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Alfred Bekker, Pete Hackett

Sieben glorreiche Western #5





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Sieben glorreiche Western #5

von Alfred Bekker, Thomas West & Pete Hackett

 

Der Umfang dieses Buchs entspricht 500 Taschenbuchseiten.

 

Dieses Buch enthält folgende sieben Romane:

Alfred Bekker: Die wilde Brigade

Thomas West: Keine Gefangenen!

Thomas West: Greenhorn in der neuen Welt

Pete Hackett: Am Ende der Fährte wartet der Tod

Pete Hackett: Bring mir den Kopf von Lester Quinn

Pete Hackett: Fährte in die Hölle

Pete Hackett: Eine Kugel für Emmett Dunn

 

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Authors, TItelbild: Firuz Askin

© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

 

 

Die wilde Brigade

von Alfred Bekker

 

 

1

Der Kurierreiter der US-Kavallerie zügelte sein Pferd vor dem Hauptquartier des Kommandanten. Der Reiter war über und über mit Staub bedeckt. Er sprang aus dem Sattel, klopfte ihn sich notdürftig von der blauen Uniform.

Das Hauptquartier war ein Bau aus Blockbohlen.

Der Kurier trat ein.

Einige Fort-Offiziere standen um einen groben Holztisch herum, auf dem Karten ausgebreitet waren. Die Diskussionen unter ihnen verstummten, als der Kurier eintrat und trotz des langen Rittes, den er hinter sich hatte, zackig salutierte.

"Corporal Clem Sounders meldet sich vom Kurierdienst!"

"Stehen Sie bequem", sagte einer der Offiziere. Er war gut zwei Meter groß, dunkelhaarig und trug einen gepflegten Schnurrbart. Sein ganzes Auftreten wirkte sehr korrekt und vielleicht ein wenig steif. Sein Name war Aaron Webster und die Streifen an seiner Uniformjacke wiesen ihn als Lieutenant Colonel aus. Denselben Rang bekleidete noch ein anderer Mann in der Offiziersrunde. William 'Bill' Peacock war strohblond. Seine meerblauen Augen wirkten verwegen, die Bartstoppeln verrieten, daß er vielleicht nicht ganz so korrekt war wie Webster.

Die beiden waren die Stellvertreter des Kommandanten.

Die anderen Offiziere waren rangniedriger.

"Ich habe eine Nachricht für den Fortkommandanten"

erklärte der Kurier.

Peacock streckte seine Hand aus.

"Geben Sie her und lassen Sie sich ein Bad einfüllen, Corporal. Sie haben's nötig."

"Danke, Sir! Aber ich habe strickten Befehl, die Nachricht nur an Colonel Elias MacShane persönlich zu überbringen."

Peacock und Webster wechselten einen etwas ratlosen Blick.

"Sir, wo finde ich den Kommandanten?" erkundigte sich der Corporal inzwischen.

Webster hüstelte verlegen. "Nun, Colonel MacShane ist im Moment..." Webster zögerte und so kam Peacock ihm zuvor.

"...unpässlich!" vollendete er Websters Satz und grinste dabei über das ganze Gesicht. "Jedenfalls dürfte er im Moment wohl kaum in der Lage sein, eine Nachricht entgegenzunehmen."

Elias MacShane, seines Zeichens Fortkommandant von Fort Stanton, war für seine Trinkfestigkeit geradezu berüchtigt.

"Sie können mir die Nachricht ruhig geben, Corporal. Ich werde sie ordnungsgemäß weiterleiten", erklärte Webster mit großem Ernst. "Bei meiner Ehre als Offizier! Ich trage auch die Verantwortung dafür."

Der Corporal zögerte noch einen Moment.

Aber die Aussicht auf ein heißes Bad schien ihm dann wohl doch zu verlockend zu sein.

"In Ordnung, Sir. Auf Ihren ausdrücklichen Befehl hin..."

"So ist es", bestätigte Webster. Der Corporal knöpfte seine Uniformjacke ein Stück auf und holte ein Couvert hervor, dass er Webster aushändigte.

Daraufhin nahm er wieder Haltung an und salutierte.

"Sie können wegtreten, Corporal Sounders."

"Danke, Sir!"

Corporal Clem Sounders gehörte nicht zur Besatzung von Fort Stanton. Er war von der Garnison in Sumner hier her geritten, wie auch an der Aufschrift auf dem Couvert erkennbar war. Daher kannte er die Besonderheiten nicht, die es im Umgang mit Fortkommandant Elias MacShane zu beachten galt...

Peacock grinste noch immer über das ganze Gesicht.

"Mutig, mutig, Aaron. Das muss ich schon sagen!" feixte er.

"Was meinen Sie damit?"

Die beiden ranggleichen Offiziere nannten sich privat beim Vornamen.

Peacocks Augen leuchteten.

"Na, dass Sie dem armen Corporal seinen Auftrag abgenommen haben und dem Colonel das Couvert übergeben wollen."

Webster seufzte.

"Wer gegen die Apachen gekämpft hat, kriegt auch das hin!"

"Es ist vielleicht eine gewisse Vorbereitung", lachte Peacock. "Aber mehr bestimmt nicht!"

Die rangniederen Offiziere hatten Mühe, in dieser Situation das Gelächter zu unterdrücken.

Peacock hob die Augenbrauen.

"Auf in den Kampf, Aaron!"

"Aufmunternde Worte höre ich doch immer wieder gerne vor der Schlacht, Bill!"

"Das Gebetbuch muss ich aber jetzt nicht holen, oder?"

Webster machte eine wegwerfende Handbewegung.

Er setzte den Hut auf und schnallte sich den Säbel an die Seite, den er zuvor auf einer Kommode abgelegt hatte.

Dann ging er mit dem Couvert hinaus ins Freie. Es war ein verdammt heißer Tag. Aber das hielt einen korrekten Offizier wie Webster nicht davon ab, seinen vollen Ornat anzulegen.

Und wenn die Luft noch so flimmerte... Einen wie Webster konnte das nicht umbringen.

Eine Kompanie Soldaten machte auf dem Hauptplatz des Forts Exerzierübungen. Ein rotgesichtiger Captain brüllte die Kommandos. Als Webster auftauchte grüßte er militärisch.

