Tom Rachman

Die Unperfekten

Roman

Aus dem Englischen von Pieke Biermann

 

2012 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

© 2010 für die deutschsprachige Ausgabe:

Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

 

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Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,

KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

 

eBook ISBN 978 - 3 - 423 - 40900 - 1 (epub)

ISBN der gedruckten Ausgabe 978 - 3 - 423 - 14097 - 3

 

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www.dtv.de/​ebooks

 

Für Clare und Jack

Inhalt

NEUES UMFRAGETIEF FÜR BUSH – Lloyd Burko, Paris

MIT 126: ÄLTESTER LÜGNER DER WELT GESTORBEN – Arthur Gopal, Nachrufe

NEUE STUDIE: EUROPÄER SIND FAUL – Hardy Benjamin, Reporterin Wirtschaft/Finanzen

GLOBALE ERWÄRMUNG GUT FÜR EISCREME – Herman Cohen, Chefkorrektor

IRAK: GENERAL ABIZAID OPTIMISTISCH – Kathleen Solson, Chefredakteurin

DAS SEXLEBEN ISLAMISCHER EXTREMISTEN – Winston Cheung, Reporter in Kairo

DER WAHN HAT URAN – Ruby Zaga, Textredakteurin

BAGDAD: 76 TOTE BEI BOMBENANSCHLÄGEN – Craig Menzies, Nachrichtenchef

DER KALTE KRIEG IST AUS, EIN HEISSER FÄNGT AN – Ornella de Monterecchi, Leserin

KURSEINBRÜCHE: BÖRSE FÜRCHTET VERMINDERTES WACHSTUM IN CHINA – Abbey Pinnola, Finanzchefin

AMOKSCHÜTZE TÖTET 32 STUDENTEN – Oliver Ott, Verleger

DANKSAGUNGEN

NEUES UMFRAGETIEF FÜR BUSH

Lloyd Burko, Paris

LLOYD SCHIEBT DAS BETTZEUG BEISEITE UND rennt in weißer Unterwäsche und schwarzen Socken zur Wohnungstür. Mit der Hand am Türgriff findet er sein Gleichgewicht wieder und schließt die Augen. Durch den Spalt unten zieht es kalt herein, er krampft die Zehen zusammen. Aber im Treppenhaus ist nichts zu hören. Nur ein Paar klackernde Stöckelschuhe eine Etage höher. Ein quietschender Rollladen auf der anderen Hofseite. Sein eigener Atem, ein leises Pfeifen in den Nasenlöchern, ein und aus.

Eine dünne Frauenstimme weht dazwischen. Lloyd kneift die Augen fester zusammen, als könnte er so die Stimme lauter stellen, aber er hört nur Gemurmel, ein Frühstücksgespräch zwischen der Frau und dem Mann in der Wohnung gegenüber. Dann, plötzlich, fliegt drüben die Tür auf: Die Stimme wird lauter, die Flurdielen knarren – die Frau kommt auf ihn zu. Lloyd huscht zurück, hakt das Fenster zum Hof auf, bezieht Posten und widmet sich der Betrachtung seines Fleckchens Paris.

Sie klopft an die Tür.

»Komm rein«, ruft er, »du musst nicht anklopfen.« Und seine Frau betritt die gemeinsame Wohnung, zum ersten Mal seit dem Abend zuvor.

Er guckt weiter aus dem Fenster, nicht zu ihr, drückt nur die nackten Knie noch fester gegen das Eisengeländer. Eileen streicht ihm sanft über die grauen Haare. Er reißt den Kopf herum, verblüfft über die Berührung.

»Ich bin’s nur«, sagt sie.

Er lächelt, kneift die Augen zusammen, holt Luft, als wollte er etwas antworten. Aber ihm fällt nichts ein. Sie lässt es gut sein.

Schließlich, später, dreht er sich doch um. Sie sitzt vor der Schublade mit den alten Fotos. Ein Geschirrtuch hängt ihr von der Schulter, sie trocknet die Finger ab, sie sind feucht vom Kartoffelschälen, von Geschirrspülmittel und gewürfelten Zwiebeln und riechen nach Decken mit Mottenkugelduft und Erde in Blumenkästen – Eileen ist eine Frau, die alles berühren, schmecken, fühlen muss. Sie setzt die Lesebrille auf.

»Was suchst du denn da?«, fragt er.

»Ach, ein Foto von mir in Vermont, als ich noch klein war. Will ich Didier zeigen.« Sie steht auf und geht mit dem Album zur Wohnungstür. »Du hast heute Abend schon was vor, oder?«

»Hm.« Er nickt das Fotoalbum an. »Stück für Stück.«

»Was heißt das denn?«

»Ziehst du nach drüben.«

»Nein.«

»Darfst du aber ruhig.«

Er hat ihrer Freundschaft mit Didier, dem Mann von gegenüber, niemals im Weg gestanden. Eileen ist noch nicht fertig mit diesem Teil des Lebens, mit Sex, so wie Lloyd. Sie ist achtzehn Jahre jünger als er, und früher hat ihn diese Kluft scharf gemacht, jetzt mit siebzig trennt sie ihn von ihr wie tiefes Wasser. Er wirft ihr einen Kuss zu und geht wieder an seinen Fensterplatz.

Die Dielen im Treppenhaus knarren. Didiers Tür geht auf und wieder zu – bei ihm klopft Eileen nicht an, da geht sie einfach hinein.

Lloyd starrt auf das Telefon. Seit Wochen ist er keinen Artikel mehr losgeworden, er braucht Geld. Er ruft die Zeitung in Rom an.

Ein Volontär stellt ihn zum Nachrichtenchef Craig Menzies durch, einem Bedenkenträger, der immer kahlköpfiger wird und meist bestimmt, was wann erscheint. Menzies sitzt praktisch zu jeder Minute des Tages an seinem Schreibtisch – der Mann kennt im Leben nichts als Nachrichten.

»Moment Zeit für ’ne Story?«

»Bin ’n bisschen unter Druck. Kannst du’s mir schnell mailen?«

»Geht nicht. Problem mit meinem Computer.« Das Problem besteht darin, dass Lloyd keinen Computer hat, sondern immer noch auf einem uralten Word Processor von 1993 schreibt. »Ich kann aber was ausdrucken und faxen.«

»Dann erzähl’s mir schnell. Aber könntest du bitte deinen Computer mal wieder zum Laufen kriegen?«

»Alles klar: Computer reparieren. Schon notiert.« Er kratzt mit dem Finger über die Notizblockseite, als könnte er dadurch eine Idee herauskitzeln, die besser ist als die schon hingekritzelte. »Hättet ihr Interesse an einer Reportage über den Ortolan? Ist eine französische Delikatesse, ein Vogel – ich glaube, eine Art Fink –, und der Verkauf ist illegal. Die stecken den in einen Käfig, stechen ihm die Augen aus, damit er Tag und Nacht nicht unterscheiden kann, dann füttern sie ihn rund um die Uhr. Wenn er richtig gestopft ist, legen sie ihn in Cognac ein und kochen ihn. War Mitterands Henkersmahlzeit.«

»Ah, ja«, sagt Menzies vorsichtig. »Nur, sorry, wo ist der Nachrichtenwert?«

»Ist keine Nachricht. Nur ’ne kleine Reportage.«

»Hast du noch was anderes?«

Lloyd kratzt wieder auf dem Block herum. »Wie wär’s mit einem Stück übers Weingeschäft: In Frankreich wird zum ersten Mal mehr Rosé verkauft als Weißwein.«

»Stimmt das?«

»Ich glaube. Muss ich aber noch gegenchecken.«

»Hast du auch was Aktuelleres?«

»Den Ortolan willst du nicht?«

»Ich glaube nicht, dass wir dafür Platz haben. Der Tag ist ziemlich voll – vier Nachrichtenseiten.«

Alle Medien, für die Lloyd früher frei gearbeitet hat, haben ihn kaltgestellt. Er hat das ungute Gefühl, dass ihn auch die Zeitung – sein letzter Strohhalm, sein letzter Auftraggeber – loswerden will.

