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PETER BERLING

Die Spur des Kelches

Folge XIV des 17-bändigen Kreuzzug-Epos Die Kinder des Gral

Historischer Roman

hockebooks

AUSBLICK AUF DIE WEITEREN GESCHEHNISSE

Folge XV

Das Brandsiegel

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Mehr tot als lebend schwemmt es Roç an die Küste Syriens. Helfer und Unterstützer pflegen ihn gesund.

Nachdem der Freibeuter Yeza sicher an Land gebracht hat, stellt er sich den Templern. Kaum ist Yeza im Nildelta gelandet, hört sie, dass der neue Sultan der Mameluken sie abzufangen gedenkt. Freunde helfen ihr, vom Süden her, also übers Rote Meer, nach Jerusalem vorzustoßen.

Der kühne Seefahrer wird in Askalon vor das Hochgericht der Templer gezerrt. Roc, als Zeuge zum Prozess geschafft, kann das Todesurteil des Rivalen nicht verhindern. Yeza erreicht Jerusalem.

Der Freibeuter soll gehängt werden, obgleich man ihm ehrenvolle Enthauptung zugesagt hat. Roç zwingt den Henker, den letzten Wunsch des Mannes zu erfüllen.

Die Armee der Mongolen erstürmt Aleppo. Yeza und Roç, wieder vereint in Jerusalem, nehmen Quartier in der Al-Aqsa, dem Sitz der Templer, jener Moschee, unter der sich die ›Pferdeställe Salomons‹ befinden. Das ›Königliche Paar‹ hat alle gegen sich, Christen, Juden, Muslime. Hoffnung können sie nur in die herannahenden Truppen des Khans setzen.

Jerusalem bereitet sich auf den Mongolensturm vor. Die ›Kinder des Gral‹ steigen in die Tiefe der Al-Aqsa, finden das Becken, dessen dunklen Wassern der Schwarze Kelch entstiegen. Freiwillig begeben sie sich in den ungewissen Born, versinken vor den Augen Williams … Die Außenmauer des Tempels birst, sie gelangen unversehrt, aber doch als ›andere‹, wieder ans Licht, durchqueren die Bresche, um das in erbitterter Feindschaft verstrittene Jerusalem hinter sich zu lassen.

Christen, Juden, Muslime schlagen sich in mörderischem Hass, ein gewaltiger Sturm zieht auf, Roç und Yeza schreiten unbeirrt hinein in das Wüten der Natur …

 

Folge XVI

Das Haupt des Drachens

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Den Sultan von Damaskus befällt Sorge um Reich und Leben. Er schickt den größten und teuersten Teppich der Welt dem heranziehenden Mongolenheer entgegen, ein Geschenk für den Großkhan. In dieser Karawane ziehen auch Roç und Yeza mit. Ein ungebärdiger Emir Anatoliens überfällt brutal den Transport, nicht wegen des kostbaren Riesen-Kelims, sondern um Yeza in seine Gewalt zu bringen. Sie rettet das nackte Leben ihres Geliebten Roç, indem sie sich opfert.

Der Sohn des Sultans wird ausgeschickt, dafür zu sorgen, dass der Teppich als Geste der Unterwerfung sein Ziel erreicht. Er benutzt den Abtransport, um Yeza aus dem Harem des Emirs zu entführen. Von da ab gleicht ihre Reise einem blutigen Balzen um ihre Gunst, Königssöhne schlagen sich tot ihretwegen, bis sie endlich Ruhe und Frieden bei den Sufis in der Oase von Palmyra findet, doch den Teppich, der ihr nur Unglück gebracht hat, wird sie nicht los.

Roç vertändelt die Zeit, die Yeza seiner harrt, mit leichtlebigen Abenteuern. Die Mongolen suchen nach dem ›Königlichen Paar‹, ziehen weiter von Eroberung zu Eroberung, ein abstoßender Ruf von entsetzlichen Grausamkeiten eilt ihnen voraus. So verheeren sie auch Palmyra, Yeza ist entsetzt. Sie wartet nur noch auf Roç, um dann, gemeinsam mit ihm, dem Großkhan mitzuteilen, dass das ›Königliche Paar‹ nicht länger gewillt sei, den von den Mongolen angebotenen Thron über den ›Rest der Welt‹ zu besteigen ….

Reitende Boten aus Karakorum: »Der Großkhan ist tot!«

 

Folge XVII

Ein Teppich in der Wüste

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Epilog

Der unerwartete Tod des unumschränkten Herrschers auf Erden im Herzen des Mongolenreiches eröffnet der Fraktion unter den Dschingiden, die einem Aufstoßen des Tores zur (übrigen) Welt geneigt gegenüberstanden, eine völlig neue Perspektive: Eine Blutsvereinigung des nächsten Großkhans mit dieser ›Prinzessin vom Gral‹. Yeza ahnt nichts von diesen Plänen, aber um Nichts in der Welt will sie ohne ihren geliebten Roç zurück nach Karakorum, dem Sitz des ›Ewig Blauen Himmels‹. Und Roç ist verschollen, oder wollen die, die alles sehen, wie die Adler in den Lüften jede Ameise in der Steppe, ihn nicht finden?

Yeza wehrt sich mit Klauen und Zähnen, die Mongolen sind verzweifelt, während Roç untröstlich und zunehmend erbittert nach ihr sucht.

Den besten Giftmischern des fernen Orients gelingt es schließlich, die tobende Prinzessin in ein Todesschlaf-ähnliches Koma zu versetzen. Waffenstarrend setzt sich ihre Eskorte der ›Söhne des Himmels‹ in Bewegung mit der kostbaren Fracht, der ›Prinzessin vom Gral‹, gebettet auf dem stets mitgeführten, vermaledeiten Riesen-Kelim, in Richtung des verwaisten Throns …

DRAMATIS PERSONAE

DAS KÖNIGLICHE PAAR

Roger-Ramon-Bertrand Trencavel du Haut-Ségur, gen. ›Roç‹

Isabelle-Constance-Ramona Esclarmunde du Mont y Sion, gen. ›Yeza‹

SEINE GEFÄHRTEN, HÜTER UND HELFER

Willem von Roebruk, gen. ›William‹, Franziskanermönch

Jordi Marvel, katalanischer Troubadour

Philipp, Knappe und Page

Sigbert von Öxfeld, Deutschritter, Komtur von Starkenberg

Konstanz von Selinunt, gen. ›der Rote Falke‹, Ritter des Kaisers

Taxiarchos, gen. ›der Penikrat‹, Seefahrer

Gosset, Priester, ehemaliger Gesandter des Königs von Frankreich

Potkaxl, Toltekenprinzessin

Kefir Alhakim, Quacksalber und Flickschneider aus Ustica

Kadr ibn Kefir Benedictus, gen. ›Beni der Kater‹,

sein Sohn Sutor, Hirte aus dem Appennino

Dietrich von Röpkenstein, Ritter des Reiches

Rinat Le Pulcin, Maler und Agent

Arslan, mongolischer Schamane aus dem Altai

AUS OKZITANIEN

Pons de Levis, sein Sohn

Mafalda de Levis, jüngste Tochter des Grafen Jourdain

Simon de Cadet, Neffe des Grafen Jourdain

Mas de Morency, Adoptivsohn des Grafen de Lautrec

Raoul de Belgrave, Ritter

Mauri En Raimon, Priester der Katharer

Geraude, Yezas Zofe

MITGLIEDER DES ΤEMPLERORDENS ODER DER PRIEURÉ

Thomas Bérard, Großmeister des Templerordens

Gavin Montbard de Béthune, Präzeptor von Rhedae

Marie de Saint-Clair, gen. ›La Grande Maîtresse‹, Großmeisterin der Prieuré

Guillem de Gisors, gen. ›das Engelsgesicht‹, ihr Stiefsohn

Guy de la Roche, Tempelritter

Botho de Saint-Omer, Tempelritter

Lorenz von Orta, Franziskaner

Ezer Melchsedek, Kabbalist aus Alexandria

IM DIENSTE FRANKREICHS

Ludwig IX., König von Frankreich

Yves der Bretone, sein Leibwächter

Charles d’Anjou, jüngster Bruder des Königs

Robert Graf von Les Beaux, Lehnsmann des Charles d’Anjou

ZWISCHEN SIZILIEN UND GRIECHENLAND

Manfred, König von Sizilien

Elena von Epiros, Braut König Manfreds

Galvano Lancia, Fürst von Salern

König Enzio, Bastardsohn des Kaisers Friedrich II.

