Nach Jahren der Isolation öffnet sich Libyen schrittweise. Politiker, Geschäftsleute und auch Touristen besuchen zunehmend das Land am Mittelmeer zwischen Ägypten im Osten und Tunesien im Westen. Libyen hat viel zu bieten: großartige archäologische Stätten aus griechischer und römischer Zeit, landschaftliche Vielfalt – wobei die Faszination der Sahara wohl für jeden Besucher ein unvergessliches Erlebnis bleiben wird –, und natürlich seine gastfreundlichen Menschen.
Doch wie wollen Sie mit ihnen kommunizieren? In Libyen waren die Vermittlung und der Gebrauch von Fremdsprachen viele Jahre offiziell nicht erwünscht. Daher trifft man heute immer noch recht wenige an, die Englisch, Französisch oder Italienisch beherrschen, und das weitestgehend auf die Hauptstadt Tripolis und Benghazi begrenzt. Kenntnisse im Arabischen sind gerade für Libyen ein „Muss“.
Ob geschäftlich oder als Tourist: Dieser Kauderwelsch-Band hilft Ihnen in Libyen bei der Verständigung. Er vermittelt übersichtlich und einfach die wichtigsten Grundkenntnisse und greift typische Sätze aus dem libyschen Alltagsleben auf. Die vereinfachte Umschrift hilft dabei, schnell mit dem Sprechen zu beginnen.
Viel Freude und Erfolg!
Heiner Walther
Der Kauderwelsch-Band „Libysch-Arabisch“ ist in drei wichtige Abschnitte gegliedert:
Grammatik
Die Grammatik beschränkt sich auf das Wesentliche und ist so einfach gehalten wie möglich. Deshalb sind auch nicht sämtliche Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten der Sprache erklärt. Wer nach der Lektüre gern noch tiefer in die Grammatik des libyschen Dialektes bzw. des Arabischen eindringen möchte, findet im Anhang einige Tipps zum Weiterlernen. Natürlich kann man die Grammatik auch überspringen und sofort mit dem Konversationsteil beginnen. Wenn dann Fragen auftauchen, kann man immer noch in der Grammatik nachsehen.
Konversation
In diesem Teil finden Sie Sätze aus dem Alltagsgespräch, die Ihnen einen ersten Eindruck davon vermitteln, wie libysches Arabisch „funktioniert” und die Sie auf das vorbereiten sollen, was Sie später in Libyen hören werden. Jede Sprache hat ein typisches Satzbaumuster. Um die ungewohnte Wortfolge der Sätze auf Arabisch zu verstehen, ist die Wort-für-Wort-Übersetzung in kursiver Schrift gedacht. Jedem arabischen Wort entspricht ein Wort in der Wort-für-Wort-Übersetzung.
neschrob schāhi.
ich-trinke Tee
Ich trinke Tee.
Wird ein libysches Wort im Deutschen durch zwei Wörter wiedergegeben, werden diese in der Wort-für-Wort-Übersetzung mit Bindestrich verbunden.
Zwischen männlicher und weiblicher Form eines Haupt- oder Eigenschaftsworts steht in der Wort-für-Wort-Übersetzung ein Schrägstrich:
ena ta*bān / ta*bāna.
ich müde(m/w)
Ich bin müde.
Mit Hilfe der Wort-für-Wort-Übersetzung können Sie bald eigene Sätze bilden. Sie können die Beispielsätze als Fundus von Satzschablonen und -mustern benutzen, die Sie selbst Ihren Bedürfnissen anpassen. Mit einem kleinen bisschen Kreativität und Mut können Sie sich neue Sätze „zusammenbauen”, auch wenn das Ergebnis nicht immer grammatikalisch perfekt ausfällt.
Wörterlisten
Die Wörterlisten am Ende des Buches helfen Ihnen dabei. Sie enthalten einen Grundwortschatz von je ca. 1000 Wörtern, mit denen man schon eine ganze Menge anfangen kann.
Die Rubrik „Das Wichtigste im Überblick“ hilft, die wichtigsten Sätze stets parat zu haben. Einfach die gewünschte Satzkonstruktion mit dem entsprechenden Vokabular aus den einzelnen Kapiteln kombinieren.
