Michael Cibula

Seiner teuren Freundin 
Frau Mathilde Muhr 
geb. von Colomb 
zugeeignet.



In jungen Jahren hatt' ich einen Traum 
Von einem glanzverklärten Dichterleben. 
Ich hielt mich selbst für einen grünen Baum, 
Der müden Wandrern könnte Schatten geben.

Jetzt weiß ich's längst! Der Wipfel ist ein Blatt, 
Verdorrt in sonnenschwülen Sommertagen. 
Der Herbstwind rauscht ... Das Blatt wird welk und matt 
Auf Sturmesschwingen brausend fortgetragen.

Drum, statt mit frühlingsfrohem Rosenglanz 
Der Freundin teuren Namen zu umgeben – 
Als dürres Herbstlaub wie ein Totenkranz, 
Nimm dieses Stück von meinem besten Leben.

Bergfrieden, 24. September.

Einführung

In den Karpaten, dort, wo sie am höchsten und wildesten sind, liegt, fernab von jeder Kultur, in einem engen und waldreichen, aber schönen und fruchtbaren Tale ein uraltes Dorf.

Das Tal heißt die Verrös und das Dorf Piatra.

Piatra wurde von den Römern gegründet, welche schon während der Republik in die Karpaten kamen und daselbst in der Verrös die ersten Silbergruben und Goldbergwerke Europas ausbeuteten, Minen, von denen seit geraumer Zeit jede Spur verloren gegangen. Die Bauern von Piatra nennen sich nicht Ungarn, sondern »Nachkommen der Römer«.

Sie bewohnen Blockhäuser, die sich wie eine vom Lämmergeier bedrohte Herde schwarzer Bergschafe hoch am Rande der Schlucht zusammendrängen, an den Klippen hängend, als ob sie sich aneinanderklammerten, um nicht hinabzustürzen.

Ringsum nachtet der Tann, dicht und mächtig wie Urwald. Er steigt aus der Tiefe auf, hoch hinan bis zu den ungeheuren Felsenwänden der Alpen.

Hin und wieder erhellen freie Stellen das Waldesdunkel, die, von weitem gesehen, im Sonnenschein wie große goldige Lichter auf dem schwarzen Grunde schwimmen. Noch sind solcher märchenhaften Eilande inmitten des Meeres von düsteren Arvenwipfeln und Tannenspitzen nur wenige; und es befinden sich dieselben beinahe ausschließlich auf der, dem Dorfe Piatra gegenüberliegenden, sonnigen und fruchtbaren Seite der Schlucht.

In der Tiefe bahnt sich ein ungestümer Bach zwischen Felsentrümmern und entwurzelten Riesenfichten seinen jungen Lebensweg. Das Wässerlein braust und schäumt wie in Wut über die vielen Hindernisse, die sich seinem Laufe entgegenstemmen. Vorwärts drängend stürmt es von Klippe zu Klippe.

Wald und Gebirge wimmeln von edlem Wild, von Hirschen und Rehen. Auf den Halden balzt der Auerhahn, höher hinauf haben Schneehühner und Berghasen ihr Revier, wilde Schafe und Ziegen sind häufig, der Bach liefert köstliche Forellen, und in den Waldseen wird den Muränen und den Aalen nachgestellt. Aber es gibt auch Adler und Lämmergeier, Luchse und Wölfe, und seit alters her sind die Bauern von Piatra berühmte Bärenjäger.

Ein einziger Weg führt aus der Welt in die Wildnisse des Verröstales, eher ein Pfad zu nennen als eine Straße. Gras und Blumen überwuchern ihn, und was von den abschüssigen Wänden an Gestein und Erdreich darauf niederrollt, bleibt liegen. Bis zu dem nächsten spärlich bewohnten Tale braucht ein tüchtiger Fußgänger einen starken Tagesmarsch.

Die Bauern von Piatra sind sesshafte, schwerfällige Leute, die sich ungern vom Flecke rühren. Daher kommt es, dass nur der eine oder der andere dieses Völkchens von der Welt mehr zu sehen erhält, als Felsen und Wald. Es ist auch ein jeder damit zufrieden, und niemand wünscht sich in seinem Leben mehr zu sehen, als Felsen und Wald, die beide den Bauern von Piatra gehören, so viel sie davon erblicken. Vielleicht macht diese stolze Umschau, die sie tagtäglich halten, sie so selbstbewusst: ein echter Bauer von Piatra hat in seinen Augen etwas von dem Blick eines Herrschers.

Was etwa der eine oder der andere winters am Herdfeuer den Seinen von der Welt jenseits ihrer Felsen und Wälder zu erzählen weiß, klingt den Zuhörern so befremdlich, dass sie ungläubig den Kopf dazu schütteln; sie lauschen, als hörten sie Märchen. Aber zu den wirklichen Märchen, die sie einander erzählen, hat noch niemals ein Bauer von Piatra den Kopf geschüttelt.

Indessen das seltsamste, das von diesem seltsamen Alpenvolke berichtet werden dass es, auf Grund seiner sagenhaften römischen Abstammung, sein Dorf für einen freien Ort, sein Gebirge und seinen Wald für einen freien Staat hält; und noch sagenhafter mag es sich anhören, dass man die kleine Felsenrepublik in Frieden das scheinen lässt, was sie seit unvordenklichen Zeiten zu sein behauptet. Kein Bauer von Piatra sendet seine Söhne zum Heeresdienst, keiner weiß von einer Regierung, keiner fragt nach einem Herrn und nach Gesetzen. Wie sie die Welt vergessen haben, so sind sie von der Welt vergessen worden.

Über ihre absonderlichen Rechte und Befugnisse haben sie uralte Dokumente aufzuweisen, ehrwürdige vergilbte Urkunden, deren Echtheit und Unantastbarkeit noch keiner von ihnen angezweifelt hat; das wäre auch keinem zu raten.

Dieses Geschlecht von Wald- und Bergkönigen von Gottes- und eigenen Gnaden ist ein überaus stattlicher Menschenschlag: hoch und schlank von Gestalt, die Glieder kräftig und zugleich geschmeidig, das Gesicht dunkel, mit großen und stolzen Zügen. Alle haben prachtvolles helles Haar und schwermütige dunkle Augen. Die Frauen sind häufig sehr schön.

Es ist ein ernsthaftes und schweigsames Volk. Die unerhörte Abgeschlossenheit ihres Tales, das Düstere ihrer Berge und Wälder hat sie selbst verschlossen und düster gemacht. Sie leben in einer Wildnis, von deren Größe und Furchtbarkeit etwas in ihre Seelen überging.

Die Bauern von Piatra haben ihre eigene Tracht, schön und phantastisch; sie sprechen ihre eigene Sprache, die, beschränkt in ihren Ausdrücken, voller Pathos ist; sie haben ihre eigenen Gebräuche und Gesetze, und es ist beinahe, als hätten sie auch ihre eigene Religion, trotzdem sie dem Namen nach Katholiken sind.

Heimatliche Sage und Sitte achten Sohn und Enkel, wie Vater und Großvater sie geachtet haben; wer dagegen seine Stimme erhebt, gilt als Frevler, des Todes würdig.