»Du kennst ja unsere finanziellen Probleme, Lloyd. Von Freien nehmen wir heute nur noch Sachen, bei denen’s einem die Kinnlade nach unten reißt. Was nicht heißen soll, dass deine Story nicht gut ist. Ich meine einfach, Kathleen will nur noch Sachen, die Auflage bringen. Terrorismus, Iran und Atom, Russlands neue Stärke – so Sachen. Alles andere übernehmen wir inzwischen im Prinzip von Agenturen. Hat mit Geld zu tun, nicht mit dir.«

Lloyd legt auf und tritt wieder ans Fenster. Er sieht hinaus auf die Häuser des sechsten Arrondissements, regenscheckige weiße Wände und geborstene Traufen, abblätternde Farbe, geschlossene Rollläden, unten angelehnt die Fahrräder der Bewohner, Lenker und Pedale und Speichen, alles ineinandergerammt, oben drüber die Zinkdächer, die Schornsteine mit den Kappen, aus denen weißer Rauch in den weißen Himmel schnürt.

Er geht zur Wohnungstür, bleibt davor stehen, lauscht. Vielleicht kommt sie ja aus freien Stücken von Didier zurück. Schließlich ist das hier ihr gemeinsames Zuhause, verdammt noch mal.

 

Zur Abendbrotzeit verlässt er dieses Zuhause unter größtmöglichem Getöse, lässt die Tür gegen den Garderobenständer poltern, simuliert auf dem Weg nach draußen einen Hustenanfall, damit Eileen drüben auch wirklich mitkriegt, dass er sich auf den Weg zu einer Dinnerverabredung macht, die es gar nicht gibt. Er will partout nicht wieder von Eileen und Didier aus reiner Nächstenliebe zum Abendessen eingeladen werden.

Um Zeit totzuschlagen, schlendert er den Boulevard du Montparnasse entlang, kauft eine Schachtel Calissons für seine Tochter Charlotte und geht wieder nach Hause, aber jetzt so verstohlen wie vorhin geräuschvoll. Er hebt die Wohnungstür extra an, damit sie beim Aufgehen nicht in den Angeln quietscht, und drückt sie sacht zu. Er lässt die Lampe aus – Eileen könnte den Schein durch den Türspalt sehen – und fuhrwerkt beim Licht aus dem offenen Kühlschrank in der Küche herum. Er macht eine Dose Kichererbsen auf. Als er mit der Gabel hineinfährt, fällt sein Blick auf seine rechte Hand, sie ist übersät mit Altersflecken. Er nimmt die Gabel in die linke Hand und schiebt die hinfällige rechte tief in die Hosentasche, wo sie sich um eine flache Lederbrieftasche schmiegt.

Pleite war er schon reichlich oft. Konnte Geld immer besser ausgeben als zusammenhalten. Für maßgeschneiderte Hemden aus der Jermyn Street. Kistenweise Château Gloria 1971. Anteile an einem Rennpferd, das einmal sogar fast Gewinn abgeworfen hätte. Spontane Brasilientrips mit spontanen Affären. Taxis für jeden Weg. Er nimmt noch eine Gabel voll Kichererbsen. Salz. Da fehlt Salz. Er streut eine Prise in die Dose.

Als der Morgen graut, liegt er unter mehreren Schichten aus Decken und Laken – die Heizung dreht er nur noch auf, wenn Eileen da ist. Bei Charlotte wird er heute mal vorbeigehen, auch wenn er keine große Lust dazu hat. Er wälzt sich auf die andere Seite, als wollte er einen Schalter umlegen, von ihr auf seinen Sohn Jérôme. Ein lieber Junge. Er schaltet wieder zurück. Hellwach, hundemüde. Faul – er ist faul geworden. Was ist passiert?

Er zwängt sich aus den Decken und geht bibbernd in Unterwäsche und Socken zum Schreibtisch. Er kramt grübelnd in alten Telefonnummern – auf Hunderten von Zetteln, aufgestapelt, mit Tesafilm oder Uhu zurechtgeklebt. Zu früh, um Leute anzurufen. Er muss grinsen bei einigen Namen von ehemaligen Kollegen: Das war der Redakteur, der ihn fluchend geschasst hat, weil er 1968 die ersten Pariser Straßenschlachten verpasst und lieber besoffen mit einer Freundin in der Badewanne gelegen hatte. Hier, der Büroleiter, der ihn 1974 einfach ins Flugzeug nach Lissabon gesetzt hatte, er sollte aus erster Hand vom Sturz des Regimes berichten, obwohl er kein Wort Portugiesisch konnte. Und hier, der Reporter, mit dem er bei einer Pressekonferenz von Giscard d’Estaing zusammengehockt hatte, und beide hatten sie einen solchen Lachkoller gekriegt, dass sie rausgeflogen waren und sich einen Rüffel vom Pressesprecher eingefangen hatten. Wie viele von den uralten Nummern wohl noch stimmten?

Die Wohnzimmervorhänge sind nach und nach heller geworden vom Tageslicht. Er zieht sie auf. Die Sonne ist nicht zu sehen, auch keine Wolken, nur Häuser. Wenigstens weiß Eileen nichts von seiner Finanzklemme. Wenn sie davon Wind bekäme, würde sie sofort Hilfe anbieten. Und was bliebe ihm dann noch?

Er öffnet das Fenster, atmet tief durch, drückt die Knie gegen das Geländer. Die Pracht von Paris – das Hohe und Weite, die Härte und die Sanftheit, diese vollkommene Symmetrie, dieser dem Stein, den gestutzten Rasenflächen, den widerspenstigen Rosenbüschen aufgezwungene menschliche Wille – dieses prächtige Paris residiert anderswo. Lloyds Paris ist kleiner, in ihm sind nur er, dieses Fenster und knarrende Dielen in der Wohnung gegenüber.

 

Gegen neun marschiert er durch den Jardin du Luxembourg. Vor dem Palais de Justice bleibt er stehen. Fahnen noch nicht oben? Fauler Sack. Er zwingt sich weiter, über die Seine, die Rue Montorgueil hoch, an den Grands Boulevards vorbei.