Oberto Pallavicini, Vikar des deutschen Imperiums

Hamo L’Estrange, Graf von Otranto

Shirat Bunduktari, seine Ehefrau

Alena Elaia, Tochter von Hamo und Shirat

Ugo d’Arcady, Herr auf Castel Maugriffe

Zaprota, Podestà auf Korfu

AUS DER WELT DES ISLAM

An-Nasir, Ayubitenherrscher, Sultan von Damaskus
Clarion von Salentin, seine Vertraute
Rukn ed–Din Baibars Bunduktari, gen. ›der Bogenschütze‹, Mamelukenemir

Mahmoud, gen. ›der Feuerteufel‹, sein Sohn

Fassr ed–Din Octay, gen. ›der Rote Falke‹, Mamelukenemir

Madulain, seine Ehefrau, Prinzessin der Saratz

Nur ed–Din Ali, Sohn des ermordeten Mamelukensultans Aibek

Saif ed–Din Qutuz, Nachfolger des Aibek in Kairo

Naiman, sein Agent

Abdal der Hafside, Sklavenhändler

Abu Bassiht, Sufi

DANK FÜR MITARBEIT UND QUELLEN

Walter Fritzsche für den Mut, sich auf Thema und Autor eingelassen zu haben, sowie für die ständige Ermutigung des Letzteren, Ersteres voll auszuschöpfen.

Dr. Helmut W. Pesch für die Aufopferung, ein Feld von über tausend Seiten Zeile für Zeile behutsam und (vollhumanistisch) verständig durchfurcht zu haben.

Last not least Michael Görden, der sich als Ansprechpartner von unschätzbarem Wert erwies und als sachkundiger Katalysator bei der Fülle des Materials und der Ideen seines Schutzbefohlenen.

Für das Erscheinen als E-Book danke ich hockebooks für die aufgewandte Mühe und Roman Hocke persönlich für das Eingehen des ungewöhnlichen Experiments eine erfolgreiche Pentalogie in 17 aufeinander folgenden Einzelbänden aufzulegen. Claudia von Hornstein und Julia Hocke für die hilfreiche Mitarbeit.

Bei aller Berücksichtigung von zeitgenössischen Chroniken und Dokumenten wie: Jean de Joinville, Chronicles of the Crusades, hg. The Estate of M.R.B. Shaw, 1963; Kaiser Friedrich II., hg. Klaus J. Heinisch, Winkler-dtv, 1977; Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, hg. Francesco Gabrieli, Winkler-dtv, 1973; ist für mich das Verfassen eines Romans, der im Hochmittelalter spielt, ohne: Steven Runciman, A History of the Crusades, Cambridge University Press, 1954; undenkbar – ich habe ihm immer wieder zu danken. Flankierend zu seinem opus magnum waren mir von Wert: Otto Rahn, Kreuzzug gegen den Gral, Urban Verlag, Freiburg i. Brsg., 1933; Eugen Roll, Die Katharer, J. Ch. Meilinger, Stuttgart, 1979; Jordi Costa i Roca, Xacbert de Barbera, Llibres del Trabucaire, Perpinya (Cat.), 1989; John Charpentier, L'Ordre des Templiers, Klett-Cotta, Stuttgart, 1959; Hans Prutz, Entweihung und Untergang des Tempelherrenordens, G. Grote'sche Verl., Berlin, 1888; Bernhard Lewis, The Assassins, Weidenfeld & Nicholson, London, 1967; Edward Burman, Gli Assassini, Convivio – Nardini edit., Florenz, 1987; Bertold Spuler, Geschichte der Mongolen, Artemis, Zürich, 1968; Gian Andri Bezzola, Die Mongolen in abendländischer Sicht, A. Francke, Bern, 1974; Friedrich Risch (Hg.), Johan de Piano Carpini, Reisebericht 1245–1247, Leipzig , 1930; Friedrich Risch (Hg.), Wilhelm Rubruk, Reise zu den Mongolen 1253–1255, Leipzig, 1934; und schließlich mein eigenes Buch samt Index und Anhang: Peter Berling, Franziskus oder Das zweite Memorandum, Goldmann, München, 1989 (2. Aufl. 1990).

Roma, den 1. Mai 2012

Peter Berling

ANMERKUNGEN

[1] Dormir!: (altital.) Schlafen!

[2] Sutor: Anführer eines aus Sardinien verbannten, staufertreuen Hirtenvolkes

[3] schwarzes Schwertkreuz: hier: Wappen der Deutschritter

[4] Torre et Galura: alte Bezeichnung für Sardinien

[5] Tartuffi: (ital.) Trüffel, das »weiße Gold«

[6] Romagna: südöstl. Teil der Poebene (Emilia-Romagna)

[7] Linosa: Insel zwischen der Südküste Siziliens und der nordafrik. Küste, ca. 100 km westl. von Malta; frühere Sträflingsinsel, gehörte einst zu Sizilien und diente sarazen. Piraten als Stützpunkt und Versteck; später vom Templerorden gepachtet und zu einer uneinnehmbaren Festung ausgebaut

[8] Turkopolen: Bezeichnung für einheimische Hilfstruppen der Barone von Outremer und der Ritterorden. Die Turkopolen waren oft nicht einmal Christen, sondern verdingten sich als Söldner an die Herrn, die das Gebiet beherrschten, in dem sie heimisch waren. Bei den Orden gab es eigens für sie die Einrichtung eines Turkopolen-Kommandeurs.

[9] Kaiser Barbarossa: (ital. Rotbart), der Staufer-Kaiser Friedrich I. (um 1125–1190), Sohn des Herzogs Ferdinand von Schwaben und der Weifin Judith. 1152 dt. König, 1155 Kaiser. Zur Wiederherstellung der Reichsmacht zog Barbarossa fünfmal gegen den Papst und die oberital. Städte; 1189 war er als Haupt der Christenheit Führer des 3. Kreuzzuges mit 12–15000 Mann; am 10. Juni 1190 ertrank Barbarossa im Saleph, einem kleinen kilikischen Fluss, und wurde in Tyros beigesetzt.

[10] Prise: erbeutetes oder beschlagnahmtes Gut eines feindlichen Schiffes oder Handelsschiffes

[11] der höchste Justitiator: der höchste Richter; Gott

[12] Schirokko: heißer, trockener, Staub mitführender Wind in Südeuropa, aus der Sahara kommend, der über das Mittelmeer weht.