Wenn alles nicht mehr weiterhilft, dann ist vielleicht das Kapitel „Nichts verstanden? – Weiterlernen!“ der richtige Tipp. Es befindet sich ebenfalls in der Rubrik „Das Wichtigste im Überblick“, stets bereit, mit der richtigen Formulierung für z. B. „Ich habe leider nicht verstanden“ oder „Wie bitte?“ auszuhelfen.
Libyen, im Norden Afrikas gelegen, gehört zu den Maghrebstaaten. Mit 1.759.540 Quadratkilometern ist es das viertgrößte Land des Kontinents. 90 % dieser Fläche sind Wüste, die so genannte Sahara.
es-sahārā
„die Wüsten“
Die Bevölkerungszahl beträgt nur 5,673 Millionen, wovon die meisten im fruchtbaren Küstenstreifen am Mittelmeer leben.
Die Araber stellen den größten Anteil der libyschen Bevölkerung. Daneben gibt es Berber, die zwar eigene Sprachen haben, aber heute weitestgehend Arabisch sprechen, weshalb sie auch als arabisierte Berber bezeichnet werden. Im Süden leben Tuareg und Tubbu, letztere vor allem im Tibesti-Gebirge an der Grenze zum Tschad.
Die Vermittlung des Hocharabischen ist Bestandteil des Bildungssystems in allen arabischen Ländern. Es findet seine Anwendung im Rundfunk und Fernsehen, in der Presse sowie im religiösen Bereich und gilt als kommunikatives Bindeglied zwischen allen Arabern.
Im Alltag werden abhängig vom Bildungsgrad Dialekte gesprochen, die sich von Land zu Land stark unterscheiden. Sie vereinfachen im Gebrauch viele komplizierte Wendungen aus der Grammatik und Lexik der Hochsprache. In der Prosa und Lyrik benutzen Schriftsteller gern Dialektausdrücke, um lebensnahe Situationen wiederzugeben.
Amtssprache ist das moderne Hocharabisch (el-fushā), dessen Wurzeln im klassischen Arabisch des Koran liegen. Wie auch das Hebräische gehört es zu den semitischen Sprachen, die eine vollkommen andere Struktur und Schrift als unsere indoeuropäischen Sprachen (z. B. Deutsch) haben.
Die ethnischen Minderheiten der Tuareg und Tubbu sprechen eigene Sprachen, die mit dem Arabischen nur entfernt verwandt sind, beherrschen jedoch meist recht gut das Arabische.
Der libysche Dialekt des Arabischen ist auf das Staatsgebiet Libyens begrenzt. Er wird zwar auch in Algerien und Tunesien verstanden, unterscheidet von diesen aber in Aussprache und Lexik. Unterschiede existieren ebenso zwischen den einzelnen Landesteilen. Im Osten (Cyrenaica) sind ägyptische Einflüsse insofern spürbar, dass z. B. die Sprechgeschwindigkeit schneller als im Westen (Tripolitanien) ist. Allen gemeinsam ist die Verwendung von italienischen Wörtern, vor allem im technischen Bereich, abgesehen von den bekannten esbresso oder kabutschīno. Der Grund ist die italienischen Besatzungszeit von 1911 bis 1943.
Seitdem Fremdsprachen in Libyen wieder gelehrt werden, hat die Zahl derjenigen zugenommen, die Englisch oder auch (seltener) Französisch beherrschen. Das trifft vor allem auf den Bereich der Wirtschaft und die Tourismusbranche zu. Trotzdem ist dieser Prozentsatz noch immer gering und beschränkt sich auf die Städte an der Küste.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind alle Texte und Beispiele in einer leicht verständlichen Umschrift wiedergegeben, die Sie in die Lage versetzt, schnell und ohne größere Schwierigkeiten mit Libyern zu sprechen.
Selbstlaute (Vokale)
Das Libysch-Arabische kennt die Selbstlaute a, e / ä, i, o, u. Sie werden wie auch im Deutschen kurz oder lang gesprochen. Lange Selbstlaute sind in der Umschrift durch einen Strich über dem entsprechenden Buchstaben gekennzeichnet, also ā usw.
Letzteres wird manchmal übrigens auch wie ein langes ä gesprochen, besonders wenn es betont ist.