Es ist ein Volk, das keine Feste kennt und keine Lieder singt; dafür quillt ihm ein unerschöpflicher Born von Märchen und Geschichten. Die Phantasie dieser einsamen Menschen bevölkert die ganze Landschaft mit gespenstischen Wesen, mit Geistern und Alraunen. Jeder Berg hat seinen Kobold oder seine wilde Frau; aber es gibt unter der ganzen großen Geisterschar keinen, der dem Menschen freundlich gesinnt wäre. Alle sind tückisch und feindselig. bringen Unheil, locken ins Verderben, stürzen in den Tod. Wer von einem Bären zerrissen, unter einer Lawine oder einem Bergsturz begraben wird, wer in einen Abgrund stürzt und vom Blitz erschlagen wird, der ist den finsteren Mächten zum Opfer gefallen. Und da der Unglückliche unkommuniziert gestorben, gilt er überdies für ewig verdammt.

Je dumpfer diese Waldleute dahinleben mit Seelen, welche die ewige Musik des Urwalds, das Rauschen und Brausen der Wipfel in Schlaf gewiegt hat, ein umso mächtigeres Leben gewinnen die wenigen ursprünglichen Empfindungen, aus denen ihre Gefühlswelt besteht: ihre Heimatliebe und jener finstere, furchtbare Aberglaube, den sie ihre Religion nennen. Was eine wurde ihre tiefste und reinste, das andere ihre verderblichste und wildeste Leidenschaft.

Um größeren Herden zu nähren, bieten Piatras Umgebungen zu wenig Weideland. Zwar hätten sie aus der anderen Seite der Schlucht für ihre Tiere Futter in Fülle gefunden; da sie sich indessen nun einmal diesseits befanden, blieben sie auch dort. Auch sind die Bauern von Piatra niemals eigentliche Viehbauern gewesen; ebenso wenig Feldbauern. Drüben auf der Südseite war vortreffliches Ackerland, aber drüben war Waldung, und kein Bauer von Piatra wäre jemals auf den Gedanken gekommen, dass man, um Ackerland zu gewinnen, Wald ausroden könne. Seitdem man vor geraumer Zeit die »neue« Kirche gebaut hatte, war in der Verrös kein größerer Holzschlag ausgeführt worden.

Die »neue« Kirche war ganz aus kostbaren Zirbenstämmen errichtet; im übrigen auch sie nichts anderes, als ein mäßig großes Blockhaus, lang und schmal, an der Seite mit einem hohen Anbau, den die Waldleute voller Stolz »den Turm« nannten. Die Glocke, die in diesem Turm tagsüber gar viele Male geläutet ward, stand bei jung und alt in hohem Ansehen, als sei sie eine vornehme Persönlichkeit.

Späterhin bemächtigte sich vieler Gemüter der leidenschaftliche Wunsch, in Piatra ein steinernes Gotteshaus zu besitzen. Die Beratungen, die darüber ein Jahrzehnt hindurch abgehalten wurden, führten zu keinem Ergebnis; denn wie sollte man in Piatra eines Baumeisters und vieler Steinmetzen habhaft werden? Selber Steine zu brechen, heranzuschleppen und zu schichten, duldete die Würde der Bauern von Piatra nicht, und an seiner Würde hätte ein Bauer von Piatra selbst nicht um Gottes- und der Heiligen willen sich etwas vergeben. Überdies verstand sich die Kunst der Waldleute nur auf Holz.

Auch stimmten die Cibula gegen den Steinbau. Die Cibula gehörten zu einer der ältesten Familien des Dorfes, aus der die größten Bärenjäger Piatras hervorgingen. Es waren Männer von trotziger und zornmütiger Art; und wenn es in Piatra überhaupt geschehen konnte, dass jemand sich gegen einen geheiligten Brauch erhob, war dieser große Übeltäter sicher ein Cibula: nur ein Cibula konnte es wagen, eigene Gedanken zu haben und zu sagen, was er dachte. Niemand gebürdete sich so wild über alles, was in Piatra streng nach dem Herkommen geschah, wie die Cibula; trotzdem verteidigte niemand in der Gemeinde die alten Rechte so entschieden, liebte niemand das Walddorf mit seinen eigentümlichen Sitten so glühend wie diese Familie. Sie stand in großem Ansehen, wurde jedoch ihrer unbezähmbaren Natur und ihres wilden Wesens halber allgemein gescheut, so dass die Republik möglichst Frieden mit diesen Republikanern zu halten suchte.

Die Cibula also stimmten gegen den Steinbau.

Aber für die Errichtung der neuen Kirche war der ganze Stamm der Dozana, die, indem sie dem alten Freistaat seit langen Zeiten seine Priester gaben, die geistlichen, infolge dessen auch die weltlichen Machthaber Piatras waren. Da dies einmal Brauch geworden, dachte niemand arges dabei – außer wiederum die Cibula. Diese unruhigen Köpfe behaupteten: Piatra wäre eine freie Bauerngemeinde und kein Priesterstaat! Als Folge ergab sich, dass seit Menschengedenken die Dozana und die Cibula miteinander in Fehde lagen, Piatra demnach, wie weiland Verona, seit Menschengedenken in zwei feindliche Lager geteilt war. Bei dem wilden Blute und den heißen Leidenschaften, welche beiden Parteien gemeinsam waren, würde dieser Zwist sicher nicht ohne Gewalttaten geblieben sein, wären die Cibula nur die heftigsten und nicht zugleich auch die frömmsten Gemüter Piatras gewesen: so oft im Gemeinderate ein Priester seine Stimme erhob, glühte in den Augen der Cibula die alte Erbfeindschaft auf; aber sowie derselbe Mann in der Kirche seines Amtes waltete, senkten sich vor dem Diener Gottes die trotzigen Häupter. Im Gemeindehause war der Dozana des Cibula schlimmster Feind, in der Kirche sah jeder Cibula in seinem Nebenbuhler nur den geweihten Diener des Herrn, vor dem er in Demut die Knie beugte, wenn jener ihm das Allerheiligste zeigte. Und demselben verhassten Manne beichtete der Cibula seine Sünden und ließ sie sich von ihm vergeben; von demselben verhassten Manne hoffte er auf seinem Sterbebette die Versicherung der Versöhnung mit Gott und eines ewigen Lebens zu empfangen. So hielten es alle Cibula mit allen Dozana, die Priester waren, und niemals wäre es ihnen in den Sinn gekommen, dass in Piatra ein anderer als ein Dozana hätte Priester werden können. Sie wären die ersten gewesen, sich gegen einen Fremden zu wehren: gehörte es doch mit zu jenen verbrieften heiligen Rechten und uralten Privilegien der Waldleute, sich ihre Geistlichen aus der Gemeinde zu erwählen.

Schon bei Lebzeiten des jeweiligen Geistlichen traten die Häupter von Piatra zusammen und bestimmten aus dem Stamm der Dozana den Nachfolger, der zuweilen – ein zweiter Cincinatus – von den Herden hinweg, oder von der Jagd auf Bären zurückberufen wurde. Ohne an die Möglichkeit eines Widerstandes zu denken, fügte sich der Erwählte dem Beschlusse der Väter und ließ sich hinausschicken in die fremde, unbekannte und gefürchtete Welt, zunächst um zu lernen. Starb inzwischen der Geistliche, so sandten die Waldleute eine Deputation in die nächste Stadt, sich von dort einen Interimspriester zu erbitten, der in Piatra als hochangesehener Gast behandelt wurde, ohne dass jemals die Waldleute Zutrauen zu ihm gefasst hätten.