Webster begab sich auf direktem Weg zur Unterkunft des Colonels.

Er war auf das Schlimmste gefasst.

Der Colonel war ein Mann, der wirklich jedes Vorurteil, dass es über die Iren gab, zu bestätigen schien. Vor allem war er ein Weiberheld. Sofern er bei den Damen landen konnte, war er relativ leutselig. Aber wehe, sie hatten ihn abblitzen lassen. In Verbindung mit einer Flasche Whisky konnte das zu einem explosivem Gemisch werden.

Lieutenant Colonel Aaron Webster klopfte an, als er die aus rustikalen Blockbohlen errichtete Unterkunft des Fortkommandanten erreichte.

"Sir, hier ist Webster mit einer wichtigen Nachricht von General Charlton aus Fort Sumner!"

Keine Antwort.

Webster atmete tief durch, wiederholte seinen Text noch einmal - diesmal allerdings wesentlich lauter und eine halbe Oktave höher. Aber auch diesmal meldete sich nicht die vertraute Brüllstimme MacShanes.

Websters schlimmste Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten. Und insgeheim beglückwünschte er sich dazu, dem Kurierreiter die Nachricht abgenommen zu haben. Niemals hätte er den Kommandanten in dem Zustand begegnen dürfen, in dem MacShane sich jetzt vermutlich befand. Wenn auch MacShanes eigener Ruf wohl schon hoffnungslos ruiniert war, der des Forts war es wert, dass man sich dafür einsetzte.

So jedenfalls dachte Webster. Die Eskapaden seines Vorgesetzten waren ihm immer schon gehörig gegen den Strich gegangen. Ein korrekter Vorzeigesoldat war MacShane nun wirklich nicht. Ganz im Gegensatz zu Webster.

Aber es war nun einmal eine Tatsache, dass MacShane das Kommando hatte.

Oft genug empfand Webster seinen Chef einach nur als peinlich. Vor allem dann, wenn ab und an mal Leute nach Fort Stanton kamen, die MacShane als >große Tiere> zu bezeichnen beliebte.

Besonders oft kam das zum Glück nicht vor.

Als Webster auch beim dritten Versuch keine Antwort bekam, entschied er, dass der Höflichkeit eines Offiziers damit Genüge getan war.

Er betrat die Unterkunft.

Und wenn er jetzt in seinen Unterhosen daliegt, es soll mir egal sein! durchzuckte es Webster grimmig.

Als er MacShane Augenblicke später fand, hatte dieser

>keine> Unterhosen an.

Er lag vollkommen nackt auf seinem breiten Bett. Es hatte selbst für ein Ehebett noch erhebliche Überbreite.

MacShane hatte es sich mit der Begründung anfertigen lassen, dass er einen ziemlich unruhigen Schlaf hätte und leicht hinausfiele.

MacShane schnarchte laut.

In der Rechten hielt er eine leere Whiskeyflasche, die linke war um die schmalen Schultern einer dunkelhaarigen Schönheit gelegt. Die junge Frau war ebenfalls vollkommen nackt.

Webster musste unwillkürlich schlucken, als er sie sah.

MacShanes Linke reichte bis zu den Brüsten. Webster bedauerte es insgeheim, dass sein Vorgesetzter sie mit seiner gewaltigen Pranke verdeckte.

Die Decke war zur Seite gerutscht.

Nicht ohne Grund.

Auf dem Boden, gleich neben dem Bett, lag eine weitere nackte Schönheit, deren Körper etwa bis zum Bauchnabel in die Decke eingewickelt war. Das Girl war blond, hatte große Brüste und Sommersprossen.

Webster schüttelte den Kopf.

"Scheint, als hätten Sie sich etwas übernommen, Sir!"

meinte er.

Auf MacShanes Gesicht stand ein seeliges Grinsen und Webster überlegte, dass es ohne einen Eimer kalten Wassers wahrscheinlich unmöglich war, ihn aus seinem todesähnlichen Schlummer zu wecken.

Jetzt reckte sich die Blonde auf dem Boden etwas.

Offenbar garantierte nicht einmal ein >so> breites Bett, dass man nicht hinausfiel.

Die Blonde streckte die Arme aus.

Durch das Fenster auf der anderen Seite des Raumes fiel das Sonnenlicht genau in ihr Gesicht. Sie blinzelte, stöhnte etwas auf.

Als sie Webster erblickte, stieß sie einen spitzen Schrei aus und raffte die Decke vor ihre Brüste.

"Sorry, Ma'am!" meinte Webster etwas verlegen.

"Was tun Sie hier?"

Webster kam nicht dazu zu antworten, denn jetzt regte sich auch die Dunkelhaarige in MacShanes Armen. Auch sie stierte Webster einige Sekunden lang ungläubig an, dann begann sie sich halb aufzurichten. Sie rüttelte den Fortkommandanten, was zunächst nur dazu führte, dass er sein Schnarchen unterbrach, einige Sekunden lang überhaupt nicht atmete und dann eine Folge eigenartiger Geräusche ausstieß. Das Ende vom Lied war, dass er wieder in einen regelmäßigen Schnarch-Rhythmus verfiel.

Webster nahm unwillkürlich Haltung an.

"Ladies, ich nehme an, dass Sie nicht ganz unschuldig daran sind, dass sich unser Kommandant in diesem Zustand befindet!" meinte er.

Die beiden Frauen wechselten einen verwirrten Blick.

"Was wollen Sie von uns?" fragte dann die Dunkelhaarige.

"Sorgen Sie um Himmels willen dafür, dass der Colonel wach wird!" Und in Gedanken fügte Webster hinzu: Dann bin ich es wenigstens nicht gewesen, der ihm den Wassereimer über den Kopf geschüttet hat.

Die Dunkelhaarige verzog das Gesicht und formte einen Schmollmund.

"Seien Sie doch nicht so hartherzig, General..."

"Danke für die Beförderung!"

"...aber der gute Elias hat sich seinen Schlaf redlich verdient!"

Webster errötete. "Das glaube ich Ihnen gerne. Aber im Moment ist er als Kommandant gefragt! Und wenn ich Meldung darüber machen müsste, dass Ihre Anwesenheit hier im Fort der Grund dafür ist, dass der Fortkommandant nicht mehr dazu kommt, seinen Amtspflichten nachzukommen..."