[13] Tempo uene …: (altital.) Es kommt die Zeit, dass einer steigt, ein anderer fällt, die Zeit der Worte, Zeit des Schweigens, die Zeit des Lauschens und Lernens, die Zeit, ohne Drohungen zu fürchten. (König Enzio, zitiert nach Masson, S.375)

[14] Re Enzio: König Enzio; zählte zu den berühmtesten unter den jungen Dichtern seiner Epoche; von ihm stammen die vielleicht schönsten Sonette der sog. sizilianischen Schule, die er in der Gefangenschaft Bolognas schrieb. Auch heute noch heißt der Palast, in dem Enzio gefangengehalten wurde, Palazzo di Re Enzio; dort hielt er in einem Kreis von Dichtern Hof, die stark dazu beitrugen, die Dichtung der sizilianischen Schule in Mittelitalien zu verbreiten.

[15] Tempo d’ubbidir …: (altital.) Zeit, dem zu gehorchen, der dich tadelt, Zeit, für viele Dinge vorzusorgen, Zeit zu wachen, wer dich beleidigt, Zeit vorzutäuschen, nichts zu sehen. (s.o.)

[16] Sonett: (ital.) Gedichtform italienischer Herkunft; das regelmäßige Sonett (14 Zeilen) ist gegliedert in zwei vierzeilige (Quartette) und zwei dreizeilige (Terzette) Strophen.

[17] Schlacht von Fossalto: (Fossalta) zwischen Enzios Truppe und den Bolognesen; eher ein Scharmützel; hatte die Gefangennahme Enzios zur Folge

[18] Però lo tegno …: (altital.) Jedoch halte ich es für klug und weise, Tatsachen mit Vernunft zu begegnen, und mit der Zeit weiß man sich zu verhalten.

[19] E mettesi …: (altital.) Und den Menschen zu gefallen, dass kein Grund zu finden sei, dein Verhalten zu beanstanden, (s. o.)

[20] Hierosolymitanum Salomonis: (lat.) das Jerusalem des Salomo

[21] religiones et politica: Religion und Staatsgeschäfte

[22] Palazzo del Podestà: (ital.) Bürgermeisterpalast

[23] Ramon de Perelha: Vater der Esclarmunde, Kastellan des Montségur

[24] Castel del Monte: in Apulien; das schönste und am besten erhaltene der noch bestehenden Schlösser Friedrichs II., dessen Architekt vermutl. der Kaiser selbst war. Die einzige zeitgenössische dokumentarische Erwähnung des Jagdschlosses findet sich in einem Vermerk der kaiserl. Register von 1240, in dem der Kaiser den Justiziar der Capitana anweist, sich sofort um den Fußbodenbelag zu kümmern, demnach muss das Gebäude zu dieser Zeit nahezu fertig gewesen sein. Die Arbeiten wurden aller Wahrscheinlichkeit nach in den frühen dreißiger Jahren begonnen, vielleicht zur gleichen Zeit wie an den sizilian. Schlössern.

[25] San Domenico: der heilige Dominikus

[26] Dietrich von Röpkenstein: deutscher Ritter

[27] maghrebinisch: v. Maghreb, (arab.) Abendland; bezeichnet das islam. Nordafrika

[28] Berber: Bez. für versch. Volksstämme in Nordwestafrika (Kabylen, Tuareg); Hirtennomaden oder Ackerbauern

[29] Tuari: Tuareg (Eigenbez. Imuschag), Berber der westl. Sahara; Mohammedaner; Hirtennomaden (Kamelzucht)

[30] Robert von Les Beaux: provenz. Edelmann

[31] amir al mumin: (arab.) Herrscher aller Gläubigen

[32] Sikulaner: Sizilianer

[33] ambassadeur: (frz.) Gesandter, Botschafter

[34] Marrakech: Marrakesch, marokkanische Stadt am westlichen Fuße des Hohen Atlas

[35] verbolzt und kalfatert: Die Klappen wurden mit Bolzen geschlossen, die Fugen mit Teer, Werg oder Pech abgedichtet, sodass der Rumpf wasserdicht und das Schiff wieder hochseetüchtig war.

[36] Christopherus: (griech. = Christusträger) Schutzpatron der Reisenden, einer der 14 Nothelfer, nach der Legende Träger des Christkindes

[37] Bugspriet: schräg über den Bug hinausragendes Rundholz (trägt den Klüverbaum, das Rundholz zum Befestigen des Klüversegels, eines dreieckigen Vorsegels) bei Segelschiffen

[38] Kebsen: (mhd. keb(e)se; eig. Dienerin od. Sklavin) Nebenfrau

[39] reichsfrei: polit. Selbstständigkeit unter alleiniger Oberhoheit des Königs; Reichsfreiheit gewannen auf Dauer in Deutschland fast nur die Städte, die auf Reichsgut lagen; die anderen mussten schließlich doch die Herrschaft eines Landesherrn anerkennen. In Ober- und Mittelitalien entwickelten sich zahlreiche reichsfreie Städte zu freien Republiken.

[40] Cónsules: (lat.) Konsuln

[41] Missa pro …: (lat.) Totenmesse

[42] Castiglione: ital. Hafenstadt in der Toskana, Prov. Arezzo, am Abfall des Toskanischen Apennin; fiel nach mehrfachem Herrschaftswechel 1384 an Florenz; heute sind noch Reste der mittelalterl. Stadtmauer erhalten.

[43] Engelmacherinnen: Abtreiberinnen

[44] Corrado von Salentin: Lancelotto auf der Atalanta, dem Flaggschiff der Templer

[45] Mangonel: niedrige fahrbare Steinschleuder, deren Wurfkraft durch die Wicklung eines Taus unter Spannung erzeugt wurde; gebogener Wurfarm

[46] Bailiste: großes fahrbares Armbrustgeschütz, schleuderte angespitzte Pfähle zielgenau; die Bogensehne war meistens radgespannt.

[47] Nonna: (ital.) Großmutter

[48] Salomé: Tochter der Clarion v. Salentin und des An-Nasir, Sultan von Damaskus

[49] Mahmoud: gen. »der Feuerteufel«, Neffe der Shirat, Sohn Emir Baibars

[50] finis mundi: (lat.) das Ende der Welt

[51] Cathai: (Kathei) vom Namen der Kitan (Randvolk Chinas im frühen Mittelalter) abgeleitete Bezeichnung für das nördliche China

[52] Alfons von Kastilien: Alfons X., der Weise, 1252–1284, Enkel Philipps von Schwaben, Sohn v. Ferdinand III. (»der Heilige«), König von Kastilien und Leon, und Beatrix v. Hohenstaufen; 1257 zum dt. König gewählt, ohne je in Deutschland gewesen zu sein; großer Förderer von Kunst und Wissenschaft

[53] emigrantes in pectore: (lat.) die Menschen, die auszuwandern beabsichtigen

[54] magister …: (lat.) Professor für Wurfmaschinen und Experte für Griechisches Feuer

[55] Fibonacci: Leonardo, Pisaner, Verfasser des »Traktat über das Rechenbrett« (1212); auf ihn geht die Einführung der arab. Zahlen in Europa, der Null, des Bruch- und Prozentrechnens zurück.