Unterdessen bereitete sich der junge Waldbauer zum Waldpriester vor. Mit Lesen und Schreiben begann es, um mit der Erteilung der Weihen zu enden. Erst wenn in des Jünglings Locken die Tonsur eingeschoren worden, durfte er zurückkehren in die heimatlichen Wälder, nach denen er sich in Sehnsucht verzehrte. Was ganze Dorf machte die festlichsten Anstalten zum Empfange seines jungen zukünftigen Regenten, Häuser und Küche wurden geschmückt, es ward gejagt, gefischt und geschlachtet – es ward gekocht, gebacken und gebraten. Ward auch gebraut! Ehe an dem großen Tage die Sonne aufging, zog, wer mitziehen konnte, Männer, Frauen, Kinder im Festschmuck dem Ankömmling entgegen. Es war wie eine Prozession. Die lauten Gebete der frommen Schar weckten das Echo der Felsen, schaurig die erhabene Stille der Wälder durchhallend. So wanderten sie bis zu der Grenze ihres Gebietes; ein Kreuz bezeichnete den Ort, Hier erwarteten sie ihren heimkehrenden Sohn.

Wer sich vor dem neuen Geistlichen am tiefsten neigte, das waren die Cibula.

So lebten sie von Geschlecht zu Geschlecht, so lebten sie noch Ende des letzten Jahrhunderts, in welcher Zeit die Begebenheiten, die in diesen Blättern erzählt werden sollen, sich ereigneten.

Erstes Kapitel

Die Juden kommen!

»Die Juden kommen!«

Das Geschrei drang aus dem Walde. Wie ein Schwarm Tauben, die der Habicht auseinander getrieben, flüchteten die Kinder ins Dorf. Hinter hohem Taxusgebüsch versteckt, hatten sie schon seit einer Woche jeden Morgen nach den Händlern ausgespäht. Heute nun, in früher Stunde, sahen sie die fremden Männer mit ihren Saumtieren nach Piatra heraufsteigen: dort, wo der Tann sich lichtete und der Pfad steil an den wilden Wänden der Verrös emporlief. Sogleich fasste Angst die Kinder. Schreiend rannten sie davon, sich bei ihren Müttern zu bergen. In ihren langen, faltigen Röckchen aus ungebleichter Leinwand und mit den nackten Füßen sahen sie aus, als hätten die Juden sie aus den Betten gejagt. Wie das in der Welt so zugeht, wurden bei der allgemeinen Flucht die Schwächeren von den Stärkeren im Stich gelassen. Wehklagend liefen die Mädchen hinter den Knaben drein, die Frühlingsblumen, mit denen sie sich beladen, warfen sie fort, so dass der Weg mit Anemonen, Veilchen und Primeln bestreut wurde.

Nur Urs Cibula blieb bei seiner Spielgefährtin zurück. Die kleine Ilja Dozana, die in ihrem weißen Kleide und dem Kranz von Narzissen wie eine junge Nymphe aussah, weinte bitterlich; aber ihr Freund tröstete sie:

»Wenn die Juden dir etwas zu leide tun, sage ich's meinem Vater; dann schlägt mein Vater die Juden tot, und bin ich erst groß, so helfe ich ihm.«

Dabei schüttelte er zornig seine gelben Locken und machte ein wildes Gesicht, gerade so wie er seinen Vater es machen sah, wenn in dessen Gegenwart von den Juden die Rede war.

Aber die kleine Ilja weinte nur um so bitterlicher; sie schluchzte:

»Nicht totschlagen! Nicht totschlagen!«

Darüber wurde Urs Cibula so zornig, dass er seine beste Freundin ihrem Schicksal überließ, welches kein anderes war, als bei lebendigem Leibe von den Juden gebraten und gespeist zu werden. Er lief fort, wohl an die hundert Schritte; als er sich umsah, stand die kleine Todesbraut ganz gelassen mitten im Wege, Sie weinte sogar nicht mehr. Da machte der treulose Ritter schleunigst kehrt, so dass er atemlos bei seiner verlassenen Dame anlangte. Jetzt lachte diese. Hand in Hand gingen nun beide Kinder ruhig hinter den Flüchtenden her. Sie plauderten, »Jetzt geben wir den Juden wieder unseren süßen Honig, so viele Schinken und alle unsere hübschen Felle,« klagte das kleine Hausmütterchen.

Aber der Knabe berühmte sich: »Wir geben ihnen nichts; mein Vater gibt keinem Juden auch nur ein Stück. Den Schinken essen wir selbst und den Honig auch; unsere Felle aber und unsere heiligen Frauenbilder, die bringt mein Vater in die Stadt. Die ist weit.«

Als Trost fiel dem Mädchen ein, was ihre liebe Mutter für Honig, Schinken und Felle von den Juden bekam: bunte Bänder, süße Gewürze. Da jedoch die Mutter ihres Spielgefährten keine dieser Herrlichkeiten eintauschen würde, schwieg sie, um ihren Freund nicht zu kränken.

Im Dorfe trennten sie sich. Beide Kinder wohnten in den zwei schönsten Häusern von Piatra. Aber das Haus von Iljas Mutter lag neben der Kirche, hatte eine prächtige Halle und ein höheres Dach, als dasjenige der Eltern von Urs Cibula.

Dafür stand das letztere dicht am Rande der Schlucht und war von einem herrlichen Blumengarten umgeben.

»Die Juden kommen!«

Die Frauen traten aus den Häusern und eilten die Gassen hinab, den flüchtenden Kindern entgegen.

Jede Mutter bemächtigte sich ihres kleinen schreienden Eigentums, nicht ohne Besorgnis, dass diesem schon durch den bloßen Anblick der Juden ein Leides zugefügt worden. Noch ein hastiges Gespräch mit den Nachbarinnen, lautes Rufen nach den Männern, und die Frauen zogen sich in ihre sicheren Häuser zurück, zunächst um die Kinder und sich selbst mit geweihtem Wasser zu besprengen. Darauf wurden zum Schutz der Kleinen die Mägde und älteren Töchter herbeigerufen und diesen auch die Hut der Säuglinge übergeben.

Die Jungfrauen sperrten die Kinder in die Kammern und drohten ihnen: »Seid ihr nicht brav, so bekommen euch die Juden zum Schlachten.«

Das zähmte die Wildesten.

Unterdessen legten die Bäuerinnen ihre Festtracht an: nicht der Fremden wegen, die sie verachteten, sondern sich selber zu Ehren und damit alles nach Brauch und Herkommen geschehe. Die weißen faltenreichen Gewänder mit den langen, bis zu den Knien herabhängenden Ärmeln und den bunt gestickten Säumen kleideten das schöne Frauengeschlecht der Verrös gar feierlich. Um die kräftigen Hüften trugen sie starke Stricke, dicht mit den leuchtenden Brustfedern des Auerhahns besetzt, dass es aussah, als wären die Bäuerinnen von Piatra mit Juwelen gegürtet; auf dem hellen Haar prangte eine hohe Haube aus zottigem schwarzen Bärenfell, die Hochzeitsgabe des Bräutigams. Mächtige Ketten schwarzer Granaten umschlossen in vielen Reihen den braunen Hals.