Charlottes Laden ist in der Rue Rochechouart, zum Glück nicht allzu hoch auf dem Hügel. Das Geschäft ist noch zu, deshalb schlendert Lloyd zu einem Café, kehrt an der Tür aber um – für bloßen Luxus hat er kein Geld. Er starrt in Charlottes Schaufenster: Hüte, entworfen von seiner Tochter und handgefertigt von einem Team aus lauter jungen Frauen, die wie Dienstmädchen im achtzehnten Jahrhundert ausstaffiert sind, mit hochgebundenen Leinenschürzen und Hauben.

Charlotte erscheint erst nach der Öffnungszeit. »Oui?«, sagt sie, als sie ihn sieht – sie spricht nur Französisch mit ihm.

»Ich bestaune gerade dein Schaufenster«, sagt er. »Wunderschön gestaltet.«

Sie schließt den Laden auf und geht hinein. »Wieso trägst du denn Schlips? Musst du irgendwo hin?«

»Ja, hierhin – ich wollte dich besuchen.« Er reicht ihr die Pralinenschachtel. »Sind Calissons.«

»Ich esse so was nicht.«

»Ich denke, die magst du so gern.«

»Ich nicht. Brigitte.« Ihre Mutter, die zweite von Lloyds Exfrauen.

»Könntest du sie ihr dann weitergeben?«

»Die nimmt nichts von dir.«

»Du bist so böse mit mir, Charlie.«

Sie stapft in eine Ecke und fängt an, wie besessen aufzuräumen. Eine Kundin kommt in den Laden, und Charlotte setzt ein Lächeln auf. Lloyd zieht sich in eine Ecke zurück. Die Kundin geht wieder, und sofort widmet sich Charlotte wieder ihrem Putzfaustkampf.

»Habe ich was falsch gemacht?«, fragt Lloyd.

»Mein Gott – bist du egozentrisch.«

Er späht in die hinteren Räume.

»Sie sind noch nicht da«, blafft sie ihn an.

»Wer?«

»Die Mädchen.«

»Deine Arbeiterinnen? Warum erzählst du mir das?«

»Bist zu früh gekommen. Schlechtes Timing.« Charlotte ist der Ansicht, dass Lloyd jeder Frau nachgestellt hat, mit der sie ihn je bekannt gemacht hat, angefangen bei ihrer besten Freundin aus dem Gymnasium. Nathalie war einmal nach Antibes in die Ferien mitgekommen und hatte in den Wellen ihr Bikinioberteil eingebüßt, und Charlotte hatte Lloyd erwischt, wie er sie beobachtete. Zum Glück hatte sie nie erfahren, dass die Sache zwischen ihrem Vater und Nathalie später noch sehr viel weiter gegangen war.

Aber das ist alles vorbei. Endgültig zu Ende. Und so sinnlos im Nachhinein, so viel verlor’ne Liebesmüh’. Die Libido – sie war die Tyrannin seines Lebens gewesen, sie hatte ihn vor ewigen Jahren aus dem komfortablen Amerika ins sündige Europa gelockt, mit Abenteuern und Eroberungen, sie hatte ihm vier Ehen eingebrockt, hundertmal so viele Beine gestellt, ihn abgelenkt und erniedrigt und beinahe ruiniert. Mit all dem ist jetzt gnädigerweise Schluss, sein Begehren ist in den letzten Jahren einfach verkümmert, auf ebenso geheimnisvolle Weise verschwunden, wie es aufgetaucht war. Lloyd ist zum ersten Mal seit seinem elften Lebensjahr Zeuge des Weltgeschehens ohne jedes Eigeninteresse. Und er fühlt sich ziemlich verloren.

»Magst du die Pralinen wirklich nicht?«

»Ich hab sie nicht bestellt.«

»Nein, hast du nicht.« Lloyd lächelt traurig. »Gibt’s denn trotzdem etwas, was ich für dich tun könnte?«

»Wozu?«

»Um zu helfen.«

»Ich will keine Hilfe von dir.«

»Na gut«, sagt er. »Na gut, dann.« Er nickt, seufzt und geht zur Tür.

Sie kommt hinterher. Er streckt die Hand aus, will sie auf ihren Arm legen, aber sie zieht ihn weg. Sie hält ihm die Schachtel Calissons hin. »Ich kann die nicht gebrauchen.«

 

Zu Hause geht er wieder seine Sammlung Telefonnummern durch, schließlich ruft er einen alten Reporterkumpel an. Ken Lazzarino ist jetzt bei einer Illustrierten, in Manhattan. Sie tauschen Neuigkeiten aus und schwelgen ein paar Minuten in Nostalgie, aber das Gespräch hat einen Unterton: Sie wissen beide genau, Lloyd will etwas und bringt es nicht über die Lippen. Irgendwann ringt er sich doch durch: »Und wenn ich euch was anzubieten hätte?«

»Du hast nie für uns geschrieben, Lloyd.«

»Nein, klar, fiel mir nur grad so ein.«

»Ich mache sowieso mehr Strategisches für unsern Online-Auftritt – auf Heftinhalte hab ich gar keinen Einfluss mehr.«

»Könntest du mich mit jemandem in Kontakt bringen?«

Lloyd hört sich noch die verschiedenen Varianten von Nein an, dann legt er auf.

Er isst die nächste Dose Kichererbsen leer und versucht noch einmal sein Glück bei Menzies. »Wie wär’s, wenn ich euch heute die Europa-Übersicht für die Wirtschaft mache?«

»Macht jetzt Hardy Benjamin.«

»Ich weiß, ist für euch die Härte, dass dieses E-Mail-Dings bei mir nicht funktioniert. Aber ich kann’s faxen. Ist doch egal.«

»Nein, ist es nicht. Pass auf, ich ruf dich an, wenn wir was aus Paris brauchen. Oder ruf du an, wenn du irgendwas Nachrichtenmäßiges hast.«

Lloyd schlägt ein französisches Nachrichtenmagazin auf, vielleicht lässt sich da irgendeine Idee abstauben. Unwirsch blättert er darin herum – die Hälfte der Namen sagen ihm null. Und wer zum Teufel ist der Typ auf dem Foto da? Er wusste mal alles, was in diesem Land los war. Saß bei Pressekonferenzen grundsätzlich in der ersten Reihe und riss den Arm hoch und rannte danach den Leuten hinterher, um sie weiter mit Fragen zu bombardieren. Bei Botschaftsempfängen schlängelte er sich zum Botschafter durch, grinste kurz, und schwups war der Notizblock gezückt. Wenn er heute überhaupt mal zu einer Pressekonferenz geht, sitzt er kritzelnd und dösend ganz hinten. Die Einladungen auf geprägtem Papier stapeln sich auf seinem Kaffeetischchen. Scoops rauschen an ihm vorbei, große wie kleine. Für Normalkram allerdings reicht’s noch allemal – den kriegt er sogar betrunken hin, mit geschlossenen Augen, in Unterwäsche und Socken an seinem Word Processor. Und manchmal schreibt er so was auch noch.

Er wirft das Magazin auf einen Stuhl. Ob ein Versuch was bringt? Er ruft seinen Sohn auf dem Handy an. »Hab ich dich geweckt?«, fragt er. Sie sprechen französisch miteinander.

