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Rainer M. Schröder

Im Banne des Falken

Roman

hockebooks

Die geheime Botschaft

Während Jana so tat, als würde sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Akteuren auf der kleinen Bühne zuwenden, machte sich Tobias auf den Weg ins Haus. Dabei vermied er es, den Anschein von Zielstrebigkeit zu erwecken. Der junge spanische Edelmann schien unbeschwert und ziellos durch die Menge der feucht-fröhlichen Gäste zu schlendern. In Wirklichkeit hielt er Ausschau nach Lord Burlington, weil er hoffte, von ihm etwas über Sadiks merkwürdiges Verhalten zu erfahren. Er vermochte ihn jedoch nirgends zu entdecken, was bei der Zahl der Gäste und dem ausgelassenen Treiben nicht verwunderlich war.

Er schloss sich einer Gruppe junger Männer an, die als Musketiere verkleidet und etwa in seinem Alter waren. Sie hatten dem Alkohol schon über Gebühr zugesprochen und strebten dem Haus entsprechend lärmend und schwankend zu. Sie wollten in den Kampf gegen die Rothäute ziehen, wie ihr Anführer, ein blonder Bursche mit einem kecken Federhut auf dem Kopf, immer wieder lauthals verkündete.

Tobias stützte einen von ihnen, der immer wieder über seine eigenen Füße zu stolpern drohte. In der Halle überließ er ihn seinen Freunden.

»Mir nach, meine furchtlosen Kameraden! Heute Nacht werden wir den Westen erobern!«, rief der Anführer, fuchtelte wild mit seinem Florett durch die Luft und brachte den Kristallleuchter über sich zum Klingen und Schwingen.

»Das ist der falsche Weg! Der wilde Westen liegt im kühlen Osttrakt von Mulberry Hall!«, rief jemand und löste damit allgemeine Verwirrung aus.

»Ob Osten oder Westen, ich schlage vor, dass wir uns erst einmal zur nächsten Tränke begeben und die Qualität des hiesigen Feuerwassers einer ausgiebigen Probe unterziehen!«, verlangte ein anderer mit schwerer Zunge.

Tobias schüttelte den Kopf, und während er die Treppe ins erste Stockwerk hochlief, hoffte er inständig für Lord Burlington, dass seine Bediensteten im kleinen Esszimmer in der Lage waren, sich der Invasion dieser stark angeheiterten Musketiere zu erwehren, die sich in den tollkühnen Kampf mit Indianerpuppen zu stürzen gedachten, über ein Gerangel mit Livrierten jedoch wohl nicht hinauskommen würden.

Auf dem Weg zum Herrenhaus hatte er seine Umgebung unauffällig beobachtet, doch ihm war nichts Verdächtiges aufgefallen. Auch jetzt, als er über die Teppiche des Flurs schritt, bemerkte er nichts, was den Verdacht einer lauernden Gefahr hätte wecken können. Er begegnete einem Diener, der ihm bekannt war, und zwei kichernden französischen Hofdamen, die nicht älter als Jana sein konnten und über die Scherze eines Paschas lachten, der in ihrer Mitte auf der Bank in einer der Fensternischen saß und ihr Vater hätte sein können. Keiner von ihnen schenkte ihm auch nur mehr als einen flüchtigen Blick.

Nichts, wirklich gar nichts deutete darauf hin, dass irgendetwas Besorgniserregendes geschehen sein könnte. Mulberry Hall erlebte ein grandioses, lärmendes Kostümfest wie jedes Jahr. Nichts weiter. Also warum Sadiks Geheimnistuerei?

Tobias öffnete die Tür zur Bibliothek und trat ein. In dem langen und hohen Raum brannte nur eine einzige Lampe. Sie stand auf einem Sekretär neben dem Kamin. Ihr Licht fiel auf Sadik, der dort stand, und auf einen eingerollten Teppich, der zu seinen Füßen lag. Der Größe nach zu urteilen, konnte es sich dabei nur um den Gebetsteppich handeln. Hatte Sadik das Rätsel gelöst? Aber wenn ja, dann bestand doch für diese Art der Heimlichtuerei gar kein Grund.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Tobias deshalb verwirrt. »Wozu dieses geheimnisvolle Treffen? Und ist das da Wattendorfs Gebets …«

Sadik hob kaum merklich die Hand, wie er es schon draußen vor dem Zelt getan hatte, und brachte ihn mit dieser knappen Geste zum Schweigen. »Labbit! …Warte! Hast du Jana unterrichtet?«

»Ja, sicher. Sie muss jeden Augenblick kommen. Aber warum sollten wir denn getrennt und unauffällig in die Bibliothek kommen?«, wollte er wissen, und das ernste Gesicht des Beduinen gefiel ihm gar nicht. »Ist irgendetwas mit dem Teppich?«

»Sihdi Burlington …«, begann Sadik, brach jedoch sofort ab, als die Tür aufging. Es war Jana. Er nickte ihr zu und sagte: »Bitte schließ die Tür hinter dir!«

Sie folgte seiner Aufforderung und kam dann zu ihnen herüber, von den seltsamen Umständen dieses Treffens und Sadiks ernstem Gesichtsausdruck genauso beunruhigt wie Tobias.

»Was ist passiert, Sadik?«

Dieser zog einen gefalteten Bogen aus der Tasche seiner Mönchskutte. »Ein Diener hat mir vorhin diese Nachricht von Sihdi Burlington überbracht.«

»Das habe ich gesehen«, sagte Tobias. »Und was ist damit?«

»Lest selbst!«

Jana nahm den Bogen entgegen, faltete ihn auseinander und hielt ihn in das Licht. Tobias beugte sich über ihre Schulter, während sie den Text leise vorlas:

»Mein lieber Sadik!

Gedichte mit versteckten Rätseln zu entschlüsseln entspricht eigentlich nicht meinen Fähigkeiten. Aber heute scheint mir Fortuna doch recht gewogen zu sein! Zerbrach mir den Kopf über den See der Eitelkeiten – und plötzlich, wie mit einem Paukenschlag, kam mir die Erkenntnis. Zumindest nehme ich an, dass ich fündig geworden bin. Es wird Sie bestimmt interessieren, was ein Lord Ihnen für eine Deutung anbieten kann. Bitte seien Sie doch so nett und kommen Sie mit dem Teppich und der Karte zu mir in den Pavillon, in den ich mich von dem Trubel zurückgezogen habe. Und kommen Sie ohne Jana und Tobias. Ich möchte, dass es erst einmal unter uns bleibt! Es hat seine Gründe. Vertrauen Sie mir. Und vergessen Sie nicht Teppich und Karte!

Ihr Rupert.«

Jana gab den Brief an Sadik zurück und sagte mit freudiger Überraschung: »Er glaubt also das Rätsel-Gedicht gelöst zu haben! Das ist doch eine ganz hervorragende Nachricht! Ich verstehe gar nicht, warum du so eine finstere Miene machst und uns deshalb wie Verschwörer hier zusammenkommen lässt, Sadik.«

»Na, dass Rupert uns von der Enthüllung des Geheimnisses ausschließen will, finde ich schon ganz schön enttäuschend«, wandte Tobias etwas säuerlich ein. »Und ich dachte, wir verständen uns ganz ausgezeichnet. Aber offensichtlich habe ich mich geirrt. Seine Lordschaft hält uns wohl nicht für würdig, zugegen zu sein, wenn …«

»Baluhl!«, schnitt Sadik ihm das Wort ab.

