Prolog

Jemand hatte die Wände mit den eigenen Fäkalien bemalt.

Der nackte Mann saß dort am Boden und lächelte darüber; die blauen Flecken und Prellungen bildeten eine Landkarte auf seinem Körper. Seine Haut war mit Blut verkrustet. Teilweise war es sein eigenes Blut, teilweise stammte es von anderen. Er konnte es am Geschmack erkennen. Er starrte die Wände an, leckte das Salz von seinen Fingerspitzen und versuchte, die Bedeutung des kunstvollen Graffiti herauszufinden, das mit Scheiße als Fingerfarbe auf die Tapete um ihn herum gemalt worden war.

Jemand hat diesen Ort mit seiner eigenen Scheiße markiert, damit er ihn riechen kann, ihn sogar in der Dunkelheit findet.

Er fragte sich, was die ganzen kindischen Kritzeleien bedeuten könnten, und spürte, dass eine wichtige, rituelle Symbolik dahintersteckte. Sie wirkten vertraut. Vielleicht von früher her. Vermutlich hatte er als Kind ein Zimmer so angemalt und Scheiße an die Wände geschmiert, um es als sein Versteck zu markieren.

Und was passierte, wenn derjenige zurückkam, der das getan hatte?

Da lag ein Messer. Er betrachtete es und bestaunte dessen dunkle Flecken. Als er an ihnen roch, erinnerte er sich an jeden einzelnen.

Er legte das Messer zur Seite und ging zum Fenster.

Die Sonne war aufgegangen, die ganzen Kreaturen der Nacht zogen sich in ihre Höhlen zurück. Autowracks standen in den Straßen. Mehrere Leichen lagen ausgestreckt auf dem Gehsteig. Eine von ihnen besaß keinen Kopf. Zwei andere, ein Mann und eine Frau, waren so angeordnet worden, als ob sie es miteinander trieben. Wer auch immer das hier getan hatte, besaß Sinn für Humor.

Er setzte sich wieder auf den Boden und fuhr sich mit den Fingern durch sein schmieriges Haar.

Dort in der Ecke lagen eine Leiche und eine Sammlung von Messern. Ein gutes Nest aus Laub und Stöcken und Zweigen. Sie besaßen einen weiblichen und vertrauten Duft.

Er roch an der Scheiße an den Wänden. Es war ein warmer, erdiger Duft. Die Art von Geruch, durch den man sich behaglich, entspannt und naturverbunden fühlt. Man kämpft nicht dagegen an, sondern ist ein Teil davon. Um in einem mit Fäkalien verzierten Versteck zu leben, musste man gelassen sein.

Er dachte an das Mädchen und fragte sich, wo es steckte. Wenn er es wiederfand, würde er Anspruch darauf erheben. Denn es war sein Recht und um dieses Recht hatte er gekämpft.

Er spürte Sand an seinen Zähnen. Etwas Schmackhaftes, das in seinem Backenzahn eingekeilt war. Schleckend und schlürfend würgte er es heraus, saugte den Saft aus, was auch immer es war, und schluckte es hinunter. Er saß da, umarmte sich selbst und summte eine leise Melodie beim Ausatmen. Durch seinen eigenen Schweißgestank und beißenden Körpergeruch fühlte er sich stark. Später würde er an die Wände und auf die Stühle pissen, damit alle, die hierherkamen, wissen würden, dass dieser Ort jetzt ihm gehörte.

Der ausgereifte Gestank männlicher Körperausdünstungen war alles, was er in dieser Welt wirklich besaß. Sein wahrer Fingerabdruck. Es war wichtig ihn zu verteilen, Revier und Eroberungen zu markieren. Andere würden an ihnen riechen und ihn registrieren.

Da lag etwas unter einem Schaukelstuhl.

Er kroch hinüber und griff danach.

Fleisch.

Er schnupperte und leckte daran, weil er nicht wusste, woher es kam oder wie es dorthin gekommen war. Es schmeckte salzig und roch nach Wild.

Er steckte es in seinen Mund, kaute.

Und wartete auf das Mädchen …

9

Louis brach die Verbindung ab und steckte das Handy zurück in die Tasche.

Er stellte seinen Drink ab und fragte sich, was er als Waffe benutzen könnte, falls er eine brauchte. Er war weder Jäger noch Hobbyschütze, deshalb besaß er keine Schusswaffen. Seine Angelrute und Spule brachten nichts. In der Küche lagen natürlich Messer. Er ging zum Schrank neben der Eingangstür und holte einen Schläger aus seiner Golftasche. Draußen knarzte die Stufe erneut. Er spitzte durch den Spion im ovalen Türfenster.

Nur der Postbote.

Der alte Lem Karnigan.

Louis seufzte. Was zur Hölle stimmte nicht mit ihm? Warum blähte er das alles zu etwas Größerem auf, als es war, zu irgendeiner verrückten Verschwörung?

Lem sah ihn aus einem Augenwinkel heraus und winkte abwesend.

Louis zog die Tür auf.

Lem war fast 70, aber er war nicht in Rente gegangen und davon war auch keine Rede. Man würde ihn wahrscheinlich dazu zwingen müssen. Lems Frau war im Winter vor zwei Jahren gestorben und seine Kinder waren alle weggezogen. Er hatte vermutlich nichts außer seinem Job. Und das war traurig, wenn man darüber nachdachte.

Er stand auf der unteren Stufe und sortierte Briefe und Flugblätter. Der Postsack, der über seine Schulter geschnallt war, sah unwahrscheinlich sperrig und schwer aus. Beinahe zu viel für einen dürren, alten Kerl wie ihn.

»Eines Tages, Louis«, sagte er ohne hochzuschauen, »haue ich ab. Ich gehe mit den restlichen alten Käuzen runter nach Florida. Ich habe Ronny Riggs letzte Woche getroffen, ist gerade aus Miami Beach gekommen. Weißt du, was er gesagt hat? Er behauptet, dass es da unten Strände gibt, an denen die Mädchen alle oben ohne liegen. Wie findest du das?, hat er gefragt. Nun Ronny, hab ich geantwortet, das finde ich gut.«

Lem kicherte vor sich hin, schaute auf und sein Lachen verstummte. Er sah Louis’ zerzaustes Aussehen, die verkrusteten Blutspuren auf seinem Hemd.

»Du lieber Himmel, Louis! Was zur Hölle ist passiert? Hast du dich geprügelt?«

Louis schüttelte den Kopf. »Irgendein Junge hatte einen Unfall … Ich musste helfen. Es war eine richtige Sauerei.«

Lem stand weiter auf der unteren Stufe und starrte ihn an.

Und während Louis ihn beobachtete, sah es fast so aus, als ob sich ein Schatten über Lems Gesicht legte. Er zitterte, sein Mund verzog sich grimmig. Es sah aus, als ob etwas, etwas Wichtiges gerade von ihm abgefallen wäre. Und zwar schnell.

Dann machte er das Verblüffendste: Er beschnupperte die Luft.

Schnüffelte, als könne er das ganze Blut an Louis riechen. Wie ein Tier.