Die Blonde stand jetzt vom Boden auf.

Sie ließ die Decke zurück und wirkte plötzlich völlig ungeniert. Vielleicht hatte sie auch nur gemerkt, wie sehr ihre Nacktheit Webster aus der Fassung bringen konnte. Sein Blick hing jedenfalls an ihr. Sie lächelte mild. "Nun gehen Sie schon und warten Sie draußen, Sir!"

Webster hob die Augenbrauen.

"Ich kann mich auf Sie verlassen?"

"Wir haben hier alles unter Kontrolle!" mischte sich die Dunkelhaarige in das Gespräch ein.

Webster atmete tief durch. "Na, großartig!" stieß er hervor, drehte sich um und ging zur Tür.

Webster wartete draußen im Vorraum.

Eine Viertelstunde später kam, MacShane aus dem Schlafzimmer. Er sah fürchterlich aus. Die Ringe unter seinen Augen ließen ihn wie eine Gestalt aus den englischen Gruselromanen erscheinen, die in der Regimentsbibliothek zu finden waren. Immerhin trug er eine Hose, außerdem hatte er sich die Uniformjacke übergeworfen.

Was die Girls mit MacShane angestellt hatten, um ihn gewissermaßen wiederzubeleben, konnte Webster nur erahnen.

Er hatte eine Reihe eigenartiger Geräusche gehört - aber genauer wollte er das eigentlich auch nicht wissen.

"Was gibt's, Webster?"

MacShanes Stimme war jetzt nur noch ein heiseres Wispern. Nur ein Schatten der überlauten Brüllstimme, mit der er ansonsten über den Hauptplatz zu bellen pflegte.

Der Colonel nahm Webster das Couvert aus der Hand. Mit einer lässigen Bewegung riss er es auf, holte den Inhalt heraus und ließ den Umschlag zu Boden segeln.

"Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf, Sir...", begann Webster.

Aber MacShane gebot ihm mit einer überraschend energischen Handbewegung zu schweigen.

"Kein Kommentar zu meinem Privatleben!" knurrte er.

"Wenn Sie mir irgend etwas Dienstliches zu sagen haben --nur zu!"

Webster atmete tief durch.

"Ich denke nur, dass Sie vielleicht den Ruf des Regiments im Auge behalten sollen."

"Das tue ich!" meinte er. "Das tue ich, Webster. Aber vielleicht verstehen wir beide unter einem guten Ruf etwas völlig anderes!"

Er grinste.

Aber dieses Grinsen gefror, als er die Papiere überflog, die im Couvert gesteckt hatten. Tiefe Furchen überzogen jetzt die Stirn des Iren.

"Schlechte Nachrichten, Sir?" fragte Webster.

"Es gibt Arbeit für uns. Etwa hundert Mann Kavallerie sollen sich sofort bereit machen..." MacShane bleckte die Zähne. Nach einer kurzen Pause fuhr er dann schließlich fort: "Das einzig Gute an der Sache ist, dass wir an diesem Bordell in Lincoln vorbeikommen, von dem Bill Peacock immer so schwärmt..." Er kratzte sich am Hinterkopf. "Wie hieß das noch..."

"Keine Ahnung, Sir!"

"Es war 'ne Ranch... Riverdale Ranch! Das war's!"

"Schön, dass Sie das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden wissen, Sir. Aber vielleicht erklären Sie mir jetzt auch mal, warum es eigentlich geht!"

"Ich wünschte nur, es wären die verdammten Apachen!", meinte MacShane düster. "Aber verglichen mit dem Gegner, mit dem wir es jetzt zu tun haben werden, sind Apachen richtig nette Zeitgenossen..."

 

 

2

"Ich komme gleich!", rief Jim Dunston, während er zwischen die warmen Schenkel der blonden Franny Watson glitt.

Sie trugen beide nichts am Leib. Das blonde Riverdale Ranch-Girl grinste über Jims Worte.

"Hoffentlich noch nicht!", flüsterte sie lächelnd. "Ein bisschen könntest du doch vielleicht noch durchhalten..."

Aber Jim hatte eigentlich nicht mir ihr gesprochen, sondern mit seinem Assistant Marshal Doug Crayne, der vor der Tür stand.

"Jim, drei Männer haben die Bank überfallen und sind in Richtung Blazer's Hill auf und davon!", rief der alte Crayne, der zu ungeschickt war, um einen Revolver zu benutzen. Daher trug er immer eine Schrotflinte bei sich, wenn er seines Amtes waltete. "Ich habe fünf Cowboys von der LD-Ranch für ein Aufgebot gewinnen können. Die warten jetzt an der Brücke!"

Jim stützte sich mit der Rechten auf, während die Linke zärtlich über Frannys volle Brüste glitt.

Die Blondine zog ihn mit ihren Beinen noch näher zu sich heran, umfasste mit den schlanken Armen seinen Nacken.

"Bleib hier, Jim!", murmelte sie. "Ist doch schließlich nicht dein Geld..."

"Hast du eine Ahnung! Ein paar Dollars von mir liegen inzwischen auch dort!"

"Jim... Doug und das Fünf-Mann-Aufgebot werden ja wohl mit drei Kerlen fertig..."

"Reitet schonmal voraus!", rief Jim. "Ich hole euch ein!"

"Auf deine Verantwortung, Jim!"

"Ja...", murmelte der Marshal und musste dabei tief durch atmen, denn Franny erhöhte jetzt das Tempo. Jeden Muskel ihres herrlichen Körpers wusste sie hervorragend zu kontrollieren. Undeutlich hörte Jim noch, wie Doug Crayne davonging und irgend etwas vor sich hinmurmelte. Freundlich war die Bemerkung jedenfalls nicht.

Jim stieß tief in sie hinein. Franny stöhnte auf.

"Uhh...", flüsterte sie. "Keiner besorgt's mir so wie du, Jim! Weiter!"

"Was machst du nur aus mir! Die wenigen Freunde, die ich in Lincoln habe, lasse ich deinetwegen im Stich..."

Franny lachte.

"Du bist doch ein schneller Reiter, Jim!"

"Ja, ja..."

"Kein Problem für dich, Doug Crayne einzuholen! Dann musst du auch nicht dauernd auf deinen Assistant warten!"