»Ich und ein Dummkopf?«, fragte Tobias ungehalten. »Ja, mag sein, dass ich mich von seinen Geschichten und Marotten habe für dumm verkaufen lassen!«

»Aiwa, du bist in der Tat ein baluhl, wenn du die wahre, geheime Botschaft nicht erkennst, die Sihdi Burlington in diesen Zeilen versteckt hat«, sagte Sadik, jedoch nicht böse, sondern sorgenvoll.

»Geheime Botschaft?«, wiederholte Jana verständnislos.

»Ja, wo soll denn da eine geheime Botschaft versteckt sein?«, fragte auch Tobias verwundert.

»Seht euch den Brief noch einmal genau an!«, forderte Sadik sie streng auf und breitete ihn auf der Schreibplatte des Sekretärs aus.

»Achtet auf seine Schrift. Sihdi Burlington besitzt eine vorbildliche, überaus flüssige Handschrift. Innerhalb eines Wortes setzt er die Feder gewöhnlich nicht ab. Hier ist ein Brief an seinen Buchhändler in London, der das ganz deutlich erkennen lässt.«

Er zog das Schreiben zum Vergleich heran, das er auf dem Sekretär vorgefunden hatte. »Doch in dieser Nachricht, die er mir vorhin hat überbringen lassen, ist das nicht immer der Fall. In dieser Nachricht gibt es Ausnahmen. Einige Wörter weisen Anfangsbuchstaben auf, die ein wenig für sich stehen und mit dem Rest des Wortes nicht richtig verbunden sind. Wer seine Handschrift nicht kennt, dem fällt das nicht auf. Doch mir ist es nicht entgangen.«

Tobias nickte zögernd. »Mhm, ja … stimmt, du hast recht, Sadik. Bei dem Wort ›Gedicht‹ steht das G ein wenig für sich allein«, räumte er ein.

»Und bei ›entschlüsselt‹ ist es der Anfangsbuchstabe e!«, bemerkte Jana nun, was ihnen beim ersten flüchtigen Lesen überhaupt nicht aufgefallen war.

Sadik nickte grimmig. »Und genau aus diesen Buchstaben setzt sich Sihdi Burlingtons geheime Botschaft zusammen!«

Tobias und Jana lasen den Brief nun noch einmal, diesmal mit ganz anderen Augen, und er stellte sich ihnen im Schriftbild nun so dar:

Mein lieber Sadik!

G edichte mit versteckten Rätseln zu e ntschlüsseln entspricht eigentlich nicht meinen F ähigkeiten. A ber h eute scheint mir Fortuna doch r echt gewogen zu sein ! Z erbrach mir den Kopf über den See der E itelkeiten – und p lötzlich, wie mit einem P aukenschlag, kam mir die E rkenntnis. Zumindest n ehme ich an, dass ich f ündig geworden bin. E s wird Sie bestimmt interessieren, was ein L ord Ihnen für eine D eutung anbieten kann. Bitte seien Sie doch so nett u nd kommen Sie mit dem Teppich u n d der Karte zu mir in den Pavillon, in d en ich mich von dem Trubel zurückgezogen habe. Und k ommen Sie o hne Jana und Tobias. Ich m öchte, dass es erst einmal unter uns bleibt ! Es hat seine Gründe. Vertrauen Sie mir. Und vergessen Sie nicht Teppich und Karte!

Ihr Rupert

Wie ein Blitzschlag traf Tobias die Offenbarung der geheimen Botschaft und sogleich fuhr ihm der Schreck in die Glieder, als er die alleinstehenden Buchstaben miteinander verband. Sie ergaben die Warnung: Gefahr! Zeppenfeld und kom!

»Gefahr! … Zeppenfeld und kom!«, stieß Jana fast gleichzeitig hervor. Stimme und Gesicht drückten ihre Bestürzung aus. »Mit ›kom‹ kann doch nur ›Komplizen‹ gemeint sein. Mein Gott, Zeppenfeld hat Rupert entführt und will dich mit dem Teppich in die Falle locken!«

»Zeppenfeld!« Tobias' Stimme war ein Flüstern, in dem genauso viel Wut wie Fassungslosigkeit lag. »Er hat es also doch geschafft, sich mit seinen Handlangern auf Mulberry Hall einzuschleichen! Wie ist ihm das bloß gelungen? All die aufwändigen Sicherheitsmaßnahmen – für die Katz! Und jetzt hat er Rupert in seiner Gewalt!«

»Aiwa, und uns bleibt nicht mehr viel Zeit, um uns einen Plan zurechtzulegen, wie wir Sihdi Burlington aus ihrer Gewalt befreien können!«

»Wir riegeln das Gewächshaus rundherum hermetisch ab, so dass keine Maus mehr rauskommt, bewaffnen die Diener und die Männer vom Wachdienst, die auch mit einer Waffe umzugehen wissen, und schnappen uns dieses Gesindel!«, schlug Tobias vor. »Er wird schon aufgeben, wenn er einsehen muss, dass er nicht die geringste Chance hat, uns und damit der Gerichtsbarkeit zu entkommen. Im schlimmsten Fall schließen wir einen Handel und lassen sie laufen, wenn sie Rupert freilassen, ohne ihm ein Haar gekrümmt zu haben!«

Sadik schüttelte den Kopf. »Unmöglich! Da draußen feiern über dreihundert Gäste, die Bediensteten, Musiker und anderen Akteure gar nicht gerechnet, und viele von ihnen sind weit davon entfernt, nüchtern zu sein. Wenn bekannt wird, dass bewaffnete und zu allem entschlossene Schurken Sihdi Burlington als Geisel genommen haben, werden es die Leute mit der Angst zu tun bekommen. Ein wildes Durcheinander wäre die Folge, ja vielleicht sogar eine Panik. Das darf auf keinen Fall passieren! Zudem könnten Zeppenfeld und seine Komplizen, durch das Geschrei frühzeitig gewarnt, das allgemeine Durcheinander zu ihren Gunsten nutzen, um mit ihrer Geisel zu flüchten. Und dann wird es noch schwieriger, Sihdi Burlingtons Leben zu retten. Nein, wir haben eine Chance, wenn wir sie im Glauben lassen, wir wären ahnungslos. Allein dann können wir den Überraschungseffekt für uns nutzen und den Spieß umdrehen.«

Tobias nickte. »Du hast recht. Zeppenfeld fühlt sich mit seinen Männern im Pavillon bestimmt ganz sicher. Und er rechnet nur mit dir. Doch wir werden ihn in die Zange nehmen!«

»Zumindest müssen wir es versuchen«, erwiderte Sadik.

»Nur wir drei?«, fragte Jana, die ganz selbstverständlich davon ausging, dass sie an dieser Befreiungsaktion teilnehmen würde.