Während die Bäuerinnen sich so schmückten, gedachten sie voller Hoffnung und zugleich voll geheimen Bangens der längst mit Sehnsucht erwarteten Ankunft der Fremden, die Heiligen bittend, das Gedächtnis ihrer Hausherren zu stärken, damit nichts, was von den klugen Ebräern einzutauschen erwünscht oder nötig wäre, vergessen werde. Aber sie durften nicht wagen, zu mahnen; denn in der Verrös besaßen die Frauen – obgleich Frauen einstmals in der Verrös Heldentaten begangen und Piatra von seinen Feinden befreit hatten - - nur mehr oder minder leise Stimmen im Rate des Hauses; erhoben sie indessen einmal ihre Stimmen, so geschah das mit solchem Nachdruck, dass der Mann ohne weiteres verstummte. Heute jedoch, auf der offenen Gasse, wo der Tausch geschlossen wurde, mussten sie, dem Brauche gemäß, schweigen.

Nun hatten sie freilich den ganzen langen Winter hindurch eifrig Sorge getragen, dass jedes Stück, dessen Haushalt und Familie bedurfte, häufig genannt, ausführlich besprochen und so den vergesslichen Gemütern der Männer eingeprägt worden. Trotzdem hegten die guten Weiber nicht unbegründete Zweifel, ob ihre Eheherrn auch alle Wünsche in Erinnerung behalten würden; denn gewisse weibliche Bedürfnisse schien das Gedächtnis der Gatten und Väter niemals bewahren zu können. In den meisten Häusern von Piatra fehlte es an Bandwerk, Wollenzeugen, Kochgeschirren und an manchen anderen nützlichen oder angenehmen Geräten und Dingen. Sicher war, dass die Männer zum mindesten die kostbaren Gewürze gänzlich vergessen würden! Und wie ließ sich ohne Gewürze Kuchen bereiten? Und wie ohne Kuchen ein Fest feiern? Fehlte der Kuchen oder missriet er wegen Mangel an den nötigen Gewürzen, so würden die Männer sicher nicht säumen, zu murren. Trotzdem wurde jedes Jahr das eine oder das andere nicht reichlich genug oder schlecht von ihnen eingehandelt. Und jedes Jahr wurden die Waldleute von den klugen Juden betrogen. Das letzten Mal hatten

die Händler ihnen verdorbene Gewürze gegeben, das Mehl war mit Staub vermischt gewesen und zwischen dem Flachs hatte Hanf gesteckt. So hatten die Bäuerinnen ihre großen Kümmernisse und Nöte; und es war ein Trost für die beschwerten Gemüter, dass die gute Gottesmutter, die sich ja auf Hausfrauensorgen verstehen musste, an allem Leid, das den Bäuerinnen von Piatra widerfuhr, getreuen Anteil nahm.

»Die Juden kommen!«

Auch die Männer gerieten bei der Nachricht in Aufregung, so viel es bei einem Bauern von Piatra die Würde zugab. Jeder ließ seine Arbeit und trug mit dem Sohne oder Knecht alles, was längst in den Kammern aufgespeichert lag, hinaus auf den Platz vor der Kirche. In geziemender, ehrerbietiger Entfernung von dem Heiligtume stellte ein jeder auf, was er besaß: Honig und Käse, gedörrte Bärenschinken, und getrocknete Forellen, Felle und Häute; auch allerlei Federwerk und Holzschnitzereien, in welchen Arbeiten die Leute von Piatra große Künstler waren.

»Die Juden kommen!« rief der Priester Stefan Dozana seiner Schwägerin Maura zu, die ihm nach dem Tode ihres Mannes in dem alten Familienhause der Dozana die Wirtschaft führte. Er kam mit hastigen und starken Schritten aus dem Walde. Den langen weißen Bauernmantel über seinem Priesterrock, auf dem Kopf die Mütze von Otterfell, die Büchse über der Schulter, glich er eher einem bäuerischen Krieger, als einem Diener des Evangeliums.

Als er ins Haus trat und mit heftiger Bewegung die Kappe abnahm, ließ sich nur an dem kurzen Gekraus in der Mitte des hellen Lockengewirres erkennen, dass dieser Kopf die Tonsur trug.

Er war noch jung, eine hohe Gestalt, ein Gesicht mit stolzen und festen Zügen. Wenn er in der Kirche das Kreuz aufhob, so hielt er das heilige Zeichen wie ein Zepter über den geneigten Häuptern seiner Gemeinde; und wenn er über ihnen den Segen sprach, tat er es wie ein Fürst, der den Ritterschlag erteilt. Seine Augen glühten wie in Kampfbegier, und seine Lippen waren so rot und heiß, als hätten sie lieber auf eines lebendigen Weibes Mund brennen, als der himmlischen Jungfrau die wächsernen Hände küssen mögen.

Mit volltönender Stimme, der das Gebieten natürlich war, wies Stefan Dozana Schwäherin und Gesinde an, nach den Tauschwaren zu sehen und sie auf den Platz zu schaffen. Denn da die Bauern von Piatra ihren Seelenhirten nicht mit Geld, sondern mit den Erzeugnissen des hohen Tatra zahlten, so waren in keinem Hause sämtliche Kammern so wohlgefüllt, so wurden in keinem Hause der Frühling und mit ihm die Ankunft der Juden so ungeduldig erwartet, wie in dem ansehnlichen Balkenhause neben der Kirche, das seit Jahrhunderten die Familie der Dozana bewohnte.

»Die Juden kommen!« kündigte Michael Cibula mit rauer Stimme seinem Weibe an, das im Garten mitten unter ihren Blumen saß und aus blühendem Rosmarin eine Brautkrone wand. Und er gebot ihr: »Geh ins Haus, schicke Simo nach dem Knaben und lasse dich bis zum Abend nicht auf der Gasse sehen.«

Sogleich raffte Josepha die duftenden Zweige zusammen und erhob sich langsam. Ihre sanften und schwermütigen Augen suchten schüchtern den düsteren Blick ihres Mannes; aber Michael Cibula wandte sich ab und ging ins Haus. Noch ehe Josepha ihm folgen konnte, trat er schon wieder heraus, die Büchse in der Hand, die Mütze auf dem Kopfe.

»Ich gehe in den Wald. Rüste das Abendmahl, ohne auf mich zu warten; vor Nacht komme ich nicht zurück.«

Er ging, traurig sah Josepha ihm nach. So gern hätte sie ihm etwas gesagt, wusste, rauen Mann jetzt wild und zugleich weh um das Herz war. Doch fand sie niemals das rechte Wort.