»Alles okay, Lem?«

»Also hast du dem Jungen geholfen, oder?«, fragte Lem. »Na ja, das war nett von dir.«

Louis schluckte. Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus. Schau seine Augen an! Schau seine verdammten Augen an! Was Louis sah, brachte ihn dazu, dass er sich wünschte, er hätte seinen Golfschläger bei sich. Denn Lems Augen waren leer und schwarz und funkelten wie die einer Klapperschlange, bevor sie zuschnappt. Genau wie die Augen des Jungen … ausdruckslos.

»Alles okay, Lem?«, sagte er erneut.

Lem blinzelte, seine Lippen zogen sich zurück, er fletschte regelrecht die Zähne. »Nein … nein, nichts ist okay, Louis Shears! Ich bin überhaupt nicht okay. Ich habe … ich habe an letztes Weihnachten gedacht … Du hast mir kein Trinkgeld gegeben, wie du es sonst immer gemacht hast. Ja, ja, ich weiß, es ist mein Job dir deine verdammte Post zu bringen, aber ein Trinkgeld zeigt mir, dass du meine Arbeit anerkennst. Weil ich mir sechs Tage die Woche bei gutem und schlechtem Wetter den Arsch aufreiße und dir deine verdammte Post bringe!«

Louis machte sich bereit zurück ins Haus zu springen. »Na ja, Lem, das tut mir leid. Letztes Weihnachten war eine schlechte Zeit für uns. Michelles Mutter wurde krank und so weiter. Alles war verrückt.«

Lem fuhr mit seiner Zunge an den Vorderzähnen entlang. »Sicher, Louis, sicher. Typen wie du, die haben immer für alles eine Antwort parat, oder? Na ja, mach dir keine Sorgen, Mr. Louis Shears, ich kenne meinen Job. Ich mache meinen Job. Brauche keinen, der mir sagen muss, wie ich meinen Job mache, am allerwenigsten dich. Hier hast du deine verdammte Post.« Er knüllte die Briefe, Zeitschriften und Flyer in seiner Faust zusammen und warf sie Louis zu. »Bitte schön, du Hurensohn!«

Und dann schlenderte er davon und warf Louis dabei ab und zu einen Blick über die Schulter zu, als hasse er dessen Anblick. Er ging auf dem Gehsteig entlang und sprach mit sich selbst. Wirklich beängstigend war, dass er sich dabei in einer walzenden, schreitenden Gangart wie der eines Affen bewegte.

Und schlimmer: Er wühlte in seinem Postsack und warf Briefe in die Luft. Warf sie stapelweise durch die Gegend.

Dann blieb er bei den benachbarten Merchants vor der Reihe von Rosenbüschen stehen, öffnete den Reißverschluss der Hose und pisste. Vor aller Augen genau dorthin.

Louis schaute regungslos zu.

Etwas befand sich im Wasser, oder in der Luft. Er wusste nicht was, aber alle schnappten langsam über. Was zur Hölle war es? Er hatte gesehen, wie es Lem erwischte, wie es seine Persönlichkeit ausleerte und etwas Ursprüngliches, Primitives und Wütendes zurückließ.

Er fragte sich, ob es an dem Blut auf seinem Hemd lag.

Lem war ganz normal gewesen – bis er das Blut gesehen hatte. Sagte man nicht, dass der Anblick und der Geruch von Blut bei Tieren aggressive Reaktionen auszulösen vermag? Bei Hunden? Galt das auch für Menschen? Nein, das war lächerlich. Lem war auf eine plötzliche und unerklärliche Weise aggressiv geworden … Und es war noch mehr als das gewesen. Er verhielt sich wie der Junge oder die Bullen. Irgendwie waren auf einmal Dinge wie Moral oder Selbstbeherrschung verschwunden und von einer räuberischen Wut verdrängt worden.

Louis schloss die Tür.

Dann verriegelte er sie.

Er schielte aus dem Fenster.

Am benachbarten Merchants-Haus ließ Lem die Post auf dem Rasen verstreut liegen. Bei den Lovemans zwei Häuser weiter wühlte er in seiner Tasche, scharrte wie ein Tier darin herum, das in der Erde nach Raupen buddelte. Dann hielt er eine Hand vor sein Gesicht und schüttelte sich. Er warf die Tasche beiseite und schlenderte den Weg entlang, als hätte er einen Sonnenstich.

Es ging los und Louis wusste es.

Irgendetwas Schreckliches und Unbekanntes übernahm die Stadt, Stück für Stück …

10

Gut drei Blocks entfernt von dort, wo Louis Shears in den neuen Postservice von Greenlawn eingeführt wurde, kreuzte die Tessler Avenue die Ash Street und genau da, am Fuß des grasbedeckten Hügels, wo alle Häuser getüncht und die Blumenbeete üppig mit Sonnenhut und rosa Narzissen blühten, gab es ein Geschäft namens Cal’s One-Stop. Es war nach Bobby Calhoun benannt, der es seit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod vor sechs Monaten geführt hatte. Cal’s war die Art von Geschäft, um sich ein Sixpack oder eine Packung Milch oder eine Schachtel Zigaretten zu holen, aber nicht viel mehr, weil alles gewaltig überteuert war.

Als Angie Preen sich zu Cal’s auf den Weg machte und den kleinen Danny in den Buggy setzte, tat sie das nicht, weil sie Bier oder Milch oder Zigaretten oder mal eben Pappteller oder eine Flasche Ketchup brauchte. Sie hatte andere Gründe. Keiner davon war uneigennützig.

Sie ging hin, um die Schraube fester anzuziehen, wie sie es gerne nannte.

Und die Schraube steckte zufällig fest im Rücken von Brandi Welch.

Ich werde sie in diese kleine Hexe hineindrehen. Oh ja, ich werde sie quälen!

»Wir gehen zum Laden, Danny«, verkündete sie. »Wir brauchen einige Sachen.«

»Wir brauchen immer Sachen, oder Mami?«, sagte der kleine Danny und für einen bangen Moment war sich Angie fast sicher, dass in seinen Worten eine tiefe, salzige Brise Sarkasmus steckte. Aber das war albern. Er war erst knapp zwei Jahre alt.

Paranoia, das war es.

Außerdem war es gerade die bestimmte Zeit im Monat und ihr Blutfluss war stark. Sie war launisch, jähzornig, bereit aus dem geringsten Anlass heraus Augen auszukratzen. Manche Frauen, das wusste sie, wurden nicht so verrückt wie sie, wenn sie menstruierten. Die Glücklichen.

Sie sah herunter auf Danny und war wie immer betroffen, wie sehr er seinem Vater ähnelte und wie wenig ihr. Er besaß die glatte, makellose, mediterrane Haut und die mürrischen, schokobraunen sizilianischen Augen seines Vaters. Er war wunderschön. Genau wie sein Vater. Angenehm anzuschauen. Man konnte nur hoffen, dass er in jeder anderen Hinsicht nicht wie sein Vater war.

»Ich will einen Schokoriegel«, sagte Danny.

»Okay. Wir besorgen dir ein Mounds oder ein 3 Musketeers oder sonst etwas.«

Danny schien damit zufrieden, dann runzelte er seine Stirn und sagte: »Ich will ein Gewehr.«

»Hör auf damit!«, schimpfte Angie, während eine Schweißperle an ihrer Schläfe herunterkullerte.