»Uns bleibt keine Zeit, auch nur irgendjemanden ins Vertrauen zu ziehen. Zeppenfeld wird nicht beunruhigt sein, dass ich auf mich warten lasse. Er weiß ja, was da draußen los ist und dass ich nicht sofort springen werde. Im Brief war von Eile auch keine Rede. Auf so einem Fest wird man auf seinem Weg immer wieder aufgehalten. All das weiß Zeppenfeld. Aber was uns auch an Zeit bleibt, es reicht doch nicht, um Fremde einzuweihen und in meinen Plan einzubauen.«

»Aber Chang kann uns helfen«, sagte Tobias. »Er kann Rupert ein Zeichen geben, damit er weiß, dass wir seine Warnung erhalten und verstanden haben. Er wird dann innerlich auf unseren Befreiungsversuch vorbereitet sein.«

»Und wie soll das geschehen?«, wollte Jana wissen.

»Indem er etwa zwei der großen Ventilatoren einschaltet. Wenn Zeppenfeld Rupert danach fragt, wird der intelligent genug sein, ihm darauf eine scheinbar harmlose Erklärung zu geben.«

»Eine gute Idee«, lobte Sadik.

Tobias hatte noch einen Einfall. »Und ich weiß auch, wie wir schnell in die Nähe des Pavillons gelangen können, ohne von Zeppenfeld und seinen Leuten bemerkt zu werden!«

»Und wie?«, fragte Sadik skeptisch.

»Durch die Lüftungsschächte?«, mutmaßte Jana.

Tobias schüttelte den Kopf. »Nein, die Rohre sind viel zu eng. Aber die Schächte, durch die die Seilzüge zum Dach hochführen, sind groß genug, um in ihnen hochklettern zu können. Wir können auf diese Weise völlig unbemerkt bis auf fast zwanzig Schritte an den Pavillon herankommen – und zwar von allen vier Himmelsrichtungen. Denn das Bambushaus ist in diesem Abstand von solchen Seilzugschächten umgeben. Sie sind zudem hinter dichten Farnen und Palmen verborgen, damit diese Blechsäulen nicht ins Auge fallen.«

»Aber dann muss man ja erst bis zum Dach hochsteigen und von da wieder hinunterklettern«, wandte Sadik ein. »Und das wäre allein von Jana lautlos zu schaffen.«

»Nein, die Schächte verfügen auch zu ebener Erde über bequeme Einstiegsklappen, damit Reparaturen an den Seilzügen einfacher vorzunehmen sind. Chang und Rupert haben das System wirklich gut durchdacht!«, schwärmte Tobias, dessen Kenntnisse über die ›Unterwelt‹ und das Innenleben des Gewächshauses nun von unschätzbarem Wert waren.

Sadiks düsteres Gesicht hellte sich auf.

»Gut, darin kann es funktionieren. Ihr nehmt also den Weg durch die Schächte. Tobias, du kletterst den Schacht hoch, der sich links vor dem Pavillon befindet, und du, Jana, nimmst den rechts hinter dem Bambushaus, von der Rückfront des Herrenhauses aus gesehen. Ihr schleicht euch so nahe wie möglich heran, sodass ihr die freie Fläche rund um den Pavillon überblicken könnt, bleibt aber erst einmal im Schutz der Büsche.«

»Und du?«, fragte Jana.

»Ich werde den ganz normalen Weg nehmen und mit dem Teppich unter dem Arm zum Pavillon spazieren«, teilte Sadik ihnen mit.

»Aber das ist viel zu gefährlich!«, widersprach Tobias.

Sadik schüttelte den Kopf. »La, nein, ist es nicht. Zeppenfeld fühlt sich sicher. Er wird mich also ganz nahe an den Pavillon herankommen lassen. Zudem wird es ihn in Sicherheit wiegen, wenn ich Sihdi Ruperts Aufforderung scheinbar ahnungslos folge. Und wer die Küken zählt, bevor sie aus dem Ei sind, erlebt nicht selten eine bittere Enttäuschung.«

»Aber Valdek, Stenz oder Tillmann können schon vorher aus dem Hinterhalt über dich herfallen!«, wandte Jana ein.

Er lächelte spöttisch. »Sie mögen daran gedacht haben, aber Zeppenfeld hat ihnen das bestimmt ausgeredet. Er weiß, dass mein Gehör zehnmal besser ist als das ihre und dass ich sie eher bemerken würde als sie mich. Nein, sie werden mich ganz nahe an den Pavillon herankommen lassen, mindestens bis ich auf dem freien Feld stehe. Zeppenfeld hasst mich seit Paris so sehr wie wohl niemanden sonst auf der Welt. Deshalb wird er seinen Triumph über mich auskosten wollen. Und das ist unsere Chance. Und jetzt kommt mit. Im Nebenzimmer steht ein Waffenschrank mit Musketen. Ihr werdet sie brauchen.«

»Und was ist mit dir?«

Der Beduine in der dunklen Mönchskutte lächelte. »Macht euch um mich keine Sorge. Ich weiß mich schon zu schützen. Zeppenfeld fühlt sich seiner Sache sehr sicher.« Er machte eine kleine Pause und fügte dann hinzu: »Aber schon so mancher ist als scharfe Lanzenspitze ausgezogen und als stumpfes Schermesser zurückgekommen!«

Wettlauf mit der Zeit

Die Musketen in Vorhangstoff gewickelt, hasteten sie die Kellertreppe hinunter. Tobias nahm immer zwei Stufen auf einmal. Sein Degen schlug mit einem metallischen Scheppern gegen das Gestänge des Eisengeländers. Die Lampen in den hohen Gewölben unter dem Gewächshaus brannten mit kleiner Flamme.

»Chang!«, rief Tobias laut, lief an einer Reihe von Werkbänken vorbei und gelangte mit Jana durch einen breiten, gemauerten Rundbogen in einen der unterirdischen Maschinensäle. Hier standen zwei der acht Dampfmaschinen, die das technische Herz des Gewächshauses bildeten. Doch diese beiden waren nicht in Betrieb. Zu dieser Stunde schlug das Herz so langsam wie das eines Tieres im Winterschlaf. Zumindest kam es Tobias so vor. Er hatte die Kellergewölbe noch nie so still erlebt, wie er sie jetzt vorfand. Nur aus einem der weiter vorn gelegenen Räume kam das typische Geräusch gleichmäßig arbeitender Dampfmaschinen. Doch sonst war nichts zu hören. Kein Hämmern, kein Feilen, kein Kohleschaufeln, kein lautes Rattern, rein gar nichts. Und dabei war Chang jemand, der immer irgendetwas reparierte oder zu verbessern suchte. Er konnte sich nicht erinnern, den Kantonesen einmal untätig herumsitzen gesehen zu haben.

»Chang? … Wo stecken Sie? … Wir brauchen Sie! … Es geht um Lord Burlington … um Leben und Tod!«

Er erhielt keine Antwort.

Auch Jana fiel auf, dass es bis auf das entfernte, monotone Geräusch sich drehender Antriebswellen in den Kellerräumen ungewöhnlich ruhig war.