"Sehr witzig..."

Jim glitt wieder aus ihr heraus.

"Was hast du vor?"

Er fasste sie bei den Hüften, drehte sie herum. Sie verstand sofort, streckte ihm ihren Po entgegen. Jim stieß von hinten in sie hinein. Ihre Brüste schwangen im Rhythmus seiner Stöße.

Sie begann schwerer zu atmen. Und auch Jim keuchte inzwischen.

"Ich sagte ja, dass du ein toller Reiter bist!", hauchte sie.

"Na, so toll kann's auch nicht sein, wenn du noch reden kannst!"

"Nur... mit...Mühe!", wisperte sie.

Und dann sagte keiner von beiden noch irgend etwas, was einen Sinn ergab. Der Sturm schierer Leidenschaft riss die zwei fort.

Franny schrie laut auf vor Lust, als sie den Höhepunkt erreichten. Keuchend sanken sie in die Kissen. Franny schmiegte sich an ihn, küsste ihn. "Bleib hier!", hauchte sie. "Doug kann das alleine da draußen am Blazer's Hill!"

Jim brauchte einige Augenblicke, bis wieder genügend Blut in seinem Hirn war, um einen klaren Gedanken fassen zu können.

"Sorry, Baby!", murmelte er und schwang sich aus dem Bett.

Während er sich anzog, betrachtete er ihren hingestreckten nackten Körper, folgte mit dem Blick den aufregenden Kurven dieser unvergleichlichen Frau.

Sie lächelte.

"Wie ich sehe, habe ich wohl doch noch eine kleine Chance dich hier zu behalten..."

"Du vergisst, dass ich noch einen kleinen Nebenjob als Marshal habe, Franny!"

"Zu dumm!"

"Aber nicht zu ändern!"

Er schnallte sich den Revolvergurt um. Das Hemd war noch nicht richtig zugeknöpft. Aber dazu blieb jetzt auch keine Zeit. Er setzte den Hut auf und stürzte hinaus.

Jim Dunston lief den Flur entlang, dann die Freitreppe hinunter. Jarmus O'Mahoney trat ihm entgegen. Der ehemalige Butler, der jetzt als eine Art Mädchen für alles auf der Riverdale Ranch fungierte, hatte sich offenbar von dem Faustschlag erholt, den der Mann im mottenzerfressenen Südstaatenrock ihm versetzt hatte.

Das linke Auge war jedoch unübersehbar angeschwollen.

"Ihr Pferd steht draußen zum Aufbruch bereit, Sir!", sagte er auf seine unverwechselbare, etwas steife Art.

"Danke, Jarmus!"

"Sir, Mr. Crayne schien mir etwas verstimmt, wenn diese Bemerkung erlaubt ist..."

Jim war schon halb durch die Tür.

"Er wird drüber wegkommen!", rief er zurück.

Einen Augenblick später schwang er sich auf den Gaul, der vor dem großen Ranchhaus angebunden war. Kurz überprüfte er, ob die Winchester, die im Scubbard steckte, geladen war und wie viel Munition sich in den Satteltaschen befand.

Jim Dunston ließ das Pferd voranpreschen. In einem mörderischen Galopp hetzte er hinter Doug Crayne und den Männern des Aufgebots her.

Der Marshal ritt direkt auf die Sacramento Mountains zu, Richtung Blazer's Hill.

Es dauerte nicht lange und er sah in der Ferne eine Gruppe von Reitern, die in dieselbe Richtung preschte. Sechs Mann. Das musste Doug mit seinem Aufgebot sein.



3

Doug Crayne stieg mit nachdenklichem Gesicht aus dem Sattel.

Dann beugte er sich nieder, ließ die Hand vorsichtig und tastend über den felsiger werdenden Untergrund gleiten.

Die fünf Cowboys, die das Aufgebot bildeten, sahen sich etwas ratlos gegenseitig an.

"Heh, ich dachte, du wärst mal Army-Scout gewesen, Doug!", grinste einer der Männer. Er hieß Grant und hatte erst vor auf der LD-Ranch angeheuert.

"Tja...", murmelte Doug Crayne und wünschte sich in diesem Moment, in der Vergangenheit nicht so großspurige Geschichten von vergangenen Heldentaten verbreitet zu haben.

"Wenn ihr mich fragt, dann sind die nach Südwesten geritten. Genau in die Felsen hinein!", meldete sich Prutner zu Wort, einer der anderen Männer.

Doug Crayne atmete tief durch.

"Ich schließe mich deiner Meinung an, Prutner!", meinte er. Er deutete zu den schroffen Felsmassiven, die in einiger Entfernung aufragten.

"Es gibt dort zwei Pässe!", meinte Prutner. "Ich hoffe, dass wir uns für den richtigen entscheiden, sonst sind die Kerle nämlich auf und davon!"

"Und unseren Job auf der LD-Ranch sind wir dann auch los!", meinte Grant grimmig. "Schließlich hatte unser Boss sein Geld auf der Bank - und wenn das weg ist, wird er uns nicht mehr bezahlen können!"

"Nicht gleich schwarz sehen!", sagte Doug.

In einiger Entfernung tauchte ein Reiter auf.

"Das muss der Marshal sein!", meinte Grant.

Jim Dunston näherte sich rasch. Er ritt in scharfem Galopp, zügelte dann sein Pferd.

"Was gibt es für Probleme?", fragte Jim.

"Ihr Assistant Marshal scheint als Fährtensucher nicht mehr richtig in Form zu sein!", meinte Grant.

"Wir nehmen den südlichen Pass!", entschied Jim Dunston, ohne sich die Mühe zu machen, aus dem Sattel zu steigen. Er preschte ein Stück voran, stoppte und blickte kurz zu Boden. Dann drehte er sich Sattel herum. "Was ist? Wollen wir sie etwa entkommen lassen?"

"Wieso sind Sie sich so sicher?", fragte Tomlin, ein farbiger Cowboy mit angegrauten Haaren. Vor zwanzig Jahren war er von einer Baumwollplantage in Alabama geflohen und trieb sich seitdem als Cowboy herum.

"Wenn diese Kerle einen Funken Verstand haben, dann nehmen sie die südliche Route... Richtung Blazer's Hill kann man seinem Gaul höchstens die Beine brechen! Und die Spuren sprechen auch dafür..."