Jedes Frühjahr, wenn die Waldleute den Besuch der jüdischen Händler erwarteten, ereignete sich im Hause Michael Cibulas dasselbe: noch ehe die Kinder, hinter den Taxusbäumen versteckt, nach den ersehnten und zugleich gefürchteten Fremden ausspähten, verdüsterte sich Michael Cibulas Antlitz und Wesen, die beide niemals heiter waren. In stillem Ingrimm ging er umher, mehr als je von dem Gesinde gefürchtet, von den Nachbarn gescheut und von seinem Weibe mit bangem Flehen angesehen, mit Blicken heimlicher Liebe, auf welche Josepha nie eine Antwort empfing. Kamen die Juden, so befahl er sein Haus zu schließen; er selbst verließ das Dorf. An dem allgemeinen Tauschgeschäft beteiligte er sich niemals. Jedes Jahr stieg er mit den Knechten schwerbepackt in die Täler und Ebenen nieder; lange blieb er aus, um mit reichem Erwerbe wieder zu kommen. Jedes Jahr ward sein Gemüt mehr und mehr erfüllt von allem, was er in den Städten sah, jedes Jahr hielt er nach seiner Heimkehr im Gemeindehause lange und feurige Reden: von dem Großen und Gewaltigen, davon die Welt voll war. Er berechnete seinen Gemeindegenossen den Vorteil, den es ihnen bringen würde, wenn sie mit ihren Waren in die Städte auf den Markt zögen; er bewies ihnen, wie sie von den Juden betrogen wurden, und pries, was sie lernen, erwerben und gewinnen könnten. Und jedes Jahr schüttelten die Bauern zu solchen hitzigen und wunderlichen Reden die Köpfe, bis Michael Cibula in hellem Zorne davonging.

Aber am meisten kränkte es ihn, dass einer gegen ihn war, der für ihn hätte sein müssen, wenn ihm das Wohl und Gedeihen der Gemeinde am Herzen lag: das war Stefan Dozana. Der Priester hätte es besser wissen müssen.

Allmählich versammelten sich die Waldleute vor der Kirche. Ihre Röcke waren von demselben Stoff und von ähnlichem Zuschnitt wie die Gewänder der Frauen, am Saum mit breiten, bunten Lederstücken besetzt, oft in den kunstvollsten Mustern. Sie trugen Schuhwerk von Wildleder, das bis hinauf zu den Knien reichte und gleichfalls bunt ausgenäht war. Ein weiter, weißer Mantel vervollständigte die schöne Tracht. Der Kopf blieb unbedeckt, im reichsten Lockenschmuck prangend; den Jungen fiel das Haar tief in die Stirn hinein.

Das Aufstellen der Tauschwaren geschah ohne Unruhe und Hast; man hörte dabei kein lautes Wort. Nachdem alles geordnet, trat jeder an das Seinige heran, würdevoll die Händler erwartend. Auch Stefan Dozana stand hinter seinen Waren; sie lagen der Kirche am nächsten.

Jetzt rückten die Frauen an, langsam und feierlich schreitend. Ohne sich bei den Männern aufzuhalten, traten sie, je nach Rang und Alter, dicht an die Kirche, mit ihren hellen Kleidern den dunklen Hintergrund der Holzwände förmlich erleuchtend. Zwischen ihnen und den Männern blieb ein freier Raum; so erheischte es in Piatra der Brauch.

Die Juden kamen.

Es waren braune, fremdartig aussehende Männer mit schwarzen, klugen Augen und langen Bärten, in dunkle Kaftane gekleidet. Einige hatten ein verschmitztes, andere ein würdiges Aussehen, die meisten führten hochbeladene Maultiere hinter sich her; aber dieser und jener von den jüngeren zog an einem schweren Karren oder trug sein Bündel auf dem Rücken.

Die Waldleute empfingen sie wie Könige, die Audienz erteilen: tief neigten sich die Ebräer vor ihnen. Dann packten sie ab. Die Rast nach der beschwerlichen Reise hatten sie vor dem Dorfe gehalten, denn die Bauern von Piatra gewährten keinem Juden längeren Aufenthalt zwischen ihren Häusern, als notwendig war, den Tauschhandel abzuschließen; und auch dieser durfte nicht über ein gewisses Zeitmaß ausgedehnt werden: Vormittags war ihnen gestattet zu kommen, mussten sie wieder gehen. Niemals hatte ein Jude in Piatra genächtet, niemals war ein Jude in Piatra gespeist und getränkt worden. Die Cibula allein hatten einst von diesem uralten Brauch eine Ausnahme gemacht und schwer dafür büßen müssen.

Jetzt begann bei den einen der Tausch, bei den anderen das Geschäft. Die einen verhandelten mit unerschütterlicher Ruhe und Würde, die anderen unter leidenschaftlichen Gestikulationen und mit mächtigem Geschrei. Von ferne standen die Weiber, voller Aufregung allen Vorgängen folgend, aber nicht wagend, näher zu treten.

Über dem seltsamen Bilde blaute der leuchtende Frühlingshimmel, die dunkeln Wipfel des Urwalds, die starren Felsenhäupter der Karpaten schauten darauf herab, und die heilige Sonne beschien mit göttlicher Gerechtigkeit Juden und Christen. Zuweilen gelang es Vogelgesang und Bachesbrausen, die gellenden Stimmen der Händler zu übertönen. Von den wilden Verrösfelsen schwang sich ein Adlerpaar auf und kreiste über der Schlucht.

Die Fremden hatten ihre sämtlichen Schätze aufgestellt, alles, was in der Verrös von weiblichen Gemütern begehrt werden konnte, lag kunstvoll ausgebreitet auf dem grünen Rasen: ganze Hügel von Flachs und seinen weißen Wollenzeugen, Bollwerke von bunten Bändern und seidenen Tüchern, duftende Gefilde von Spezereien und Gewürzen. Bekümmert gewahrten die Frauen, wie die Blicke ihrer Hausherren über diese Herrlichkeiten hinwegglitten und auf Dingen haften blieben, welche den guten Weibern in diesen Augenblicken leicht entbehrlich erschienen; auf blinkenden Äxten und Messern, auf Säcken voll Pulver und Blei, auf mancher guten Büchse. Aber lange mussten die klugen Ebräer die weisen Bauern mit ihren Schätzen reizen und locken, bis sie von den Waldleuten erreichten, was zu erreichen sie die weite und mühselige Reise unternommen hatten. Erst als die Sonne sich neigte, machte der Anbruch der Dämmerung dem Tausch und Geschäft ein Ende; denn es hätte gegen jeden Brauch und alles Herkommen verstoßen, die Unterhandlungen am nächsten Morgen wieder aufzunehmen; der Vorteil dieser alten Sitte war sicher nicht auf Seite der Bauern zu suchen.

Während die Juden unter lautem Wehklagen über ihre schweren Verluste ihre Tiere beluden, ihre Karren und Kasten füllten, traten endlich auch die Weiber zu den erhandelten Gegenständen heran, und manches starke Frauengemüt bekam einen großen Schrecken. Aber erst nachdem alles in die Häuser gebracht und in den Kammern geborgen worden, begann das Beschauen und Klagen, das Prüfen und Schelten. Dann ward mit diesem und jenem zur Nachbarin geeilt und von neuem beschaut und geprüft und geklagt. Wer bei dem Vergleich gut fortkam, der konnte im stillen triumphieren, der wurde beneidet; war aber das Missvergnügen auf beiden Seiten, so erschallten die Lamentationen im Chorus. Das war dann wenigstens Trost.

