem sicherlich noch langen Weg zu einem besseren Miteinander. Die Nationen müssen „im Namen der Würde jedes einzelnen Menschen einen zusätzlichen Schritt hin zur Integration aller in die Gesellschaft“ machen. Die Würde ist allen Menschen zugesagt, jenseits der ethnischen, sozialen, religiösen Zugehörigkeit. Der Blick des Christen wendet sich dem konkreten Nächsten zu. Der höchste Grundsatz, der das menschliche Zusammenleben bestimmt, ist nämlich die Achtung vor der Würde eines jeden, insofern er als Person nach dem Bilde Gottes geschaffen und daher unser aller Bruder ist. Ziel muss es sein, das echte Wohl jedes Menschen und der Gesellschaft im Ganzen zu suchen.

GASTFREUNDSCHAFT

Das Wort Gastfreundschaft weckt heute Vorstellungen wie Liebenswürdigkeit, Großzügigkeit, anregendes Zusammensein, Pflege gesellschaftlicher Beziehungen. Damit ist freilich die geistliche Tiefe und Kraft dieses christlichen Schlüsselwortes noch nicht ausgelotet. Gastfreundschaft ist in der Heiligen Schrift entscheidend für das Verhältnis der Menschen untereinander und für die Beziehung der Menschen zu Gott. „Gastfreundschaft sieht im Gast den Menschen, der das Kostbare mitbringt: sich selbst, seine Lebenserfahrung, sein Wissen, seine Gesprächsbereitschaft, seine Teilnahme“ (Bischof Gebhard Fürst, Rottenburg-Stuttgart).

Christinnen und Christen leben in dieser Welt als Fremde und Gäste. In der neuen Wirklichkeit des Reiches Gottes gilt: „Ihr seid nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes“ (Eph 2,19). Wer sich selbst als Fremdling versteht, d. h. als einer, der auf andere angewiesen ist, der übt leichter Gastfreundschaft. „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott“ (Lev 19,33–34).

Auf alttestamentliche Erfahrungen geht die Mahnung im Hebräerbrief zurück: „Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt“ (Hebr 13,2). Dahinter steht vor allem die Erzählung der Gastfreundschaft Abrahams für Gott selbst, wie es die Kirchenväter deuten (Gen 18,1–8). Auch das Neue Testament ist voll von Beispielen und Hinweisen, die ein Gespür vermitteln für die Gastfreundschaft. Wer in der Gemeinde ein Vorbild sein will, muss gastfreundlich sein. Auch in der Mission hat die Gastfreundschaft eine entscheidende Rolle.

Charles de Foucauld war von dem Wort des Evangeliums getroffen. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Daher räumt er der Gastfreundschaft in seiner Regel einen besonderen Platz ein. „Die Kleinen Brüder vom heiligsten Herzen gewähren jedem, der darum bittet, ob Christ oder Ungläubiger, bekannt oder unbekannt, Freund oder Feind, gut oder schlecht, Gastfreundschaft, Almosen und im Krankheitsfall Heilmittel und Pflege. … Sie freuen sich nicht nur, jene Gäste, Armen und Kranken aufzunehmen, die bei ihnen anklopfen, sondern drängen auch jene hereinzukommen, die sie in ihrer Nähe finden, so wie Abraham die Engel bat, nicht an seinem Zelt vorbeizugehen, ohne seine Gastfreundschaft anzunehmen. … Wir unterhalten kein eigentliches Krankenhaus, aber wir gewähren Gastfreundschaft, ohne allen Unterschied, Kranken und Gesunden, so lange sie es wünschen. Wir pflegen sie wie uns selbst, wie Jesus … Jeder Gast, jeder Arme, jeder Kranke, der zu uns kommt, gilt uns als ein geheiligtes Wesen, in dem Jesus lebt, wie dick auch die Kruste der Sünde und des Bösen sein mag … Wir behandeln die Sünder, die Feinde und Ungläubigen noch besser als die anderen, um das Böse durch das Gute zu überwinden … Größere Aufmerksamkeit gilt den Armen … Als Regel soll also gelten: Für die Gäste etwas mehr tun als für die Kleinen Brüder.“2

Im Gast wird in der Ordensregel des heiligen Benedikt Christus selbst erkannt und aufgenommen: „Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus; denn er wird sagen: ‚Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.‘ Allen erweise man die angemessene Ehre, besonders den Brüdern im Glauben und den Pilgern. … Vor allem bei der Aufnahme von Armen und Fremden zeige man Eifer und Sorge, denn besonders in ihnen wird Christus aufgenommen“ (Benediktusregel Nr. 53).