"Spuren?", meinte Doug. "Wo sieht der Kerl Spuren?"

Jim preschte voran. Der Rest der Gruppe folgte ihm.

Der Marshal ritt jetzt nicht mehr ganz so scharf.

Er wollte nicht, dass die Pferde vorzeitig müde wurden.

Andererseits würden auch die Gäule der drei Bankräuber irgendwann langsamer werden.

Sie ritten auf die Felsen zu.

Jim lenkte sein Pferd in eine lange, schlauchartige Schlucht hinein.

Zu beiden Seiten ragten die Felsmassive steil und schroff auf.

Das Land war sehr karg.

Tagsüber brannte die Sonne erbarmungslos vom Himmel, in der Nacht wurde es sehr kalt.

Die spärliche Vegetation, die sich hier in den Sacramento Mountains fand, war halb vertrocknet, der Boden rissig und aufgesprungen. Immer öfter kamen sie über steinigen Untergrund. Die Pferdehufe verursachten darauf einen Höllenlärm. Die Geräusche wurden von den Felswänden als Echos zurückgeworfen und vielfach verstärkt. Meilenweit musste man sie hören können. Aber es gab keine Möglichkeit, das zu verhindern.

Diese Gegend ist ein ideales Rückzugsgebiet für jemanden, der sich verstecken will!, dachte Jim. Man hörte jeden, der sich hier her verirrte schon von weitem und konnte sich auf die Lauer legen.

Schließlich erreichten sie das Ende der Schlucht.

Sie musten einen steilen Hang emporreiten. Teilweise war die Steigung so stark, dass die Männer sich aus dem Sattel begeben und die Pferde führen mussten.

Die Stunden rannen dahin.

Endlich erreichten sie die Hochebene der Sierra de la Muerte, die sich bis zum Horizont erstreckte, nur unterbrochen von einigen Felsmassiven, die wie dahingeworfene Steinbrocken wirkten.

"Ich will verdammt sein, aber das da hinten sind sie!", rief Prutner.

Er kniff die Augen zusammen, blinzelte.

Die Sonne stand inzwischen ziemlich tief und begann schon milchig zu werden. Mitten am Nachmittag hatte sich der Überfall ereignet, jetzt war es früher Abend.

Jim Dunston zog sich den Hut etwas tiefer ins Gesicht.

Die Pferde waren ziemlich am Ende. Eigentlich brauchten sie dringend eine Pause.

Die kleinen, sich bewegenden Punkte in der Ferne...

Das mussten die Bankräuber sein.

"Wir müssen sie erwischen, bevor sie die Sierra hinter sich haben!", rief Jim. Er kannte sich inzwischen in der Gegend gut aus. Seit er in Lincoln Marshal war, hatte er des öfteren in die Sacramento Mountains reiten müssen, um irgendwelchen Verbrechern zu folgen. Und so wusste er, dass nach der Sierra das Land wieder abfiel. Ein längst ausgetrockneter Flußlauf hatte ein Canyon in den Fels geschnitten. Und wenn die Bankräuber ersteinmal dieses Labyrinth erreicht hatten, dann brauchten sie sich nur noch in irgendeiner Felsspalte zu verstecken und lange genug stillzuhalten, bis ihre Verfolger aufgegeben hatten.

Jim trieb seinen Gaul an, preschte voran.

Die anderen folgten ihm.

Doug hatte etwas Mühe damit.

Sein Pferd wollte einfach nicht mehr. Und der allergeschickteste Reiter war Doug im übrigen auch nicht.

"Ich komme schon nach!", rief er, als er sah, dass sich der Abstand zusehends vergrößerte.

Rasch näherten sich Jim und seine Leute den Bankräubern.

Die Distanz verringerte sich von Minute zu Minute.

Die Flüchtenden schien inzwischen auch begriffen zu haben, dass ihnen jemand immer dichter auf den Fersen war.

Immer deutlicher wurden sie sichtbar.

Einer von ihnen zog seine Winchester aus dem Scubbard, drehte sich im Sattel um und feuerte wild drauflos. Er fiel dadurch leicht zurück.

Zunächst war das ungefährlich. Er war noch außer Schussweite.

Aber dann wurde es enger. Jim duckte sich dicht an den Pferderücken, als die ersten Kugeln über ihn hinwegzischten.

Jim zog ebenfalls die Winchester aus dem Scubbard. Mit dem Colt zu feuern hätte wenig Sinn gehabt. Die Entfernung war einfach noch zu groß.

Die Flüchtenden erreichten inzwischen eine Gruppe von Felsen. Ihre Pferde wurden langsamer. Die Tiere mussten ziemlich am Ende sein. Jim feuerte in ihre Richtung.

Die Cowboys, die sich zum Aufgebot gemeldet hatten, versuchten das auch. Es kam nicht viel dabei heraus. Ein paar Agenblicke nur und die Bankräuber waren zwischen den Felsen verschwunden. Jim Dunston und seine Leute preschten im wilden Galopp heran.

Schüsse krachten.

Die Bankräuber hatten sich offenbar zwischen den Felsen verschanzt.

Und es würde nicht leicht sein, sie dort herauszuholen.

Auf dem Weg dorthin gab es so gut wie keine Deckung. Die Flüchtenden ballerten wie wild aus ihrer Deckung heraus.

Jim lenkte sein Pferd nach links, hängte sich seitlich an den Gaul heran, wie es die Prärie-Indianer des Nordens bei ihren Reiterangriffen zu tun pflegten. Immer noch peitschten Schüsse von den Felsen her.

Es erwischte das Pferd von Davy, einem der LD-Cowboys.

Es stürzte mit einem erbarmungswürdigen Wiehern zu Boden. Davy, ein großer, schlaksiger Mann mit blonden Haaren, sprang rechtzeitig ab. Er hatte seine Winchester in der Hand. Hart kam auf dem Boden auf, rollte, sich so gut es ging ab. Er rappelte sich auf. Der erste Schuss, den er abgab, galt nicht den Bankräubern, sondern dem Gaul. Davy wollte den Qualen des Tieres so schnell wie möglich ein Ende bereiten. Dann riss er die Waffe hoch, lud sie mit energischer Bewegung durch und feuerte. Schuss um Schuss ließ er in Richtung der Bankräuber loskrachen.