Schelten und Trösten dauerten bis spät in die Nacht hinein, und es war dieses Wesen gewissermaßen Brauch geworden, der so heiliggehalten ward, wie jede andere heilige Sitte des Walddorfes. Und ebenso war es Sitte geworden, dass nach diesem Tage die Männer in Piatra schlechte Nachtruhe hielten. Und das will bei solchen Waldmenschen etwas besagen.

Aber die Bauern von Piatra verstanden das Unvermeidliche mit Würde zu tragen.

Zweites Kapitel

Ein Jude bleibt

Spät abends kam Michael Cibula von seinem Ausgange heim. Es war so finster, dass das Felsengebirge als eine einzige ungeheure schwarze Masse in den sternenlosen Himmel hineinwuchs. Im Walde war es dumpf wie in einem Gewölbe. Aber unbeirrt setzte Michael Cibula seinen Weg fort, so mit dem Orte vertraut, dass er kaum auf den Weg zu achten brauchte. In tiefem Sinnen schritt er dahin; denn in der Einsamkeit verlor sich dieser Mann stets in einem Labyrinth von Gedanken. Vollends in dieser Frühlingsnacht glich Michael Cibulas Geist dem mit dichtem Gewölk überzogenen Firmament: auch in seiner Brust waren, gleichwie am Himmel die Sterne, alle leuchtenden Gedanken ausgelöscht.

Er näherte sich dem bereits in tiefem Schweigen ruhenden Dorfe, als plötzlich hart am Wege eine dunkle Gestalt sich erhob, wie wenn sie dem Boden entstiege.

Michael Cibula, der als echter Waldmann so gut wie jeder andere Bauer von Piatra seinen unerschütterlichen Geister- und Teufelsglauben hatte, beeilte sich, drei Kreuze zu schlagen und den üblichen Spruch zu murmeln. Solchermaßen gegen jede Anfechtung des Bösen und alle Gefahren einer nächtlichen Geisterbegegnung gefeit, blieb er vor der unheimlichen Gestalt stehen, vollkommen darauf gefasst, von dem Spuke angeredet zu werden, und bereit, eine derbe Antwort zu erteilen, eine echte Cibulaantwort.

»Michael Cibula!«

Das Gespenst kannte seinen Namen! Dennoch musste es ihn schlecht kennen, sonst hätte es schwerlich die Sprechweise eines Ebräers angenommen. Das war gerade der rechte Ton, um Michael Cibula in Versuchung zu führen!

In jedem Falle war es ein dummes Gespenst.

»He, du da! Wer bist du und was willst du?«

Demütig erwiderte das Gespenst: »Ein Jude bin ich und ein Geschäft will ich mit dem Bauern Michael Cibula machen.«

Aber der fuhr drei Schritte vor dem eifrigen Geschäftsmann zurück. Einen Juden hatte er für ein ehrliches Gespenst gehalten, vor einem Juden hatte er drei Kreuze geschlagen und sogar den Geisterbann gesprochen! Für einen solchen Unhold hätte ein Fluch und ein Fußtritt genügt.

In Hellem Zorne schnaubte Michael Cibula den Ebräer an:

»Du ein Geschäft mit mir machen! Mache du dein Geschäft mit dem Teufel oder mit der verdammten Seele eures Judas Ischarioth oder sonst mit jedem, der ein Geschäft mit einem räudigen Hund machen will.«

»Das sollt Ihr tun,« flehte der würdige Sohn Israels.

»Fort, Jude!«

Michael Cibula schrie es, als ob er Apage Satanas! riefe.

Aber der Jude war beharrlicher, als der Teufel: der Jude blieb.

»Ich bin ein ehrlicher Jude und es ist ein ehrliches Geschäft,« versicherte er mit weinerlicher Stimme, seinen langen hageren Leib windend. »Ist auch ein gutes Geschäft,« setzte er hinzu, rühmend und lockend zugleich.

»Dass du mit deiner ehrlichen Schächerseele und deinem guten Wuchergeschäft vermaledeit seiest!« schrie Michael Cibula und hatte nun wenigstens den Fluch von der Seele.

Doch wäre für den Juden der Christ ohne den Fluch kein rechter Christ gewesen; deshalb sagte der Händler mit neuem Mute und neuer Hoffnung im besten Lockton:

»Es sind die reichen Juden von Tar, welche machen wollen mit den Bauern von Piatra das Geschäft. Es ist ein großes Geschäft!«

»So ködre die Bauern von Piatra, du jüdischer Kuppler! Vielleicht, dass sie dieses Geschäft mit euch machen!« versetzte Michael Cibula mit bitterem Hohne, der ihm selbst in die Seele schnitt.

Der Ebräer schlich hinter ihm her.

»Ich sag's dem Michael Cibula. Der Michael Cibula soll machen das große Geschäft mit den reichen und ehrlichen Juden von Tar.«

Da löste sich Michael Cibula auch der Fußtritt vom Herzen. In weitem Bogen flog das Jüdlein zu Boden, mitten in das Dickicht und Dornengestrüpp. Er lag und wimmerte kläglich. Tief aufatmend, ohne einen Augenblick stehen zu bleiben und umzuschauen, setzte Michael Cibula seinen Weg fort. Er war jedoch noch keine hundert Schritte gegangen, als er es schon wieder hinter sich drein huschen hörte.

»Die Juden von Tar lassen melden dem Bauern Michael Cibula–– «

»Dass dich der Teufel hole, du Höllenbrut,« brauste Michael Cibula auf. »Wer sind diese Bestien von Juden von Tar, die dem Michael Cibula durch ein solches Tier etwas melden lassen?«

»Er heißt Michael Cibula und kennt nicht die Juden von Tar!« kreischte der Jude voll höchsten Erstaunens.

Und er fuhr fort, sich über die Unwissenheit des Bauern zu wundern. »Kennt nicht die Juden von Tar und es hat doch ein Jude von Tar Mirjam Cibula zum Weibe genommen, Leben doch ihre Nachkommen noch heute und lassen es sich Wohlergehen vor dem Gott unserer Väter.«

Es war ein Glück für den Juden, dass Wut und Grimm Michael Cibula für einen Augenblick übermannten, sonst wäre die lange Rede des geschwätzigen Mannes vielleicht seine letzte gewesen. Nachdem der Bauer einen Augenblick regungslos wie gelähmt dagestanden, ging er mit schweren Gliedern langsam weiter und es kostete ihn Anstrengung, zu reden.

»Sage mir, Jude, was ist es, das die Juden von Tar mir durch dich melden lassen?«

Sogleich war es dicht neben ihm; er hörte es in seine Ohren flüstern, als zischelte eine Schlange ihm zu:

»Die Juden von Tar sind weise. Sie wissen viele Dinge; sie wissen, dass die Felsen der Verrös Silber bergen und die Bäche über Gold hinfließen. Und es wissen die weisen Juden von Tar, dass die Bauern von Piatra nicht anrühren dürfen dieses Silber und nicht nehmen können dieses Gold. Denn die weisen Männer, die ihre Väter waren, erließen ein Verbot, den Felsen der Verrös ihr Silber zu rauben, und sie gaben ihrem Stamme den Befehl, den Bächen zu lassen ihr Gold. Und die Bauern von Piatra halten dieses Gesetz ihrer Väter heilig, gleich einem Gebot ihres Gottes.«

Noch immer hielt sich Michael Cibula in Gewalt: er musste von dem Juden noch mehr in Erfahrung bringen. »Von wem erfuhren die Juden von Tar alle diese Dinge?« murmelte er und konnte die Worte kaum aussprechen.