MIGRATION

Ein soziales Phänomen epochaler Art, das gegenwärtig Millionen von Menschen betrifft, ist das Phänomen der Migration. Es wirft große soziale, wirtschaftliche, politische, kulturelle und religiöse Probleme auf und stellt die Nationen und die internationale Gemeinschaft vor dramatische Herausforderungen.3 Mit den Migrationsströmen geht eine große Last an Leid, Entbehrung und Hoffnung einher. Bei allen Problemen darf nicht übersehen werden, dass die Fremdarbeiter einen bedeutenden Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung des Gastlandes leisten und darüber hinaus dank der Geldsendungen auch einen Beitrag zur Entwicklung ihrer Ursprungsländer erbringen. Sie dürfen folglich nicht wie irgendein anderer Produktionsfaktor behandelt werden. Jede Migrantin, jeder Migrant ist eine menschliche Person mit unveräußerlichen Grundrechten.

Eine der zentralen politischen Aufgaben, die Europa heute und in Zukunft zu bewältigen hat, ist die Entwicklung eines politischen Modells, das ein friedliches Zusammenleben von Regionen, Staaten, Kulturen und Religionen in Europa möglich macht, ohne dazu auf äußere Feinde angewiesen zu sein. Jesus reißt „die Mauern ein, die die ‚Gleichen‘ von den ‚Anderen‘, die Freunde von den Feinden, eine Stadt von der anderen trennen. Er befreit jeden Menschen aus den Banden, die ihn gefangen halten, aus den unzähligen Formen von Abhängigkeit und Sklaverei, aus jeder ungerechten Beziehung und bewirkt so eine wahre Revolution auf existentieller, kultureller und politischer Ebene.“4 Auf diesem biblischen Hintergrund hat die Kirche auch die Beziehungen zwischen Europa und den anderen Kontinenten zu hinterfragen. Europa darf sich nicht in Form einer Festung in seinem Wohlstand abkapseln, sondern soll in der Lage sein, den Austausch von Gaben mit anderen Regionen der Erde besser voranzutreiben und seinen Beitrag zu Gerechtigkeit und Frieden zu leisten.

Das 20. Jahrhundert wurde als das „Jahrhundert der Flüchtlinge“ bezeichnet. Migration aber ist ein Phänomen, das die Menschen von Beginn an begleitet. Die häufigsten Gründe erzwungener oder freiwilliger Migration sind: Vertreibung, Verfolgung, Unterdrückung, Kriege, ökologische Katastrophen, demografische Entwicklung (Bevölkerungswachstum in Herkunftsländern und Bevölkerungsrückgang in Zielländern), Armut, Explosion der Arbeitslosigkeit in großen Teilen der „Dritten Welt“, verstärkt durch weltweit rückläufige Entwicklungszusammenarbeit, Perspektivenlosigkeit für die eigene und die nächste Generation. Weiters ein erleichterter Zugang zu weltweit vernetzten Medien, erhöhte Mobilität, Werbung von Schlepperorganisationen, Fehlinformation über die soziale Wirklichkeit und Chancen im Westen.

Frauen und Männer, die migrieren, versprechen sich ein besseres Leben, Sicherheit und Freiheit, Achtung der Menschenrechte und Demokratie, Verdienstmöglichkeit und Karriere. Die Europäische Union als vermeintliche Insel des Wohlstandes strahlt aufgrund ihres Reichtums, ihrer (relativ) wirtschaftlichen Stabilität und ihres demokratischen Friedens eine starke Anziehungskraft aus. Um den Zugang von „Fremden“ aus Drittstaaten in die Europäische Union zu kontrollieren und möglichst zu verhindern, wurde in den letzten Jahren auch von Österreich ein Bündel an Maßnahmen umgesetzt. Die wesentlichsten Maßnahmen: Änderung in den die Zuwanderung regelnden Gesetzen, Abwehr illegaler Einwanderung durch verschärfte Grenzkontrollen, Bekämpfung der Schlepperei, Verlagerung der „Last“ auf Nachbarstaaten, Einführung von Quoten für Neuzuwanderer und Familienangehörige, Erschwerung des Zugangs zum Asylrecht, zielstrebige Schlechtbehandlung von Fremden.