»Sieht so aus, als hätte dein Chang Werkzeug und Ölkanne aus der Hand gelegt, um sich das verrückte Fest da oben nicht entgehen zu lassen.«

»Ach was, doch nicht Chang!«, sagte Tobias und lief weiter. Er rief nach dem Chinesen, so laut er konnte. Doch das Einzige, was ihm antwortete, war sein eigenes Echo.

»Verdammt! Er muss doch hier irgendwo stecken. Warum antwortet er mir denn nicht? Ich habe noch nie erlebt, dass er nicht hier war. Das gibt es doch gar nicht!«

»Vielleicht haben wir uns den denkbar schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht, um die Feststellung zu machen, dass man aus gutem Grund auch in Zusammenhang mit deinem Chang niemals nie sagen soll«, entgegnete Jana spöttisch, während sie sich an seiner Seite hielt. Das Geräusch arbeitender Dampfmaschinen nahm zu.

»Er ist nicht mein Chang«, antwortete Tobias leicht gereizt. »Und wir haben verdammt wenig Zeit, um uns jetzt darüber zu streiten, finde ich!«

»Ich kann mich nicht erinnern, das Gegenteil behauptet zu haben. Und du kannst mir glauben, dass ich mir um Lord Burlington, aber mehr noch um Sadik genauso viel Sorgen mache wie du!«

Sie hatten nun den Teil der Kellergewölbe erreicht, der sich unter dem Pavillon erstreckte. Der Raum war so groß wie ein Ballsaal. Drei parallele Reihen von jeweils zwölf Stützsäulen aus dunkelrotem Backstein trugen die Decke. Von hier führten die vier Schächte mit den Seilzügen nach oben. Zudem zogen sich auch hier Heizungsrohre, acht an der Zahl, unter der Decke entlang und verschwanden in derselben, um bei Bedarf heiße Luft in das Gewächshaus abzugeben.

Tobias blieb vor einer der dazugehörigen Maschinen stehen. Sie standen unter Druck, wie die Anzeigen und die rotierenden Antriebsräder verrieten. In diesem Raum war der Geräuschpegel einigermaßen vertraut. Doch auch hier war keine Spur des chinesischen Maschinisten zu entdecken.

Tobias drehte sich zu Jana um. »Tut mir leid, Jana. Ich habe es nicht so gemeint, wirklich nicht. Ich glaube, mir flattern ein wenig die Nerven!«, gab er zu. »Ich habe einfach fest damit gerechnet, Chang hier vorzufinden. Aber er ist nicht da.«

»Schon gut«, wehrte sie ab, nicht nachtragend. »Und was machen wir jetzt? Ich meine wegen der Ventilatoren? Viel Zeit haben wir wirklich nicht mehr!«

Tobias zog seine Taschenuhr hervor und ließ sie aufschnappen. Es war kurz nach halb zwölf gewesen, als sie sich von Sadik im Waffenzimmer getrennt hatten. Zehn Minuten hatte er ihnen als Vorsprung eingeräumt und davon hatten sie schon fast fünf Minuten aufgebraucht. Um Viertel vor wollte Sadik das Gewächshaus betreten. Für den Weg bis zum Pavillon würde er vielleicht fünf bis sieben Minuten benötigen. Das bedeutete, dass sie spätestens um zehn vor zwölf auf ihrem Posten sein mussten.

»Verdammt, wir müssen hoch! Komm mit, ich zeige dir den Einstieg deines Schachtes. Er liegt da drüben hinter der Säule mit der Lampe!« Hastig ließ er die Uhr verschwinden, fasste Jana am Arm und lief mit ihr hinüber. Eine Eisenleiter führte neben den vier Seilen, die doppelte Fingerdicke hatten und auf Spannung standen, zur Decke empor. Seile und Leiter verschwanden dort in einer rechteckigen Öffnung, die etwa einen mal anderthalb Meter maß. Viel Platz zwischen Wand und Seilzug bestand nicht, doch wenn man so zierlich war wie der Chinese, hatte man keine Schwierigkeiten, sich da vorbeizuzwängen. Auch Jana würde keine Probleme haben.

»Die Leiter setzt sich auch im Schacht fort. Achte auf die Ausstiegsklappe. Sie muss sich zu deiner Rechten befinden, wenn ich mich nicht täusche. Wenn du im Schacht bist, sind es bis dahin vielleicht noch zwanzig bis maximal fünfundzwanzig Sprossen. Am besten zählst du im Kopf mit«, riet er ihr.

»Werde ich!«, versprach sie, nahm die stoffumwickelte Muskete in die linke Hand und setzte ihren Fuß auf die Leiter. Mit ernstem Gesicht sah sie ihn an. »Pass gut auf dich auf, Tobias!«

»Ja, du auch! Wir schaffen es schon. Zeppenfeld wird sein blaues Wunder erleben! Und nun hoch mit dir!«, drängte er.

Jana erklomm die Leiter so behände, als hätte sie ihr ganzes Leben nichts anderes getan, als mit einer Muskete in der Hand in engen Seilzugschächten aufzusteigen.

Tobias wartete nicht ab, bis sie in der Deckenöffnung verschwand. Er rannte wieder in den vorderen Teil des Gewölbes zurück, wo sich sein Schacht befand. Einen Augenblick war er versucht, zu der Maschine zu laufen, mit der einer der Ventilatoren über dem Pavillon angetrieben wurde. Doch da jede Maschine mehrere Funktionen erfüllen konnte und er nicht wusste, über welche der Wellen- und Riemenantriebe der Ventilator lief und in welche Position er das Führungsgestänge mit den verschieden großen Zahnrädern bewegen musste, ließ er es bleiben. Zum Herumhantieren und Ausprobieren fehlte ihm einfach die Zeit. In dieser kritischen Situation konnte es auf jede Minute, ja, jede Sekunde ankommen. Rupert Burlington würde also nicht wissen, ob Sadik seine Warnung verstanden hatte, und das machte sein Verhalten zu einem Risiko. Doch das Risiko, zu spät zur Stelle zu sein, war noch um einiges größer – und wog schwerer.

So schnell er konnte, kletterte er die Eisenleiter zur Decke hinauf und stieg in den schmalen Schacht ein. Für ihn mit seinen kräftigen Schultern wurde es eng. Der Raum zwischen Leiter und Seilen war für die schmale, sehnige Gestalt eines Chang bemessen. Tobias musste einige Kraft aufwenden, um sich daran vorbeizwängen. Das hatte jedoch auch seinen Vorteil. Denn obwohl er nur die rechte Hand zum Nachfassen frei hatte, da er ja in der linken die Muskete hielt, brauchte er keine Angst zu haben, den Halt zu verlieren: Die gespannten Seile pressten ihn förmlich gegen die Leiter. Er hätte auch völlig ohne Zuhilfenahme seiner Hände den Schacht hinaufklettern können. Doch Kraft kostete es schon.

Das Licht aus dem Gewölbe reichte nicht weit. Dunkelheit umfing ihn bald. Sprosse um Sprosse stieg er höher. Die Seile scheuerten über seinen Rücken und ruinierten den kostbaren Stoff seines Kostüms. Es war stickig in dem engen, hoch aufragenden Schacht. Anstrengung und innere Erregung trieben ihm den Schweiß aus den Poren. Als er den Kopf einmal weit in den Nacken legte und nach oben blickte, war ihm, als könnte er am Ende des langen Seilschachtes einen Punkt erkennen, der nicht ganz so tiefschwarz war wie die lichtlose Enge, die ihn im Augenblick umgab.