»Von Mirjam Cibula.«

Michael Cibula griff um sich, in die Luft hinein. Der ganze mächtige Mann zitterte, er würgte die Worte hervor:

»Und weil Mirjam––« Er bekam den Namen nicht über die Lippen. »Und weil das Weib alle diese Dinge den Juden von Tar verraten hat, schicken die Juden zu mir, auf dass ich das Gebot brechen und das Gesetz umstoßen solle?«

In seiner Stimme klang es wie Grollen und Rollen, als ob ein Gewitter sich in seiner Seele zusammenzöge, und wie vor einem Gewitter bei schwüler Luft ward dem Juden zumute. Langsam wich er zurück vor der gewaltigen Gestalt des Bauern, sich krümmend, als wollte er sich in seinen eigenen Leib verkriechen.

»Rede, Jude: warum schicken die Juden von Tar zu mir?«

»Darum: wenn Michael Cibula den Juden von Tar helfen will, dass sie eingelassen werden in die Verrös und ihnen zugewiesen werden die Felsen, welche bergen das Silber, und die Bäche, welche dahinfließen über das Gold – wenn Michael Cibula ihnen zu solchem verhelfen will, wollen sie ihn machen zum mächtigsten und reichsten Mann der Erde.«

»Warum gerade mich?« fragte Michael Cibula, seine Lippen blutig beißend und nach Atem ringend, als ersticke er.

»Weil die Juden von Tar Macht und Reichtum zuwenden wollen dem Hause, daraus einst einer ihres Stammes sich ein Weib nahm.«

Zugleich sprang der Mann behände zur Seite, denn er gewahrte, wie der Bauer zu einem gewaltigen Schlage den Arm hob.

Es war unmöglich, bei der Finsternis den Fliehenden zu verfolgen. In ohnmächtiger, sinnloser Wut rüttelte Michael Cibula an dem Stamm, hinter dem der Ebräer verschwunden, als fasse und zermalme er den Leib des Mannes. Bis in den Wipfel erbebte der Baum.

Da vernahm Michael Cibula aus der Ferne den höhnenden Ruf: »Wenn der Bruder der Mirjam Cibula nicht will werden der reichste und mächtigste Mann, so fragen die Juden von Tar einen anderen. Wenn der Bauer zu dumm ist, wird weise sein ein anderer.«

Michael Cibula schrie auf und stürzte blindlings nach der Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Ein gellendes Gelächter, ein Rascheln und Brechen in den Gebüschen, und die Nacht wurde wieder so still wie sie dunkel war.

*

Am nächsten Morgen nach einer schlaflos verbrachten Nacht begab sich Michael Cibula zur Wohnung Stefan Dozanas. Er ging aber nicht hinein, sondern wartete vor dem Hause, bis der Priester herauskam, um die Messe zu lesen; dann trat er ihm in den Weg, und da Stefan Dozana noch vor der Kirche stand, auch seinen Bauernmantel und noch nicht den Priesterrock anhatte, fühlte Michael Cibula sich nicht veranlasst, ihn zu grüßen.

»Höre, Stefan Dozana,« begann er in seinem rausten Ton, mit einem seiner finstersten Blicke. »Höre, ich habe mit dir zu reden.«

»So komm nachmittags in mein Haus.«

»Ich habe jetzt mit dir zu reden.«

»Dann sprich schnell, denn ich habe nicht lange Zeit dich anzuhören.«

»So lange ich hier mit dir rede, wirst du Zeit haben, mich anzuhören.« Sie sahen sich an und der Hass loderte beiden Männern gleich heiß aus den Augen. Dann fragte der Priester den Bauern:

»Was hast du mir zu sagen?«

»Als ich gestern nach Hause kam, spät abends,

um den Juden nicht zu begegnen, lauerte mir ein Jude auf. Er war aus der Judenstadt Tar und begehrte ein Geschäft mit mir zu machen. Da ich nun mit Juden keine Geschäfte mache, drohte der Mann, zu dir zu gehen. War er bei dir?«

»Weshalb willst du das wissen?«

»Weil ich es wissen will.«

»Ist das alles, was du mir zu sagen hast?«

»Ich weiß, dass der Jude bei dir war.«

»Dann brauchst du mich nicht zu fragen.«

»Er kam in der Nacht zu dir.«

»Da du es weißt, brauche ich es dir nicht erst zu sagen.«

»Sagte er dir, dass er mit mir das Geschäft habe machen wollen?«

»Wenn er es mit mir machen wollte, würde er mir schwerlich gesagt haben, dass du das Geschäft abgewiesen hast.«

»Hast du es angenommen?«

»Und wenn ich es angenommen hätte?«

»Dann,« entgegnete Michael Cibula, und er sprach plötzlich ganz ruhig und gelassen, »dann würde ich dich töten müssen.«

Wieder sahen sich beide an in unversöhnlicher Feindschaft.

»Weil deine Schwester Maria den Juden von Tar den Gold- und Silberreichtum der Verrös verraten hat, würdest du mich töten müssen, wenn ich den Juden behilflich wäre, zu dem Gold und Silber zu gelangen?«

»Dann würde ich dich töten müssen,« wiederholte Michael Cibula mit eisiger Ruhe. »Meine Schwester – die verflucht sei in alle Ewigkeit – soll keinen Bauern von Piatra dazu bringen, die alten Gesetze und Verbote unserer Väter umzustoßen.«

»Michael Cibula!«

»Ich frage dich: was hast du den Juden von Tar durch ihren Boten antworten lassen?«

»Und du glaubst, dass ich dir das sage?«

»Wenn ich das nicht glaubte, hätte ich dich nicht hier gefragt, sondern hätte dich vor die Gemeinde gefordert, mir dort Rede zu stehen. Welche Antwort gabst du den Juden von Tar?«

Stefan Dozana erhob seine rechte Hand.

»Siehe meine Hand an.«

Es war eine mächtige Hand, deren Schlag einen Menschen hatte töten können.

»Was ist mit deiner Hand?«

»Damit gab ich dem Boten meine Antwort.«

Michael Cibula nickte voll düsterer Befriedigung.

»Das dachte ich von dir.«

Aber zugleich regte sich in ihm ein Gefühl wie Neid.

»Übrigens konntest du den Juden von Tar gar keine andere Antwort erteilen; es lebt in Piatra niemand, der die Stelle kennt, wo die alten Bauern von Piatra ihre Schätze gesammelt. Als unsere Väter das Gesetz verfassten, trugen sie zugleich Sorge, dass es nicht umgestoßen werden konnte; denn sie verschütteten die Gruben und vernichteten jede Spur. Selbst den Bächen gaben sie ein anderes Bett. Und wie auch die Bauern im geheimen nach Gold suchten, hat doch keiner jemals eine Spur davon wieder aufgefunden.«

»So konntest du freilich leicht verschmähen, der reichste und mächtigste Mann der Erde zu werden,« entgegnete Stefan Dozana mit einem höhnischen Lächeln.

Michael Cibula wollte auffahren; in demselben Augenblicke begann die Glocke zur Messe zu läuten; er verstummte, und Stefan Dozana begab sich in die Kirche.