Prutner ritt heran, reichte Davy den Arm.

Davy begriff sofort.

Er schwang sich hinter Prutner in den Sattel.

In rasendem Galopp folgten sie Jim Dunston.

Die anderen hielten sich auf Distanz, ritten ebenfalls einen Bogen. Sie mussten sich der Gruppe von Felsblocken auf einem anderen Weg nähern. Hier waren sie einfach zu sehr auf dem Präsentierteller.

Aber diese Vorgehensweise bedeutete einen Umweg.

Für die Flüchtenden war das die Chance, sich davonzumachen und den Vorsprung wieder zu vergrößern.

Jim erreichte als erster die Felsen. Die Winchester hielt er im Anschlag. Aufmerksam ließ er den Blick schweifen.

Vermutlich hatten die Bankräuber ihre Chance genutzt und waren auf und davon. Die andere Möglichkeit war, dass sie sich hier irgendwo in den Hinterhalt gelegt hatten, um sich ihre Verfolger endgültig vom Hals zu schaffen.

Lester, ein weiterer Cowoby der LD-Ranch, holte Jim als erster ein. Dann folgten Tomlin und Grant.

"Dass Prutner und Davy jetzt auf einem Gaul sitzen, wird sich bald bemerkbar machen!", war Tomlin überzeugt.

Tatsächlich hingen die beiden jetzt schon ein Stück zurück. Ebenso wie Doug Crayne, mit dessen Reitkünsten es ohnehin nicht so weit her war.

"Ich würde an Stelle dieser Kerle zusehen, so schnell wie möglich zum Canyon zu gelangen", meinte Jim Dunston.

Grant nickte düster.

"Wenn sie den erreicht haben, sind sie sicher, falls sie sich nicht allzu dämlich anstellen."

Die Sonne wurde schon milchig.

Irgendwann würde sich die Dämmerung wie grauer Spinnweben über das Land legen und die Suche zusätzlich erschweren.

Jim trieb sein Pferd voran.

Dann zügelte er plötzlich sein Pferd.

Die anderen folgten seinem Beispiel.

Für Doug Crayne und die beiden Cowboys, die sich jetzt ein Pferd teilten, bedeutete das die Chance, wieder aufzuholen.

"Was gibt es?", fragte Tomlin.

Jim deutete auf den Boden. Jetzt sahen es auch die anderen. "Hufspuren", stellte Jim fest. "Und zwar mindestens von einem Dutzend Pferden..."

"Und sehr frisch!", ergänzte Tomlin.

"Indianer?", fragte Grant.

Jim Dunston schüttelte den Kopf. "Nein, es sind beschlagene Hufe."

"Benutzen die Mescalero-Apachen in den letzten Jahren auch immer häufiger!", gab Tomlin zu bedenken.

Jim schüttelte den Kopf. "Trotzdem - ich glaube nicht, dass es Indianer sind. Es wäre erstens zimlich weit abseits ihrer Reservation und zweitens kann ich mir den Mescaleros eigentlich keinen Grund denken, um hier her zu reiten.

Jagdbeute gibt es hier kaum."

Doug Crayne nahm seinen Hut ab, zerknautschte ihn und kratzte sich mit der anderen Hand am Hinterkopf.

"Mir gefällt das nicht", murmelte er. "Erinnert mich an eine böse Sache, die damals in der Gegend von Wichita passierte..."



4

Zwischen den Felsen trafen sie die drei Flüchtenden nicht mehr. Schließlich erreichten sie das Ende der Hochebene. Ein scharfer Bruch folgte. Ein Abgrund von mehreren hundert Yards gähnte. Einige schmale Pfade führten hinunter.

Maultiere waren hier wahrscheinlich schneller als Pferde.

Man hatte von hier aus einen ziemlich weiten Blick.

Unten, am Fuß der Schlucht durchzog ein ausgetrockentes Flussbett die Landschaft. Wenn man ihm folgte, gelangte man in eine Canyon-Landschaft.

"Da sind sie!", rief Grant. Er streckte den Arm aus, deutete auf einen bestimmten Punkt in dem ehemaligen Flussbett.

Dort waren tatsächlich drei Reiter zu sehen, die ihre Pferde ziemlich unbarmherzig vorantrieben.

"Außer Schussweite!", knurrte Prutner.

"Sie werden das Tempo nicht bis in alle Ewigkeit so durchhalten können!", meinte Tomlin.

"Wir leider auch nicht!", erwiderte Jim Dunston düster.

Er trieb sein Pferd vorwärts, ritt den schmalen Pfad entlang, der hinunter führte. Geröll rutschte durch den Auftritt der Hufe in die Tiefe. Die Flüchtenden mussten in einem geradezu halsbrecherischen Ritt hier hinuntergeprescht sein. Andernfalls hätten sie es nicht so schnell schaffen können. Jim war klar, dass er dasselbe riskieren musste, wenn er die Kerle noch erwischen wollte. Er steckte das Gewehr in den Scubbard zurück, um besser balancieren zu können. Dann drückte er dem Tier die Hacken in die Weichen.

Ein trittsicheres Cowboypferd.

Als die Gruppe endlich das ehemalige Flussbett erreichte, waren die Banditen längst im Canyon verschwunden. Ihre Spuren waren deutlich sichtbar. Noch war Jim nicht bereit aufzugeben. Noch nicht...

Aber er sah nicht nur die Spuren der drei flüchtenden Banditen, sondern auch die Abdrücke weiterer Pferde, die offenbar vorher hier hergezogen waren.

Tomlin fiel dasselbe auf.

"Würde mich wirklich interessieren, wer das ist!", meinte er.

Sie folgten dem Flussbett, dass sich wie eine Straße durch den Fels schnitt. Zu beiden Seiten ragten steile Wände und Hänge empor. Bevor der Fluss ausgetrocknet war, hatte sich das Wasser diesen immer wieder gewundenen und sich verzweigenden Weg durch den Stein gegraben.

Eine ganze Weile geschah nichts.

Unter den Männern herrschte Schweigen.

Aufmerksam beobachteten sie die umliegenden Felshänge.

Dann ertönten plötzlich Schussgeräusche.