»Ich will ein Gewehr, damit ich Leute totschießen kann!«

Angie blieb mit dem Buggy stehen, direkt an der Tessler Avenue, wo die Straße hübsch mit Eichen und Tulpenbäumen angepflanzt war. »Hör auf damit, Danny! Ich will dich nicht noch einmal so reden hören! Nur böse Männer erschießen Leute. Und böse Männer werden für den Rest ihres Lebens in Käfige gesperrt. Das willst du nicht, oder?«

Mit einer Träne in seinem Augenwinkel schüttelte er seinen Kopf.

Oh Gott, sie fragte sich, ob er bereits zu seinem Vater wurde.

Jimmy Torrio. Angie hatte ihn in Terre Haute kennengelernt. Eine Woche später schlief sie mit ihm und der Übergang vom Fremden zum Liebhaber war außergewöhnlich geschmeidig gewesen. Aber Jimmy Torrio war absolut nicht geschmeidig. Er gab ihr Danny, der wunderschön und liebreizend war, aber das war das Einzige, was er ihr gegeben hatte.

Warum hast du dann weiterhin deine Beine für ihn breit gemacht?

Ach, die Frage des Tages, des Jahres, des Jahrhunderts. Warum? Sie hatte einen guten Job, sie stammte aus einer guten Familie, zumindest nach Greenlawn-Maßstäben. Jimmy war ein Arschloch. Er war selbstsüchtig. Er war korrupt. Er hatte ein Vorstrafenregister, was er ihr verschwiegen hatte, bis sie zu tief drinnen steckte, um sich darüber Sorgen zu machen. Er taugte wirklich zu nichts – außer zum Trinken und Spielen und Geldschnorren. Er war nicht einmal wirklich gut im Bett. Trotzdem war Angie geblieben. Zumindest bis sie herausgefunden hatte, dass sie nur eine von vielen war. Dann rannte sie schnurstracks zurück nach Greenlawn, mit einem Braten in der Röhre, ohne Geld und absolut ohne Selbstachtung.

Zwei Jahre danach war sie noch immer von ihm besessen. Vielleicht war es jetzt glühender Hass, aber man sagt ja immer, dass Hass lediglich die Kehrseite von Liebe ist.

»Kann ich zwei Schokoriegel haben?«, fragte Danny.

»Natürlich kannst du«, sagte Angie zu ihm. »Warum nicht?«

Es war ein herrlicher Tag und Angie dachte an Louis Shears, der gerade vorbeigefahren war. Wie nett er sie immer anlächelte, wie seine Augen wie Münzen in einem Flussbett funkelten und wie hinter dem Blick, knapp dahinter, ein Hauch von Feuer und ein Hauch von Interesse steckte. Louis war nett. Louis war witzig. Aber er war auch mit Michelle verheiratet, die eine sehr nette Frau war. Also musste Angie ihn aus der Ferne bewundern. Wie immer.

Auf der gegenüberliegenden Straße sah sie Dick Starling vorbeigehen. Er war ein sehr freundlicher Mann. Alle liebten ihn. Seine Tochter Brittany war Mitglied im Bogensportteam. Angie hatte drei Staatsmeisterschaften im Bogenschießen gewonnen, als sie noch zur High School ging und Dick Starling war maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass sie kürzlich die Stelle der Bogenschießtrainerin angenommen hatte. Anfangs hatte Angie nicht gewollt … aber schließlich sagte sie zu. Einen Pfeil auf ein Ziel zu schießen war nicht nur eine gute Ablenkung von den Belastungen des Alltags, sondern es war pure Freude, wenn man sich vorstellte, dass das Ziel in Wirklichkeit Jimmy Torrio war. Jedes Mal ins Schwarze, he, he.

Sie winkte Dick Starling zu … er winkte nicht zurück. Er legte den Kopf in seine Hände und taumelte auf dem Gehsteig entlang, als hätte er einen ziemlichen Kater. Angie beschloss, dass es sie nichts anging.

Der Laden lag jetzt direkt um den Block. Angie grinste: Neben dem Bogenschießen war das Quälen von Brandi ihre einzige echte Freude im Leben.

Vielleicht sollte ich diese Schlampe als Schießscheibe benutzen.

Danny hatte morgen Geburtstag. Vielleicht war Jimmy bereits in der Stadt. Manchmal kam er. Tauchte in Greenlawn auf, besuchte einige seiner alten Kumpel, um ein Kartenspiel zu organisieren, gönnte sich eine kleine Hurerei mit so billigen Flittchen wie Kleine-Miss-Dicke-Titten Brandi Welch. Arschloch. Wahrscheinlich hatte er die kleine Hexe letzte Nacht gefickt. Vielleicht heute Morgen. Man konnte es nie wissen, oh lieber Gott im Himmel, man konnte es einfach nie wissen.

Angie schob ihren Buggy durch die Tür von Cal’s.

Drinnen standen sechs oder sieben Leute, kauften Brot, begutachteten das Bier in der Kühltheke und plauderten, wie Leute in Greenlawn es so tun.

Angie durchforstete den Laden mit giftigen Augen.

Ha, da stand sie! Direkt hinter der Ladentheke: Kleine-Miss-Dicke-Titten. Schaut sie alle an, bewundert sie, schaut, wie drall sie sind! Ihr Frauen, würdet ihr nicht liebend gern ein Paar wie die haben, und Männer, würdet ihr sie nicht liebend gern zusammendrücken oder euer Gesicht in dieses liebliche Tal dazwischen vergraben, lecker-lecker?

Bei Brandis Anblick machte sich ein leichter Kopfschmerz in Angies Hinterkopf breit: Er war so stechend und hartnäckig, dass sie ihre Augen zukneifen musste. Und für einen ganz kurzen Moment warf er einen dunklen Schatten über ihre Gedanken. Einen Schatten, den sie sofort mit einem fundamentalen halb untergetauchten Bewusstsein wahrnahm, das vorzeitlich und verschwommen war. Der Schatten krabbelte in ihr hoch und unterbrach den Schlaf der Vernunft.

Dann war er verschwunden.

Brandi schaute von ihrem Sudoku-Heft auf, setzte den Bleistift ab, sah Angie und verkrampfte sich. Gott, wie sie sich verkrampfte.

Angie lächelte sie an, mit einem tödlichen, fleischfressenden Lächeln.

Arme Kleine-Miss-Dicke-Titten. Schaut, wie nervös sie ist. Schaut, wie ihre Brüste, so herausragend und fest, ein bisschen Luft herausgelassen haben. Schaut, wie sich ihre wässrigen, schwarzen Augen nervös umschauen, wie die einer Ratte, die sich vor einer Katze in Acht nimmt. Sie zittert. Ihre so vollen und rosa und saftigen Lippen sind jetzt zu einer blassen, grauen Linie der Verzweiflung gezogen.

Armes kleines Ding, dachte Angie. Es ist nicht wirklich persönlich gemeint, weißt du, aber du hättest meinen Ex nicht ficken sollen. Er kommt vielleicht einmal im Jahr in die Stadt und du fickst ihn und ich weiß es und du weißt es und das werde ich dich niemals vergessen lassen!