Will sich Politik von der reinen Symptombehandlung in Richtung Ursachenregulierung entwickeln, muss sie vor allem Maßnahmen zur Reduzierung des Auswanderungsdrucks in den Herkunftsländern setzen: frühzeitige Konfliktprävention in Krisenregionen, Einfordern der völkerrechtlichen Verantwortung der Herkunftsstaaten auf politischem Parkett sowie politischer Dialog zwischen Aufnahme- und Herkunftsstaaten mit dem Ziel, den Menschenrechtsstandard anzuheben.

Aber auch: „Teilen von Reichtum“, Verzicht auf einen Teil des Wohlstandes aus internationaler Solidarität, rasche Katastrophenhilfe, Ausweitung und Entbürokratisierung der Entwicklungszusammenarbeit zur Stärkung der Volkswirtschaften des Südens und des Ostens. Ziele darin: Modernisierung der Infrastruktur, Bildungsförderung, Diversifizierung der Produktionssysteme und Förderung der Achtung der Menschenrechte und der Demokratie und nicht zuletzt ökonomische Kooperation unter fairen Rahmenbedingungen.

Da Migrationsursachen zwar gemildert, aber nicht gänzlich verhindert werden können, werden Flucht und Wanderung auch zukünftig gesellschaftspolitische Herausforderung bleiben. Migration ist daher als normale und dauerhafte Erscheinung unserer Zeit zu betrachten. Die Caritas wird auch weiterhin – gelegen oder ungelegen – ihre Anwaltschaft zur Verbesserung der Lebenssituation der Menschen in der „Einen Welt“ wahrnehmen, höhere Ressourcen und nachhaltige Solidarität einfordern, aber auch ihre Kompetenz und Erfahrung sowie ihre bescheidenen Mittel dafür einsetzen.

Migration ist ein Faktum unserer Welt- und Zeitgeschichte. Migration bedeutet für alle zuallererst eine Chance, kann aber auch Krisen bedeuten, Migration bedeutet sowohl für Migrantinnen und Migranten als auch für die aufnehmende Gesellschaft und Kirche einen Lernprozess.

INTEGRATION

Dem Umstand, dass Migration weiterhin stark zunehmen wird, ist Rechnung zu tragen. Diese Zeichen der Zeit nicht wahr- bzw. ernst zu nehmen oder gar zu verdrängen könnte katastrophale Auswirkungen auf das Zusammenleben der Menschen in unserem Lande haben. Integration ist der Versuch eines gelingenden Zusammenlebens unter Beibehaltung von Identität, wobei sowohl Migrantinnen und Migranten als auch die aufnehmende Gesellschaft ihre Identität beibehalten und entwickeln dürfen und sollen. Sie bedeutet die Herstellung von Chancengleichheit im sozialen, politischen und gesellschaftlichen Leben.

Das Aufnehmen von Fremden und Obdachlosen im Sinne der Worte Jesu „Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen“ muss auch mit dem „Annehmen“ ergänzt werden. Das bedeutet die Zuwendung in Freundschaft und gegenseitiger Achtung. Der tiefste Grund dafür ist, dass Gott auch uns angenommen, dass er sich uns in Liebe zugewandt hat. Das bedeutet keine Gleichmacherei. Wir sollen unsere Geschichte, unsere Kulturen, unsere Eigenarten und Werte pflegen. Einheimische und Fremde verbindet auch die Spannung zwischen Heimat und Fremde, zwischen Ziel und Unterwegssein.

Integration bestimmt das Leben konkreter Menschen. Integration ist ein Prozess des wechselseitigen Sich-Einlassens und der Veränderung zwischen einer aufnehmenden und einer aufzunehmenden Gruppe. Während Migrantinnen und Migranten vor allem auf individueller Ebene große Anpassungsleistungen erbringen müssen, fällt der Aufnahmegesellschaft die Aufgabe zu, die politischen, rechtlichen und kulturellen Institutionen so zu gestalten, dass aus Fremden gleichberechtigte Bürger werden.

