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»Ein feines Buch.« Die Zeit

Herrlich skurrile Geschichten und bewegende Bekenntnisse sind in Strittmatters Abschiedsbuch vereint. Verknüpft mit lebensvollen Episoden und ironischen Zeitbetrachtungen, schildert er, wie er selbst seinen literarischen Ruhm erlebte und versuchte, das Altwerden zu lernen. Eine einzigartige Legierung aus Poesie, Humor und tiefer Menschenkenntnis zeichnet auch dieses Buch aus.

»Es sind Aufzeichnungen seiner letzten Lebensmonate: Eine Art Tagebuch, das zugleich aufhebt, was an unerledigten Stoffen noch liegenblieb. Eine Schule des Wahrnehmens, die begierig macht, hinsehen zu können wie er, bis alles sich unter dem Blick belebt.« Frankfurter Rundschau

»›Als mich die erste Grasmücke begrüßte, wußte ich, daß ich mich dieses Jahr noch nicht verwandeln würde‹, heißt es in seinen Aufzeichnungen. Dieser letzten Gewißheit verdanken wir ein feines Buch.« Die Zeit

Erwin Strittmatter

Vor der Verwandlung

Aufzeichnungen

Herausgegeben von
Eva Strittmatter

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Nachwort: Eva Strittmatter: Die Vateramsel ist da

Über Erwin Strittmatter

Impressum

Wem dieses Buch gefallen hat, der liest auch gerne …

Am Ende meines Laden-Romans versprach ich den Lesern etwas von hier, wo wir wohnen, und von dem, was wir hier erlebten, zu erzählen. Das hat falsche Vorstellungen ausgelöst. Wenn ich die erfüllen würde, müßte ich meine letzten Lebensstunden als Verpönter verbringen.

Es gab zwei Gründe für mein leichtfertiges Versprechen. Der erste: Ich sprach von meinem Tod und meinem Leichenstein. Das klang traurig, vielleicht auch selbstmitleidig.

Der zweite: Ich bin mehr, als ich zugeben möchte, von der Theorie angeschimmelt: Bücher müßten positiv enden. Das war zu einer gewissen Zeit die Meinung von herrschenden Funktionären in unserem Ländchen. Was hat sich da der Brecht nicht alles von den Schläulingen anhören müssen, als er seine Mutter Courage unbelehrt und nicht als Heldin, die den Krieg besiegte, sondern zu neuen Geschäften von der Szene gehen ließ. Denen, die ihm das zum Vorwurf machten, und das waren sehr viele, sagte er, man dürfe das Publikum nicht entmündigen, man müsse es die Quintessenz des Stückes selber finden lassen. Und er schien davon überzeugt zu sein. Oder sollte er, den ich den listigen Augsburger nenne, instinktiv geahnt haben, daß die Kriege, bei der Menschheit, wie sie jetzt ist und wie sie noch lange bleiben wird, nie aufhören werden?

Es war im vorigen Jahr, fast um die gleiche Zeit, der Frühling schickte seine weißen Hungerblümchen vor, und an versteckten Stellen blühten Taubnesseln, als wünschten sie, man möge kein Aufhebens von ihnen machen. Ich schirrte mein Auto an und fuhr in die Niederlausitz. Dort lag mein Bruder in einem Landkrankenhaus. Vor Jahren ließ er sich rechts und jetzt ließ er sich links eine Kunsthüfte einsetzen. Er begrüßte und verabschiedete mich, um mir seine fortschreitende Genesung vorzuführen, mit erhobenen Krücken, war stolz, und sein Glück bestand darin, daß er eine Minute ungestützt stehen konnte, ohne umzufallen. Es gibt tausend Arten von Glück.

Ich fuhr weiter, um meine Heimatstadt zu besuchen. Es gibt dort Kinder und Enkel von verstorbenen Freunden, die mich Onkel nennen, wohl auch dieses oder jenes meiner Bücher gelesen haben und meinen, mich nun so zu kennen, wie ihre Eltern mich gekannt haben. Bis vor Jahren hielt ich mich für einen verpfuschten Sohn meiner Heimatstadt, doch dann ernannte man mich dort zum Ehrenbürger, und es blieb dabei, auch als die Wellen vom Rhein nach hier überschwappten. Die Ehre – was hats auf sich mit ihr, wie haltbar ist sie? Wir werden noch drauf zu sprechen kommen.

Mein Neffe, der den überdiesig gewordenen Hund Stalin in die Nase biß, ihr wißt, im dritten Buch der Geschichte vom Laden, erbot sich, mich um die unübersichtlich gewordene Innenstadt von Cottbus herumzulotsen. Ich lasse mich nicht gern lotsen, aber ich war in Umarmungsstimmung.