Angie hob Danny aus dem Buggy. »Such dir selbst einen Schokoriegel aus«, sagte sie und dann wendete sie ihre ganze hasserfüllte Aufmerksamkeit Brandi Welch zu, die bereits wie eine Blume vor dem ersten Oktoberfrost verwelkte.

»Ich hätte gern einen Lottoschein«, sagte Angie.

Brandi schluckte. »Äh ... welche Sorte?«

»Welche Sorten hast du denn?« Hee, hee. Lass sie die ganze Liste von Mega Millions über staatliche Barauszahlungen zu Sofort-Rubbellosen wie Pot-o-Gold und Million-Gazillion und E-Z Street aufzählen.

Es dauerte ungefähr fünf Minuten alle durchzugehen und Angie zu erklären, wie viel sie kosten und wie viel sie gewinnen könne, die ganzen unnötigen Details. Und als sie fertig war und einen zarten Hauch von Schweiß auf ihrer Stirn hatte, sagte Angie: »Ach nein, ich habe es mir anders überlegt.«

Angie wollte die kleine, hurende Hexe hier unbedingt vor allen fertigmachen. Was das für eine Szene abgeben würde mit dem kleinen Danny neben ihr! Sie wollte Kleine-Miss-Dicke-Titten ganz klar sagen, was sie von ihr hielt. Sie ungeniert als den Teil der weiblichen Anatomie bezeichnen, den man normalerweise für die schlimmsten, bösartigsten, kleinen Biester aufhob, das gute, alte F-Wort. Was ein Wort war, das Angie sich nie traute, laut auszusprechen, weil sie verdammt noch mal aus gutem Hause kam und mehr Niveau hatte … oder?

»Ich möchte Zigaretten.«

»Zigaretten?«

Angie warf ihr das tote Lächeln einer Schaufensterpuppe zu.

»Ja, Zigaretten.«

»Ich nahm an … ich meine, ich wusste nicht, dass du rauchst.«

»Du weißt viele Sachen noch nicht über mich, stimmt’s?«, erwiderte Angie. »Aber vertrau mir, Brandi, mit der Zeit wirst du alles über mich wissen.«

Brandi schluckte. Sie verstand die angedeutete Drohung. Ihre Anspannung war so gewaltig, dass man sie in Stücke hätte schneiden können.

»Welche Marke? Welche Zigaretten-Marke?«

»Welche Marken hast du denn?«

Brandi seufzte. »Hör mal, müssen wir das jetzt jedes Mal durchspielen?«

»Was durchspielen?«

»Du weißt verdammt gut, wovon ich rede.«

»Ich weiß nur, dass du sehr unhöflich zu mir als Kunde bist.«

Verflucht noch mal, Danny kam angerannt, warf zwei Almond Joys auf die Ladentheke und unterbrach den Spaß, der durchaus noch besser hätte werden können.

»Möchtet ihr sonst noch etwas?«, fragte Brandi mit einem dünnen Lächeln auf ihren Lippen.

Angie war stinksauer. Sie zitterte vor kaum verbogener Wut, griff in ihre Handtasche, wühlte regelrecht darin herum, fand ihren Geldbeutel … und es war exakt in diesem Moment, dass der leichte Kopfschmerz in ihrem Schädel aufblühte, als knospe plötzlich eine Orchidee auf und fülle mit ihren Blütenblättern ihren Kopf und vernichte mit ihrem Duft alles, was sie bisher war.

Mit starrem Blick schaute sie von der Handtasche auf zu Brandi und vermochte keines von beiden mehr richtig ins Gesamtbild um sie herum einzuordnen. Sie erzeugte ein gutturales grunzendes Geräusch tief in ihrer Kehle. Ihre Finger wühlten weiter in der Handtasche, fanden den Geldbeutel, ein Kosmetiktäschchen, ein Handy, eine Schachtel Buntstifte von Danny … Gegenstände, die sie nicht mehr erkannte oder verstand.

Dann fanden sie etwas anderes.

Ein Teppichmesser mit einer gekrümmten Stahlklinge wie die eines Krummsäbels.

Angie konnte sich nicht erinnern, dass sie es nach dem Kleinschneiden der Kartons zum Recycling eingepackt hatte. Sie wusste nur, dass es sich gut in ihrer Hand anfühlte. Es passte sich ihrer Handfläche an und bettelte darum, benutzt zu werden.

»Ähm … geht es dir gut?«, fragte Brandi, irgendwo zwischen Verwirrung und Angst gefangen.

Angie schaute sie an. Sabber lief aus ihrem Mund. Ihre Augen erstarrten, stierten beinahe wie die eines Reptils. Sie holte das Teppichmesser heraus und schlitzte Brandi die Kehle auf.

Brandi strauchelte zurück – geschockt, benommen, überwältigt. Blut sprudelte aus ihrem durchgeschnittenen Kehlkopf. Sie versuchte verzweifelt, es mit ihren Fingern aufzuhalten. Es spritzte zwischen ihnen heraus wie eine Fontäne köstlichen Rotweins und traf Angie im Gesicht.

Der warme Sprühregen aus Blut war nicht unangenehm.

Er war angenehm.

Angie sprang direkt über die Ladentheke. Sie zerfetzte Brandis ausgetreckte Finger zu Fäden, schnitt ihr die Nasenspitze ab, öffnete eine Brust und riss das Teppichmesser über Brandis entzückende, dunkle, wässrige Augen. Die hakenförmige Klinge verfing sich in der linken Pupille und riss den blutigen, funkelnden Augapfel mit einem Ruck am Strang der Sehnerven heraus.

Leute flüchteten aus dem Geschäft.

Aber überraschender war, dass andere dies nicht taten.

Als Angie von dem zerstückelten, blutenden Wesen am Boden hinter der Ladentheke abließ und zurücktrat, standen da zwei Männer und eine Frau. Sie lächelten und starrten sie mit dunklen, höhlenmenschähnlichen Augen an. Augen, die verstanden. Einer der Männer, er war mittleren Alters und bekam eine Glatze, stellte sich hinter Angie und schob die Hände unter ihr Oberteil, fasste grob nach ihren Brüsten.

Angie gefiel es.

Ihre blauen Augen sahen wie kristallklare Bassins aus. Sie fletschte die Zähne. Die Vorderseite ihres rosa Oberteiles war blutdurchtränkt, wirre Blutkringel hatten ihr Gesicht bespritzt. Sie mochte den Geruch. Er stimulierte sie, rüttelte früheste Erinnerungen an die Jagd wach. Sie leckte es von ihren Lippen.

Während die anderen ihr folgten, ging sie zurück hinter die Ladentheke. Sie tunkte ihre Finger in Brandis aufgeschlitzte Kehle, wühlte in der Wunde herum und ging dann mit ihren triefenden blutigen Fingern zur Wand hinüber. Sie kickte eine Auslage mit Hostess-Kuchen aus dem Weg, trat eine Pappfigur des Rennfahrers Dale Earnhardt beiseite, der Budweiser anpries … und fing an, die Wand mit Blut zu bemalen. Kunstvoll schlingende Symbole, kompliziert sich kreuzende, geradlinige Markierungen, blutige Handabdrücke und Strichmännchen. Sie wiederholte das immer wieder.