Die ersten zwanzig Sprossen, gerechnet ab Deckeneinstieg, brachte er so schnell wie möglich hinter sich. Von da an setzte er seinen weiteren Aufstieg bedeutend langsamer fort. Denn nun tastete er nach jeder Sprosse, die er höher kam, die Wände nach der Ausstiegsluke ab.

Vierundzwanzigste Sprosse: nichts.

Fünfundzwanzigste Sprosse: noch immer keine Luke. Sechsundzwanzigste Sprosse: rundum nur glattes Metall! Wo blieb bloß der verdammte Ausstieg? Er musste ihn doch längst erreicht haben! Oder war er schon an ihm vorbei, ohne ihn bemerkt zu haben?

Jede Sekunde, die verstrich, kam ihm jetzt wie eine Minute vor. Unruhe erfasste ihn und der Schweiß floss ihm nun in Strömen über das Gesicht. Es war der Schweiß der Angst, sich verrechnet zu haben und zu spät zu kommen, der ihm ausbrach, als er nach der achtundzwanzigsten Sprosse die Luke noch immer nicht gefunden hatte. Sadik baute fest darauf, dass sie mit schussbereiter Muskete im Gebüsch lagen und für den nötigen Überraschungseffekt sorgten, wenn der Moment gekommen war, um Rupert Burlington aus Zeppenfelds Gewalt zu befreien.

Die Gedanken jagten sich hinter seiner Stirn, während er einen Augenblick zögerte. Sollte er weiter die Leiter hinaufklettern und hoffen, dass die Luke wirklich um so viel höher lag als gedacht? Oder sollte er rasch um zehn Sprossen absteigen und darauf hoffen, dass ihm die Luke beim ersten Aufstieg aus irgendeinem Grund entgangen war?

Sein Herz hämmerte wie wild. Stimmte seine Schätzung von rund zwanzig bis maximal fünfundzwanzig Sprossen bis zur Ausstiegsluke? Konnte er sich verrechnet haben? Fieberhaft ging er die Zahlen, die seiner Rechnung zugrunde lagen, im Kopf noch einmal durch. Er suchte den Fehler. Wie stark war die Decke zwischen Keller und Gewächshaus? Etwa sechs bis sieben Meter. Dazu kam dann noch die Erdschicht, die mindestens zwei bis drei Meter tief sein musste, schon wegen der Pfahlwurzeln mancher Bäume. Das ergab eine im Schacht zu bewältigende Distanz von ungefähr zehn Metern. Abzüglich der eigenen Körpergröße blieben noch um die sieben bis acht Meter übrig. Und da bei einer Leiter auf jeden Meter gewöhnlich drei Sprossen kamen, stimmte seine Rechnung doch: Man musste zwanzig bis fünfundzwanzig Sprossen hinaufsteigen, um mit der Luke ungefähr auf Augenhöhe zu sein.

Doch plötzlich durchzuckte es ihn.

Das Sprossenmaß!

Da lag der Fehler!

Er war ganz selbstverständlich von dem Sprossenabstand ausgegangen, der seiner Körpergröße angemessen war, eben drei Trittstangen auf einen Meter. Doch diese Schächte waren von Chang geplant und insbesondere für seine Körpergröße gebaut worden, da ja er die Reparaturen vornahm, und der Chinese war nicht nur von schmächtiger Gestalt, sondern auch um ein gutes Stück kleiner als er oder Rupert. Das bedeutete, dass er für einen bequemen Aufstieg mindestens vier Sprossen auf einen Meter benötigte und die Leitern bestimmt auch nach diesem Maß angefertigt hatte – und das ergab dann eine Zahl von über dreißig Sprossen bis zur Luke!

Also nichts wie weiter nach oben!

Tobias stemmte sich rasch drei, vier, fünf Sprossen weiter hoch – und als er auf der vierunddreißigsten stand, ertastete er rechts von sich endlich den Rahmen der Klappe und den Riegel, der sich von beiden Seiten betätigen ließ. Mit einem unterdrückten Stoßseufzer der Erleichterung schob er ihn zurück.

Hoffentlich klemmt die Luke nicht!, dachte er, und seine stumme Hoffnung ging in Erfüllung. Problemlos schwang die Klappe auf, als er sie aufstieß. Doch sie quietschte in den Scharnieren. Der unangenehme helle Ton erschien ihm verräterisch laut und bereitete ihm deshalb beinahe physische Schmerzen. Sein Magen zog sich zusammen und sofort hielt er die Luke fest.

Ein moosiger, erdiger Geruch schlug ihm entgegen. Es war dunkel im Gewächshaus. Zumindest sah er über sich keinen Lichtschein, sondern nur die schwarze Silhouette der Eisenkonstruktion des Daches, die wie ein sehr eigenwilliges Scherenschnittmuster wirkte, und dazwischen in einem nicht ganz so pechschwarzen Ton den Nachthimmel, der von den vielen Lichtern im Park etwas aufgehellt war. Vielleicht brannten am Pavillon Lampen. Aber um das zu sehen, musste er erst aus dem Schacht klettern und das Dickicht hinter sich lassen, das diesen blickschützend umschloss.

Zuerst schob Tobias die Muskete im Vorhangstoff ins Freie. Dann schnallte er den Degen ab und legte ihn vorsichtig und jedes Klirren vermeidend zur Feuerwaffe. Dann zwängte er sich durch die Öffnung. Es bedurfte schon einiger Verrenkungen, um aus dem Schacht zu kriechen. Jana hatte es da bestimmt einfacher gehabt. Dass er sich dabei das Kostüm an der rechten Schulterpartie mit einem langen Riss ruinierte, berührte ihn zehnmal weniger als das Spinnennetz, in das er mit seinem Kopf gelangte. Hastig und mit einer Miene des Abscheus wischte er sich die Spinnweben von Mund und Nase. Dann griff er zum Degen, schnallte ihn sich wieder um, wickelte die Muskete aus dem Fetzen Vorhang, den Sadik kurzerhand vom Fenster gerissen und mit seinem Messer zerteilt hatte, und richtete sich zwischen den Sträuchern vorsichtig auf.

Tobias wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit er und Jana sich von Sadik getrennt und sie sich auf den Weg in die Kellergewölbe gemacht hatten. Aber mit Sicherheit befand er sich schon im Gewächshaus. Doch war er noch irgendwo auf dem gewundenen Weg oder hatte er schon den Pavillon erreicht?

Einen Augenblick lauschte er angestrengt, vermochte aber keine Stimmen oder anderen Geräusche zu vernehmen, die allein dem Gewächshaus zuzuordnen gewesen wären. Das Orchester war deutlich zu hören wie auch das Gelächter von einigen Gästen, das jedoch sehr gedämpft an sein Ohr drang.