Mit jenen fabelhaften Schätzen der ehemaligen Bewohner Piatras, mit dem Verschütten der Gruben und dem Ableiten der Bäche, deren Wasser über reines Gold geflossen sein sollte, verhielt es sich einer Sage nach – und bekanntlich war in Piatra Sage soviel wie Historie – folgendermaßen:

Irgend ein fabelhafter Fürst aus Polen hatte von großen Schätzen vernommen, die in einem wilden Tale der Karpaten von Bauern gesammelt worden waren. Goldgierig sandte der Fürst viele Krieger hin, den Ort auszukundschaften. Aber die Bauern von Piatra rollten von ihren Felsen große Steinblöcke auf die Andringenden herab und versperrten mit ihren Leibern den Eingang der Schlucht, die zu ihrem Tale führte. Viele der Bauern wurden erschlagen, der Polen aber noch mehr.

Diese mussten unverrichteter Sache wieder abziehen.

Da kam der Fürst selbst mit einem großen Heere. Furchtbar war die Schlacht. Fast alle Waldleute verloren das Leben, ihre Schätze wurden eine Beute des Feindes. Und die Polen blieben in der Verrös als Herren.

Dreißig Krieger ließen sie als Besatzung zurück, und die dreißig Krieger wurden in einer Nacht von den Weibern der Getöteten erschlagen.

Davon vernahm irgend ein König von Ungarn, und dieser fabelhafte König belohnte die Weiber von Piatra königlich: er belehnte sie und ihre Nachkommen mit ewigen Rechten und ewigen Freiheiten, wie alles auf uralten Pergamenten zu lesen stand.

Die Bauern von Piatra gingen in die Messe! Sie gingen jeden Morgen in die Messe und jeden Abend auch; am liebsten wären sie auch jeden Mittag und Nachmittag gegangen; und es wäre ihnen als ein großes Unglück erschienen, hätten sie einmal nicht in die Kirche laufen können. Das kam indessen nur vor, wenn sie krank waren oder auf dem Sterbebette lagen, und dann kam die Kirche zu ihnen ins Haus; dann wurde das Sterbebett zum Altar, darauf ihre brechenden Augen das Allerheiligste gewahrten, ihrem sterbenden Munde der göttliche Leib gereicht ward, so dass gar mancher sein letztes Stündlein für das glücklichste und herrlichste seines Lebens hielt.

Auch an diesem Morgen füllten sie das kleine, dunkle Gotteshaus; sie überfüllten es. Die enge Halle, die vor einem halben Jahrtausend für die Väter gerade ausgereicht hatte, fasste nicht mehr die Söhne und Enkel. Sie knieten vor der Türe und auf dem Platze. Michael Cibula freilich meinte, dass sie auch im Walde knien könnten, unter Wipfeln und Felsen, und dass das grade für die Waldleute der rechte Platz sei.

Aber heute drängte auch er sich hinein; denn während er noch mit Stefan Dozana sprach, hatte er Josepha kommen und eintreten sehen. Sonst pflegte sie, wenn beide nicht zusammen kamen, auf ihren Mann vor der Kirchtür zu warten. Doch heute trat Josepha ohne ihn in die Kirche. Weshalb?

Und Michael Cibula drängte seinem Weibe nach, mit einer Hast, dass alle auf ihn sahen.

Da stand er nun unter den Männern, wollte beten und fand nicht die Andacht zum Gebet. Immer musste er auf- und hinüberschauen, wo unter den Weibern Josepha kniete: keine hatte so reiches goldiges Haar wie sie, keiner stand das helle Gewand, der dunkle Granatschmuck und die schwarze Pelzhaube wie seinem Weibe. Ihre Augen konnte er nicht sehen, die hielt sie auf ihre gefalteten Hände gesenkt. Aber Michael Cibula wusste: keine hatte solche dunklen und solche – traurigen Augen wie sie.

Wenn sie den Priester ansah, leuchteten ihre Augen gewiss auf. Und während des ganzen Gottesdienstes spähte er, anstatt zu beten, zu Josepha hinüber, ob er ihre Augen nicht aufleuchten sähe.

Aber Josephas Kopf blieb gesenkt.

Da wies Stefan Dozana seiner Gemeinde das Allerheiligste.

Michael Cibula beugte sich in Demut und Zerknirschung so tief, dass seine Stirne fast den Boden berührte. Während er so dalag, fiel ihm ein: Jetzt sieht sie den Priester an! Jetzt können sie sich ansehen, ohne dass jemand es gewahrt. Wie ihre Augen sich jetzt herzen und küssen mögen!

Seine Zähne stießen knirschend zusammen; aber er richtete sich nicht auf; er blieb sogar länger am Boden liegen, als die anderen. Als er sich endlich erhob, war Josepha schon aufgestanden.

Die Gemeinde drängte sich zu dem Priester, alle ließen sich segnen. Nur Josepha blieb stehen, wo sie stand.

Hart an Michael Cibula vorüber schritt Stefan Dozana. Noch war er in diesem Augenblick für Michael Cibula nicht Stefan Dozana, sondern der Priester, der den Leib des Herrn austeilte, der das Blut des Heilandes trank, ein fast heiliger Mann. Und als er an ihm vorbeikam, neigte der Bauer sein Haupt und ließ sich segnen. Es schien, als ließe der Priester seine Hand auf der Stirn seines Feindes länger ruhen, als auf dem Haupte der anderen.

Vor der Kirchentür wartete Michael Cibula auf Josepha, und als diese kam, schritten beide, wie immer, schweigend ihrem Hause zu. Sie gingen dicht nebeneinander, und doch lag ein Abgrund zwischen diesem Weibe und diesem Manne, wie er nicht tiefer zwischen den Felsen von Piatra und den Abhängen des Kryvan war, dem schönen Gebirge jenseits der Schlucht.

Als die beiden Gatten sich ihrem Hause näherten, sprang ihnen ihr kleiner Sohn entgegen, sich zwischen sie und an seine Mutter drängend. Aber Michael Cibula trieb den Knaben fort.

Während heute Stefan Dozana in der Kirche die Hand auf dem Haupte seines Feindes hatte ruhen lassen, musste er daran denken, dass er die Rache in seiner Hand hielt. Er hielt sie in beiden Händen.

In der einen Hand hielt er die Rache als Mensch, in der andern als Priester. Seine Rache als Mensch ließ sich durch ein Weib vollführen, seine Rache als Priester durch sein Priestertum.

Er konnte das eine oder das andere, er konnte beides wählen.

Er konnte Michael Cibula zuraunen: Ich vermag dich von deinem Weibe zu scheiden. Und er konnte ihm zu donnern: Ich scheide dich von Gott! Und doch hatte seine segnende Hand heute schwer auf dem Kopfe seines Feindes geruht.

*

Der Bote der Juden kehrte inzwischen zu der Stadt Tar zurück und meldete:

»Sie wollen das Geschäft nicht machen.«

»Hast du gesprochen mit dem Bruder der Mirjam?« forschte der Patriarch der Juden, ein schöner, gewaltiger Greis, der ihn ausgeschickt hatte.

»Ich werde nicht wieder mit ihm sprechen zum zweiten Mal.«

»Was sagte Michael Cibula?«