Einige Flussbett-Biegungen entfernt war offenbar ein heftiges Gefecht im Gange. Vielfach hallten die Schüsse zwischen den Felswänden wider.

Das ganze dauerte nur einige Augenblicke. Dann herrschte Ruhe. Jim trieb sein Pferd voran, so erschöpft es inzwischen auch sein mochte. Die anderen folgten ihm so gut es ging.

Ein Galopp auf dem unebenen Boden war kaum möglich, ohne das Pferd zu gefährden. Daher ging es nicht ganz so schnell voran.

Das ehemalige Flussbett machte mehrere Biegungen kurz hintereinander.

Jim war der erste, der den Ort des Geschehens erreichte.

Die drei Bankräuber lagen tot auf dem Boden verstreut.

Ihre Körper waren regelrecht von Kugeln durchsiebt worden.

Die Waffen hatte man ihnen abgenommen. Und auch ihre Pferde hatten die unbekannten Killer mitgenommen. Damit natürlich die Beute, die die drei Banditen in der Bank von Lincoln eingesackt hatten.

Jims Hand ging zur Winchester.

Er zog das Gewehr aus dem Scubbard, lud es durch.

Die anderen holten ihn inzwischen ein.

"Diejenigen, die das getan haben, können noch nicht weit sein!", knurrte Tomlin.

Jim ließ den Blick die felsigen Hänge entlanggleiten. Es gab kanzelartige Vorsprünge, Höhlen und einige schmale Pfade, auf denen man hinaufgelangen konnte.

Hinter einem Felsvorsprung nahm Jim eine Bewegung wahr.

Er hob die Winchester.

Der Schuss des Unbekannten krachte bevor Jim abdrücken konnte. Sein Pferd stellte sich auf die Hinterhand. In den nächsten Sekunden wurde von allen Seiten geschossen. Die Angreifer saßen in den Felsen. Sie hatten sich gut verschanzt. Jim schätzte ihre Zahl auf mindestens ein Dutzend. Einer der ersten Schüsse traf Prutner. Davy, der hinter ihm im Sattel saß, erwischte es nur

Sekundenbruchteile später. Die beiden Männner wurden durch die Wucht der Geschosse zu Boden gerissen.

Tomlin riss sein Pferd herum, wollte den Gaul ein Stück zurückpreschen lassen. Dave feuerte er mit dem Colt zu den Angreifern hinauf, die gut geschützt in ihrer Deckung lagen.

Keine zehn Yards weit kam Tomlin. Die erste Kugel erwischte ihn am Waffenarm. Er schrie auf, der Colt entfiel seiner Hand. Der Hemdsärmel färbte sich rot. Der zweite Treffer erwischte ihn genau zwischen den Schulterblättern.

Die Unbekannten feuerten von allen Seiten. Den dritten und vierten Treffer spürte Tomlin schon gar nicht mehr. Er rutschte aus dem Sattel, während sein Gaul wiehernd davonstob.

Jim ließ sein Pferd ebenfalls davonpreschen. Er hängte sich seitlich in den Sattel, aber das bot nur zu einer Seite etwas Schutz.

Der Marshal feuerte die Winchester ab.

Aber die Chance, einen der Kerle zu treffen, war gering.

Ein gewaltiger Knall ertönte.

Das war Doug Crayne mit seiner Schrotflinte. Was er tat war vollkommen unsinnig. Die Schussweite der Flinte reichte überhaupt nicht aus, um irgendeinen der Angreifer zu erwischen. Die einzige Wirkung war, dass Dougs Pferd einen Riesenschreck bekam und voranstob. Glücklicherweise in die richtige Richtung.

Lester bekam sein Pferd nicht unter Kontrolle. Die Ballerei machte es vollkommen verrückt. Es stieg auf die Hinterhand. Ein halbes Dutzend Kugeln fetzte dem Cowboy der LD-Ranch in den Rücken. Sein Schrei hallte zwischen den Felswänden wider. Er kippte aus dem Sattel. Sein linker Fuß blieb im Steigbügel hängen und so wurde seine Leiche hinter dem durchgehenden Pferd hergeschleift.

Jim Dunston hatte inzwischen die nächstliegende Biegung des ehemaligen Flussbettes erreicht. Oben, an der Felskante sah er einen der Kerle. Er legte gerade ein Spencer-Gewehr an. Jim riss die Winchester hoch.

Die beiden Männer feuerten beinahe gleichzeitig.

Aber Jim traf.

Der Gewehrschütze stürzte mit einem Schrei hinab.

Etwas an ihm war merkwürdig. Der Tote trug einen Säbel an der Seite, wie man ihn eigentlich nur bei Army-Angehörigen vermutete. Ansonsten war er aber in Zivil gekleidet. Das klatschende Geräusch, mit dem er auf den steinigen Untergrund schlug, war noch zweimal als Echo zu hören.

Jim trieb sein Pferd voran.

In der Nähe gab es ein paar Felsbrocken, hinter denen man Deckung finden konnte.

Dort ließ er sich aus dem Sattel gleiten.

Doug Crayne war dicht hinter ihm. Auch er stieg vom Pferd.

Der dritte Mann, der vom dem Aufgebot überlebt hatte war Grant. Auch er erreichte die rettende Deckung. Er stieg aus dem Sattel, während Jim ihm Feuerschutz gab. Einen weiteren der unbekannten Killer holte er mit einem gezielten Schuss aus den Felsen. Der Kerl schrie auf, rutschte den Hang hinunter. Schließlich blieb er regungslos liegen.

"Heh, mit Grant stimmt etwas nicht!", rief Doug Crayne.

Jim drehte sich herum.

Grant kauerte hinter einem Felsen. Er atmete schwer. In der Rechten hielt er den Colt. Die Linke glitt nach hinten, ließ die Jacke zur Seite gleiten.

"Es hat mich erwischt!", flüsterte er. "Am Rücken... Oh, verdammt..."

Erneut brandete der Geschosshagel auf. Jim, Doug und Grant blieb nichts anderes übrig, als die Köpfe einzuziehen.

Dann verebbten die Schüsse. Hier und da waren Bewegungen in den Felsen zu sehen.

"Warum feuerst du nicht?", fragte Doug.