Mitlaute (Konsonanten)
In der arabischen Schriftsprache wie auch im libyschen Dialekt gibt es einige wenige Mitlaute, die eine Besonderheit dieser Sprache darstellen. Deren Aussprache sollte deshalb gut geübt werden, wenn möglich mit einem Araber oder einer Araberin.
Die meisten anderen Mitlaute aber werden ähnlich oder genauso wie im Deutschen gesprochen. Verdoppelt auftretende Mitlaute in einem Wort werden auch doppelt artikuliert.
Laut | Name | Aussprache | |
’ | hamza | Stimmabsatz, der auch im Deutschen vor jeder vokalisch anlautenden Silbe gesprochen wird, z. B. in „Be’amter“: ’achī (mein Bruder) |
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ā | alif | langes „a“ wie in „Wal“: bāb (Tür) | |
b | bā’ | wie in „Bild”: bilād (Land) | |
t | tā’ | wie in „Tante“: tādschir (Händler) | |
th | thā’ | wie in englisch „three“: thaura (Revolution) | |
dsch | dschīm | stimmhaft wie in „Dschungel“ oder im englischen „journey”: dschōz (Ehemann) |
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h | hā’ | gehauchter Laut, weit hinten in der Kehle artikuliert: halīb (Milch) |
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ch | chā’ | wie in „Bach“: chalās! (genug!) | |
d | dāl | wie in „Dach“: dīn (Religion) | |
dh | dhāl | 1. wie im englischen „that“: dhahab (Gold) 2. wie in „Dach”: dikra (Erinnerung) |
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r | rā’ | gerolltes „r“: radschul (Mann) | |
z | zāy | stimmhaftes, weich gesprochenes „s“ wie in „Sand“: zeitūn (Oliven) |
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s | sīn | stimmloses „s“ wie in „Hass“: safar (Reise) | |
sch | schīn | wie in „Schild“: schukran (danke!) | |
s | sād | scharfes, stimmloses „s“ , das weit hinten im Rachen gepresst gesprochen wird; nachfolgende Selbstlaute werden dunkel gesprochen: Sabrātha (= Ortsname) |
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d | dād | dumpfes, gepresstes „d“, färbt die nach- folgenden Selbstlaute dunkel: daif (Gast) |
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t | tā’ | dumpfes, gepresstes „t“, etwa wie in „Torte“: tabīb (Arzt) |
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z | zā’ | dumpfes, gepresstes, weiches „s“: zarf (Kuvert) | |
* | *ain | stimmhafter Kehllaut, der durch starkes Zusammenpressen des Kehlkopfes entsteht: *arabī (Araber) |
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gh | ghain | Reibelaut, der dem deutschen „Zäpfchen-r“ entspricht: lugha (Sprache) |
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f | fā’ | wie dt. „f“: fūl (= arabisches Bohnengericht) | |
q | qāf | 1. oft wie ein deutsches „g“ | |
g | gāf | 2. das den nachfolgenden Selbstlaut dunkel färbt: qanāt (Kanal) |
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k | kāf | wie in „Kaffee”: kalb (Hund) | |
l | lām | wie dt. „l“ in „Lamm“: lāzim (notwendig) | |
m | mīm | wie dt. „m“: in „munter”: mumkin (möglich) | |
n | nūn | wie dt. „n“in „nett”: nūr (Licht) | |
h | hā’ | wie in „Hals“, wird im Arabischen auch in der Mitte und am Ende des Wortes als Mitlaut gesprochen (kein Dehnungs-h!): huna (hier) |
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w | wāu | 1. als Mitlaut wie im englischen „well“: walad (Junge) |
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ū | 2. als Selbstlaut langes „u“ wie in „Mut“: sūra (Foto) |
||
y | yā’ | 1. als Mitlaut wie „j“ in „Jagd“: yōm (Tag) | |
ī | 2. als Selbstlaut wie langes „i“ in „Liebe: lībyā (Libyen) |
Die Buchstaben sād, dād, tā’ und zā’ sind so genannte gepresst gesprochene Laute, die eine Besonderheit im Arabischen sind. Bei ihrer Aussprache wird der Sprechapparat leicht angespannt und der hintere Teil der Zunge zum Gaumen hin angehoben. Der nachfolgende Selbstlaut wird grundsätzlich dunkel artikuliert.