Jérôme legt die Hand aufs Telefon und hustet.

»Ich dachte, ich könnte dich nachher zum Mittagessen einladen«, sagt Lloyd. »Musst du nicht längst im Ministerium sein?«

Jérôme hat einen Tag frei, also verabreden sie sich in einem Bistro nahe der Place de Clichy, denn irgendwo da wohnt der junge Mann, aber wo genau, ist für Lloyd ein ebenso großes Rätsel wie auch, was er im französischen Außenministerium eigentlich macht. Jérôme ist ein kleiner Geheimniskrämer.

 

Lloyd geht etwas früher ins Bistro und sieht sich erst mal die Preise an. Er klappt seine Brieftasche auf, zählt sein Bargeld, dann setzt er sich.

Als Jérôme hereinkommt, steht Lloyd auf und lächelt ihn an. »Ich hatte beinahe vergessen, wie stolz ich auf dich bin.«

Jérôme setzt sich hastig hin, als spielten sie beide Reise nach Jerusalem. »Du bist ein komischer Typ.«

»Ja. Stimmt.«

Jérôme schlägt seine Serviette auf und fährt mit der anderen Hand so lange durch seine weichen Locken, bis sie sich zu zotteligen Haarzelten türmen. Seine Mutter, eine Bühnenschauspielerin mit nikotingelben Fingern, hatte sich auf die gleiche Art die Haare verwuschelt. Lange Zeit hatte diese Angewohnheit sie noch attraktiver gemacht, aber irgendwann bekam sie keine Rollen mehr und sah nur noch ungepflegt aus. Jérôme ist mit achtundzwanzig schon abgestrapst, sieht aus wie beim Trödler eingekleidet, in diesem Samtsakko mit aufgekrempelten Ärmeln und dem viel zu engen Nadelstreifenhemd mit dem Riss in der Brusttasche, durch den Zigarettenblättchen zu sehen sind.

»Du, ich kauf dir ein Hemd«, sagt Lloyd spontan. »Du brauchst doch ein anständiges Hemd. Wir fahren zu Hilditch & Key in die Rue de Rivoli. Mit dem Taxi. Komm, los.« Eine tollkühne Idee – er hat gar kein Geld für ein neues Hemd. Aber Jérôme winkt ab.

Lloyd langt über den Tisch und schnappt nach Jérômes Daumen. »Ist ja eine Ewigkeit her – dabei leben wir in derselben Stadt, verdammt noch mal.«

Jérôme entwindet ihm den Daumen und studiert die Speisekarte. Er entscheidet sich für den Salat mit Ziegenkäse und Walnüssen.

»Nimm doch was Richtiges«, protestiert Lloyd. »Nimm ein Steak!« Er grinst, aber sein Blick eilt durch die Speisekarte zu den Steakpreisen. Er kneift die Zehen zusammen.

»Salat ist in Ordnung«, sagt Jérôme.

Auch Lloyd bestellt Salat, das ist das Billigste auf der Karte. Er schlägt eine Flasche Wein vor und ist erleichtert, dass sein Sohn wieder abwinkt. Er verschlingt seinen Salat regelrecht und isst den ganzen Brotkorb leer. Zu viele Kichererbsen, zu wenig Fleisch. Jérôme pickt nur in seinem Ziegenkäse herum und lässt den Salat links liegen.

Lloyd frotzelt: »Eat your greens, boy!« Jérômes Stirn legt sich in verständnislose Falten, Lloyd muss ihm übersetzen, dass er sein Grünzeug essen soll. Eine Zeit lang konnte Jérôme gut Englisch, aber als Lloyd auszog, war er erst sechs, und danach hatte er kaum noch Gelegenheit zum Üben gehabt. Eigentlich bizarr, überlegt Lloyd, das Gesicht dieses französischen Jungen hat die Züge seines eigenen längst verstorbenen Vaters aus Ohio. Wenn man sich die Haare wegdenkt. Die Ähnlichkeit ist verblüffend – die flache Nase, die verhangenen braunen Augen. Sogar Jérômes Manier, drei Worte zu machen, wenn zwanzig es auch getan hätten. Außer,natürlich,dass an Jérômes Worten die Sprache nicht stimmt. Lloyd geht ein beunruhigender Gedanke durch den Kopf: Eines Tages wird sein Sohn sterben. Das ist eine schlichte Tatsache, aber er hatte noch nie daran gedacht.

»Na komm«, sagt Lloyd, »wir winken mal die hübsche Kellnerin da drüben ran.« Er hebt den Arm, um sie auf sich aufmerksam zu machen. »Die ist doch süß, was? Ich könnte dir ja mal ihre Nummer besorgen. Soll ich?«

Jérôme drückt ihm den Arm nach unten. »Lass gut sein«, sagt er und dreht sich schnell eine Zigarette.

Sie haben sich seit Monaten nicht gesehen, aus einem ganz einfachen Grund. Sie mögen sich zwar, aber sie haben sich kaum etwas zu sagen. Was weiß Lloyd denn von seinem Sohn? Das meiste stammt aus seinen ersten Lebensjahren – Jérôme war scheu, las pausenlos LUCKY-LUKE-Hefte und wollte Comiczeichner werden. Lloyd fand, er solle doch lieber Journalist werden. Der beste Job der Welt, hatte er behauptet.

»Und«, sagt Lloyd, »zeichnest du noch?«

»Zeichnen?«

»Deine Comics.«

»Mach ich seit Jahren nicht mehr.«

»Zeichne mich mal. Hier, auf der Serviette.«

Jérôme starrt nach unten und schüttelt den Kopf.

Gleich ist dieses Treffen vorbei. Lloyd müsste eigentlich endlich auf die Frage kommen, wegen der er das ganze Essen arrangiert hat. Aber erst muss er noch Jérômes Hand wegschieben und sich die Rechnung schnappen. »Auf gar keinen Fall. Das mach ich.«

Draußen vor dem Bistro könnte er seine Frage immer noch stellen. Stattdessen fragt er, als der Augenblick zum Verabschieden gekommen ist: »Und, wo wohnst du jetzt so?«

»Ich zieh grad um. Ich geb dir dann die Adresse.«

»Lust auf ’nen kleinen Spaziergang?«

»Ich muss in die andere Richtung.«

Sie schütteln sich die Hände.

»Danke«, sagt Lloyd, »dass du dich mit mir getroffen hast.«

Den ganzen Heimweg lang verflucht er sich. In der Gegend der Hallen bleibt er auf dem Trottoir stehen und zählt das Geld in seiner Brieftasche. Ein Teenager kommt auf einem Motorroller auf ihn zugerast, manisch hupend.

»Und wo bitte schön darf ich gehen?«, schreit Lloyd. »Ihrer Meinung nach?«

Der Junge bremst fluchend ab, der Roller streift Lloyds Bein.

»Dreckiges Arschloch«, sagt Lloyd. Er hat Jérôme nicht gefragt.