Indem sie Brandi Welchs Leiche als Farbpalette benutzten, schlossen sich die anderen ihr an und bedeckten die Wände mit rituellen Hieroglyphen, die sonderbarerweise wie die Höhlenmalereien von Altsteinzeitmenschen aussahen.

Sie wussten instinktiv, was sie malten, und machten es ihr nach, bis die Wand mit der primitiven Kunst übersät war.

Als Angie aus dem Geschäft trat, schlossen sich die übrigen ihrem absurden, wilden Blut-Leichenzug an. Es war jetzt ihr Geruch und er lockte die anderen an.

Und hinten im Laden griff der vergessene, aber völlig unbesorgte Danny in die Fleischtheke und fand eine feuchte, gut durchmaserte Filetscheibe. Blut tropfte von ihr hinunter. Er hielt das Fleisch an seinen Mund und begann summend den Saft davon zu lutschen …

11

Nachdem Louis längst verschwunden war, standen die Officers Warren und Shaw und Kojozian herum, starrten den toten Jungen auf dem Gehsteig an. Jeder schwelgte glücklich in Erinnerungen an andere Leichen, zu denen sie mal gerufen worden waren. Wie sie ausgesehen hatten, wie sie gerochen hatten und was passierte, als sie sie in die Leichensäcke einpackten. Warren war ein alter Hase, genau wie Louis vermutete, und er schien mit Abstand die besten Geschichten parat zu haben. Aber die anderen beiden versuchten ständig ihn zu übertreffen.

Kojozian, der erst seit fünf Jahren bei der Polizei arbeitete, versuchte sich immer wieder etwas einfallen zu lassen, was Warren beeindrucken könnte: »Hab ich euch von dem Spinner drüben in der Birch Street vor einigen Jahren erzählt? Ein alter Kerl, pensionierter Bahnarbeiter, hat gesoffen und es zu weit getrieben.«

Warren nickte, als ob er davon schon zu oft gehört hätte. »Der Alk erwischt irgendwann jeden. Verlass dich drauf. Ich könnte dir einige Geschichten erzählen, Junge. Die alte Sweet Lucy, das war ein Fall für sich, pass auf, Kumpel.«

»Klar«, sagte Kojozian, »klar. Den Typen hat es so schlimm erwischt, dass seine Frau beschlossen hat, er sollte einen kalten Entzug machen. Also hat sie ihn im Kohlenverschlag unten im Keller eingeschlossen. Hat ihn ungefähr eine Woche da dringelassen. Kannst du dir so eine Scheiße vorstellen? Er sitzt da drinnen, lebt im Stroh, scheißt und pisst sich selbst voll. Sie schiebt ihm Essen unter der Tür durch, aber keinen Alk. Sie hätte uns niemals angerufen, aber ihr ist der Schlüssel im Schloss abgebrochen. Na ja, wir haben die Tür aufgebrochen. Der Gestank, der da rausgekommen ist … Junge, Junge, nicht schön. Der alte Mann war im Delirium völlig durchgedreht. Er hatte seine Nase zerfetzt, sie zu Hackfleisch gekratzt, weil er gedacht hat, dass Käfer rein und raus krabbeln. Wir haben ihn da herausgeholt, aber das war keine leichte Sache, er hat mein ganzes Uniformhemd vollgeblutet und schrie nur wegen der Käfer, die in ihm drinnen lebten.«

Warren nickte nur immer wieder und sah den Fliegen zu, die sich auf der Leiche des Kindes ansammelten. Im Moment untersuchten sie den Krater oben am Kopf. Warren rauchte seine Zigarette fertig und schnippte sie auf die Fliegen. Es trieb sie auseinander, aber der Stummel blieb direkt in dem klebrigen Glibber klebten, der aus dem Schädel floss.

Er zischte und ging aus.

Kojozian sagte: »Ziemlich heiß heute.«

Er band seine Krawatte los und warf sie weg. Dann knöpfte er das Uniformhemd auf, zog es aus und schlüpfte aus dem T-Shirt, das er darunter trug. Er warf es ins Gras. Nun zog er das Uniformhemd wieder an, knöpfte es aber nicht zu. Die Sonne fühlte sich gut auf seiner blanken Brust an.

Shaw wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und schüttelte nur den Kopf. »Klar, verdammte Sauferei! Erinnerst du dich an den alten Vater Brown drüben in St. Luke? Oh, das war lang vor deiner Zeit, Kojozian. Vater Brown war ein Teufelskerl, das sag ich dir. Der alte Hurensohn hat die Kirche geleitet und die St. Luke Schule. Gott, er war seit den Vierzigern dort.«

»Vierzigern?«, sagte Warren. »Versuch’s mal mit den Dreißigern.«

»Ja, stimmt. Vater Brown hatte ziemlich was am Laufen da drüben. Jeder hat ihn über alles geliebt. Das Kirchenpicknick im Sommer, der Herbstkarneval, das Halloween-Geisterhaus, die Weihnachtsveranstaltungen … Mensch, was für ein Typ. Jede alte Dame in der Stadt hat diesen Mann verehrt.«

»Als ich ein Kind war, ist er meist zweimal im Monat zu uns zum Abendessen nach Hause gekommen«, sagte Warren.

»Sicher. So einer war er. Aber was nur sehr wenige in dieser Stadt wussten, war, dass er einen mordsmäßigen Durst hatte. Einmal pro Woche gab er sich dermaßen die Kante, meist donnerstags ... Seine Haushälterin rief uns immer im Revier an und wir mussten dann losgehen und ihn suchen. Einmal stand er an der Hauptstraße, stützte sich auf eine Parkuhr und pisste auf den Gehsteig.«

Jetzt grinste Shaw, er konnte nicht anders. »Na ja, wir steigen aus dem Streifenwagen aus und er sieht uns an und sagt, dass wir uns ficken lassen sollen und danach sollen wir unsre Mütter ficken. Das ist die Wahrheit, Kojozian. Er war ein mieser Hurensohn, wenn er voll war.«

»Das war er«, sagte Warren. »Herrgott und was für einer!«

Shaw erzählte weiter: »Hm, ich und mein Partner Bill Goode … erinnerst du dich an Goody, Sarge? Ja, tja, wir hatten einen mordsmäßigen Spaß mit Vater Brown. Er war früher einmal Boxer gewesen und er hat nach wie vor gedacht, dass er noch einer sei. Er hat ein paar Schwinger gemacht und wir sind ausgewichen und haben uns geduckt, aber schließlich hatten wir ihn unter Kontrolle. Keiner von uns hat an seinen Schniedel gedacht, der im Wind herumbaumelte. Er hat Goody von oben bis unten vollgepisst und auch mir ein paar Spritzer verpasst. War das eine verdammte Sauerei!«

Kojozian versuchte sich eine andere Geschichte einfallen zu lassen, aber ihm fiel keine ein. Er schob seinen Schuh unter den Arm des toten Kindes und ließ ihn auf und ab federn und die Handfläche des Jungen schlug in einem nervösen Rhythmus auf dem Beton auf. Klatsch, klatsch, klatsch-klatsch-klatsch.