Dazu braucht es faire, gerechte Chancen – für In- und Ausländer. Die Aufnahmegesellschaft hat für Strukturen zu sorgen, die von Anfang an Aufnahme und Beteiligung ermöglichen. Ebenso wird von Migrantinnen und Migranten erwartet, sich auf diesen Prozess einzulassen, etwa die Bereitschaft zum Erlernen der deutschen Sprache. Und jeder in Österreich ist gehalten, die Universalität der Menschenrechte und die demokratische Verfassung als Grundlage des Zusammenlebens anzuerkennen, wie Religionsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit oder die gleichberechtigte Stellung von Frau und Mann. Das verpflichtet alle Mitglieder der österreichischen Gesellschaft, – ob schon seit Generationen hier lebend, hier geboren oder kürzlich zugewandert.

Ein Schlüssel der Integration ist die Bildung. Im Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich heißt es: „Bildung kann Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenführen, durch gemeinsames Lernen den Horizont eines jeden und einer jeden Einzelnen weiten helfen, Brücken zu bauen zwischen den Generationen und zwischen den Geschlechtern, zwischen Kulturen und Religionen.“

Integration ist ein beidseitiger Prozess, ein gesellschaftlicher Dauerauftrag. In vielen positiven Beispielen im Alltagsleben leisten Christinnen und Christen einen wichtigen Beitrag auf dem sicherlich noch langen Weg zu einem besseren Miteinander. Und immer wieder werden mutige Schritte gesetzt. Wir brauchen gegenseitigen Respekt. Die zahlreichen Zuwanderer leisteten ebenso ihren Beitrag zum wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Reichtum. Die Nationen müssen „im Namen der Würde jedes einzelnen Menschen einen zusätzlichen Schritt hin zur Integration aller in die Gesellschaft“ machen. „Davon hängt zu einem großen Teil der soziale Friede ab“ (Papst Benedikt XVI.).

Kirche als Lebensraum
für Fremde

DIE ANGST VOR DEM FREMDEN5

Die Fremden werden nicht von selbst vertraut und auch nicht selbstverständlich als Gäste aufgenommen. Dies hängt an grundsätzlichen Einstellungen zum Leben bzw. an Lebensentwürfen, die negativ über der eigenen Identität wachen. Negativ und abgrenzend entwickelt sich das Selbst- bzw. Ich-Bewusstsein, wenn es durch Entledigung von allem Fremden angestrebt wird. Man will sich selbst und die Besonderheit der eigenen Identität durch Ausstoßen der anderen sichern. Alles, was im Gegensatz zum Eigenen, Nahen, Bekannten, Gewohnten und Vertrauten steht, ist dann nicht geheuer und wird als Bedrohung erfahren. Eine Sperrhaltung gegen alles Fremde, grundsätzliches Misstrauen, eine grundsätzliche Abwehrreaktion sind die Konsequenz: Wer kein Hiesiger ist, gilt als suspekt. Ausland und Elend haben eine Wurzel. „Menschen“ sind für manche politische Gruppen nur jene, die der eigenen Nation oder Rasse angehören. Die anderen gelten als Barbaren oder Untermenschen. Das führt dann zum Tanz um das Goldene Kalb der Identität, um die persönliche, berufliche, nationale, politische, männliche, weibliche, kirchliche, parteiliche, ideologische Identität. Selbstbewusstsein und Zelebration werden eins. Eitelkeit und Arroganz gegenüber dem anderen machen sich breit. Im Kern ist diese narzisstisch orientierte Identität aber morbid: „Während das Subjekt zugrunde geht, negiert es alles, was nicht seiner eigenen Art ist.“6