[56] Jordanus Nemorarius: (Jordanus Saxo, Jordanus de Namora) um 1180 in Norddeutschland geb., gest. 1237, dt. Theologe und Mathematiker; trat 1220 in Paris, wo er Lehrer an der Artistenfakultät war, dem Dominikanerorden bei. Vermutl. Gründer der Universität Toulouse; verfasste auf Kenntnissen der Griechen und Araber basierende Schriften zur Arithmetik, Algebra, Geometrie und Mathematik

[57] Albertus Magnus: (hl.) Dominikaner; eig. Albert Graf von Boilstädt (1193 od. 1206–1280); einer der bedeutendsten Gelehrten des Mittelalters; Naturforscher, Theologe, Scholastiker; lehrte in Paris und Köln; war Lehrer des Thomas v. Aquin

[58] Roger Bacon: (Rugerius Baconis), gen. »Doctor mirabilis« (1214–1292 od. 94); Franziskaner; engl. Philosoph der Scholastik, suchte auf der Grundlage der aristotelisch-arab. Naturphilosophie eine neue Form des Erfahrungswissens; bahnbrechend in der Mathematik; lehrte zur gleichen Zeit wie Albertus Magnus in Paris

[59] Allah ya’allam!: (arab.) (das) weiß Allah!

[60] Ya’ Allah!: (arab.) O Allah!

[61] Agli ordini …!: (ital.) Zu Befehl, Kommandant!

[62] Ave Caesar …: (lat.) Heil dir, Cäsar, die Todgeweihten grüßen dich! (Gruß der Gladiatoren vor dem Kampf in der Arena)

[63] Evangeliar: (Evangeliarium) liturg. Buch mit dem vollständigen Text der 4 Evangelien, meist mit dem Verzeichnis der bei der Messe zu lesenden Abschnitte; oft mit Buchmalereien geschmückt

[64] erstes Haus des Meridians: Begriff aus der Astrologie; ein Haus ist einer der 12 Abschnitte, in die der Tierkreis eingeteilt ist.

[65] Gallia Placidia: Tochter des Kaisers Theodosius I., geb. um 390 n. Chr.; als 425 ihr Sohn Valentinian III. im Kindesalter Kaiser wurde, war Gallia de facto Herrscherin des weströmischen Reiches; sie starb 450 in Rom.

[66] Dietrich von Bern: (Bern entstanden aus Verona) männl. Idealgestalt eines ursprüngl. gotischen Sagenkreises; Vorbild Theoderich der Große; Dietrich tritt in vielen dt. und nordischen Epen des Mittelalters auf, u.a. im Nibelungenlied.

[67] Signoria da Polenta: (ital.) die Herrin des Maisbreis; Beiname Ravennas in Anspielung auf die örtl. Spezialität Polenta

[68] Exarchates: (griech.) Exarchat war die Bezeichnung für eine byzantinische Provinz, besonders für das Exarchat von Ravenna (553–771), das zunächst ganz Italien umfasste und später auf das Gebiet um Ravenna beschränkt war

[69] Exarch: (griech.) urspr. Titel für den Statthalter des byzantinischen Kaisers, dann in der Ostkirche Vertreter des Patriarchen für ein bestimmtes Gebiet

[70] Vicarius: (lat.) Stellvertreter

[71] Ravenna: bedeutende oberital. Provinzhauptstadt, im Altertum Adriahafen (heute ca. 10 km landeinwärts); etruskische Gründung, im 2. Jh. v. Chr. römisch; Blütezeit als Residenz der röm. Kaiser (Honorius); 473 Sitz der ostgotischen Könige (Theoderich); 553 Sitz des byzantinischen Exarchen. 751 wurde Ravenna langobardisch, 754 päpstlich als Teil des Patrimonium Petri; 1440–1509 venezianisch; 1509–1860/61 erneut Teil des Kirchenstaates

[72] per pedes: (lat.) zu Fuß

[73] physicus: (lat.) Physiker

[74] o la muerte!: (ital-span.) oder den Tod

[75] Por coi me …: (altfrz.) Warum schlägt mich denn mein Mann, mich Arme? Nun, ich weiß wohl, was ich tun werde und wie ich mich dafür räche: Nachts werde ich mich zu meinem Freund legen. Warum schlägt mich denn mein Mann, mich Arme? (s. o.)

[76] Por coi me …: (altfrz.) Warum schlägt mich denn mein Mann, mich Arme? Ich hab’ ihm doch nichts Böses getan, gab ihm kein übles Wort, nur meinen süßen Freund hielt ich heimlich umfangen. Warum schlägt mich denn mein Mann, mich Arme? (mittelalterl. Motette unbek. Verfassers)

[77] Por coi me …: (altfrz.) Warum schlägt mich denn mein Mann, mich Arme? Er lässt es nicht zu, dass ich ein frohes, glückliches Leben führe. Sicher werde ich ihn laut anklagen wegen der Schläge. Warum schlägt mich denn mein Mann, mich Arme? (s. o.)

[78] Allah ya …: (arab.) Das weiß Allah!

[79] Odermenning: (Agrimonia eupatoria) Fam. der Rosengewächse, volkstüml. Heilmittel, u.a. bei Leber- und Blasenleiden

[80] Tormentillwurz: (mtlt. tormentilla) Blutwurz; gelb blühendes Fingerkraut, Strauchgewächs

[81] canzo: (ital.) Lied

[82] Del gran golfe …: (okzit.) Die tiefen Meeresschlünde, die Tücke des Hafens, die Gefahren des Leuchtturms habe ich nun hinter mir gelassen. Dank sei Gott! Nun kann ich sprechen und reden von den Übeln und Qualen, die ich dort gelitten. (»Del Gran Golfe«; entst. ca. 1172–1203)

[83] Il cazzo …: (ital.) Der Schwanz der Gräfin des Teufels; meint den Rammdorn der Triëre

[84] coram publico: in der Öffentlichkeit

[85] Suren: (arab.) Abschnitte des Koran, der aus 114 Suren besteht

[86] Si tacuisses: (lat.) Wenn du doch geschwiegen hättest!

[87] Constellatio malae fortunae: (lat.) Unheil verheißende Sternenkonstellation

[88] Zaprota: Dorfältester von Pantokratos

[89] Pantokratos: Dorf auf Korfu

[90] Ugo, der Despotikos: Ugo d Arcady, Hugo von Arcadia, Bastard des Villehardouin, Herzog von Achaia und Korfu

[91] Milzfarn: Tüpfelfarngewächs, in wärmeren Gegenden Europas, Asiens und Afrikas heimisch

[92] Haselwurz: (Asarum europaeum) niedrige Staude in Laubwäldern, früher als Brech- und harntreibendes Mittel verwendet

[93] Granatapfel: (Punica granatus) im Orient heimisch; von altersher im Vorderen Orient und im Mittelmeerraum kultiviert

[94] Applikation: (aus dem Lat.) Verabreichung

[95] E pos α Dieu …: (okzit.) Und sollte es ihm gefallen, so werde ich mit frohem Herzen an den Platz zurückkehren, den ich so voller Traurigkeit verlassen habe. Ich werde ihm danken für die Rückkehr und das Glück, das er mir gewährte. (»Del Gran Golfe«, s. o.)

[96] Ar hai dreg …. (okzit.) Ich habe guten Grund zu singen, da ich nun die Fröhlichkeit und Freuden erkenne, die Abwechslung und die Spiele der Liebe, so finde es Euren Gefallen, (s.o.)