"Ich glaube, sie ziehen ab!", meinte Jim. "Die wissen genau, dass sie uns nur unter großen Verlusten aus dieser Deckung herausholen könnten. Und warum sollten sie das tun?

Sie haben die Beute der Bankräuber vermutlich an sich gebracht..."

"Ein Geschenk des Himmels für sie, was?", keuchte Grant.

"Ja", knurrte Jim.

Es wurmte ihn, diese unbekannten Banditen einfach davonziehen lassen zu müssen.

Schließlich hatten sie neben den Bankräubern auch vier Männer des Aufgebots auf dem Gewissen. Kaltblütig hatten sie sie abgeschossen. Aber Jim wusste, dass er seiner Wut jetzt nicht nachgeben durfte. Es ging schließlich auch um Grant.

Der Cowboy der LDS-Ranch war schwer verletzt und brauchte dringend einen Arzt. Und sein Leben war wichtiger als schnelle Genugtuung.

"Das müssen verdammt viele sein", murmelte Doug.

"Ja, und wahrscheinlich haben sie sowohl uns als auch die Bankräuber schon eine ganze Weile beobachtet... Verdammt!"



5

"Abteilung --- halt!", brüllte Captain Joe Davis. Der lange Zug von Kavalleristen kam zum Stillstand. Ihr Weg hatte sie von Fort Stanton aus mehr oder weniger am Flußufer des Rio Bonito entlanggeführt. Jetzt tauchten in der Ferne die Häuser von Lincoln auf. Außerdem war die Brücke zu sehen, die über den Rio Bonito führte.

Colonel Elias MacShane schaute zum gegenüberliegenden Flußufer. Denn dort befand sich ein Ort, der ihm noch in ziemlich angenehmer Erinnerung war...

Die Riverdale Ranch!

MacShane wandte sich an Major Alec Brady.

"Major!", bellte er.

"Ja, Sir?"

"Lager errichten und absichern!"

"Aye, Sir!"

"Wir übernachten hier! Geben Sie nicht mehr als einem Drittel der Männer zugleich Ausgang, sonst machen wir uns hier unbeliebt. Aber sagen Sie ihnen, dass sie heute vielleicht die letzte Gelegenheit haben, sich nochmal richtig vollaufen zu lassen!"

"Aye, Sir!", sagte der Major, dessen behandschuhte Hand sich an der braunbeigen Hutkrempe befand.

"Ich werde für ein paar Stunden nicht hier sein, Major!

Sie haben in der Zwischenzeit das Kommando!"

"Aye, Sir!"

MacShane atmete tief durch. Ganz unmilitärisch schob er sich den Hut in den Nacken und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Ganz in seiner Nähe befanden sich die Lieutenant Colonels Webster und Peacock.

Dem über-korrekten Webster sah man die Verwunderung darüber deutlich an, dass mit Major Brady ein rangniedriger Offizier das Kommando bekommen hatte. "Ich weiß, was Sie denken, Webster!"

"Sir, ich habe mich jeder Äußerung enthalten!"

"Was ich zu schätzen weiß!", grinste MacShane. "Aber ich denke mir, Sie könnten etwas Entspannung gebrauchen!"

Websters Augen wurden schmal.

"Wie meinen Sie das?"

Peacock hüstelte verlegen. Er wusste genau, worauf der Kommandant von Fort Stanton hinauswollte. Auf einen Besuch der Riverdale Ranch nämlich.

"Es gibt dort eine Bordell-Ranch mit einer hervorragenden Bar!", meinte MacShane. "Teufel, es ist bedauerlich, dass es schon so lange her ist, seit ich das letzte Mal hier war. Ich glaube, der Besitzer hat inzwischen gewechselt.

Jedenfalls habe ich so etwas läuten hören..." MacShane wandte sich an Bill Peacock. "Sie sind doch in letzter Zeit regelmäßig auf der Riverdale Ranch gewesen, wenn ich mich nicht irre!"

"Nun, Sir..."

MacShane grinste.

"Ich möchte nicht wissen, wie hoch Sie inzwischen bei Ihren Kameraden in der Kreide deswegen stehen!"

"Sir, das Leben ist kurz!"

"Bill, Sie reden mir aus dem Herzen! Was ist nun? Hat der Laden unter dem neuen Besitzer noch dieselbe Klasse?"

Peacock nickte "Hat er. Jim Dunston ist in Ordnung. Wir haben uns bei ein paar dieser außergewöhnlichen Drinks, die es in der Bar gibt, etwas angefreundet."

"Ah, da Sie gerade von diesen >außergewöhnlichen Drinks> sprechen... Dann ist dieser Jarmus O'Mahoney wohl auch noch da!"

"Ja, Sir!"

"Sehr gut! Man muss nur aufpassen, dass man nicht zuviel von diesen Drinks nimmt, damit man nicht zwischen den Brüsten einer der Girls einschläft, anstatt in Wallung zu geraten!"

Peacock hob die Augenbrauen. "Wenn selbst Sie vor dieser Gefahr warnen, Sir, dann ist sie gewiss ernstzunehmen!", spielte er dann auf die Trinkfestigkeit seines Vorgesetzten an.

MacShane lachte dröhnend.

Als der Colonel sich beruhigt hatte, fuhr Peacock fort:

"Jim Dunston ist übrigens auch der Town Marshal von Lincoln!"

MacShane sah etwas erstaunt aus.

"Das trifft sich gut!", fand er. "Da ich mit dem Town Marshal ohnehin zu reden hätte, ist unser Besuch auf der Riverdale Ranch ja schon fast dienstlich zu nennen..."

"Colonel...", meldete sich jetzt Webster zu Wort. "Ich würde ehrlich gesagt lieber bei unseren Leuten bleiben..."

MacShane schüttelte den Kopf. "Sie kommen mit uns, Webster. Ich will, dass Ihnen die Girls dort so einheizen, dass Ihnen hören und sehen vergeht!"

"Aber, Sir!"

"Das ist ein Befehl, Webster!"

"Sir, das ist nicht Ihr Ernst!"

"Die vor uns liegende Mission kann sich etwas in die Länge ziehen und ich möchte, dass Sie während dieser Zeit etwas entspannter drauf sind!" Er ließ sein Pferd voranpreschen. "Los! Vorwärts!" rief er. "Wie Bill schon sagte - das Leben ist kurz!"