Mein Neffe überfuhr eine verkehrsreiche Landstraßenkreuzung und entschwand. Nirgendwo eine Ampel, nirgendwo ein regelnder Polizist. Ich mühte mich, meinen Lotsen nicht zu verlieren, kam bis zur Kreuzungsmitte, hörte Blech auf Blech krachen, und mein Auto wurde gedreht wie eine Lokomotive auf der Drehscheibe beim Gleiswechsel. Das Krachen mit seinem Schweif aus Blechgekreisch hatte etwas mit mir zu tun. Der Fahrer eines Kohlenlasters hatte mich gerammt, hatte mein Auto zusammengequetscht bis auf den engen Raum, der zuständig für mein Weiterleben wurde.

Leute stiegen aus ihren Fahrzeugen, Radfahrer hielten an, der Unwille in ihren Gesichtern verwandelte sich in Neugier. Einen Augenblick lang himmlische Stille. Man zieht mich aus dem Auto, will wissen, ob und wo ich verletzt bin. Ich weiß es nicht, ich denke an Eva. Wie gut, daß sie nicht neben mir saß. Der Fahrer des Kohlenlasters schleppt einen blankgescheuerten Wirtshausstuhl heran und stellt ihn an den Rand des Chausseegrabens. Dort steht der Stuhl und bietet seine Sitzfläche an, Passanten versuchen, mich zu ihm hinzuschleppen. Ich wehre mich. Ich kann ohne Hilfe hinüber. Eine unbekannte Kraft, eine Gotteshand zum Beispiel, wie ich sie mir als Dorfschüler vorstellte, hat eingegriffen. Ich bin aufgespart worden.

Das große Schweigen taut auf. Fragen, Zurufe, lautes Gerede. Die Polizei kommt. Signale treffen mich wie Messerstiche. Nur nicht ins Krankenhaus! Ich habe versprochen, im Spätsommer, zu meinem achtzigsten Geburtstag, ein Buch zu Ende zu bringen. Der Verleger drängt. Alles ist schon auf die Produktion eingestellt. Ich muß es zu Ende schreiben.

Obwohl ich mich sperre, werde ich abtransportiert. Ärzte betasten und behorchen mich. für sie hat sich ein Haufen ethischer Pflicht zusammengeschoben. Sie müssen ihn aufarbeiten. Ein mit Flüssigkeit gefüllter Ballon aus Plaste hängt über mir. Er ähnelt den Schweinsblasen, mit denen wir als Kinder bei den Schlachtefesten auf den Bauernhöfen spielten. Sein Inhalt rinnt langsam durch Röhren in mein Geäder. Mir ist, als spiele man eine Szene aus dem Fernsehen nach. Aber dann fragt einer der Ärzte, ob ich meine Pferde noch hätte, und ich fühle mich ein wenig zuhausiger. Ein anderer Arzt erzählt mir, daß er mit einem meiner Söhne in die Schule gegangen sei. Überall Menschen, denen man nicht fremd ist. Ist man nicht überhaupt mit allen Menschen unter dem Himmel und auf der Erde verwandt?

Es ist Nacht. Das Krankenzimmer ist dunkel, Straßenlicht sickert herein. Die Mitpatienten, ein junger und ein alter, sind lahm. Der ältere hat, bevor er einschlief, ausgiebig onaniert. Sein Entzücken war nicht zu überhören. Das Geschnarch der beiden macht die Krankenstube zittern.

Ich öffne das Fenster. Die angefrostete Frühlingsluft schleicht um das Krankenhaus. In den Ahornbäumen auf der Parkwiese knackt es, wie wenn Sprengsel in Sommerwiesen durchs trockne Gras springen. Die Knospen arbeiten an ihren gelbgrünen Blättern. Morgen oder übermorgen werden sie sie hinausschieben.

Am Nachmittag auf der Landstraße war ich glücklich. Jene Kraft, von der wir nichts Rechtes wissen, hatte mich dem Tode entzogen, und ich wußte so sicher, wozu sie mich aufsparte. Jetzt aber hat Lebensüberdruß diese Zuversicht verdrängt. Es ist, als ob er im Dunst der nächtlichen Krankenstube gekeimt hätte und aufgegangen wäre. Der Gedanke vom Todesaufschub erscheint mir irreal, metaphysisch, eine überhebliche Anwandlung meines Ichs. Ich verspüre keinen Funken Lust, mich wieder mit dem Roman zu befassen, an dem ich jahrelang schrieb. Eva hatte Schwächen am Ende des Manuskripts entdeckt. Sie suchte ihre Entdeckung zu verbergen, versuchte, es vor sich selber zu verbergen. Genug, genug, mag sie gedacht haben, daß einer mit achtzig Jahren noch einen Roman schreibt. Der alte Kerl hat sich genug geplagt, es kann kaum noch Kraft in ihm sein, das Buch mit der Endgültigkeit zu vollenden, die ich mir wünsche. Sein Alter wird ihm die Verzeihung der Leser eintragen, falls auch sie enttäuscht sein sollten. Sie versuchte mir einzureden, der Roman könne durchaus, so wie er eben sei, als fertig gelten.

