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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Emons Verlag GmbH // 2017
Alle Rechte vorbehalten
Texte: Martin Droschke und Norbert Krines
© der Fotografien: Martin Droschke und Norbert Krines, außer
Kap. 106 oben, Boris Braun;
Kap. 106 unten, Braumanufaktur Weyermann®;
Kap. 39 unten, Hanscraft&Co.;
Kap. 1, 2, 3, 6, 7, 9, 11, 14, 16, 17, 20, 21, 25, 28, 29, 31, 32, 35, 38, 42, 46, 47, 49 bis 55, 61, 65, 66, 67, 71, 77 bis 82, 84, 86, 99, 92, 97, 100, 104, 105, 107 bis 111, Heiko Müller;
Kap. 89, Joachim Sator;
Kap. 99, Arndt Schmidt
Gestaltung: Emons Verlag
Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL
ISBN 978-3-96041-162-8
E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag


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Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de

Inhalt

Vorwort

1_Vollbier Dunkel | Brauerei Alt, Dietzhof
Das Gasthaus »zur Zeitreise«

2_Rotbier | Hausbrauerei Altstadthof, Nürnberg
Flüssige Stadtgeschichte

3_Flößer | Antlabräu, Kronach
Die gewollte Disharmonie

4_Schluck | Antlabräu, Kronach
Kein Malz ist illegal!

5_Kräußenpils | Becher Bräu, Bayreuth
Die Sache mit dem Afrolook

6_Mainseidla Amber Spezial | Brauhaus Binkert, Breitengüßbach
Der vermeintliche Brite

7_Mainseidla Kellerbier | Brauhaus Binkert, Breitengüßbach
Aufbruch zu alter Blüte

8_Kellerbier Dunkel | Bürgerliches Brauhaus Wiesen, Wiesen
Balsam für die Kehle

9_Helles Vollbier | Brauerei Büttner, Untergreuth
Das Bier zum Selbst-Fertig-Brauen

10_Reichsstadtbier Naturtrüb | Brauhaus Döbler, Bad Windsheim
Das flüssige Geschichtsbuch

11_Spezial | Brauerei Dorn, Ammerndorf
Der Geschmack des Fürther Hinterlands

12_Narren Weiße | Brauerei Dorn, Bruckberg
So sagt man in Franken »Helau« ...

13_Schäatzer Rogg’n | Brauerei Drei Kronen, Scheßlitz
Von den Wittelsbachern verboten

14_Spezialbier | Brauerei Drei Kronen Aichinger, Heiligenstadt
Sieben auf einen Streich

15_Pils | Brauerei Düll, Gnodstadt
Die süffige Blondine vom Untermain

16_Schlappeseppel Special | Eder & Heylands, Großostheim
Durch viele Kriege gegangen

17_Birkacher Rotes | Brauerei Eller, Untersiemau OT Birkach am Forst
Das Lieblingsbier der Altpunks

18_Fracz | Schlossbrauerei Ellingen, Ellingen
Die fränkisch-böhmische Bierhochzeit

19_Fürst Carl Dunkel | Schlossbrauerei Ellingen, Ellingen
Königin der Nacht

20_Franconian Red | Eppelein & Friends, Nürnberg
Auf die feine englische Art

21_Zwergla | Brauerei Fässla, Bamberg
Bambergs stärkste Brauerei

22_Auswandererbier 1849 | Brauhaus Faust, Miltenberg
Beste Grüße aus Übersee

23_Braureserve 1237 | Brauhaus Faust, Miltenberg
Der Sherry unter den Bieren

24_Riesen Spezial | Brauhaus Faust, Miltenberg
Flüssige Romantik

25_Export | Brauerei Först, Drügendorf
Der Österreicher aus London

26_Forstquell Weiße | Forstquell-Brauerei, Fürnheim
Klasse statt Masse

27_Zwickel | Freilandmuseum Bad Windsheim, Bad Windsheim
Von einer Frauenhand gehopft

28_Friedelsator | Brauerei Friedel, Zentbechhofen
Heimtücke ist ein feiner Zug

29_Ritter Wirnt Trunk | Brauerei Friedmann, Gräfenberg
Stark und tugendhaft

30_Förster Pils | Brauerei Gampert, Weißenbrunn
Mit »genial« zu übersetzen

31_Zwickelpils | Gänstaller Bräu, Schnaid
Der große Unbekannte

32_Rotbier | Brauerei Geyer, Oberreichenbach
Tierisch gut

33_Lohrer Kindl | Goikelbräu, Halsbach
Schwarz wie Ebenholz

34_Dunkel | Brauerei Gradl, Leups
Vom perfekten Schweinebraten ...

35_Huppendorfer Vollbier | Brauerei Grasser, Huppendorf
Everybody’s Darling

36_Dreikönigsbock | Brauerei Greifenklau, Bamberg
Wo man sich das Jahr schön trinkt

37_Lagerbier | Brauerei Greifenklau, Bamberg
Leben wie Gott in ...

