Belehren ohne Worte, 

Vollbringen, ohne zu handeln: 

So gehen die Meister vor.

Laotse

EINKLANG: WAHRLICH MEISTERLICH

Ein Leben als Meister, wer wünscht sich das nicht? Doch dem Wunsch scheint doch einiges im Weg zu stehen. Und das denken sich wohl sehr viele Menschen. Aussagen wie «Einfach hier zu sein» und «zu Bewusstsein zu kommen», hören sich zwar einfach an, aber sind sie auch umsetzbar? Wie komme ich zu Bewusstsein? Allein diese Frage trennt mich davon, ein Meister meines Bewusstseins zu sein. Mit jeder Frage gehe ich von mir weg und «bei Bewusstsein zu sein» bedeutet, hier zu sein, Hier-Sein schließt Gedanken und Gefühle nicht unbedingt aus, aber die Identifikation damit ist nicht mehr vorhanden.
Es heißt also nicht, dass ein meisterliches Leben frei von Gedanken, Gefühlen oder Handlungen ablaufen muss. Es heißt auch nicht, dass ich auf Wolke Sieben schwebe und das Leben nur noch wunderbar ist. Es heißt auch nicht, dass das Leben nur noch rosarot ist.

Ganz im Gegenteil, es ist das bewusste Wahrnehmen dessen, was ist, frei von Zuordnungen und Meinungen.

Dinge, die das Leben so mit sich bringt, werden immer passieren und auch das Fühlen und Denken sind Abläufe die geschehen. Es ändert sich nur der Bezug dazu. Man geht auf Abstand und Distanz zu diesen Eigenschaften und Sinneswahrnehmungen. Das duale Leben unterliegt ewigen Schwankungen und wo es «Heiß» ist, muss es auch ein «Kalt» geben. Ein «Nett» kann ohne das «Böse» gar nicht sein und wie soll sie «Sonne» ohne «Schatten» wirken? Vollkommenheit beinhaltet alles, ein Leben das immer nur als «lieb» empfunden wird, wäre nicht nur langweilig, sondern erst gar nicht möglich.

Stelle ich die Frage «Wie ich zu Bewusstsein komme» nicht, dann scheinen sich halt unendlich viele «Wenn» und «Aber» einzuschleichen. Ein Haufen Hindernisse, die sich mir in den Weg stellen, hat man so im Hinterkopf. So unter dem Motto: «Ja, wenn dies nicht wäre, wenn das nicht wäre und jenes nicht», dann ginge es mir besser. Das, was mich aber scheinbar daran hindert, ins Bewusstsein zu gehen, das ist nicht schuld daran, dass ich es bisher nicht erreicht habe… …es ist die Sichtweise und die Form der Wahrnehmung der Dinge, mit der ich mich selbst daran hindere. Die Sache selbst ist immer nur so wie sie ist. Und so wie sie ist, so soll sie auch sein, auch wenn ich nicht damit einverstanden bin. Das Leben ist nicht hier um damit einverstanden zu sein, es ist hier um durchschaut zu werden. Sich selbst zu erkennen und zu entdecken, was das Leben ist. Was sind meine Gedanken, Gefühle und Taten? Was sind Situationen und Ereignisse? Was steckt dahinter? Was ist der Ausgangspunkt oder der Kern, der in allem ist, steckt und sein muss. Wie sonst sollten Dinge erscheinen, wenn da kein Bewusstsein ist? Also geht es darum, sich an das Bewusstsein zu erinnern und den Schleier zu lüften. Könnte sich hier nicht wieder die Frage einschleichen: «Und wie geht das? Wie stelle ich das an?»
Fragen Sie nicht, tun Sie nichts und wollen Sie nichts, nehmen Sie die Dinge einfach wahr, wie sie sind. Das sollte unverfälscht geschehen, denn sobald Sie eine Meinung oder einen Standpunkt einbringen, ist das nur die Sichtweise des Egos, des Denkens. Und diese Sichtweise ist sehr begrenzt.

Sie können Umstände jederzeit neu verursachen und Unerwünschtes umerleben, doch das Meisterbewusstsein geht einen Schritt weiter.

Das Meisterbewusstsein lebt im Einklang mit sich selbst und erkennt, dass das, was es sieht, nur eine Spiegelung seines
Selbst sein kann. Da ist kein anderer und es existiert auch kein getrennt sein, denn alles ist eins. Alles ist.

Alles was wir als Problem bezeichnen, ist nicht nur immer eine versteckte Botschaft oder Chance, sondern es wartet auf unsere Zustimmung. Bejahen wir das Leben und erleben wir es so wie es ist, ohne diese wertvollen Augenblicke für andere Dinge zu verschwenden. Natürlich erkennen wir eine Krankheit nicht sofort als wertvolle Situation, sonst wären wir ja bereits ein Meister des Lebens. Aber beim zweiten Hinsehen könnte es uns gelingen, den Grund zu erahnen und uns nicht mehr persönlich darauf einzulassen. Den Weg als Meister zu gehen, bedeutet, das Leben aus einer erweiterten Sichtweise heraus zu erleben. Die Dinge nicht immer durch unsere Begrenzung zu zerstören, sondern das sanfte Erwachen auch wachsen zu lassen. Das Blühen und Gedeihen kann für uns als Mensch schon oft als unangenehm empfunden werden, doch spielt das eine Rolle?

Wenn Sie feststellen, wer da leidet, Angst hat, erzürnt ist oder hadert, dann werden Sie feststellen, dass das mit Ihrer wahren Identität nichts zu tun hat.

Erkennen Sie also was ist und verwirklichen Sie Ihr Sein, indem Sie damit beginnen, ganz bewusst durch den Tag zu gehen. Dann wird es wahrlich ein meisterliches Leben.



Der Mensch strebt danach,

 das Leben außerhalb seiner selbst zu finden, 

und begreift nicht, 

dass das Gesuchte in ihm selber liegt. 

Khalil Gibran


LEBEN ALS MEISTER