Wie fein gesagt, und doch erfaßte ich die Einschränkung. Das hieß für mich, Unzutreffendes zu Treffendem, Ungenaues zu Genauem, Unpoetisches zu Poetischem umzuarbeiten und die schon unelastisch gewordenen Hirnzellen noch einmal zu quälen. Weshalb nur war der Autounfall zu etwas so Stümperhaftem geraten. Ich werde von der schon so oft erlebten Absicht beschlichen, selber über meinen Tod zu verfügen. In so Augenblicken fühle ich eine Pistole in der Hand, spüre das kalte Metall an meiner Schläfe, ich höre den Knall, aber ich vermisse danach die Befreiung, auf die ich hoffte. Es ist das Nacherleben vom Selbstmord meines Großvaters väterlicherseits, das sich in meine Gene gebohrt hat.

Die ganze Nacht lang lag ich wach. Mit der Zeit schiens mir absurd, mich aus dem Leben zu schleichen, da feststand, daß mir künstlerisch etwas nicht gelungen war. Ich mußte hier weg und heran an mein Werkstück.

Ich überredete die Ärzte und unterschrieb zu deren Beruhigung, daß ich mich ihrer Obhut auf eigenen Wunsch entzöge.

In der Schrottsammelstelle sah ich mir den total zerquetschten Wagen an. Sentimentalität wollte mich befallen. Das erste Mal im Leben hatte ich zu einem Auto eine persönliche Beziehung.

Im Fernsehen labern Quatschköpfe, wie man die Zahl der vorhandenen Autos halbieren könne. Gewiß ist keiner von ihnen zu Fuß in die Sendestation gekommen. Ich habe jedenfalls mein Auto verschwinden lassen.

Ich legte die beiden letzten Mappen vom Manuskript des Laden III als fertig ab und fühlte mich dennoch nur halb befreit. Evas Segen fehlte noch, aber danach müßte ich fertig sein mit der Arbeit. Schwer zu glauben, daß ich nach fünf Jahren Schreibscharwerken in eine relative Freiheit vorgestoßen sein sollte.

Eva lag mit einer steifen Grippe. Es konnte noch einige Tage dauern, bis sie mit Objektivität würde lesen können. Ich, der alte Mann, habe fünf Jahre an einem Roman geschrieben. War das zulässig? Sollte man ein Buch nicht mit Beschwingtheit schreiben, oder brauchte ich soviel Zeit, weil ich eben nur die Augenblicke der Beschwingtheit fürs Schreiben nutzte?

Es ist nicht zu verkennen, daß die Lethargie in mir Land gewann. Das unlukrative Vorbedenken breitet sich frech in mir aus. Ich ließ mir zum Beispiel einen Tritt bauen, von dem aus ich leichter auf mein isländisches Schimmelchen steigen kann. Im Grunde lächerlich. Ich sah Fotos, die zeigten, daß sich Kaiser Wilhelm II. ein Tribünchen heranschieben ließ, um auf sein Roß zu kriechen. Gewiß ritt Wilhelm nicht ohne Begleitung durch die Wälder. Wenn ich unterwegs absitzen muß, wie wirds dann mit dem Aufsteigen? Lange Strecken neben dem Pferd herzulaufen fällt mir schon schwer, und wenn ich das vorausbedenke, seh ich leider oft vom Reiten ab. Deshalb bevorzugte ich in den letzten Monaten das Autofahren, doch damit ists zur Zeit aus. Ich bin ein Wildfasan, dem man die Flügel stutzte, um ihn zwischen Hausgeflügel halten zu können.

Ich hocke in der Küche. Der Eisschrank summt unaufdringlich, summt und summt. Es erinnert mich an das Summen in den Moorbädern von Pieštany. Dort war es mit der Erlösung von Schmerzen und einem aufkommenden Wohlsein verbunden.

Eva las trotz ihrer aufdringlichen Krankheit die beiden letzten Mappen des Romanmanuskripts. Alles einwandfrei, sagte sie, wenn ich noch ein Kapitel anhängen würde. Ich hätte den Lesern vorenthalten, wie es mit den Hauptpersonen ausgehe und wie das soziale Gewebe des Heimatdorfes zerbröckele. Das traf mich. Zuerst wars mir nach Nervenzusammenbruch. Es war nun das vierte Mal, daß ich glaubte, mich vom Roman verabschiedet zu haben.

Schließlich überwand ich mich und scharrte Fakten für das noch fehlende Kapitel zusammen. Ich hatte vor, es im testamentarischen Stil zu schreiben. Am nächsten Tag hatte sich alles deutlich formiert, was ich zu tun hatte. Dann schrieb ich los. Der Anfang war, wie mir schien, geglückt. Ohne ihn gemacht zu haben, wäre es mir unmöglich gewesen, nach Leipzig zur Buchmesse zu fahren.