[97] E las fontz..: (okzit.) Die Quellen und klaren Bäche erfreuen mein Herz ebenso wie die Gärten, alles hier ist so liebenswert. (Azalais de Porcairages, weibl. Troubadour, um 1170)

[98] kretischer Stier: Minotauros, Ungeheuer aus der griech. Mythologie, halb Mensch, halb Stier, von König Minos v. Kreta in ein Labyrinth gesperrt und von Theseus getötet

[99] Ariadne: Gestalt aus der griech. Mythologie; Tochter des Minos; gab Theseus ein Garnknäuel, mit dessen Hilfe er den Weg aus dem Labyrinth fand, nachdem er den Minotauros getötet hatte

[100] Palästina: »Land der Philister«; seit der Antike Bezeichnung für das vorderasiatische Gebiet zwischen der Ostküste des Mittelmeeres und der Jordansenke, dem Libanon im Norden und der Halbinsel Sinai sowie dem Golf von Aqaba im Süden; im Alten Testament als Kanaan bezeichnet; Wirkungsstätte Christi im Heiligen Land

[101] Q’ era non dopti …: (altital.) Ich fürchte nicht mehr Meer noch Winde, blasen sie aus dem Süden, dem Norden oder aus dem Westen. Mein Schiff ist nicht mehr Spielball der Fluten. So fürchte ich weder Galeeren noch Piraten. (Verf. unbek.)

[102] Lederkoller: ärmelloses Wams

[103] Trani: kleine Hafenstadt an der südl. Adriaküste

[104] Arachniden: (aus dem Griech.) Spinnentiere

[105] pulcino mio: (ital.) mein Pulcino

[106] repugnantia …: (lat.) Widerstandsfähigkeit gegen Notzucht

[107] Ishtar: (Istar, Ischtar) weibl. Hauptgottheit der Babylonier; Tochter der Mondgottes Sin und Schwester des Sonnengottes Schamasch; als Morgenstern ist sie Göttin des Kampfes, als Abendstern Göttin der Liebe.

[108] Bahriten: Angehörige der Mameluken, nach ihren am Nil (arab. bahr) gelegenen Kasernen Bahriten genannt

[109] Gamdariten: Mameluken

[110] Ali Baba: Gestalt aus der Märchensammlung »Tausendundeine Nacht«

[111] Harun ar-Rashid: 786–809 Kalif von Bagdad; Förderer der Kunst und Wissenschaften; freundschaftl. Beziehungen zu Karl dem Großen

[112] Sindbad: abenteuerlicher Seefahrer; Hauptfigur eines Teils der Märchensammlung »Tausendundeine Nacht«

[113] Aladin: Gestalt aus »Tausendundeiner Nacht«; »Aladin und die Wunderlampe«

[114] Tant mieux … (frz.) Je besser ich zupacke, desto schlimmer!

[115] Windtromben: Windhosen

[116] Alter ego. (lat.) das andere Ich

[117] nom de guerre: (frz.) »Kriegsname« = Deckname

[118] Al-Khaf: Beduinenkrieger in Diensten des Emirs Fassr ed-Din Octay

[119] hadha …: (arab.) (Das) liegt in Allahs Hand.

[120] An-nisr al ahmar: (arab.) den Roten Falken

[121] Atzung: (mhd. atzunge) Fütterung, meist scherzhaft für: Mahlzeit

[122] Eierfisch: rohes Ei in siedendem Öl frittiert; zusammengeklappt und mit Zitrone beträufelt serviert

[123] Pechnase: kleiner Vorbau an der Mauer oder über dem Tor mittelalterlicher Burgen, unten offen, sodass siedendes Pech über Angreifer gegossen werden kann

[124] Bibliothek von Alexandria: größte und berühmteste Bibliothek der Antike; aus der Zeit Ptolemäus I.; 47 v. Chr. zerstört. Unter Ptolemäus II. soll sie 700.000 Bände umfasst haben.

[125] museion: (griech.) Akademie, in der berühmte Gelehrte sämtl. Wissenschaften unterrichten

[126] Naiman: Scherge des Sultans Saif ed-Din Qutuz

[127] Damietta: (Dumjat, Damiette) ägypt. Hafenstadt im östl. Nildelta; im Mittelalter bedeutender Handelsplatz

[128] Allah ijazihum!: (arab.) Möge Allah sie verdammen!

[129] Allah ikun …!: (arab.) Allah mag uns beistehen!

[130] Hadha tasouir mafduh!: (arab.) Das ist eine dreiste Fälschung!

[131] Bab an-Nasr: (arab.) Tor des Nils; Name eines Stadttores

[132] Shai bi …: (arab.) Tee mit frischer Minze

[133] gesta: (lat.) Tat

[134] res: (lat.) Sache

[135] Abu Bassiht: Sufi aus Ikonium (Konya)

[136] Ya abuya: (arab.) werter Abu

[137] khilal rida …: (arab.) durch Allah wohlgefällige Taten

[138] Samarkand: eine der ältesten Städte Mittelasiens, 329 v. Chr. erstmals erwähnt

[139] Al hami Allah!: (arab.) Allah behüte!

[140] Kotau: (aus dem Chin.) demütige Ehrerweisung; dreimalige Berührung des Bodens mit der Stirn bäuchlings oder in kniender Haltung

[141] Nubier: größtenteils muslim. Bewohner des Steppen- und Wüstengebietes beiderseits des Nils im heutigen Sudan

[142] Botho de Saint-Omer: Tempelritter

[143] Chiromantik: (Chiromantie; aus dem Griech.) Handlesen,Wahrsagen

[144] Tarot: ein Satz von 22 Bildkarten (Große Arkana) zur Erforschung und Deutung des Schicksals

[145] Sephirot: Stufe in der Geheimlehre der jüdischen Kabbala

[146] Ezer Melchsedek: Kabbalist und Chiromant aus Alexandria

[147] Turuq Allah..: (arab.) Des Herren Wege sind unergründlich!

[148] Bastonade: (v. lat. bastonare, prügeln) im Orient praktizierte Prügelstrafe, bes. Schläge auf die Fußsohlen

[149] Mittelpunkt der Welt: Name des Strategiesaales im ehemaligen kaiserl. Kallistos-Palast zu Konstantinopel, dessen Marmorboden das Mittelmeergebiet als riesiges Schachbrett zeigte, auf dem kostümierte Spieler sich vor dem Kaiser entsprechend militärischer Operationen bewegten

[150] Alfiere: päpstlicher Bannerträger, Ehrentitel, verliehen an Adelige für Verdienste um die Kirche

[151] Pedones: Fußsoldaten beim Schachspiel, auch »Fußbänke« gen.

[152] die Roten: die Ritter des hl. Johannes, die Johanniter

[153] bab al djanna: (arab.) Tor zum Paradies; Paradies meint hier die Gärten im Harem des Großmeisters der Assassinen. Dort wurde der Legende nach den Novizen und auch den Eingeweihten des Ordens vor einer gefährlichen Mission im Haschischrausch ein Blick auf die Huris (arab. Gespielinnen) oder ein kurzer Aufenthalt bei ihnen gestattet, sodass ihre Sehnsucht nach dem Paradies (Todesgedanken) übermächtig wurde und sie den Tod nicht fürchteten.

[154] Fida’i. (v. arab. = Gelübde, Rang); Novize im Assassinenorden, der noch nicht iniitiert ist, aber das Gelübde abgelegt hat

[155] Vater des Riesen: Beiname des Abu al-Amlak

[156] Gran Da’i: höchstes Oberhaupt der lsmaeliten; der Titel wurde von Mitgliedern des Ordens der Assassinen geführt und zeigte den höchsten Grad der Initiierung an, während der Titel »Imam« sie als geistiges Oberhaupt auswies und als Träger der rechtmäßigen Nachfolge des Propheten Mohammed (Ali).