»Mensch, ich hätte es gehasst, von oben bis unten vollgepisst zu werden.«

»Na ja«, sagte Warren. »Das ist gar nichts. Wenn etwas Pisse alles ist, was du in diesem Job abbekommst, machst du’s richtig. Wir haben mal einen Typen wegen eines Bewährungsverstoßes in seinem Haus unten beim Güterbahnhof aufgegabelt … Eines der uralten Häuser da unten, weißt du? Na ja, wir sind reingekommen und der Typ sagt, ich muss mal scheißen. Lasst mich nur noch scheißen. Aber das haben wir ihm nicht abgekauft. Haben ihm Handschellen angelegt und ihn hinten in den Streifenwagen gedrückt. Wir fahren gerade aus der Einfahrt raus und er scheißt sich in die Hose. Verdammt, ich glaube er hatte zwei Wochen lang nicht geschissen. Er hat seine Unterhose randvoll gekackt und es ist direkt an seinem Hosenbein heruntergelaufen. Herrgott, der Gestank! Wir haben ihn zum Gefängnis gebracht und ihn abgespritzt. Ich habe den ganzen Nachmittag damit verbracht, Scheiße vom Rücksitz des Streifenwagens zu wischen. Jedes Mal, wenn es da drinnen warm wurde, sogar einen Monat später, konnte man die Scheiße dieses Typen wieder riechen.«

»Oh ja?«, meinte Shaw. »Mit Scheiße kann ich leben. Das ist gar nichts. Es ist die Kotze, die ich nicht ertrage. Ich habe da mal nachts einen Typen wegen Trunkenheit am Steuer angehalten. Ich zieh ihn aus seinen Wagen und da kotzt er mich einfach an. Es war Sommer und ich hatte meinen Kragen offen und er hat mir direkt da reingekotzt. Für die nächsten zwei Stunden lief ich mit der Kotze dieses Typen auf meinen Bauch herum.«

Warren lachte nur. »Kotze ist nur Kotze. Habe ich dir schon einmal von diesem Penner erzählt, den der Zug zu Brei zerstampft hat? Das war während meinem ersten Jahr im Department. Du lieber Himmel! Er hat ihn erwischt und der Kerl wurde drunter geschleudert und in ungefähr 50 Stücke gerissen. Mitten im verdammten Winter … und wir stocherten im Schnee herum, packten Stücke von ihm ein. Da war ich nun, noch grün hinter den Ohren, trag einen Arm in der einen Hand und einen Fuß in der anderen herum. Ein anderer von den Anfängern hat eine Hand gefunden und sie in meine Tasche gestopft, denn wir hatten nichts anderes dabei, um sie mitzunehmen. Wir trugen damals diese alten Ledermäntel mit den tiefen Taschen. Sie passte genau. Na ja, es war eine arbeitsreiche Nacht und ich habe die Hand da drin vergessen. Nach Dienstschluss sind wir losgezogen und haben uns besoffen. Dann bin ich nach Hause und hab mich in die Falle gehauen. Ihr hättet den Gesichtsausdruck meiner alten Mama sehen sollen, als sie meine Taschen kontrolliert hat!«

Die drei amüsierten sich über die Geschichte.

Autos fuhren vorbei, die Fahrer bremsten ab, um etwas zu sehen. Kojozian winkte sie vorbei. Das hier war eine Angelegenheit der Polizei. Sobald sie sein Blick traf, rasten sie davon.

»Na ja«, sagte Warren schließlich. »Das entfernt die Leiche nicht von dem öffentlichen Gehsteig.«

»Wir brauchen eine Schaufel«, meinte Shaw.

Kojozian überlegte, wo sie eine Schaufel herbekommen könnten, als er weiter die Straße runter einen Mann sah, der eine Hecke vor einer der gepflegten, kleinen Villen stutzte. Seine beiden Kollegen sahen es zur gleichen Zeit.

Mit Warren an der Spitze machten sie sich auf den Weg …

12

»Entschuldigen Sie, Sir.« Warren nahm seinen Hut ab. »Wir sind in einer Polizeiangelegenheit hier. Wie heißen Sie?«

Der Mann stand in Jeans und Muskelshirt da und hielt eine Heckenschere in der Hand. Er sah sehr gepflegt und tadellos aus, ebenso der Rasen hinter ihm, der genauso grün wie ein Smaragd war. Er starrte Kojozian an. Dessen Hemd stand offen, die Brust glitzerte voller Schweiß.

»Was schauen Sie so?«, fragte Kojozian. »Noch nie zuvor einen Cop gesehen?«

»Nein … nein ... es ist nur … hm …«

»Ich habe Sie nach Ihrem Namen gefragt.«

»Äh … Ray Donnel. Was ist hier los … worum geht’s?«

Kojozian kicherte. »Er will wissen, worum es geht.«

»Klar will er das«, erwiderte Shaw. »Er ist nur ein besorgter Bürger, das ist alles.«

Aber Warren schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Mr. Donnel. Das ist eine Polizeiangelegenheit und wir können uns nicht die Freiheit herausnehmen Einzelheiten zu erläutern. Wir benötigen eine Schaufel, vielleicht auch diese Heckenschere.«

Donnel schaute von einem zum anderen. Das Blut war aus seinem Gesicht gewichen. »Ich habe Werkzeug im Schuppen.«

»Er sagt, sie sind im Schuppen«, sagte Kojozian.

»Klar, wo sollten sie sonst sein?«, meinte Shaw.

Donnel führte sie hinters Haus. Sie alle kommentierten seinen Garten, wie schön er war, wie grün das Gras war, die schöne Kante, die er an seinem Weg angebracht hatte. Sie waren alle wirklich beeindruckt und sagten es ihm. Im Schuppen standen Regale voller Gartenwerkzeuge, makellos und glänzend. Schaufeln der Größe nach sortiert. Donnel war definitiv ein Kerl, der glaubte, dass alles seinen Platz hat und es einen Platz für alles gibt.

Warren griff nach der Schaufel und bewunderte, wie sauber sie glänzte. »Schön. Echt schön. Wir versuchen, sie nicht zu sehr zu verdrecken.«

»Das ist okay«, stammelte Donnel. »Ich bin … ich bin einfach ein Putzteufel, denke ich.«

»Daran ist nichts auszusetzen«, sagte Shaw und wischte sich weiteren Schweiß aus dem Gesicht.

»Solang ich sie zurückbekomme, mache ich mir keine Sorgen.«

Warren gab Kojozian die Schaufel. »Sie bekommen sie zurück. Ich werde mich darum kümmern. Wir sind Cops und Sie können uns vertrauen. Wir sind keine Diebe, wissen Sie.«

»Oh, so habe ich das nicht gemeint.«

»Glaubst du diesem Kerl, Kojozian?«, fragte Shaw. »Er denkt, dass du ein Dieb bist. Denkt, dass du seine Schaufel nicht zurückbringst. Was hälst du davon?«

Der große Polizist wurde zornig. »Das gefällt mir überhaupt nicht.«

Donnel schaute sie an, als wäre es vielleicht ein Witz. Aber sie sahen todernst aus. Sie fanden einen Typen wie ihn gar nicht witzig, der Bullen für Diebe hielt. Eigentlich gab es in ihren Augen nichts Schlimmeres, als einen Kerl wie ihn, der den Bullen nicht vertraute.

Was ist nur aus der Welt geworden?