Als ich in der Koje des Verlages erschien, wurde ich von Lesern, Lauschern und Interviewern umringt. Sie gingen mit mir wie mit einer Rarität um, als könnt ich, wie eine Seifenblase, gleich platzen und nicht mehr da sein. So sichtbar sind mein Alter und meine Klapprigkeit nun schon, oho! Ein Journalist schrieb, ich wäre mit altersmüdem Gang zwischen den Kojen der Verlage einhergegangen, hätte nicht nach links und nicht nach rechts gesehen und hätte gemurmelt, daß ich mich nie, nie mehr irgendwelchen Ideologien hingeben würde. Messejournalismus!

Bei der Abendveranstaltung im Gohliser Schlößchen wurde ich von den Zuhörern mit solcher Liebe empfangen, daß mir die Tränen in die Augen wollten. Normalerweise faßt der Saal zweieinhalb Hundert Besucher, aber es waren vierhundert drinnen. Wer nicht sitzen konnte, stand, saß auf dem Fußboden oder lag. Besonders viele Jugendliche. Das freute mich. Am Schluß meiner Vorlesung Beifall und Beifall. Vielleicht zahlte sich aus, daß ich in der vergangenen Zeit nicht auf jeder Hochzeit tanzte.

Nach der Heimkehr war mein Blutzucker so hoch, daß keine Latte ausreichte, ihn zu messen. Ich diktierte weiter auf mein Tonbändchen, immer noch das letzte Kapitel vom Laden III.

Am nächsten Tag mußte ich wissen, ob ichs getroffen hatte. Ich las Eva vor, was ich abdiktiert hatte. Sie sagte: Glänzend! Aber dann war doch noch etwas, was ihr nicht gefiel: der Dialog zwischen Esau Matt und Clara Schupank wäre zu steif.

Ach, ach, ach! Ich bastelte an diesem Dialog, machte ihn flüssiger und ansehnlicher, und ich hätte das, was nun auf dem Band war, Eva gern vorgespielt, aber es war nicht an sie heranzukommen. Ich mußte meine Spannung in den nächsten Tag hineintragen, deshalb setzte ich mich an die Maschine, spielte mir den Dialog vom Tonband herunter in die Ohren und schrieb ihn auf.

Ich zeigte Eva das Abgeschriebene. Sie war zufrieden. Ich konnte nicht fassen, daß der Roman nun wirklich fertig sein sollte, noch dazu an einem so lieblichen Datum, am fünfzehnten Mai. Ich wollte Eva umarmen, aber das durfte ich nicht, ihre lange Grippe war noch etwas länger geworden, lang wie die lange Lene.

Manchen Tag, an dem ich den Roman schrieb, meinte ich, Eva hätte mich bedrängt, ihn zu schreiben. Ich schrieb unwillig, aber selbst wenn es so gewesen wäre? Geschieht etwas ohne Notwendigkeit?

Jetzt mußte ich mich auf ein Rentnerleben einstellen, mußte, so unangemessen es sich auch anhört, abtrainieren und aufmerken, daß ich nicht in das Loch fiel, in dem die Depressionen hausen.

Aber zwei Tage später klopfte der Versucher an. Mein neues Buch, sollte es nicht vielleicht Vor der Verwandlung heißen? Ich vertrieb den Versucher. Nein, nein, nein, keinen Roman mehr! Jetzt sind es neun, und mehr sollen es nicht werden! Nein, ich wollte lieber durch die Wälder streifen.

Einige Jahre zuvor war die Höhle in der Kiefer entstanden, von der ich rede, und sie wurde die Wohnung eines Spechtpaares. Jahr für Jahr zog das Spechtweibchen seine Jungen darin auf. Aber dieses Jahr hat sich ein Kleiberpaar dort eingenistet. Mein täglicher Rückweg vom See her führt an dieser Kiefer vorbei. Auf meinen Spazierwegen versuche ich ein wenig zu forschen, vielleicht auch nur, um meine Neugier zu befriedigen. Sie gehört zu meinen Alterslüsten. Denkt ja nicht, daß die schon eingetrocknet sind.

Das Kleiberweibchen sitzt auf seinem Gelege. Schon wenn mein Hund Äsop an der Kiefer vorüberläuft, gehts los mit der Aufregung bei den Kleibers. Das Männchen beobachtet uns aus der Ferne. Bis ich heran bin, ist auch das Weibchen aus der Höhle und gesellt sein Geschimpf dem Gezeter des Männchens bei. Die Kleiber beweisen mir, daß sie wirklich das können, was die Vogelbuchschreiber von ihnen behaupten, nämlich kopfheister an Baumstämmen hinunterlaufen. Andere Vögel sollen das nicht können. Ich bin nicht so sicher. Seht, da tut sich meine Alterslust, die Neugier, schon wieder auf und bedrängt mich zu beobachten und zu beobachten. Es gibt da kein Ende.