[157] pax Mongolica: (lat.) mongol. Friede; Befriedung des Reiches der Mongolen durch die von Dschingis Khan erlassenen Gesetze

[158] coniunctio aurea: (lat.) goldene Verbindung; Begriff aus der Astrologie für eine bestimmte Planetenkonstellation

[159] Meduse: Qualle (v. Medusa, einem weiblichen Ungeheuer aus der griech. Mythologie)

[160] ejaculatio praecox: (lat.) vorzeitiger Samenerguß

[161] penis triumphans: (lat.) der sieghafte Penis

[162] mi amor: (ital.) meine Liebe

Der Autor

Peter Berling
Peter Berling

Peter Berling wurde am 20. März 1934 in Meseritz geboren, in der ehemaligen Grenzmark Brandenburgs. Seine Eltern waren die Berliner Architekten und Poelzig-Schüler Max und Asta Berling. Jugend, Krieg und Gymnasium in Osnabrück (wohin die Familie 1938 umzog) und auf dem Internat Birklehof im Schwarzwald. 1954 Beginn eines Architektur-Studiums in München, Wechsel zur Akademie der Bildenden Künste, Tätigkeiten als Werbegrafiker, Reiseleiter, Konzertveranstalter, Musikverleger.

Angestoßen durch Alexander Kluge 1959 Einstieg in die Produktion von Filmen, beginnend mit Klaus Lemke, Werner Schroeter und schließlich Rainer Werner Fassbinder. In Folge zunehmender Co-Produktionen mit Italien übersiedelte Berling 1969 nach Rom. Gleichzeitig verstärktes Mitwirken als Charakterdarsteller in weit über 100 Filmen u.a. bei Werner Herzog, Jean-Jacques Annaud, Martin Scorsese, Volker Schlöndorff und R. W. Fassbinder. Sehr spät, erst 1989, begann Berling seine Karriere als Schriftsteller, als Verfasser historischer Romane. Bereits mit dem Zyklus ›Die Kinder des Gral‹ gelang ihm ein Bestseller, übersetzt in bislang 18 Sprachen.

Parallel zum Schreiben tritt Berling in der dtcp-Sendereihe ›facts & fakes‹ bei Alexander Kluge auf. In bis heute mehr als 200 Folgen verkörpert er als Interviewter erfolgreich die verschiedensten Rollen aus grauer Vorzeit, glaubwürdig bis tief in die Wirren des 20. Jahrhunderts, vom Geheimdienstler und Opernsänger bis zum Organhändler, Tiefseeforscher und glücklosen Militärstrategen.

2011 erschien sein autobiografisch angelegter Roman
›Hazard & Lieblos‹, Kaleidoskop eines Lebens, Hoffmann & Campe,
den er lieber ›Liebfeig & Chûzpe‹ getitelt hätte. Demnächst wird Peter Berling 80, kein Ende in Sicht.

WAS DAVOR GESCHAH IN FOLGE XIII

Die Braut von Palermo

Manfred, der Bastardsohn des verstorbenen Stauferkaisers Friedrich II., ist im Begriff, sich zum König von Sizilien zu krönen. Seine Ambitionen gehen weiter, die Wahl der Braut, eine griechische Kaisertochter, bereitet den nächsten Griff vor, den nach dem Thron von Byzanz. Und das wehrt sich!

Auf ihrem langen Weg nach Jerusalem werden die ›Kinder des Gral‹ auf einer der Sizilien vorgelagerten Inseln aufgehalten, unheilvoll kreuzt der Schwarze Kelch ihre Ungewissheit, sie verfallen dem Rausch von Drogen, den Gelüsten fleischlicher Liebe, auch mit fremden Leibern, doch als sie hören, dass ihr Hüter William von Roebruk bereits in Palermo alles für ihren Empfang vorbereitet hat, stürzen sie sich bedenkenlos in diesen Schlund mörderischer Intriganten und infamer Giftmischer. Was als vereinigendes Erlebnis für Roç und Yeza gedacht war, als Vorbereitung auf ihre Rolle als Weltfriedenskönige, führt in diesem Hexenkessel zunehmend zur Entfremdung der Liebenden.

William verhindert einen Mordanschlag der Byzantiner, Konstantinopel erpresst Manfred mit der Nicht-Herausgabe seiner Braut, Roç macht sich erbietig (nicht ganz uneigennützig), sie herbeizuschaffen … Yeza gibt im Gegenzug einer romantischen Laune nach, den jüngsten Kaiserbastard ›König‹ Enzio aus der Gefangenschaft Bolognas zu befreien. Frivol lässt sie sich mit einem Freibeuter der Meere ein, doch bereits vor Salerno wird das ungleiche Paar von der Templerflotte aufgebracht, soll dem rachsüchtigen Papst überstellt werden. Ihre letzte Hoffnung ruht auf William von Roebruk …

I
ATLANTA VICTRIX

Die Hirten

Der junge Ritter vom Orden der deutschen Brüder trabte allein über die schneebedeckten Passhöhen des Appenin. Von Zeit zu Zeit, wenn sein Falbe von einem der Hügel ins nächste Tal hinabstieg, verschluckte das winterliche Weiß die schlanke Gestalt in der Clamys, nur das schwarze Kreuz auf Brust und Rücken und der eiserne Helm hoben sich noch ab, mystische Zeichen im Schnee, in dem die Hufspuren schnell verwehten. Trotz des hinderlichen Untergrundes hielt der Reiter sein Pferd zu einer schnellen Gangart an, was die Leichtigkeit der flüchtigen Erscheinung noch unterstrich, sofern das Bild sich dem Betrachter aus der Ferne darbot. Aus nächster Nähe verfolgt, war die Mühsal des Kampfes mit der widrigen Natur zu spüren.

Die Hufe des Hengstes glitten oft aus, suchten Halt auf felsigem Stein unter trügerischer Decke, die Nüstern dampften. Auch der Ritter schien unter dem schweren Topfhelm keuchend zu atmen; sein schmaler Körper musste jeden Schlag auffangen, der sich aus dem unsicheren Ritt ergab. Nur gar zu gern hätte Yeza den Helm abgenommen und ihr schwitzendes Gesicht in der kalten Luft erfrischt, aber ihr nasses Haar hätte ihr sofort eine üble Erkältung beschert. Überdies war die Gegend, die so einsam wirkte, keineswegs unbewohnt. Aus den Wäldern konnte sie den blauen Rauch der Meiler senkrecht aufsteigen sehen, und auf den Hochebenen stieß sie immer wieder auf Hütten von Schäfern. Die Glocken unsichtbarer Herden drangen zu ihr, vereinzelt Hundegebell, Schafe irgendwo im Schnee. In den Tälern lagen verstreute Weiler. Holzfäller und Jäger huschten zwischen den Bäumen abseits der Straße einher, Frauen mit Reisigbündeln und gewaltigen Kiepen grüßten am Wegesrand. Trüge sie keinen Helm, hätte Yezas Blondhaar sie sofort verraten, wie ein Lauffeuer wäre ihr die Nachricht vorausgeeilt, dass eine Frau unter dem Mantel des Deutschritters steckte. In alle Richtungen hätte sich der Hinweis auf ihre Schutzlosigkeit verbreitet, in den tiefen Tann, in die verborgenen Räuberhöhlen und Diebesnester wäre die Kunde gedrungen, dass leichte Beute im Anmarsch sei, zumindest ein gutes Pferd und auch sonst sicher einige brauchbare Gaben. So beschränkte sich Yeza mit zusammengebissenen Zähnen darauf, oben auf dem Kamm der Hügel, auf den windigen Höhen, kurz das Visier zu lüften, um einen Schluck Wein aus dem Beutel zu nehmen. Etwas Dörrobst und einige Nüsse ließen sich auch noch kauen, wenn das eiserne Gehege sich wieder geschlossen hatte.