Donnel schüttelte seinen Kopf und roch etwas an diesen Dreien, das ihm nicht behagte. Etwas Wildes, etwas Extremes.

»Hören Sie, Officer, so habe ich es nicht gemeint. So habe ich es ganz und gar nicht gemeint.«

Die drei umkreisten ihn jetzt, als wollten sie verhindern, dass er entkam. Donnel spürte es deutlich. Ihre Gesichter erstarrten, ihre Augen glänzten wie Basalt. Sie leckten mit ihren rosa wurmartigen Zungen über die Lippen. Shaws Magen knurrte.

»Vielleicht will er seine Schaufel ja sofort zurück«, sagte Warren. »Gib sie ihm lieber.«

Kojozian zuckte mit den Achseln und schwang die Schaufel mit voller Kraft gegen Donnels Kopf. Es schepperte. Donnel fiel vor ihnen auf den Boden, eine klaffende Wunde zog sich von seinem linken Ohr zu seiner rechten Augenbraue. Blut strömte heraus. Kojozian trat ihn mit seinem blutverkrusteten Schuh, aber Donnel bewegte sich nicht. Er blutete nur noch mehr.

»Was für ein Typ«, sagte Shaw. »Man kann mit manchen von ihnen einfach nicht vernünftig reden, wisst ihr das, Jungs?«

Sie wussten es, okay.

Sie nahmen drei Schaufeln, einen Rechen und eine Schubkarre, mit der sich die Leiche leichter bewegen lassen würde. Shaw und Kojozian traten ins Sonnenlicht hinaus.

»Hey«, sagte Warren. »Ihr lasst ihn nicht einfach hier liegen, oder?«

»Warum nicht?«, wollten sie wissen.

Warren schüttelte den Kopf. »Dieser Typ mag es ordentlich. Wir sollten das respektieren. Helft mir mal …«

Kojozian hievte die Leiche hoch, bis an den Platz, an dem ein Haken an der Wand hing. Während er Donnel festhielt, pressten Shaw und Warren die Leiche fest gegen den Haken. Mit einem feuchten, knirschenden Geräusch drang er knapp unterhalb des Hinterkopfes ein. Donnel hing da ziemlich gut.

»Das ist besser«, sagte Warren. »Donnel hätte es zu schätzen gewusst.«

»Ich hoffe, ich sehe auch so sauber aus, wenn ich tot bin«, bemerkte Shaw.

Kojozian betrachtete das ganze Blut an seinen Händen. Es faszinierte ihn auf eine Art, wie Blut ihn vorher niemals fasziniert hatte. Er schnüffelte immer wieder an den Fingern. Schließlich rieb er mit einem lässigen und fast skurrilen Lächeln Blut über seinen rechten Zeigefinger und bemalte sein Gesicht damit. Ein riesiges, rotes X verlief vom Kiefer zur Schläfe und der Scheitelpunkt lag exakt in der Mitte seiner Nase.

Die anderen beiden schienen es nicht zu bemerken.

Sie standen alle einfach für einige Minuten da und begutachteten, was sie getan hatten. Donnel hing an der Wand, Blut floss an seinem Gesicht herab und aus dem linken Auge heraus. Sie hörten eine Zeit lang zu, wie es auf den Boden tropfte, dann gingen sie los, um sich um den Jungen zu kümmern.

13

Macy Merchant ging an diesem Tage irgendwie benebelt von der Schule nach Hause. Sie verstand nicht, was passiert war. Sie wusste nur, dass sie sich sehr verängstigt fühlte. Sehr verstört. Sie dachte darüber nach, dachte immer wieder darüber nach, und alles, was dabei herauskam, war eine Leere. Eine absolute Leere.

Es ergab einfach keinen Sinn.

Klar, sie konnte weder Chelsea Paris noch Shannon Kittery oder sonst jemanden dieses hochnäsigen, elitären Rudels leiden. Aber sie hatte niemals zuvor gegen sie gestänkert. Sie hatte es sich niemals getraut. Und natürlich hatte sie niemals eine von ihnen angegriffen. Macy konnte sich nicht erinnern, jemals in einen Streit verwickelt gewesen zu sein. Chelsea und Shannon waren fies zu ihr, seitdem sie denken konnte, aber selbst wenn sie sie in den Gängen der Junior High schubsten oder ihr die Bücher aus den Händen schlugen, hatte sie sich nie gewehrt.

Du hast mehr getan, als dich zu wehren, Macy, teilte ihr eine strenge Stimme in ihrem Kopf mit. Du hast angegriffen. Du hast Chelsea angegriffen. Du hast ihr einen verdammten Bleistift in die Wange gebohrt.

Oh Gott. Oh lieber Gott.

Es war, daran erinnerte sie sich, richtig gewesen.

Sie konnte sich an den absoluten Hass und Ekel erinnern, den sie plötzlich gegenüber Chelsea empfunden hatte. Es war wie ein Gift gewesen, das sich seinen Weg durch sie hindurchbahnte, bis … bis sie einfach die Kontrolle verloren hatte. In ihr hatte alles gebrodelt, bis sie anfing Chelsea zu beschimpfen.

Sie gepackt hatte.

Ihren Kopf auf den Schreibtisch knallte.

Dann hatte sie mit dem Bleistift zugestoßen.

Und das Blut … Gott, der Geruch davon. Er hatte sie hungrig gemacht. Ihr war das Wasser im Mund zusammengelaufen. Und schlimmer, viel, viel schlimmer war, dass der Geruch sie geil gemacht hatte.

Allein die Erinnerung daran widerte sie an.

Mr. Benz hatte sie hinunter ins Büro geführt, Chelsea wurde zur Schulkrankenschwester gebracht. Macy erinnerte sich, dass Mr. Shore, der Direktor, ihr den Angriff bitter vorwarf. Er hatte sie immer wieder gefragt, warum sie, eine Einser-Schülerin mit einer makellosen Akte, bloß etwas so Bösartiges und Grauenvolles getan hatte.

Chelsea wurde ins Krankenhaus gebracht. Sie musste genäht werden. Und während Shore immer weiterredete, saß Macy nur da und dieses schwarze Gift brodelte in ihren Eingeweiden. Sie lächelte immer wieder, obwohl Shore sie aufforderte dieses verdammte Grinsen zu unterlassen. Aber das hatte sie nicht vermocht. Es hatte sich angefühlt, als ob irgendjemand für sie lächelte, schreckliche Dinge dachte und schlimme Sachen machte – und sie selbst war nur ein Zuschauer.

Während Shore tobte, hatte sie auf seinen Bauch gestarrt. Er sah so voll und rund unter seinem gestärkten, weißen Hemd aus. Was würde es für eine Sauerei geben, wenn ihn irgendjemand mit einem Messer aufschlitzte.

Dann verschwand es … was auch immer von ihr Besitz ergriffen hatte … einfach.

Macy fing an zu weinen.

Keine Schluchz-Schluchz-Krokodilstränen, sondern echte. Was auch immer dieser schreckliche Zwang gewesen war, sobald er sie freiließ, fühlte es sich an, als wäre sie innerlich aufgerissen und bis auf die Knochen aufgeschnitten worden. Sogar Shore war gerührt, als er es sah. Macy … die süße, zarte, liebenswürdige … war zurück und das sah er vielleicht.