Tobias orientierte sich rasch anhand des aufragenden Seilschachtes und der Dachkonstruktion, wandte sich halb nach rechts und zwängte sich in geduckter Haltung zwischen zwei Sträuchern hindurch. Wenn ihn seine Erinnerung nicht sehr im Stich ließ, waren es vom Schacht bis zu dieser Art Lichtung, auf der das Bambushaus stand, keine zwanzig Meter.

Äste glitten durch sein Gesicht, als er um einen undurchdringlichen Bambushain einen Bogen schlug und dann im Zickzack lief, um mannshohen chinesischen Roseneibischen, Beerenmalven und Wundersträuchern auszuweichen. Gleich dahinter schloss sich ein mehrere Meter tiefer Gürtel aus sehr dicht stehenden Farnen an. Jenseits davon lag die Lichtung – und der Pavillon.

Tobias sah schwachen Lichtschein zwischen den Gewächsen hindurchschimmern und tauchte in das Meer der hohen, feinblättrigen Farne ein. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, um das Rascheln der Pflanzen möglichst leise zu halten und um nicht zu viel Bewegung in die Farne zu bringen.

Das laute Schlagen eines zurückschwingenden Astes ließ ihn erschrocken zusammenzucken, als hätte ihn jemand von hinten berührt. Er verharrte regungslos, die Nerven bis an die Grenzen des Erträglichen gespannt. Noch zwei, drei Schritte und er musste das Bambushaus vor sich sehen. Hatte Zeppenfeld vielleicht ausgerechnet in diesem Farngürtel einen seiner Männer postiert? Das Geräusch, dem ein weiteres Rascheln folgte, kam von rechts.

Tobias schwenkte den Lauf der Muskete langsam in diese Richtung. Sein Mund war pulvertrocken. Er schluckte schwer und zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Wenn es einer von Zeppenfelds Leuten war, musste er ihn überrumpeln und kampfunfähig machen …

Im nächsten Moment hörte er Sadiks Stimme. »Sihdi Rupert? … Hätten Sie nicht ein wenig mehr Licht machen können? … Ich weiß, ich weiß, Sie wollen nicht die Begehrlichkeit Ihrer Gäste auf Ihr Gewächshaus lenken. Ich hätte besser eine Lampe mitgenommen … Aber jetzt ist es ja geschafft …« Er redete so munter, als ahnte er nichts von der tödlichen Gefahr, die ihn am Pavillon erwartete.

Kaum hatte Tobias die Stimme seines Freundes vernommen, da setzte er sein Anschleichen auch schon fort. Jetzt galt es, die letzten kostbaren Sekunden zu nutzen und sich am Saum in Position zu bringen. Die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Verfolger würde jetzt Sadik gelten. Niemand würde auf eine Bewegung der Farne achten oder gar deren Rascheln vernehmen.

Als Sadik einige Schritte weiter rechts auf die mit Wildblumen übersäte Wiese trat, die den Pavillon umgab, robbte Tobias gerade an den äußeren Rand des Farnstreifens heran.

Geschafft! Auf die Sekunde!, schoss es ihm durch den Kopf, als er die Muskete in Anschlag brachte. Er hatte eine ausgezeichnete Sicht. Nach der Schwärze im Schacht und im Dickicht der Wildnis erschien ihm der Teil der freien Fläche, der vor ihm lag, wie in helles Licht getaucht. Dabei brannten am Bambushaus nur zwei Außenlampen mit nicht einmal halber Leistung. Im Pavillon selbst war es stockdunkel.

Tobias bemerkte am Panoramafenster links vom Eingang die Umrisse einer schlanken, hochgewachsenen Gestalt. War das Rupert Burlington? Von Größe und Figur her konnte es aber auch Armin Graf von Zeppenfeld sein.

Er überlegte krampfhaft, während sich sein Daumen in den Bogen des Zündhahns der Muskete legte. Mit wie vielen Männern hat Zeppenfeld sich hier eingeschlichen? Ob Valdek, Stenz und Tillmann noch bei ihm sind? Wo wird er seine Männer versteckt haben? Ob Jana es auch rechtzeitig geschafft hat? Wenn ja, dann muss sie jetzt irgendwo da drüben auf der anderen Seite zwischen dem Zuckerrohr liegen! Gebe Gott, dass wir keinen Fehler machen und alles ein gutes Ende nimmt!

»Sihdi Rupert?«

Tobias zog den Hahn nach hinten. Er spürte, wie er einrastete. Sofort presste er den Kolben der Waffe an die Wange und legte den Zeigefinger um den Abzug. Aber noch gab es kein Ziel und plötzlich bekam er es mit der Angst zu tun. Angst um Sadik. Es war Wahnwitz, was er da wagte. Nur ein winziger Fehler und sein Freund würde sterben. Vor ihren Augen.

Feuerregen

Sadik zeigte nicht die geringsten Anzeichen von Beunruhigung, geschweige denn Angst. Er ging ganz gemächlich über die Wiese und auf den Pavillon zu. Den Gebetsteppich trug er unter dem linken Arm. Dass zwei Wurfmesser in der Rolle steckten, konnte man bei dem Licht noch nicht einmal auf zwei Schritt Entfernung bemerken.

»Ich muss zugeben, dass mich Ihre geheimnisvolle Nachricht wirklich gespannt gemacht hat, Sihdi Rupert!«, rief er zum Pavillon hinüber. »Was steckt denn nun hinter dem See der …«

»Das ist eine Falle, Sadik! Zeppenfeld ist hier!«, drang in diesem Moment Rupert Burlingtons Stimme aus dem Innern des Bambushauses. »Er und drei …«

Ein Schlag, ein unterdrückter Schrei und Rupert Burlington verstummte.

Sadik schien erschrocken zusammenzufahren und presste den Teppich halb vor seine Brust, während sich seine rechte Hand vor die Öffnung der Rolle legte. Dann schien er an Flucht zu denken und sich nach rechts zu wenden, in Richtung Dickicht. Fast gleichzeitig gab Zeppenfeld sich zu erkennen.

»Keine Bewegung, Sadik! Ein Schritt zurück und du stirbst! Valdek und Stenz haben dich genau im Visier!«, drang die herrische Stimme des ehemaligen Offiziers aus dem Pavillon. Er hatte eine forsche und eigentümlich abgehackte Redeweise, mit der er jeden Satz förmlich verstümmelte.

»Soll sich nur rühren, der Kameltreiber!«, meldete sich Stenz von oben mit galliger, hasserfüllter Stimme.

Ein großer, hagerer Mann mit einem fettigen Haarzopf trat aus dem Pavillon in den Lichtschein und nahm rechts vom Eingang Aufstellung. Er war als Samurai verkleidet und hatte seine Gesichtszüge mit Hilfe von Schminke so stark verändert, dass sie aus der Entfernung tatsächlich asiatisch wirkten. Es war Valdek, ein Söldner wie Stenz und Tillmann, die ähnlich verkleidet waren. Seine Bewaffnung passte jedoch nicht zu dem Kostüm eines japanischen Kriegers. Denn er hielt kein Schwert in der Hand, sondern eine Pistole – und zwar in jeder Hand eine. Sie waren auf Sadik gerichtet.