 

Zu Hause sagt Eileen: »Bring ihn doch mal mit. Ich würde ihm so gern was kochen. Wär doch schön, wenn er öfter mal vorbeikäme.«

»Er hat seinen eigenen Kram um die Ohren.«

»Im Ministerium?«

»Nehme ich an. Ich weiß es nicht. Wenn ich ihn was frage, kriege ich immer nur so vage –«, Lloyd starrt suchend in seine Hand, aber da steht das richtige Wort auch nicht. »Was weiß ich. Frag du ihn.«

»Gern, aber dazu müsstest du ihn erst mal mitbringen. Hat er eine Freundin?«

»Keine Ahnung.«

»Kein Grund, mich anzublaffen.«

»Tu ich nicht. Aber woher soll ich so was wissen, Eileen?«

»Muss interessant sein, im Ministerium zu arbeiten.«

»Vielleicht steht er da bloß am Kopierer, weiß man’s?«

»Nein, das glaub ich nicht.«

»Aber ich muss sagen, ich find das schon irgendwie komisch.«

»Komisch – was?«

Lloyd zögert. »Na, dass er – er weiß ja, womit ich mein Geld verdiene, das hat geholfen, ihn großzuziehen, und hat seine Kindheit finanziert –, er weiß genau, ich bin Reporter, aber er hat mir nicht ein einziges Mal irgendetwas gesteckt, irgendeinen Tipp aus seinem Ministerium. Ist keine Tragödie. Man würd’s bloß einfach erwarten.«

»Vielleicht hat er nichts zum Stecken.«

»Ich weiß genau, wie solche Stellen funktionieren. Der Junge hat Stoff, den ich gebrauchen könnte.«

»Wahrscheinlich darf er mit Journalisten nicht reden.«

»Das darf keiner. Aber alle tun’s. Nennt man Leaking.«

»Ich weiß, wie man das nennt.«

»Entschuldige, war nicht so gemeint.« Er legt ihr die Hand auf den Arm. »Ist schon gut. Geht mir schon wieder besser.«

Am nächsten Morgen wacht er auf und ist zornig. Irgendetwas hat ihn im Schlaf wütend gemacht, aber er weiß nicht mehr, was. Als Eileen zum Frühstück kommt, schnauzt er sie an, sie solle wieder gehen und bei Didier essen. Sie geht, und er wünscht sich, sie wäre geblieben, hätte nachts auch hier geschlafen. Er klappt seine Brieftasche auf. Er weiß genau, wie viel Geld drin ist, er zählt es trotzdem. Wenn er nicht bald etwas verdient, muss er raus aus der Wohnung. Und Eileen würde nicht mitziehen.

Wo soll er hin ohne sie? Er braucht Geld. Er braucht eine Story.

 

»Schon der zweite Tag, an dem ich dich wecke. Wann stehst du denn normalerweise auf?«, fragt er Jérôme am Telefon. »Hör mal, wir müssen uns noch mal treffen.«

Jérôme kommt ins Café und schüttelt seinem Vater die Hand. Lloyd sagt wie einstudiert: »Entschuldige, dass ich dich noch mal belästige. Aber ich muss etwas Wichtiges checken, jobmäßig.«

»Mit mir?«

»Nur eine Kleinigkeit. Ich sitze an einer Sache zur französischen Außenpolitik. Ist dringend. Muss das heute abgeben. Heute Nachmittag.«

Jérôme lehnt sich im Stuhl zurück. »Ich weiß nichts Brauchbares.«

»Du hast doch meine Frage noch gar nicht gehört.«

»Ich weiß echt gar nichts.«

»Was machst du da überhaupt?«, braust Lloyd auf, beruhigt sich dann aber. »Ich meine, du weißt ja noch gar nicht, was ich wissen will. Du bist doch da jetzt bestimmt schon drei Jahre. Ich darf dich nicht besuchen, du erzählst mir nichts. Bist du da bloß der Hausmeister und genierst dich, das zuzugeben, was?« Er lacht. »Einen Schreibtisch hast du da doch wohl, oder?«

»Ja.«

»Na schön, dann eben Quiz. Du gibst weiter einsilbige Antworten. Ich reim’s mir dann zusammen. Steht dein Schreibtisch dicht beim Büro des Ministers? Oder weit weg?«

Jérôme rutscht angespannt hin und her. »Weiß nicht. Mittelweit.«

»Mittelweit heißt nahe dran.«

»Nicht sehr nahe.«

»Um Himmels willen, das ist ja wie Zähneziehen. Hör mal, ich brauch ’ne Story. Denk bitte mal für mich mit, nur eine Minute.«

»Ich denke, du hast eine bestimmte Frage.«

»Kriegst du eigentlich irgendwas mit? Ich hab dich gestern zum Essen eingeladen.« Er setzt schnell hinterher: »War ’n Witz.«

»Das geht nicht.«

»Ich will dich ja nicht zitieren. Du sollst da auch keine Unterlagen klauen oder sonst was.«

»Was willst du denn dann?«

»Bin nicht sicher. Irgendwas mit Terrorismus-Bezug vielleicht. Oder was mit Irak. Oder Israel.«

»Ich weiß nicht«, sagt Jérôme sanft zu seinen Knien.

Die anderen Kinder hätten Lloyd längst abserviert. So folgsam ist nur Jérôme. Die drei Töchter sind alle wie Lloyd selbst – immer auf irgendwas aus, hinter irgendwas her. Jérôme dagegen begehrt nie auf. Er ist als Einziger loyal. Und wie zum Beweis sagt er: »Da wäre höchstens diese Sache mit der Gaza-Force.«

»Was für ’ne Gaza-Force?«, Lloyd springt sofort an.

»Ich weiß die Einzelheiten nicht alle.«

»Augenblick, halt mal, das Ministerium erwägt eine Gaza-Force?«

»Ich glaube, so was habe ich gehört.«

»Du glaubst?«

»Ich glaube, ja.«

Lloyd strahlt. »Das könnte eventuell was sein. Könnte es, könnte es.« Er zückt ein Notizheft und kritzelt hinein. Zieht Jérôme die Goldklumpen aus der Nase, zerrt, reißt, zwirbelt daran herum. Ein Schauder durchzuckt ihn: In so was ist er gut. Jérôme will immer wieder dichtmachen. Aber zu spät – Lloyd hat ihn geknackt. Da kommt noch was. Komm, weiter.