Der Mensch ist Person, der Freiheit und damit Bei-sich-Sein und Für-sich-Sein, Selbststand und Selbstbestimmung besitzt. Der Mensch ist auch auf andere bezogen und kann nur zusammen mit ihnen sein Leben führen und zu sich selbst finden. Es ist nun die entscheidende Frage, wie diese beiden Pole vermittelt werden. Sind sie gleichursprünglich oder gibt es eine Über- und Unterordnung. Die Sehnsucht nach Selbstverwirklichung kommt aus der Hoffnung, dass das Ich mehr ist als das Produkt der Masse, mehr auch als die soziale Rolle. Diese Sehnsucht kommt aus der Erfahrung, dass gesellschaftliche oder ökonomische Entwürfe im Hinblick auf Sinn zu kurz greifen. Freilich ist rückzufragen, ob nicht dieser Kritik ein idealistischer Begriff von Freiheit zugrunde liegt. Es gibt ja auch die Kehrseite der Emanzipation und Autonomie: Werden die Beziehungen, wird das Du als sekundär und akzidentiell gesehen, so sind sie nur der Vorhof der eigentlichen Freiheit, werden sie zum Hobby der einen und zur Willkür der anderen. Eine Sackgasse ist es auf jeden Fall, wenn Beziehungen und Bindungen von vornherein als entfremdend gewertet werden, wenn Gnade als Bedrohung, wenn Verdanken unter einem rein negativen Vorzeichen steht: „Ein Wesen gibt sich erst als selbständiges, sobald es auf eigenen Füßen steht, und es steht erst auf eigenen Füßen, sobald es sein Dasein sich selber verdankt. Ein Mensch, der von der Gnade eines anderen lebt, betrachtet sich als ein abhängiges Wesen.“7Der andere bzw. der Fremde und die Gabe seiner Freiheit stehen unter dem Vorzeichen der negativen, zu überwindenden Abhängigkeit; Selbstbestimmung und Freiheit wird auf den Kampf gegen Abhängigkeit und Fremdbestimmung, aber auch gegen Bindung und Beziehung reduziert. Freiheit wäre Sich-Losreißen. Anerkennung und Liebe wären grundsätzlich ausgeblendet. Das Selbsterhaltungs-Ich zeichnet sich durch Misstrauen, Rationalität, Kontrolle und Kritik aus. In Verhärtungen oder auch in Blockbildungen findet das Individuum nicht sein Heil. Eine Selbstverwirklichung, die alles Fremde als Hemmung, Begrenzung, Behinderung, Bedrohung und Feind seiner selbst verdächtigt und nur die Perspektive der Befreiung von anderen kennt, landet in der Vereinzelung. Menschliche Identität gelingt nicht in der Gettoisierung oder in einer Festung, nicht durch kämpferische Selbstverteidigung, Verhärtung oder Totalbewaffnung und ist auch nicht machbar. Wer sich das Leben glaubt nehmen und holen zu können, der nimmt es sich in der Tat. Das Individuum „erfährt den Doppelsinn, der in dem lag, was es tat, nämlich sein Leben sich genommen zu haben; es nahm sich das Leben, aber vielmehr ergriff es damit den Tod.“8

KATHOLIZITÄT ALS LERNPRINZIP

Die katholische Kirche hat sich in den letzten hundert Jahren grundlegend verändert. Sie ist erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wirklich Weltkirche geworden. Dass heute zwei Drittel, bald werden es drei Viertel oder vier Fünftel, aller Katholiken außerhalb Europas leben, ist Frucht der von Europa ausgegangenen Missionierung. Diese war verbunden mit Machtkonstellationen, mit Verbrechen, Gräueln, Ausbeutung durch die Eroberer, mit Kolonisatoren und kolonialen Regimes, aber sie ist auch eine Erfüllung des Verkündigungs- und Taufgebotes Christi. Es sind gerade nach dem Zerfall der Kolonien viele sogenannte junge Kirchen in Afrika, Asien entstanden, mit nicht selten wechselvollen und auch leidvollen Beziehungen zur staatlichen Obrigkeit.

Weltkirche ist Kirche noch nicht unbedingt durch eine universale Verbreitung des Christentums. Das ist ja in einem gewissen Sinn am Beginn der Neuzeit geschehen. Eine „Metaphysik des Transports“ (Peter Sloterdijk), die Transzendenz in der Überquerung des Atlantiks sieht und die neuen Paradiese in Amerika sucht, ist noch geprägt von Strategie, Beherrschung, Unterwerfung und Macht. Reale Weltkirche ist das noch nicht. Weltkirche entsteht auch nicht einfach durch Globalisierung, sofern diese mit einem Verrat aller konkreten Kulturen verbunden ist. Durch das Ökonomieprinzip ist Kommunikation immer schneller, aber auch abstrakter und allgemeiner geworden. Das Internet kann das konkrete Anschauen, den Kuss, den Händedruck, das gemeinsame Gehen, die Sprache und Kultur, die leiblichen Werke der Barmherzigkeit und auch die Feier der Sakramente nicht wegrationalisieren.