Sie dankte in Gedanken dem alten Sigbert, dass er sie nicht aus Viterbo hatte ziehen lassen ohne eine Kleidung, die diesem Ritt durch die Kälte angemessen war. Ihm wie auch ihr wäre wohler zumute gewesen, sie hätten die Reise gemeinsam fortsetzen können. Aber dann war bereits der erste Suchtrupp des Reichsvikars erschienen, und es war zu hören, dass Oberto Pallavicini auf seinem einzigen Auge nicht blind sei und bereits in Erfahrung gebracht habe, dass die Flüchtige nicht zur Adriaküste unterwegs sei. Wie der alte Bär Sigbert es vorausgesehen, musste er einen neuen Abwehrriegel ersinnen, damit Yeza allein, aber unangefochten weiterreisen konnte. Zukünftig hatte sie alle Hauptstraßen zu meiden, niemanden nach dem Weg zu fragen noch eine Richtung auf ihrem einsamen Ritt erkennen zu lassen. Deshalb schlief sie auf abgelegenen Gehöften im Heu. Sie warf den Einödbauern eine Münze zu, knurrte mit rauer Stimme »Dormir!«[1] und wickelte sich mit ihrem Schwert in die Decke, immer dafür sorgend, dass ihr langes Blondhaar nicht zum Vorschein kam. Yeza traf ihre Wahl, wenn sie denn eine hatte, bevor es dunkelte. Meist musste sie mit Heuschobern oder Schäferkaten vorliebnehmen. Und sie brach wieder auf, bevor es hell wurde, hungrig wie ein Wolf. Dann stopfte sie ihre Mähne unter eine Wollhaube, schnürte sie fest, zog ihre Kapuze darüber und suchte nach einer Hütte, aus der ein Feuerschein ins Freie fiel. Dort gab es immer etwas zu essen, und meistens durfte sie nicht einmal dafür zahlen. In den Bergen hielten die Ärmsten der Armen die Gastfreundschaft heilig, und jeder Versuch, sie mit Gold zu entlohnen, hätte die Ehre der einfachen Leute verletzt. So brach Yeza das Brot, segnete es stumm, wie sie es als Tochter einer Ketzerin gelernt hatte, und aß, was ihr, reichlich und von Herzen kommend, zugeschoben wurde. Oft wurde der Gruß der Katharer erwidert, denn in den unzugänglichen Tälern und Hochebenen des Appenin hingen noch viele der ›Reinen Lehre‹ an. Inquisitoren trauten sich nicht in Gegenden abseits der Passstraßen und schon gar nicht ohne schwer bewaffnetes Gefolge. Dem schweigenden Gast wurden keine Fragen gestellt, das schwarze Kreuz auf dem weißen Umhang, das blitzende Schwert und das Ungetüm von Topfhelm taten das Ihre.

Für Yeza war dieser Ritt wie eine Läuterung, ein Abstreifen nichtiger Gedanken, eitler Überlegungen und Intrigen. Sie fühlte sich ihrer toten Mutter verbunden, der ›Reinen‹, die durch das Feuer in jene andere, bessere Welt eingetreten war. Hunger, Durst und Müdigkeit bewirkten auch bei Yeza das Gefühl des Losgelöstseins vom Körperlichen, eine seltsame Leichtigkeit. Es verlangte sie danach, sich in den Schnee zu betten, und die Entbehrungen empfand sie als rauschhafte Lust. Yeza träumte auf dem Rücken des Falben, der sie sicher auf steil abfallenden Kammpfaden, über schmale schwankende Stege und durch steinschlaggefährdete Geröllhalden trug. Immer häufiger erschien ihr Arslan, der Weise vom Altai, von dem sie so viel, eigentlich alles gelernt hatte, um ihren Leib mit der Natur in Einklang zu bringen.

Nachdem sie erlebt hatte, wie der Schamane sein körperliches Erscheinungsbild über riesige Entfernungen zu versetzen vermochte, war sie nicht erstaunt gewesen, Arslan an den Hängen der Pyrenäen wiederzusehen. Yeza war sich sicher, dass er auch diesmal den Weg zu ihr finden würde, wenn sie seiner Kraft bedürfte. Sie fühlte die klaren Augen des Schamanen auf sich ruhen, und das gab ihr Mut und Stärke. So ritt die junge Königin der unsichtbaren Krone unerkannt durch das winterliche Land, gewiss, von der geheimen Macht beschützt zu sein, die ihr Leben bestimmt hatte und sie durch alle Fährnisse leitete, damit sie an ihnen reifte; eine Macht, die ihr nichts ersparte und doch immer wieder eingriff, um sie vor dem Verderben zu bewahren, sodass Yeza schließlich blind darauf vertraute, in der Hand einer allmächtigen Gottheit zu sein, die sie liebte. Dennoch fragte sie sich manchmal, warum ein allgewaltiger Gott ausgerechnet ihr so viel Liebe und Beachtung schenkte.

In ihrem abgehobenen Zustand zwischen Trance und Traum, Dämmerschlaf und Höhenrausch, bemerkte Yeza zu spät, dass sie verfolgt wurde. Berittene Hirten waren schon des Öfteren auf den Höhenzügen der Berge aufgetaucht, doch jetzt drängten sie in das Hochtal. Sie trieben wilde Pferde mit langen Stangen und zusammengerollten Stricken, die sie auswarfen wie Schlingen, und trennten die Hengste von den Stuten und die Stuten von den Fohlen. Vor allem aber rückten sie näher an Yeza, kreisten sie allmählich ein. Als sie die Gefahr erkannte, hatte sich der Ring bereits geschlossen.

Yeza verspürte weder Lust, sich jagen zu lassen, noch von ihrem Schwert Gebrauch zu machen. Die Hirten betrieben das Einkreisen ihrer Beute auch nicht mit finsteren Drohgebärden, sondern spielerisch, als sei ihnen mit den Wildpferden nur versehentlich ein Ritter des Deutschen Ordens ins Netz geraten. Sie hielten auf Abstand und trieben ihren Fang vor sich her, auf den Flanken jeden Ausbruchversuch mit langen dünnen Hirtenstäben vereitelnd. Da Yeza bald von den Wildpferden dicht umdrängt war, verfiel auch sie in den schnellen Galopp der aufgeregten Tiere. So stob die Kavalkade dahin, bis sich vor ihnen Gatter auftaten. Dahinter erhoben sich Zelte und feste Hütten um ein Feuerrund. Die Pferde drängten schnaubend und wiehernd in die Gevierte.

Yeza verharrte, bis sie eine Lücke im Gedränge erspähte, gab ihrem Falben die Sporen und setzte über die Holzstangen hinweg, mitten unter die Frauen und Alten, die sich um das Feuer geschart hatten. Sie landete vor den Füßen eines jungen Mannes, der keinen Schritt zur Seite sprang, sondern mit blitzschnellem Griff ihr Pferd am Halfter packte, als hätte er sie erwartet. Deutlich vernahm sie, dass er »Willkommen, Königin!« sagte. Er bleckte sein Raubtiergebiss, und seine Augen funkelten.

Yeza begriff, dass ihr Versteckspiel nicht länger durchzuhalten war, und außerdem wollte sie endlich den grässlichen Topfhelm loswerden. Sie hob ihn mit beiden Händen von den Schultern, riss unwillig die Kapuze und den darunter getragenen Wulst herunter, der ihre Schädeldecke vor dem Druck des Eisens und vor allem vor seinen Schlägen bewahrt hatte, und schüttelte ihre blonde Mähne aus, bis sie ihr wieder lang über den Rücken fiel.