»Du darfst aber nichts davon verwenden.«

»Du kriegst schon keinen Ärger deshalb.«

»Das ist meine Information.«

»Unsinn. Es ist einfach eine Information, die gehört niemanden, die existiert unabhängig von dir. Ich kann’s jetzt auch gar nicht mehr nicht wissen. Soll ich mich jetzt feierlich bei dir entschuldigen? Ich hab dich bloß um einen kleinen Gefallen gebeten. Ich verstehe nicht, wo das Problem ist. Tut mir ja leid«, schließt Lloyd, »aber du hast mir diesen Gefallen getan.«

Er eilt nach Hause – könnte noch klappen bis Redaktionsschluss. Er ruft Menzies an. Hah, verdammt noch mal, hah, denkt er, während er in der Leitung hängt. »Tja, mein Freund«, sagt er dann, »ich hab eine Story für dich.«

Menzies wartet, bis er ausgeredet hat. »Halt mal – Frankreich schlägt eine UN-Friedenstruppe für den Gazastreifen vor? Da macht Israel nicht mit. Ist ’n Rohrkrepierer.«

»Bist du da ganz sicher? Egal, mein Bericht besagt, dass die Franzosen mit dem Gedanken spielen. Was damit passiert, ist eine andere Sache.«

»Wir brauchen das bestätigt.«

»Krieg ich hin.«

»In vier Stunden ist Deadline. Also, reiß dir deinen Reporterarsch auf und ruf mich in neunzig Minuten wieder an.«

Lloyd legt auf. Er starrt auf seine alten Telefonnummern. Er kennt nicht mal den aktuellen Stand in Sachen Gaza. Er ruft Jérômes Handy an, aber das klingelt nur endlos. Er findet eine Nummer im Außenministerium. Vielleicht kriegt er da Informationen, ohne Jérôme als Quelle zu enttarnen. Aber klar kriegt er die. Hat er Millionen Mal gemacht, so was. Er ruft im Pressestab des Außenministeriums an und ist zum ersten Mal dankbar, dass die bekloppte Françoise Jérôme ihren eigenen Nachnamen verpasst hat – kein Mensch wird »Lloyd Burko« mit ihm in Verbindung bringen.

Er stellt der Pressefrau ein paar einleitende Fragen. Aber die ist eher darauf gedrillt, Informationen aus ihm herauszuholen, als ihm welche zu geben. Er bricht das Gespräch bald ab. Er hat kaum aufgelegt, als das Telefon klingelt: Menzies.

»Diesmal rufst du mich an«, sagt Lloyd mit leisem Triumph.

»Ich hab deine Story in der Nachmittagskonferenz erzählt, und Kathleen ist total aufgeregt«, sagt er. »Und du weißt ja, was los ist, wenn unsere Chefredakteurin sich aufregt.«

»Also nehmt ihr die Story?«

»Wir wollen die erst mal lesen. Ich persönlich würde sie glatt bringen.«

»Wie viel Platz habt ihr dafür?«

»So viel du brauchst. Vorausgesetzt, die Story ist wasserdicht. Wie gesagt, wir müssen sie erst mal lesen. Hältst du sie übrigens für titelseitentauglich?«

Eine Story auf Seite eins läuft immer im Blatt weiter, das heißt, sie muss sogar länger sein. Und länger heißt mehr Geld. »Titelseite«, sagt Lloyd. »Definitiv titelseitentauglich.«

»Du sitzt hoffentlich schon dran, ja?«

»Hatte gerade das Außenministerium dran.«

»Und?«

»Da höre ich dasselbe.«

»Also, du holst dir schon Bestätigungen – starke Sache. Steht bisher noch nirgends.«

Nach dem Gespräch wandert Lloyd durch die Wohnung, starrt aus dem Fenster, kratzt an der Scheibe, kramt in seinem Gedächtnis nach irgendeiner brauchbaren Quelle. Nein, keine Zeit. Jetzt kann er nur noch mit dem arbeiten, was er hat – eine Information von einer einzigen Quelle zurechttricksen, mit Hintergrundmaterial aufmotzen und beten, dass das Ganze durchrutscht. Er setzt sich an seinen Word Processor und haut eine Story zusammen, wahrscheinlich die dünnste, die er je versucht hat loszuschlagen. Er reißt das Blatt aus der Maschine und legt es daneben. Kein einziges Zitat, null.

Er zieht ein neues Blatt ein und schreibt ein Stück, wie es sich gehört: mitsamt korrekten Zitaten von Gesprächspartnern, Daten und Truppenzahlen, Angaben zu Kabinettsdebatten und transatlantischen Feindseligkeiten. Lloyd beherrscht sein Handwerk – er weiß, wie man mit Konjunktiven, Vorschlägen, Testballons ein Nichts blendend abpolstert. All seine ausgedachten Quellen sind »enge Mitarbeiter von« oder »Experten für«, die aber selbstverständlich »anonym bleiben möchten«. Niemand ist namentlich genannt. Zehntausend Zeichen. Er rechnet aus, was die bringen. Genug für die Miete – eine Galgenfrist lang. Genug, um Jérôme ein anständiges Hemd zu kaufen. Mit Eileen etwas trinken zu gehen.

Er liest alles noch mal durch und streicht mit Rotstift durch, was anfechtbar sein könnte. Dadurch wird der Text kürzer, also bastelt er ein paar Redundanzen in die Zitate eines »Regierungsbeamten aus Washington«. Dann tippt er das Ganze noch einmal ab, setzt ein paar Anmerkungen drunter, geht in den Telefonshop ein paar Häuser weiter und sendet alles per Fax. Er stürzt nach Hause zurück. Auf dem Treppenabsatz bleibt er stehen, er japst, versucht aber ein Lächeln. »Du alter Faulpelz!«, sagt er zu sich. Dann poltert er an Didiers Tür. »Eileen? Bist du da?« Er geht in seine Wohnung, findet eine angestaubte kleine Flasche Tanqueray, gießt sich einen ein und lässt jeden Schluck Gin lange kreisen und die Mundhöhle ausbrennen. Eine ganze Story gefälscht hat er noch nie. »Fühlt sich gut an«, sagt er. »Hätt’ ich schon vor Jahren machen sollen! Hätt’ mir ’ne Menge Arbeit erspart!« Er schenkt sich noch einen Gin ein und wartet auf den unvermeidlichen Anruf.

Das Telefon klingelt.

»Wir müssen die Quellen noch festzurren«, sagt Menzies.

»Wie, festzurren?«

»Ist Kathleens Ausdruck. Nebenbei, diese Faxerei ist ein Albtraum kurz vor Redaktionsschluss. Wir mussten hier alles noch mal abtippen. Du musst wirklich wieder dein E-Mail-Programm in Gang kriegen.«

Das klingt doch nicht schlecht: Menzies geht also von weiteren Aufträgen aus.

»Hast ja recht. Ich lass den Computer sofort reparieren.«

»Dann zu deinen Quellen. Die müssen klarer sein. Im dritten Absatz zum Beispiel, das Zitat geht so nicht. Kein Mensch weiß, wer die ›mit dem Bericht vertraute‹ Person sein soll, wenn vorher nirgends von diesem Bericht die Rede ist.«

»Ach, ist das noch drin? Das wollte ich eigentlich streichen.«

Sie gehen gemeinsam den ganzen Text durch, ändern noch das eine oder andere und legen in bestem Einvernehmen auf. Lloyd genehmigt sich noch einen Gin. Das Telefon klingelt wieder. Menzies ist noch immer nicht zufrieden. »Man kann bei keiner einzigen Quelle erkennen, ob das eine Person oder eine Institution ist. Kann man nicht einfach sagen ›das französische Außenministerium‹?«

»Ich wüsste nicht, warum ›ein Mitarbeiter‹ nicht reichen soll?«

»Da, wo’s ans Eingemachte geht, hast du nur eine einzige, namenlose Quelle. Für die Seite eins ist das zu schwammig.«