Johann Baptist Metz fordert von einer Kirche, die reale Weltkirche werden will, ohne das Erbe des Judentums und der europäisch abendländischen Geschichte abzustreifen, die Verwirklichung von zwei Grundzügen des biblischen Erbes: dass sie im Namen ihrer Sendung Freiheit und Gerechtigkeit für alle sucht, d. h. dass sie eine Option für die Armen trifft, und dass sie sich als Kultur der Anerkennung der anderen in ihrem Anderssein entfaltet9. In dieser Hinsicht ist Weltkirche ein Lernraum10, Katholizität ein Lernprinzip11. Solche Lernschritte hatte die Kirche als ganze immer wieder zu setzen: Das begann mit dem sogenannten Apostelkonzil, bei der Frage, ob man beschnitten werden müsse, um das Heil zu erlangen. Auch die altkirchlichen Konzilien waren Lernschritte der Katholizität im Einlassen auf die Philosophie als Mittel zur Auseinandersetzung in der Gottesfrage und als Hilfe für die Antworten des Glaubens auf an ihn gestellte Fragen. Schmerzliche Lernschritte für die Kirche waren die Frage der Menschenwürde, der Menschenrechte zu Beginn der Neuzeit und das damit verbundene Verbot der Sklaverei. Lernprozesse im 20. Jahrhundert waren und sind etwa die ökumenische Bewegung, der interreligiöse Dialog, die Neubestimmung der Beziehung bzw. des Verhältnisses der Kirche zu Israel oder die Frage der Inkulturation, der Kampf um Gerechtigkeit, die Option für die Armen, der Friedensauftrag der Kirche. In dieser Perspektive gehören Polyzentrismus und Universalismus, Weltkirche und Basiskirche zusammen.

„Die Bischöfe, die den Teilkirchen vorstehen, üben als Einzelne ihr Hirtenamt über den ihnen anvertrauten Anteil des Gottesvolkes, nicht über andere Kirchen und nicht über die Gesamtkirche aus. Aber als Glieder des Bischofskollegiums und rechtmäßige Nachfolger der Apostel sind sie aufgrund von Christi Stiftung und Vorschrift zur Sorge für die Gesamtkirche gehalten. Alle Bischöfe müssen nämlich die Glaubenseinheit und die der ganzen Kirche gemeinsame Disziplin fördern und schützen sowie die Gläubigen anleiten zur Liebe zum ganzen mystischen Leibe Christi, besonders zu den armen und leidenden Gliedern und zu jenen, die Verfolgung erdulden um der Gerechtigkeit willen (vgl. Mt 5,10). Endlich müssen sie alle Bestrebungen fördern, die der ganzen Kirche gemeinsam sind, vor allem dazu, dass der Glaube wachse und das Licht der vollen Wahrheit allen Menschen aufgehe. Im Übrigen aber gilt unverbrüchlich: Indem sie ihre eigene Kirche als Teil der Gesamtkirche recht leiten, tragen sie wirksam bei zum Wohl des ganzen mystischen Leibes, der ja auch der Leib der Kirchen ist“ (LG 23).

An den Knotenpunkten von Judentum, Christentum und Islam

GOTT, VERNUNFT UND GEWALT12

Der byzantinische Kaiser Manuel II. Palaiologos führte um 1391 im Winterlager zu Ankara einen Dialog mit einem gebildeten Perser über Christentum und Islam und beider Wahrheit. Der Kaiser begründet, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Gewalt steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. „Gott hat kein Gefallen am Blut“, sagt er, „und nicht vernunftgemäß, nicht „σὺν λόγω“ zu handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider. Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung. Um eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann.“13 Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung durch Gewalt lautet: Nicht vernunftgemäß handeln ist dem Wesen Gottes zuwider.

RELIGIONSFREIHEIT UND TOLERANZ

Das Zweite Vatikanische Konzil unterstreicht in der Erklärung über die religiöse Freiheit (Dignitatis humanae)14, dass die menschliche Person das Recht auf religiöse Freiheit hat. Diese Freiheit besteht darin, dass alle Menschen frei sein müssen von jedem Zwang sowohl von Seiten Einzelner wie gesellschaftlicher