Das fremde Wesen war verschwunden. Shore hatte versucht sie zu trösten, hatte es verzweifelt versucht. Macy befand sich in so einer weinerlichen Verzweiflung, dass es ihm sogar in den Sinn gekommen war, ihr zu sagen, dass ihre Tat okay war, dass es nichts sei, worüber sie sich aufregen müsse. Dann war die Schulsekretärin Mrs. Bleer hereingekommen und tat etwas, wozu viele Männer offenbar zu inkompetent und unfähig sind: Sie beruhigte Macy. Sie brachte sie zum Schweigen, umarmte sie, ließ sie wissen, dass, obwohl es sehr schlimm war, eine andere Schülerin anzugreifen, sie eine Lösung finden würden.

Wäre es jemand anderes als Macy Merchant gewesen, wäre sie nicht so wohlwollend und verständnisvoll behandelt worden. Aber Mrs. Bleer kannte Macy genauso gut wie Mr. Shore und sie wussten, dass Macy ein gutes Kind war. Klug, ausgeglichen, pflichtbewusst … sie war keine Wilde, die andere Mädchen angriff.

Beide stellten ihr immer wieder die gleiche Frage: Warum? Warum war sie so auf Chelsea losgegangen? Was hatte Chelsea gesagt? Was hatte sie getan? Beide kannten Chelsea und sie kannten die Sorte von Mädchen, zu denen sie gehörte. Sie waren überzeugt, dass Chelsea dieses Mal etwas wirklich, wirklich Schreckliches getan haben musste, um ausgerechnet bei Macy Merchant eine derartige Reaktion auszulösen.

Ja, sie wollten wissen, warum.

Als Macy jetzt die Colidge Street hinunterlief, in Richtung der 7. Avenue und Rush Street, wollte auch sie wissen, warum.

Sie sah Kathleen Soames auf ihrer Veranda stehen. Kathleen winkte ihr zu.

Macy ging weiter, nahm nur die Gedanken wahr, die ihren Kopf ausfüllten, und das war genug. Sie presste ihre Bücher an die Brust, hielt den Kopf gesenkt und starrte auf den Gehsteig. Die Ritzen darin. Die Ameisennester, die darin alle paar Meter aufblühten.

Am meisten Angst machte ihr die Tatsache, dass sie keinerlei Kontrolle gefühlt hatte – als ob jemand oder etwas anderes sie einfach übernommen hätte. Sie fragte sich, ob sich verrückte Leute so fühlten, wenn sie mit einem Gewehr in einen Supermarkt stürmten oder wenn sie jemanden mit einer Axt verfolgten. Als wären nicht wirklich sie daran schuld, sondern jemand oder etwas anderes, irgendein schrecklicher Trieb, der sie komplett unter Kontrolle gehabt hatte und dem sie machtlos ausgeliefert waren.

War das so?

Zählte sie nun zu solchen Leuten?

Gott, es war niemals irgendetwas Ähnliches passiert, kein Anzeichen, dass sie verrückt war. Klar, sie dachte manchmal etwas Böses, so wie jeder andere auch, aber sie hatte noch niemals zuvor in ihrem Leben einer Fliege etwas zuleide getan. Trotz der Angst und Traurigkeit fühlte sie sich nicht wesentlich anders als vor zwei Wochen oder vor zwei Jahren. Und das war das Gruselige. Würde es wieder passieren? Würde sie aus heiterem Himmel wieder jemanden angreifen? Und hätte wieder keine Kontrolle, wenn es passierte?

Was für ein Schlamassel, was für ein schrecklicher Schlamassel.

Vielleicht litt sie an einem chemischen Ungleichgewicht wie bei Schizophrenie oder an einer von diesen Krankheiten, die sie letztes Jahr in Persönlichkeitspsychologie durchgenommen hatten. Multiple Persönlichkeiten. Gute Macy und böse Macy. Wenn das der Fall war, dann würde es Medikamente und Therapien geben. Ihr Leben würde trotzdem nie mehr das gleiche sein. In der Schule würde sie von manchen als Psycho abgestempelt werden und als Held von allen anderen, die Chelsea Paris schon immer in ihre Schranken hatten weisen wollen, aber sich niemals getraut hatten. Wow, was für ein Ruhm. Auf einen solchen Ruhm konnte sie verzichten.

Mom würde über das alles gar nicht glücklich sein.

Macys Dad war an einem Herzinfarkt gestorben, als sie fünf war, und obwohl sie sich nicht genau erinnern konnte, wie ihre Mom davor war, glaubte sie ziemlich sicher, dass ihre Mom damals keine Säuferin war. Dass sie in der Lage gewesen war, einen Job auch länger als zwei oder drei Monate durchzustehen. Und dass sie zu der Zeit nicht mit jedem, den sie zufällig in der Bar traf, geschlafen hatte.

Das hoffte sie zumindest.

Aber um ehrlich zu sein, war es inzwischen ziemlich schwer zu sagen, wer die Erziehung übernommen hatte. Es gab nur sie beide und Mom lief gewöhnlich verkatert herum, womit so ziemlich alles an Macy hängen blieb. Sie übernahm generell das Kochen, das Wäschewaschen und den Hausputz. Sie war diejenige, die das Haushaltsgeld verwaltete, wenn sie überhaupt Geld hatten. Wenn etwas gemacht werden musste, fiel es auf Macy. Sie kannte den Tratsch in der Nachbarschaft, das übliche Lästern, Mom sei eine betrunkene Hure und dass Macy ohne wirkliche elterliche Aufsicht bald genug in ihre Fußstapfen treten würde. Der Apfel fällt ja nicht weit vom Stamm, sagt man.

Aber sie lagen alle falsch.

und

Natürlich gab Macy das vor keinem zu, geschweige denn vor Mom.

Denn Mom redete nicht gerne über Dad. Wann immer sein Name fiel, versank sie in einem ihrer Löcher und der Einzige, der sie da herausholen konnte, war Jim Beam. Macy dachte manchmal, Mom wollte, dass sie verlotterte, dass sie viel glücklicher wäre, wenn ihre einzige Tochter abstürzte und aufhörte so ein »Gutmensch« zu sein, wie sie sie oft nannte.

Verstand man das unter Erziehung?

Allerdings würde Mom ihre Freude daran haben, was heute vorgefallen war. Macy griff ein anderes Mädchen an und wurde suspendiert – lieber Gott, suspendiert – eine Ermittlung stand bevor. Macy hatte das seltsame Gefühl, dass Mom lachen würde, wenn sie es hörte, etwas Blödes sagen würde, wie tja, tja, du bist am Ende doch nur wie der Rest von uns, oder?

Und darum ging es doch, oder?

Macy wollte nicht wie der Rest sein.

Sie arbeitete hart, lernte viel, setzte sich hohe Maßstäbe … und jetzt war alles eingestürzt. Sie hatte Chelsea Paris angegriffen. Von allen unmöglichen, unerklärlichen Sachen ausgerechnet so was.

Das würde man ihr nie vergessen.

Als sie die 7. zur Hälfte hinuntergelaufen war, schaute Macy plötzlich auf.

Schaute auf und konnte nicht glauben, was sie sah …