»Wieso zu schwammig? Ihr macht das doch dauernd so.«

»Ich meine, du hättest mir erzählt, dass das Außenministerium die Nachricht bestätigt hat.«

»Hat es.«

»Kann man das dann nicht auch schreiben?«

»Ich werde doch nicht meine Quelle preisgeben.«

»Hier ist gleich Redaktionsschluss.«

»Ich möchte auch nicht, dass du irgendwas von ›französisch‹ reinschreibst. Einfach ›ein Mitarbeiter‹.«

»Wenn du nicht bereit bist, das genauer zu formulieren, können wir’s nicht bringen. Tut mir leid – soll ich dir von Kathleen bestellen, die steht hier neben mir. Und das würde bedeuten, die ganze Seite zu kippen. Was wiederum, wie du weißt, so knapp vorm Umbruch die Hölle auf Erden ist. Wir müssen das unbedingt sofort entscheiden. Könntest du dich zu irgendwas durchringen?« Er macht eine Pause. »Lloyd?«

»Eine Quelle im Außenministerium. Schreib es so.«

»Und die ist solide?«

»Ja.«

»Mir reicht das.«

Aber Kathleen nicht, wie sich herausstellt. Sie telefoniert selbst mit Paris, und da lacht man sich schlapp über die Story. »Kathleens Quelle sitzt irgendwo ganz oben im Pressestab des Ministeriums. Ist deine besser?«

»Ja.«

»Wie viel besser?«

»Einfach besser. Ich darf nicht rauslassen, wer.«

»Dann zeige ich Kathleen noch mal die Zähne. Ich hab ja keine Zweifel an deiner Quelle. Aber gib mir einen Hinweis, damit ich ein gutes Gefühl habe. Bleibt unter uns.«

»Geht nicht.«

»Dann war’s das. Tut mir leid.«

Lloyd überlegt. »Jemand im Nahost-Führungsstab, in Ordnung? Meine Quelle ist gut: Politikerseite, nicht Presseseite.«

Menzies gibt es weiter an Kathleen, die stellt auf Raumton und fragt Lloyd selbst aus. »Und dieser Typ ist eine sichere Adresse?«

»Absolut.«

»Schon mal früher benutzt?«

»Nein.«

»Aber wir können ihm trauen?«

»Ja.«

»Mal unter uns dreien: Wer ist es?«

Lloyd zögert. »Ich weiß wirklich nicht, warum das so wichtig ist.« Natürlich weiß er es sehr wohl. »Es ist mein Sohn.«

Am anderen Ende wird unüberhörbar gekichert. »Soll das ein Witz sein?«

»Er arbeitet im Ministerium.«

»Ich sterbe nicht gerade vor Begeisterung, dass wir Familienmitglieder als Quelle zitieren«, sagt Kathleen. »Andererseits, um diese Uhrzeit bringen wir entweder das Stück oder Agenturkram über Bush und seine Umfrageabstürze, wobei die, ehrlich gesagt, inzwischen auch nicht mehr titelseitentauglich sind.«

Menzies hat einen Vorschlag: »Wir könnten den Überblick ›Fünf Jahre 11. September‹ vorziehen, der ist so gut wie fertig.«

»Nein, der fünfte Jahrestag ist erst Montag, den will ich fürs Wochenende haben.« Sie schweigt einen Moment. »Okay, wir nehmen Lloyd.«

 

Er ist betrunken, als Eileen nach Hause kommt. Didier und seine Freunde sind noch in einem Jazzclub, sie ist schon gegangen. Sie klopft an die Tür. Warum kommt sie nie einfach herein? Aber davon wird er jetzt nicht anfangen. Erst mal holt er sofort noch ein Glas und schenkt ihr auch einen Gin ein, bevor sie Nein sagen kann.

»Musst dir morgen unbedingt die Zeitung besorgen«, sagt er. »Seite eins.«

Sie tätschelt ihm das Knie. »Glückwunsch, Liebes. Wann hattest du so was zum letzten Mal?«

»Als Roosevelt Präsident war, schätzungsweise.«

»Franklin oder Teddy Roosevelt?«

»Eindeutig Teddy.« Er zieht sie etwas rabiat zu sich und küsst sie. Es ist keins ihrer üblichen sanften Küsschen, sondern eine wilde Umarmung.

Sie weicht aus. »Nun ist aber gut.«

»Ja, richtig – stell dir vor, dein Mann erwischt uns.«

»Verdirb mir nicht die Laune.«

»War nur ein Witz. Fühl dich nicht mies – ich tu’s auch nicht.« Er kneift ihr in die Wange. »Ich liebe dich.«

Eileen geht wortlos in die Wohnung gegenüber. Er wirft sich aufs Bett und brummt betrunken: »Seite eins, verdammt noch mal, ich glaub’s nicht!«

 

Eileen weckt ihn sanft am nächsten Morgen und legt ihm die Zeitung aufs Bett. »Hier drinnen ist es saukalt. Ich hab Kaffee gemacht.«

Er setzt sich auf.

»Ich hab deine Story gar nicht gefunden, Liebes«, sagt sie. »Doch heute noch nicht drin?«

Er geht die Überschriften auf der Titelseite durch: »Blair-Rücktritt in zwölf Monaten«; »Pentagon untersagt grausame Verhörmethoden bei Terroristen«; »Schwulenehe in Amerika heftig umstritten«; »Australien trauert um ›Crocodile Hunter‹« und schließlich: »Neues Umfragetief für Bush«.

Auf Seite eins hat es seine Gazastory also nicht geschafft. Er blättert die Zeitung durch. Sie steht auch sonst nirgends. Fluchend ruft er in Rom an. Menzies ist selbst zu dieser frühen Stunde schon an seinem Platz. »Was ist mit meinem Artikel passiert?«

»Tut mir leid. Wir mussten ihn rausnehmen. Dieser französische Pressestab-Freund von Kathleen hat noch mal angerufen und alles dementiert. Gesagt, sie würden uns am Arsch kriegen, wenn wir das bringen. Offizielles Dementi und alles.«

»Irgendein Pressestab-Freund von Kathleen pinkelt meinen Artikel an, und ihr lasst das durchgehen? Wie kommt Kathleen überhaupt dazu, meine Arbeit nachzurecherchieren? Ich hab doch gesagt, mein Sohn arbeitet im Ministerium.«

»Ja, das ist auch so’n schräges Ding. Kathleen hat ihn ihrem Freund gegenüber erwähnt.«

»Sie hat meine Quelle enttarnt? Seid ihr wahnsinnig geworden?«

»Nein, nein – nun mal langsam. Sie hat nicht gesagt, dass er deine Quelle ist.«

»Das ist nicht schwer rauszukriegen. Himmel noch mal!«

»Lass mich doch mal ausreden, Lloyd. Am Ende kam raus, da arbeitet niemand namens ›Jérôme Burko‹.«

»Ihr Volltrottel. Er hat den Nachnamen seiner Mutter.«

»Ach so.«

Lloyd muss seinen Sohn warnen, ihm Zeit für eine gute Ausrede verschaffen. Er ruft Jérômes Handy an, aber der geht nicht dran. Vielleicht ist er zur Abwechslung mal früh bei der Arbeit. Himmel, was für eine Katastrophe. Lloyd ruft im Ministerium an.