»Manchmal hat sogar Stenz recht«, sagte Valdek mit dem ihm eigenen, teilnahmslosen Tonfall. Dem Leben eines anderen Menschen ein Ende zu bereiten war für ihn zum Beruf geworden, den er ohne die Emotionen ausübte, von denen Stenz und Tillmann oft befallen wurden. »Du lässt besser noch nicht einmal einen Furz, wenn du nicht versessen darauf bist, dass ich dich von hier geradewegs in die Hölle der Muselmanen blase!«

Sadik rührte sich nicht von der Stelle. Stumm stand er da, den Teppich an sich gepresst. Er schien total überrumpelt und ratlos.

Armin Graf von Zeppenfeld kam nun aus dem Bambushaus. Er war ein großer, stattlicher Mann von vierzig Jahren mit vollem, schwarzem Haar. Sein Kostüm war das eines venezianischen Dogen. Eine Maske, die mit Silber bestreut schien und dementsprechend glitzerte, verbarg sein Gesicht, ließ den Mund jedoch frei.

Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Tobias wieder das Bild vor Augen, wie Zeppenfeld von der feurigen Explosion des Schießpulvers zu Boden geworfen wurde, die Hände schreiend vors Gesicht schlug und in den Fluss stürzte.

Zeppenfeld ging zu einer der Lampen.

»Überraschung scheint gelungen, Sadik!«, stieß er höhnisch hervor, während das Licht dem Silberstaub auf seiner Maske ein kaltes Funkeln entlockte.

»Dachte, müsste mich revanchieren, Sadik. Für deine teuflische Überraschung in Paris. Hast mir mit dem Schießpulver das Gesicht zerstört!« Seine Stimme zitterte leicht und war von einem nur mühsam beherrschten, tödlichen Hass gekennzeichnet.

»Sie haben uns keine andere Wahl gelassen. Hätten Sie Jana nicht entführt …«, begann Sadik.

»Schweig!«, schrie Zeppenfeld schrill. »War mein Recht! Hättet mir nicht in die Quere kommen sollen! Wattendorf hat Karten an mich verkauft. Stehen nur mir zu!«

»Also gut, Zeppenfeld«, gab Sadik sich scheinbar geschlagen. »Diesmal ist das Glück zweifellos auf Ihrer Seite. Ich werde Ihnen den Teppich überlassen. Aber nur im Austausch für Sihdi Rupert.«

»Werde nicht nur Teppich, sondern auch Karte bekommen!«, verlangte Zeppenfeld.

Aus dem Dunkel des Pavillons ertönten plötzlich merkwürdige Geräusche, zu denen ein Fluch und das Poltern eines umstürzenden Stuhls gehörten.

»Fliehen Sie, Sadik!«, schrie Rupert Burlington. »Er will Sie hier erschießen, wenn Chang gleich um Mitternacht mit dem Feuerwerk …«

Er brachte den Satz nicht mehr zu Ende, denn Tillmann zog ihm den Knauf seiner Pistole über den Hinterkopf, sodass er betäubt in sich zusammensackte.

Ein Feuerwerk um Mitternacht als Überraschung und Höhepunkt des Kostümfestes! Jetzt wusste Tobias, warum sie Chang nicht in den Kellergewölben angetroffen hatten. Er war draußen im Park mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt gewesen. Und er wusste plötzlich auch, dass Sadiks ursprünglicher Plan nicht funktionieren würde, weil Zeppenfeld seinen Tod schon beschlossen hatte. Niemand würde die Schüsse seiner gedungenen Mörder hören, wenn in den Parkanlagen das Feuerwerk begann!

Um Mitternacht.

Es war Mitternacht!

Heulend stiegen die ersten Feuerwerkskörper in den Himmel und explodierten über Mulberry Hall zu buntem Feuerregen. Kanonenschläge krachten, während weitere Raketen zu den Sternen aufstiegen, unter lautem Donner und begeisterten Rufen der Gäste hoch oben zerbarsten und Kaskaden von feurigen Sternschnuppen über die Schwärze der Nacht gossen.

»Ja, wirst sterben, Sadik! Sollst vorher aber noch sehen, wofür du stirbst! … Hierfür!«, schrie Zeppenfeld und riss sich die Maske vom Gesicht. Von den ehemals klassischen Zügen des einst attraktiven Mannes war nichts mehr geblieben. Die rechte Gesichtshälfte war von feuerrotem Narbengewebe völlig entstellt. Auch die linke Seite zeigte hässliche Brandnarben.

»Schick ihn zur Hölle, Valdek!«

Am Himmel über dem Glasdach des Gewächshauses zerplatzten drei Raketen zu einem strahlend hellen Goldregen, der voller Anmut zur Erde fiel und dabei verglühte – genau über dem Dach des Gewächshauses.

»Neeeiin!«

Tobias konnte sich hinterher gar nicht mehr daran erinnern, dass er geschrien hatte. Er hörte nur Zeppenfelds Mordbefehl, sah, wie Valdek den rechten Arm streckte, und konnte doch nicht aus dem Hinterhalt schießen, ohne sich zu erkennen zu geben.

Valdeks Kopf fuhr verstört zu den Farnen hinüber. Er zögerte einen winzigen Moment, doch er riss seine Pistole nicht herum, sondern schoss auf Sadik.

Dieser schleuderte Valdek mit links den Gebetsteppich entgegen, während er in der rechten Hand plötzlich eines seiner Wurfmesser hielt. Die Klinge blitzte im zuckenden Licht explodierender Feuerwerkskörper. Doch es gelang ihm nicht mehr, das Messer auf seine tödliche Reise zu schicken.

Valdeks Kugel traf ihn unterhalb der rechten Schulter. Er schrie auf, wurde herumgerissen, stürzte zu Boden und versuchte wieder auf die Beine zu kommen. In diesem Moment feuerte Valdek seine zweite Pistole auf ihn ab. Sie traf ihn in den Rücken und streckte ihn endgültig nieder.

Tobias schoss, ohne den Schuss zu hören, was nichts mit dem unablässigen Bersten und Krachen der Feuerwerkskörper zu tun hatte. Er hörte für einige Sekunden überhaupt nichts. Er sah, wie Valdek von seiner Kugel getroffen wurde, die Arme in die Luft warf, dass die Pistolen davonflogen, wie er gegen die Wand des Pavillons taumelte, die Hände vor die Brust presste und vornüber fiel.

Er hörte nur das Rauschen seines Blutes in den Ohren und in sich einen Schrei. Sie hatten Sadik getötet! Er war wie gelähmt. Was ihm wie eine Ewigkeit erschien, dauerte in Wirklichkeit jedoch nicht mehr als ein, zwei Sekunden. Dann brach der Lärm wieder wie eine mächtige Woge über ihn herein.

Zeppenfeld stürzte sich auf die verschnürte Teppichrolle, riss sie an sich und schrie etwas in den Pavillon. Dann rannte er ins Dunkel.

Tobias sprang auf, riss den Degen aus der Scheide und stürmte aus seinem Versteck. Er sah das Mündungsfeuer einer Schusswaffe aus der oberen Etage des Bambushauses aufblitzen. Es blendete ihn und im selben Moment traf ihn das Geschoss am rechten Oberschenkel. Ihm war, als schnitte ein scharfes Messer tief in sein Fleisch.