Sollten die Kleiber nicht endlich dahinterkommen, daß wir ihnen nichts wollen. Äsop klettert nicht auf Bäume und ich schon lange nicht mehr. Vielleicht sind die Erregungen gar nicht gut für ihre Seele und für ihre Brut. Aber sie können doch auch nicht verlangen, daß ich einen anderen Weg nehme und auf meine Alterslüste, die kleinen Forschungen, verzichte.

Der Waldmeister im Vorgärtchen blüht zärtlich. Der Jasmin hat Knospen getrieben, der Heliotrop, der noch in Töpfen steht, duftet so stark, daß man annehmen muß, die Blumenzüchter hätten an den Duftgenen der sonst so scheu von sich reden machenden Pflanze gedreht. Schlehen und Pflaumen, Kirschen – alles blüht heuer ungeheuer, und am Friedhofshügel reckt sich das Steile Turmkraut, dessen Namen ich erst seit drei Jahren kenne. Aber was will das besagen. Es könnte ebensogut Gereckte Friedhofsblume heißen. Hauptsache, es gibt sein individuelles Aussehen nicht auf.

Ein Spatz schleuderte sich aus dem blühenden Fliederbusch, als wäre es ihm da drinnen zu süß geworden.

Da ist die Kiefer in dem Waldstück, um das wir herumgingen, als wir vor achtunddreißig Jahren das erste Mal ins Wiesental einbogen. Jetzt gehört diese Kiefer zu den Bekannten, die wir im Ort haben. für ihr Alter von fünfzig Jahren ist sie recht schmächtig. Der Specht fand heraus, daß sie ein krankes Herz hat, und richtete sich im Kieferninnern einen Hausstand ein. Irgendwo habe ich gelesen, weshalb Spechte bei ihrer Holzmeißelei keine Gehirnerschütterungen kriegen, sie kriegen einfach keine, und die Zoologen machen sich Kopfschmerzen, weshalb sie welche und die Spechte keine kriegen. Jährlich Mitte Mai kochen die Jungspechte in der Baumhöhle ihr Süppchen, girren und girren und verraten sich mit zunehmendem Alter.

Als mich die erste Grasmücke begrüßte, wußte ich, daß ich mich dieses Jahr noch nicht verwandeln würde.

Aus dem Nordfenster meiner Arbeitsstube sehe ich auf ein Haus, das von den An- und Umbauten seiner verschiedenen Bewohner verkrüppelt wurde. In diesem Haus waren wir in den vierzig Jahren, die wir hier wohnen, ein einziges Mal. Wir verabschiedeten uns damals in der großen Stube von einer Frau, die unsere Abschiedsworte nicht mehr hörte. Ja, so ist das, sagt einer unserer Nachbarn nach jedem zweiten Satz.

Damals hatte das verkrüppelte Haus noch einen Vorgarten, und die Grenze zum Waldweg war mit Fliederbäumen markiert, und wenn die blühten, arbeiteten unsere Bienen und orgelten darin und holten sich, was sie brauchten.

Als wir das Wilhelminele das erste Mal sahen, wohnte sie noch im Dorf und war die Frau des Dorfbürgermeisters. Ihr Mann war in Amtsgeschäften außerhalb. Sie empfing uns mit einem Sichelgesicht voll übertriebener Freundlichkeit. Ich war für sie der Herr Nobelpreisträger, und Eva war mein Töchterle. Das mit Väterle und Töchterle korrigierten wir nicht. Ich war alt, und Eva war jung, und verheiratet waren wir nicht. Aber das mit dem Nobelpreis ließen wir nicht auf uns sitzen. Es war der Nationalpreis dritter Klasse, mit dem mich die Öberen unseres Ländchens ausgestattet hatten. Ich nahm ihn nur zu gern an, denn ich war noch auf Ehren aus und lüstern, jene Leute, hauptsächlich in meinem Heimatdorf, ins Unrecht zu setzen, die da gesagt hatten: aus dem wird nie was. Außerdem war Brecht für mich der Nachkriegsmustermensch, einer, der sich aus meiner damaligen Sicht stets und überall richtig verhielt. Er gehörte zu den ersten Künstlern, die diesen Nationalpreis in unserem blutjungen Ländchen angesteckt kriegten, natürlich nicht reibungslos, versteht sich. Sie wollten ihm den Preis zweiter Klasse geben, aber er machte den Ost-Emigranten, die den West-Emigranten nicht wohlgesonnen waren, klar, wie politisch unklug sie handeln würden, wenn sie ihn, der nach manchen Erwägungen sich schließlich entschlossen hatte, im Ostland zu wohnen, als zweitklassig einstufen würden. Und siehe, die Ost-Emigranten zeigten sich einsichtig und gaben ihm den Nationalpreis erster Klasse. Er trug ihn bei allerlei Gelegenheiten so öffentlich wie kein anderer. Als wir einmal aufs Land fuhren, um mit Genossenschaftsbauern zu reden, sah man an seiner grauen Litewka nicht nur die Ordensspange, es baumelte auch der goldene Nationaltaler im Winde. Kann sein, daß die Helene, die Weigel, ein bissel dazugeholfen hatte, aber ein Foto von damals dokumentiert es. Also so etwas hatte ich nun auch, aber zu einer Zeit, da Ernst Busch schon von einer Massenorganisation der Nationalpreisträger sprach. Bei den Landleuten hier schien ich jedoch mit meinem Preis im Range eines Ministers zu stehen. Aber davon später.