Wohl am schwersten für Europäer lassen sich *ain und qāf aussprechen. Sie, wie auch die vier vorher erwähnten Buchstaben, sollten nach Möglichkeit von Muttersprachlern vorgesprochen und dann viel geübt werden.
Betonung
Die Betonung liegt immer auf der langen Silbe eines Wortes, das heißt auf dem lang gesprochenen Selbstlauten oder dem Doppellaut (ai, au), z. B. medīna (Stadt), thaura (Revolution). Hat ein Wort mehrere lange Silben, z. B. īsāl (Rechnung, Quittung), so werden beide betont. Ist kein langer Selbstlaut vorhanden, dann trägt die erste Silbe den Ton, z. B. samak (Fisch).
Die folgenden Wendungen sind oft zu hören. Sie werden sie deshalb immer wieder brauchen. Denken Sie daran, dass Gestik und Mimik wichtige Bestandteile jeder Kommunikation sind, in Libyen noch mehr als hier. Achten Sie besonders auf die Hand- und Kopfbewegungen! Mehr dazu im Kapitel „Kurz-Knigge“.
Bitte & Danke
schukran! | Danke! |
*afwan | Bitte schön! |
ismahlī! (m) | Entschuldigen Sie! (z. B. bei einer Frage) |
ismahīlī! (w) | Entschuldigen Sie! (z. B. bei einer Frage) |
min fadlak! (m) | Bitte! (auffordernd) |
min fadlik! (w) | Bitte! (auffordernd) |
Gibt es … ?
fīh tabīb?
es-gibt Arzt
Gibt es einen Arzt?
fīh autobis li … ?
es-gibt Bus für …
Gibt es einen Bus nach … ?
Die Antwort könnte lauten:
na*am, fīh!
ja es-gibt
Ja, gibt es.
lā, mā fīsch!
nein nicht es-gibt-nicht
Nein, gibt es nicht.
Wo ist … ?, Wo gibt es … ?
Wenn Sie jemanden oder etwas suchen:
wēn utēl el-mahārī?
wo Hotel el-Mahari
Wo ist das Hotel El Mahari?
wēn tabīb?
wo Arzt
Wo ist ein Arzt?
tabīb | Arzt |
masraf | Bank |
sifāra | Botschaft |
el-matār | (der) Flughafen |
mustaschfā | Krankenhaus |
esch-schurta | (die) Polizei |
el-barīd | (die) Post |
hneya | hier |
henāk | dort |
Sehen oder hören Sie etwas, das Ihnen unklar ist, fragen Sie:
schinū … ?
Was ist … ?
schinū hāda?
was dieses
Was ist das?
Ich möchte / will …
abbi hudschra.
ich-möchte Zimmer
Ich möchte ein Zimmer.
chubz | Brot |
flūs | Geld |
gahwa | Kaffee |
taksi | Taxi |
mā, mai | Wasser |
Im Unterschied zum Deutschen kennt das Arabische nur zwei grammatische Geschlechter: männlich (m) und weiblich (w). Alle auf einen Mitlaut endenden Wörter sind, abgesehen von wenigen Ausnahmen, männlich.
tabīb | Arzt |
walad | Junge |
nūr | Licht |
bāb | Tür |
Die Länge des Vokals kann bedeutungsunterscheidend sein. So heißt beispielsweise matar (Regen), mataŻr heißt hingegen „Flughafen, Flugplatz”! Achten Sie deshalb von Anfang an auf eine korrekte Aussprache, sowohl der Selbstlaute wie auch der nachfolgend erklärten Mitlaute, um nicht missverstanden zu werden.
Wörter mit auslautendem -a / -ā sind weiblich:
sūra | Bild |
dschidda | Großmutter, Oma |
lībya | Libyen |
madrasa | Schule |
hudschra | Zimmer, Raum |
Durch Anfügen der Endung -a an eine Reihe männlicher Wörter lassen sich diese in weibliche umformen. Das ist vor allem bei Berufsbezeichnungen möglich.
tabība | Ärztin |
fellāha | Bäuerin |
mu*allima | Lehrerin |
kalba | Hündin |
-a / -ā