»Ich bin Sutor[2]«, sagte der Mann, offensichtlich der Anführer des Hirtenvolkes. »Ihr steht unter unserem Schutz!«

Yeza wollte sich geschmeidig und vor allem energisch aus dem Sattel gleiten lassen, doch da verließen sie die Kräfte. Ihre Beine gaben nach. Sie musste dankbar erdulden, dass sich ein starker Männerarm um ihre Taille legte und sie sicher zu Boden brachte. Ihre Knie zitterten so sehr, dass sie sich an den Leib des Pferdes lehnen musste, um sich nicht ganz dem Hirten zu überlassen oder in einem Anfall von Schwäche umzufallen.

»Ihr mutet Euch viel zu, meine Königin!«, rief Sutor vorwurfsvoll, aber er lockerte seinen hilfreichen Griff, bevor Yeza ihn dazu ermahnen musste.

»Ich bin kein schwaches Weib, das der Stütze bedarf!« wehrte sie sich. »Doch ziehe ich es vor, mit weniger Eisen behängt zu reiten.«

Sie musterte den kräftigen Mann, der seine Hand darauf gänzlich von ihr nahm, nicht aber seinen feurigen Blick.

»Stärke ist keine Frage des kühnen Mutes, sondern der richtigen Einschätzung der eigenen Kräfte und ihres besonnenen Einsatzes!«, erwiderte er zu Yezas Erstaunen. Solche Worte aus dem Munde eines Häuptlings von Pferdetreibern hatte sie nicht erwartet. So raffte sie sich zu einer gebührenden Entgegnung auf.

»Hohe Einsätze erfordern mehr als puren Wagemut, auch die Bereitschaft zum Opfer ist Voraussetzung zur Erlangung des Zieles.«

»Nehmt mit dem Haus meiner Eltern vorlieb, Königin, Ihr seid erschöpft«, bot er ihr fürsorglich an und wies auf den offenen Torbogen des hölzernen Rundbaus hinter sich. »Es wird ihrem Andenken eine Ehre sein.«

Yeza stolperte über die Schwelle, trat aber nicht darauf. Diese Regel der Mongolen war ihr noch in Erinnerung. Auch sonst erinnerte vieles an eine Jurte, angefangen mit dem Rauchabzug über der Feuerstelle in der Mitte des Raumes bis zu den Tierfellen an den Wänden und auf den Ruhebänken. Sie ließ sich unaufgefordert auf eines der Lager fallen, lehnte den Kopf nach hinten und streckte die Beine weit von sich.

»Ihr seid wohl auf dem Weg nach Bologna?«, fragte Sutor in einem Tone, der nicht verraten sollte, dass er es bereits wusste. Doch er erhielt keine Antwort. Yeza war vor Erschöpfung sofort eingeschlafen.

Er nahm einen mit Daunen gefütterten Pelz und betrachtete die schmale Gestalt. In ihrem weißen Mantel der Deutschritter mit dem langen Blondhaar, das ihr über die Schultern fiel, und dem schwarzen Schwertkreuz[3], das von der Brust bis zu den Füßen reichte, wirkte sie wie ein geharnischter Engel. Ihre hohe Stirn und ihr gerader Nasenrücken verstärkten diesen Eindruck noch, und doch ging großer weiblicher Liebreiz von ihr aus. Sutor war seltsam betroffen von diesem Zusammenweben herber, fast abweisender Jungfräulichkeit und der fordernden Lockung des sich wölbenden Schamhügels, der knospenden Brüste. Gefangen im Widerstreit seiner Gefühle, stand der muskulöse Hirte mit dem Pelzwerk vor ihr, verzaubert von dem Anblick vollendeter Keuschheit, bedrängt von den unkeuschen Gedanken, die ihm, der in jäher Leidenschaft entbrannt, durch den Kopf schossen. Schließlich siegte die Achtung vor dem Gast, und er breitete die Decke mit unbeholfener Zärtlichkeit über die Schlafende.

Die Sonne stand schon hoch im Mittag, als Yeza erwachte. Durch die geöffnete Tür sah sie die Hirten beim Brandmarken der Füllen. Die älteren wurden einzeln aus ihrem Gatter geholt, nachdem sie durch den geschickten Wurf einer Schlinge eingefangen waren, die jüngeren hoben die wilden Gesellen einfach hoch und trugen sie in die Nähe des Feuers, wo die glühenden Eisen bereitgehalten wurden. Yeza konnte ihre Läufe im Schmerz zucken und strampeln sehen, sie schrien vor Angst und staksten nach erfolgter Prozedur verstört zu ihren Müttern, die ihnen die Wunde leckten. Es waren nur noch wenige, die diesen brutalen Eingriff erdulden mussten. Auf dem Feuer, in dem die glühenden Eisen bereitlagen, brodelte in einem eisernen Kessel eine kräftige Suppe. Es duftete nach getrockneten Früchten des Feldes, Knollen, Wurzeln und Pilzen. Yeza vervollständigte sich in Gedanken das einfache Mahl mit einem Schuss Öl, einer Prise Salz und einem Stück ofenwarmen Fladenbrot. Sie bekam Hunger und erhob sich.

Man hatte ihr einen Krug und eine Schüssel mit frischem Wasser bereitgestellt. Sie zog den Vorhang zu und wusch sich. Draußen hörte sie die Stimmen der Männer, doch sie sprachen einen rauen Dialekt, der ihr nicht geläufig war. Als Yeza aus der Hütte trat, kam ihr Sutor entgegen und geleitete sie zu einem mit Fellen ausgelegten, erhöhten Sitz.

»Unsere Königin Yezabel!«, verkündete er seinen Kumpanen, die rund um das Feuer saßen und jetzt mit ihren Löffeln an die Näpfe schlugen, dass es schepperte und dröhnte.

Yeza schickte ein strahlendes Lächeln in die Runde und nahm Platz. Es war ihr nicht ganz geheuer, wieso sie zu der Ehre einer Monarchin über dies Hirtenvolk kam, und sie wollte erst mehr über die Hintergründe in Erfahrung bringen, bevor sie sich mit wohlgesetzten Worten bedankte. Während sie ihre Suppe löffelte, kam Sutor auf König Enzio zu sprechen, was sie noch mehr verwunderte.

»Wir sind Sarden«, eröffnete er das Gespräch, »verbannt von unserer Insel, weil wir unserem Herren, dem Staufer Enzio, der auf ewig König von Torre et Galura[4], die Treue halten. Ihr, Yezabel, seid seine rechtmäßige Königin und auf dem Wege zu ihm, um Euch mit ihm zu vereinen. Dem ungeborenen Spross aus dieser glorreichen Verbindung gilt schon jetzt unsere Huldigung und unser Treueschwur. Wir sind zu jedem Opfer bereit, das Ihr von uns verlangt.« Er kniete vor Yeza nieder, und alle folgten seinem Beispiel.

Es herrschte erwartungsvolle Stille.

Yeza war erschrocken. Sie war nicht gewillt, diesen Irrtum auf sich beruhen zu lassen. Schließlich war sie im Begriff, sich nach Bologna zu begeben, weil sie sich Gewissheit darüber verschaffen wollte, ob Enzio ihr leiblicher Vater war. Keineswegs hatte sie die Absicht, sich von ihm, der schon zweimal geehelicht hatte und zahlreiche Kinder sein eigen nannte, schwängern zu lassen. Sie erhob sich.