Zunächst noch ein bissel was vom Wilhelminele. Sie war eine schwäbische Bürgermeisterstochter mit Fehltritt. Doch jetzt war sie in Partei und Bürgermeistersfrau. Ihr Fehltritt war bissele wie ausgewetzt. Leider waren ihre Eltern im Schwarzwald nun schon tot und konnten es nicht zu wisse kriege, daß ihr Wilhelminele nunmehrig selber Schultheißin war und daß ihr Fehltritt, der Albert, den sie geheurat hätt, so arg gefehlt nicht war. Und zu uns sagte sie, wenn ihr ’ämoal nach Waldbach kommt, fragt nach der Watzmerstroaß, das ist die Stroaß, wo nach meim Vater benannt ist, dem Schultheiß Watzmer, und i bin sei Tochter. Wir mußten ihr wieder und wieder versprechen, in Waldbach nach der Watzmerstroaß zu fragen.

Wir gingen zum Feuerwehrball ins Hauptdorf und feierten unseren Einkauf, ließen was springen, kratzten uns ein.

Man plazierte uns zu den Bürgermeistersleuten, zum Wilhelminele und Albert, dem Fehltritt. Albert wirkte leicht gedunsen und roch nach Zwiebeln. Sein Haar war strohgelb. Er färbte es mit dem Sud von Zwiebelschalen. Es war modern gekämmt, Scheitel oberhalb der Schläfe, alles Haar überm Scheitel auf die Brache des Mittelkopfes geschmissen. Er machte Eva Komplimente, duzte sie und nannte sie Genossin, aber Eva war keine Genossin, damals noch nicht, nein.

Ich wartete alle Walzer ab, die die Dorfkapelle spielte, denn Walzer linksherum will sich mir bis heute nicht, und endlich spielten sie einen degenerierten Tango, und ich forderte das Wilhelminele auf, und als ich sie umfaßte, erschrak ich, weil in ihren Kleidern schon fast nichts mehr drin war, und ich schob sie, wie man eine, die nur noch schlecht zugange ist, durch den Straßenverkehr einer Großstadt schiebt.

Hin und wieder gibts einen Tag, an dem es mir gelingt, mich leben zu lassen. Der Wille, literarisch noch was zu tun und es der Umwelt vorzuweisen, schläft. Ich bin mir gewiß, daß es nur die Wünsche der Leser und der Verleger sind, die ich glaube erfüllen zu müssen. Freilich steht dahinter meine Eitelkeit. Eine sanfte Gier treibt mich, dann und wann noch Bewunderung einzuheimsen. Seht an, hör ichs flüstern, er holt noch mit seinen achtzig Jahren was aus sich heraus. An manchen Tagen trägt mein Schreibdrang eine andere Maske: ich wähne, der Umwelt etwas vorzuenthalten, was nur ich sehe, was nur aus meinem individuellen Gesichtswinkel erblickbar ist, was für andere erst erkennbar wird, wenn ich es aufgeschrieben habe. Erst wenn auch dieser Trieb schweigt, mich nicht piesackt, gibts einen Tag, an dem ich mich leben lasse, an dem mir per Intuition zugeraunt wird: Alles, alles wird sich von selber ergeben, all dein Gewille und Gewolle ist nutzlos. Das ist dann ein Tag, an dem mich das Leben trägt. Aber sollte das bei dem Haufen Leben, der hinter mir liegt, und nach dem, was ich erfuhr und aus meinen Erlebnissen kelterte, nicht immer so sein?

In diesem Bereich hat der Wille nicht mitzureden. In diesen Gefilden wirkt die innere Stille, sie ist willentlich nicht herzustellen.

An einem solchen Tag freu ich mich, daß ich bin, und ich brauche nichts als dieses reine Sein zu spüren. Und wenn ich zwei solcher Tage hintereinander habe, wähne ich, der Himmel sei auf mich gefallen oder ich bin ohne Billett in ihn hineingerutscht. Aber noch etwas: Diese Freude am bloßen Sein macht, daß die Grenzen zwischen Leben und Tod verschwinden und die Gewißheit da ist: Du wirst fort und fort sein, in welcher Form auch immer.