Jemand in der Telefonzentrale erklärt ihm schließlich: »Ich bin die Liste aller Mitarbeiter im Haus durchgegangen. Der Name steht da nicht drauf.«

Lloyd stürzt hinunter zum Boulevard du Montparnasse, will ein Taxi heranwinken, lässt den Arm wieder sinken. Er steht am Bordstein, zögert, befühlt seine Brieftasche. Sie ist dünner denn je. Ach was soll’s, wenn schon pleitegehen, dann richtig. Er winkt nach einem Taxi.

Die Sicherheitsleute lassen ihn nicht ins Ministerium. Er nennt immer wieder den Namen seines Sohns, sagt immer wieder, es gehe um einen familiären Notfall. Es nützt nichts. Er wedelt mit seinem Presseausweis, der allerdings seit dem 31. Dezember 2005 abgelaufen ist. Er steht vor dem Eingang und versucht es wieder mit Jérômes Handy. Leute, die eine Zigarettenpause brauchen, kommen herausgeschlendert. Er sucht ihre Gesichter nach seinem Sohn ab, fragt nach jemandem, der in der Nordafrika- und Nahost-Abteilung arbeitet.

»Ich kann mich an den jungen Mann erinnern«, sagt eine Frau. »Der war da mal Praktikant.«

»Ich weiß, und in welcher Abteilung ist er jetzt?«

»Wieso das denn?«

Sie kramt eine alte Adresse von Jérôme hervor und gibt sie ihm. Lloyd steigt in die Metro, fährt bis Château Rouge und findet das Haus, einen heruntergekommenen Kasten mit viel Stuck und einem kaputten Eingang. Er geht die Liste der Mieter in den Hinterhöfen durch, sucht nach Jérômes Nachnamen, findet ihn nicht. Plötzlich sieht er etwas, womit er nie gerechnet hätte, seinen eigenen Namen. Auf dem Klingelbrett steht tatsächlich: »Jérôme Burko«.

Eine Stunde später kommt Jérôme durch den Toreingang, sieht seinen Vater aber nicht gleich. Er geht zum Briefkasten und blättert auf dem Weg zum Innenhof die Reklamesendungen durch.

»Sorry«, sagt Lloyd, auf wackeligen Beinen. »Entschuldige, dass ich hier so aufkreuze.« In dem Ton hat er mit seinem Sohn noch nie geredet, so kleinlaut. »Bin einfach mal vorbeigekommen – ist das okay?«

»Nein, nein. Hat nichts damit zu tun.«

»Könnten wir vielleicht hochgehen? Ich friere. Es ist schon eine Weile, dass ich hier draußen warte.« Er lacht. »Ich bin nämlich schon alt! Auch wenn man’s mir vielleicht nicht ansieht.«

»Doch, bin ich. Ich bin alt.« Er streckt die Hand aus, lächelt ihn an. Jérôme bleibt auf Abstand. »Ich denke in letzter Zeit viel über meine Familie nach.«

»Kann ich mit reinkommen, Jérôme? Wenn’s dir nichts ausmacht. Ich hab eiskalte Hände.« Er reibt sie, haucht hinein. »Mir ist eine Idee gekommen. Ich hoffe, du nimmst die mir nicht übel. Ich denke, ich könnte dir – aber nur, wenn du willst – ein bisschen mit dem Englischen helfen. Wenn wir regelmäßig üben, hast du’s schnell drauf, garantier ich dir.«

»Du hattest aber kaum Chancen, es zu hören.«

»Ich brauch keine Nachhilfe. Und außerdem, wann denn? Das Ministerium würde mir dafür nie Urlaub geben.«

Jérôme hat kein Wort verstanden. Gedemütigt und mit bebender Stimme antwortet er auf Französisch: »Woher soll ich wissen, was du da erzählst? Du redest viel zu schnell. Das ist doch alles albern.«

  

 

 

Betty schüttelte ihr Highball-Glas und suchte mit tiefem Blick nach den letzten Tropfen Campari unter den Eiswürfeln. Leo, ihr Mann, saß ihr gegenüber und versteckte sich hinter einer italienischen Zeitung. Sie langte über den Marmortisch und klopfte an das Papier, als wäre es die Tür zu seinem Arbeitszimmer.

»Keine Spur von Ott«, sagte sie.

»Trinkst du noch was?«

Betty hob den Arm und suchte nach einem Kellner, und dann sah sie Ott. Er saß einfach an der Bar und beobachtete sie. Betty ließ die Hand sinken, warf den Kopf zurück und fragte nur mit den Lippen: »Was machst du denn da drüben?« Kleine Muskeln in ihren Mundwinkeln verzogen ihre Lippen zu einem Lächeln, dann wieder abwärts, dann wieder hoch.

Er hatte Betty vor zwanzig Jahren zum letzten Mal gesehen, in New York. Jetzt war sie Anfang vierzig und verheiratet, die schwarzen Haare waren ein bisschen kürzer, die grünen Augen eine Spur sanfter. Trotzdem erkannte er in ihr sofort die Frau von damals: an ihrer Art, den Kopf zu neigen, an ihrem zögerlichen Lächeln. Im Verblassen schien das Vergangene sogar noch schärfer hervorzutreten. Ott fühlte einen Impuls, über den Tisch hinweg Betty zu berühren.

  

Diese wenigen Worte waren wie eine Welle der Genugtuung – Betty hatte längst vergessen, wie es war, in Otts Gesellschaft zu sein.

»Darf ich fragen, wozu genau Sie uns treffen wollten«, fragte Leo.

»Über welche?«

»Ach ja?« Leo beugte sich vor und ließ den Schlips los, den er über einen fehlenden Hemdknopf gehalten hatte. »Klingt gut.« Der Schlips schwang wie das Pendel einer Uhr und entblößte den Faden, an dem der Knopf gehangen hatte. »Könnte was werden. Durchaus. Und Sie, äh, brauchen jetzt Leute?«

Betty schraubte sich aus ihrem Sitz hoch. »Wie kommst du auf die Idee, eine Zeitung zu gründen?«

»Je mehr ich darüber nachdenke«, fiel Leo ihr ins Wort, »desto besser gefällt mir die Idee. Bis jetzt hat das nämlich noch nie einer richtig angefasst. Noch nie hat jemand richtig Geld aus so was rausgeholt.«

Als sie sich verabschiedeten, war Ott als Einziger nüchtern. Er drückte beiden die Hände, tätschelte Leos Schulter und stieg die Spanische Treppe hinauf zum Hotel Hassler, in dem er abgestiegen war. Betty und Leo torkelten die Via del Babuino entlang nach Hause.

»Konnte man bisher immer.«

Zu Hause angekommen, hangelten sie sich am Treppengeländer hoch, als wäre es ein Seil. Sie wohnten im vierten Stock, die Wohnung war gerade groß genug für ein kinderloses Paar und hatte hohe Räume mit abgezogenen Dielen, aber nur ein Fenster, was allerdings für Leute mit Hang zum Kater durchaus von Vorteil war. Betty kochte Kaffee.