Er schrie gellend auf und knickte ein. Aus den Augenwinkeln bemerkte er den Schuss, den Jana aus dem Zuckerrohr abgab. Dem folgten ein Schmerzensschrei von Stenz und Tillmanns entsetzter Ruf: »Es hat Valdek erwischt! Der Mistkerl ist nicht allein gekommen! Die nehmen uns ins Kreuzfeuer! Nichts wie weg!«

Tobias wollte den Flüchtenden nach, doch schon nach drei Schritten überwältigte ihn der stechende Schmerz in seinem Bein und beraubte ihn jeglicher Hoffnung, die Verfolgung aufnehmen zu können.

Rupert Burlington taumelte aus dem Pavillon ins Freie, während Jana zu ihnen über die Wiese rannte, von panischem Entsetzen getrieben. »Tobias! … Tobias!«, schrie sie voller Angst um ihn. »Um Gottes willen! Nicht auch noch du! O Herr, lass es nicht zu! …«

Tobias ignorierte den scharfen Schmerz und richtete sich wieder auf. Er winkte in Janas Richtung, um ihr zu verstehen zu geben, dass er nicht schlimm verletzt war. Sie blieb stehen, zögerte kurz und lief dann zu Sadik hinüber.

Im nächsten Moment war Rupert Burlington schon bei Tobias und stützte ihn.

»Diese Verbrecher!«, stieß er verstört hervor. »Und ich dachte schon, Sie hätten meine Warnung nicht bemerkt. Ich werde es mir nie verzeihen …«

Tobias deutete mit seinem Degen auf die am Boden liegende Gestalt ihres Freundes. »Sadik! … Erst er! … Einen Arzt! Und alarmieren Sie den Wachdienst! … Vielleicht gelingt es Ihren Leuten noch, Zeppenfeld, Stenz und Tillmann zu fassen!«

Rupert Burlington zögerte. »Ja, aber ich kann Sie doch nicht …«

»Sadik! … Er ist getroffen! … Also holen Sie einen Arzt! Schnell! Es muss unter Ihren Gästen doch wenigstens einen Arzt geben!« Tobias schrie ihn fast an.

Rupert Burlington nickte stumm und eilte davon.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte er zu Jana hinüber, die an Sadiks Seite kniete. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Valdek hatte zwei Schüsse auf ihn abgegeben, davon einen genau in den Rücken. Sein Verstand sagte ihm, dass Sadik tot sein musste, und sollte er noch leben, hatte er nicht die geringsten Aussichten, diese schweren Schussverletzungen zu überleben. Doch er weigerte sich, das zu akzeptieren. Es durfte nicht sein. Sadik durfte nicht sterben! Er war sein Freund, sein Bruder, sein bàdawi, und sie wollten doch zusammen nach Ägypten und ins Verschollene Tal. Es konnte nicht sein, dass Sadik hier auf Mulberry Hall in einem verfluchten Gewächshaus starb!

»Lebt … lebt er noch?«, fragte er ängstlich.

»Ich weiß es nicht«, antwortete Jana mit zitternder Stimme und im Licht eines explodierenden Feuerwerkskörpers sah ihr Gesicht kreideweiß aus. »Komm, hilf mir, ihn auf die Seite zu drehen. Er ist so schwer.«

Sadik gab ein Stöhnen von sich und bewegte sich.

»Er lebt! Er lebt! Er wird es schaffen!«, rief Tobias überglücklich, dass ihm die Tränen in die Augen traten, und fasste Sadik an der Schulter.

»Natürlich lebe ich, aber mir brummt der Schädel, als wäre eine ganze Karawane über mich hinweggetrampelt«, murmelte der Beduine benommen.

Tobias konnte nicht glauben, was er sah: Sadik richtete sich auf, als hätten ihn nicht eben zwei Kugeln getroffen und zu Boden geworfen! Und er blutete auch gar nicht. Es war so unfassbar, was da vor seinen Augen geschah, dass er für einen Moment den Schmerz in seinem Bein vergaß.

Auch Jana war fassungslos.

Sadik setzte sich in ihrer Mitte auf, sah ihre sprachlosen Gesichter und sagte dann trocken: »Ich würde euch ja gern den Gefallen tun und an ein Wunder glauben lassen. Aber diesmal hat mich nicht die Vorsehung gerettet, sondern gesunde Vorsicht und ein alter Ritterharnisch, den ich im Waffenzimmer entdeckt und mir vorsorglich umgeschnallt habe. Ich schätze, er hat mir das Leben gerettet.« Er löste den Gürtel, zog die weite Kutte über den Kopf und brachte darunter einen gewölbten Harnisch für Brust und Rücken zum Vorschein, der innen noch mit Leder ausgeschlagen war. Die Pistolenkugeln hatten das Metall durchschlagen, waren dann aber im Lederfutter stecken geblieben.

»Himmel, hast du uns einen Schreck eingejagt!«, stöhnte Tobias auf und wusste nicht, ob er vor Erleichterung über Sadiks wundersame Rettung lachen oder vor zunehmendem Schmerz weinen sollte.

»Wo ist der Teppich?«, wollte Sadik wissen.

»Zeppenfeld hat ihn«, sagte Tobias. »Aber den verschmerze ich gerne. Hauptsache, du lebst.«

Sadik verzog das Gesicht. »Du hast gut reden. Das war mein Gebetsteppich!«

»Deiner? Es war gar nicht der von Wattendorf?«, fragte Tobias ungläubig, dass Sadik diesen Bluff gewagt hatte und Zeppenfeld mit leeren Händen hatte fliehen müssen.

»Natürlich habe ich ihnen nicht den von Wattendorf vor die Füße geworfen. Wie könnte ich auch, zumal wir das Rätsel doch noch nicht gelöst haben? Nein, dieses gewissenlose Scheusal ist mit meinem guten Stück geflohen, das ist ja das Schlimme!«, klagte Sadik, als wäre er nicht gerade nur knapp dem Tod entronnen. »Jetzt muss ich tagtäglich bei meinen Gebeten den hässlichen Anblick von Wattendorfs besserem Fußabtreter ertragen. Allah allein mag wissen, wofür ich diese Strafe verdient habe.«

Tobias lachte schallend, und in diesem fast schrillen Lachen, in das Jana mit einstimmte, entluden sich die ungeheure Anspannung und Angst. Dann ging seine Hand zu seinem verletzten Bein. Er spürte blutgetränkten Hosenstoff unter seinen Fingern und musste an Valdek denken, den er mit seinem Schuss getötet hatte. Gut, er hatte keine andere Wahl gehabt und Valdek war ein skrupelloser Verbrecher gewesen, doch das änderte nichts daran, dass es das Gebot Du sollst nicht töten! gab und er soeben einen Menschen erschossen hatte. Plötzlich wurde ihm ganz schwindelig und übel zu Mute.

»Tobias! … Was hast du?«, rief Sadik.

»Eine Kugel hat ihn getroffen. Am rechten Bein. Ich glaube, es war Stenz«, teilte Jana ihm mit.