Das Wilhelminele, Gott ja, es trug Schuhe, manchmal flache, manchmal solche mit Absätzen, aber es kam mir immer so vor, als wäre sie in ihren Schuhen nicht zu Hause, als hätten die Schuhe sie überfallen oder als würde es sich um Zufallsbekanntschaften handeln oder als hätte das Wilhelminele Füße, die für keinerlei Schuhe eingerichtet waren. Wir trafen uns mal hier, mal dort, das Wilhelminele und ich, wir redeten über den Bua, Wilhelmineles Sohn, von dem noch die Rede sein wird. Oder wir redeten, und das tat das Wilhelminele allein, wie anders jetzt alles ist und kein bißle mehr so wie jemals zu ihrer Zeit in Waldbach, wo das Wilhelminele als wohlbehütetes Schultheißentöchterle einherging, von der Mutter ermahnt, vom Vater bewacht, und daß die Frühlinge dennemals viel schöner gewesen wären als heute und hier. Meistens aber sprachen wir über Gott, und das Wilhelminele hätt so gern gehört, daß ich über ihn, den ich gar nicht kannte, etwas ausgesagt hätt. Es vertraute mir, das Wilhelminele, es hielt mich für lauter, weil ich Bücher schrieb, es wüßte, daß jetzt kein Jahrzehnt wär, über Gott zu sprechen, Gott wäre sozusagen vom Staate her verboten, besonders für sie und ihren Fehltritt Albert, weil sie doch beide in Partei wärn, sie vielleicht so mehr mit nur einem Bein, aber immerhin. Sie müsse verschwiege mit Gott umgehn, damit man ihrem Fehltritt, dem Albert, das Schultheißenamt nicht nähme. Ich verbesserte sie, ich sagte, es heiße hier in unserer Gegend nicht Schultheiß, sondern, wenns hoch kommt, Bürgermeister und amtlich eigentlich Vorsitzender des Rates der Gemeinde.

Aber es war so, als hätt ich es dem Winde gesagt. Das Wilhelminele war sogleich wieder bei ihrem Herrgöttle. Es gäbe ihn nicht, mußte ich ihr sagen. Er habe alle Ansprüche verloren, besonders für Leute, die einen Fragebogen ausgefüllt hätten, um in Partei hineinzuwerden, und eine Art Eid abgelegt hätten, nur zu glauben, was ihnen Parteifunktionäre, nicht irgendwelche himmlischen Wesen offenbaren.

Aber man müßt ja nicht grad vom Herrgott reden, man könnte ihn ja anderswie benimen, Himmelsschultheiß zum Beispiel, empfahl das Wilhelminele.

Als ich sie das nächste Mal traf, ging sie schwankend in ihren Schuhn, die sie nicht anerkannten, bergaufwärts durch den kleinen Auenwald zum Hauptdorf hin. Dort grünt es besonders früh im Jahr. Und das Wilhelminele verriet mir, daß sie sich einen noch neueren Namen für den Herrn aller Herren ausgedacht hätte, man müßte ihn Sternenwächter nennen, denn das sei wissenschaftlich erwiesen, daß er seine Herrschaft nicht nur auf Erden ausübe. Ich sagte nichts dazu, obwohl mir der poetische Name, den das Wilhelminele erfunden hatte, gefiel. Immer wieder, wenn wir uns trafen, mußte ich mich ihr hinhalten und zuhören, sie mußte herausgespitzt haben, daß ich als Schriftsteller besonders aufs Hinhören aus war und daß mich ihr Suchen nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, neugierig machte. Ach, sie war schlau, sogar ein wenig listig, die Wilhelmine, und es schien Berechnung drin zu liegen, daß sie mit ihrem Schuhwerk nicht Frieden schloß, da wirkte sie unbeholfener. Sie rechnete damit, daß man ihr diese und jene Marotte, die vorteilig für sie war, nachsah und entschuldigte. Solang wie ich dich jetzt kenn, sagte sie, merk i, daß du weißt, daß hinter allem ein gewisses Eppes steckt, was nur die Leut leugnen, die nicht hinter die Dinge gucke könn. Alles was geschieht, ist, auf die Läng gesehn, gut.

Ich wollte wissen, inwiefern der letzte, der große, Krieg gut gewesen wäre. Ihr Beweis war merkwürdig. Sie verzählte mir bissele was aus ihrem Lebe: Es habe damit begonnen, daß die Hitlerschen ihren Fehltritt Albert, der als kleiner Beamter im Kommunalen Dienst in Berlin arbeitete, beiseite gestellt habe, weil er dem Hitler nicht beizeiten zugejubelt hätt. Da habe ihr Albert einen kleinen Laden gemietet und mit Zeitungen und Schreibwaren gehandelt. In den Krieg habe man ihn nicht geholt, weil er alles, was sich oberhalb seiner Augenhöhe befand, doppelt und manchmal dreifach gesehen habe. Sie aber hätte Zeitungen ausgetragen. Als die Kriegs-Not anwuchs, habe sie Tag für Tag eine Dame getroffen, die habe einen weißen Spitz vor sich her laufen gehabt. Auf den Spitz hin hätten sie die Männer angeredet, vor allem Urlauber, die von der Front kamen, in Berlin pausierten und auf ein bißchen Vergnügen aus gewesen wären. Die Dame hätte sich für Olivenöl, französische Zigaretten, Cognac und holländische Würste mit den Urlaubern beschäftigt und habe sie ausgeraubt, bevor sie zu ihren Familien fuhren.

Ja gut, aber was habe das mit dem Eppes zu tun, von dessen Existenz mich die Wilhelmin überzeugen wollte? Gleich wirst staune, sagte sie. Als sie und ihr Albert nach dem Krieg hier aufs Dorf gekommen wären, hätte selbige Dame angefrorene Kartoffeln von den Feldern und halbfaule Äpfel aus den Straßengräben geklaubt, und es wäre auf Ehre und Gewissen die Dame gewesen, die in Berlin mit dem weißen Spitz promeniert wär, und sie habe in dem Haus gewohnt, das nun mein Haus wär.

Und das Eppes, was habe es damit zu tun?

Das Eppes sorge für Gerechtigkeit im Leben, denn jene Dame, die in Berlin, als die Bomben fielen, ihren weißen Spitz mit Persil gewaschen hätte und für die das Wilhelminele nicht vorhanden gewesen wäre, habe sich hier beim Albert die Lebensmittelkarten abholen müssen, und sie habe den Albert gewarnt, er solle aufpasse, daß die Dame ihn nicht verführe und dann Sonderzuteilungen von ihm verlange.

Es muß gesagt sein, daß die Leute, die das Wilhelminele mir beschrieb, tatsächlich bis zu ihrer Rückwanderung nach Berlin in unserem Hause gewohnt hatten. Der Mann war im Kriege Kompaniefeldwebel im rückwärtigen Dienst gewesen und gab sich hier als Heilpraktiker und Wunderdoktor aus. Und wirklich, da war in unserem Haus eine Kammer, und von der Kammer führte eine Falltür in einen versteckten Keller. Das wäre das Labor des Wunderdoktors gewesen. Dort habe ein Zentner Futterkalk gestanden, und der Wunderdoktor und seine Frau, die hätten nachts aus weißem Papier Pulverpäckchen gemacht und mit einem Druckkasten draufgedruckt, gegen welche Krankheiten die Pülverchen, deren Inhalte aus dem Kalksack geschöpft waren, helfen sollten, gegen Rheuma, gegen Gicht, gegen saures Magenstoßen, gegen Kopfschmerzen, gegen süchtiges Urinausscheiden, gegen Durchfall und Verstopfung und eben gegen Krankheiten, die den Leuten zu schaffen machten, und der Wunderdoktor erfand noch einige Krankheiten hinzu wie Lungenwürmer, die sonst nur in Schafen zu Hause sind. Aber in jedem Falle handelte es sich bei jedem Pulver um den gleichen Futterkalk, mit gemahlenen Heilkräutern verschiedener Art versetzt.

Außerdem züchtete das Gaunerpaar auf dem Gehöft, das wir jetzt bewohnten, Riesenschnauzer-Hunde. Sie waren begehrt. Noch in der Zeit, in der wir schon hier lebten, gingen kriegsvertriebene Ostpreußen und Bukowinadeutsche, die man hier in den Wäldern zugesiedelt hatte, in Horden mit Hunden und Spießen auf die Jagd nach Wildschweinen, und der Wunderdoktor ließ sich die Junghunde, die er lieferte, mit Anteilen an der Beute bezahlen.

Ich würde nicht so sicher von diesen Begebnissen reden und lieber veranschlagen, daß man mir, den man für einen Großstädter hielt, Halbmärchen auftischte, wenn ich nicht bei der Gartenarbeit Wildschweinköpfe mit Hauern und andere Skeletteile von Schweinen gefunden hätte, und ich finde sie noch heute, und die Nachbarn sagen, alles noch von den Honoraren des Wunderdoktors. Eines Tages aber hätten die richtigen Doktors die Pülverle des Wunderdoktors untersuchen lassen, erzählte das Wilhelminele, es sei eine Haussuchung angeordnet worden, und man habe unter der Falltür den Sack mit dem Futterkalk und den Druckkasten gefunden.

Die Frau hat alles verkauft, als sie den Mann einsperrten, und wäre wieder nach Berlin hin, aber um mit einem weißen Spitz auf Männerfang zu gehen, dazu wäre sie jetzt wohl zu alt gewesen.

Das Wilhelminele sieht mich triumphierend an, ihre Bäckchen glühn, und sie meint, wie eine blindgläubige Sektiererin, mich vom Wirken des Eppes, des großen Gerechtigkeitsverwalters, überzeugt zu haben. Ich bezweifelte, daß sich eine Himmelsmacht um Undämchen und Gauner kümmere. Das Wilhelminele ging gegen meine Zweifel an: Und doch gibts Eppes, wirst es noch erfahren, sagte es und stellte neue Beweise in Aussicht.