38_Bayerisch Nizza | Hanscraft & Co., Aschaffenburg
Das fast verbotene Leckerli

39_Very White Porn Star | Hanscraft & Co., Aschaffenburg
Koriander auf der Zutatenliste

40_Pappenheimer Landbier hell | Hechtbräu, Zimmern
Der Hopfen der Erhellung

41_Altfränkisches Bauernbier | Held Bräu, Oberailsfeld
Handy-Empfang ist nicht alles

42_Bio-Kellerbier | Brauerei Heller, Herzogenaurach
Trinken gegen den Klimawandel

43_Räucherla | Brauerei Hennemann, Stublang
Das Haus der langen Braunächte

44_Beck’n Bier | Brauerei Herold, Büchenbach
Zwei unzertrennliche Bs

45_Biergut Edition | Braumanufaktur Hertl, Thüngfeld
Wein auf Bier, das rat ich dir

46_Export | Brauerei Hofmann, Hohenschwärz
Am vorletzten Ende des Weges

47_Hofmann Ex | Brauerei Hofmann, Pahres
Die glorreichen Sieben

48_Vollbier | Brauerei Hölzlein, Lohndorf
Streichzart auf der Zunge

49_Posthörnla | Brauerei Hönig, Tiefenellern
Wo’s immer steil bergauf geht

50_Vollbier | Hübner-Bräu, Steinfeld
Das Missverständliche ...

51_Kellerweizen | Brauerei Hufeisen, Pottenstein
Oben heilig, unten biergemütlich

52_Räucherator | Brauerei Hummel, Merkendorf
Vom Papst genehmigt

53_Kaiser Pils | Brauerei Kaiser, Grasmannsdorf
Siebenfach gesegnet

54_Heckenhofer Bier | Kathi Bräu, Heckenhof
Ein Herz für Biker

55_Herren Pils | Brauerei Keesmann, Bamberg
Der herbe Solitär

56_Dunkles Klosterbier | Klosterbrauerei Kreuzberg, Bischofsheim/Rhön
Braun wie die Kutten der Mönche

57_Lager | Krug Bräu, Breitenlesau
Wo auch der Chef die Tische sauber wischt

58_EKU 28 | Kulmbacher Brauerei, Kulmbach
Die Mutprobe aus den 1990ern

59_Kulmbacher Eisbock | Kulmbacher Brauerei, Kulmbach
Das leckere Missgeschick

60_Bernstein | Kulmbacher Kommunbräu, Kulmbach
Handwerksbier für alle

61_Weizenbock | Brauerei Kundmüller, Weiher
Mit Preisen überhäuft

62_Erotikbier | Lang-Bräu, Schönbrunn
Der Dichter, der Sex und der Papst

63_Steinbier | Brauhaus Leikeim, Altenkunstadt
Gebraut wie in der Urzeit

64_Vollbier | Lindenbräu, Gräfenberg
Im Zeichen eines uralten Baums

65_Karpfen-Weiße | Zum Löwenbräu, Neuhaus
Das Kultbier zum Kultfisch

66_A U | Mahr’s Bräu, Bamberg
Keines liegt so gut im Magen

67_Weisser Bock | Mahr’s Bräu, Bamberg
Der Geschmack des wahren Glaubens

68_Maisel’s Weisse Kristall | Brauerei Gebr. Maisel, Bayreuth
Die Optik ist alles

69_Stefan’s Indian Ale | Maisel & Friends, Bayreuth
Shakespeare für den Mund

70_Weizenbock | Brauerei Meinel, Hof
Wenn die Nebel wallen

71_Vollbier | Brauerei Meister, Unterzaunsbach
Zeitlos einfach

72_Relax | NBG New Beer Generation, Nürnberg
Die Milde eines Sommertags

73_Schwarze Anna | Brauerei Neder, Forchheim
Die Heilige vom Kellerwald

74_Weisse Eule | Brauerei Nikl, Pretzfeld
Die Crème de la Weizen

75_Obaladara | Brauerei Ott, Oberleinleiter
Der flüssige Zungenbrecher

76_Black Gold | Pax Bräu, Oberelsbach
Sämig wie Motoröl

77_Hetzelsdorfer Vollbier | Brauerei Penning-Zeißler, Hetzelsdorf
Bier kennt keine Minderheiten

78_Ritter 1645 Ur-Märzen | Ritter St. Georgen-Brauerei, Nennslingen
Der Geschmack einer zünftigen Zeit

79_Starker Ritter | Ritter St. Georgen-Brauerei, Nennslingen
Der Schutz- und Segenstrunk der Brauer

80_Bitter 42 | Brauerei Rittmayer, Hallerndorf
Fränkisch herb

81_Smokey George | Brauerei Rittmayer, Hallerndorf
Bier oder Whisky, das ist hier die Frage

82_Urbräu | Brauerei Sauer, Roßdorf am Forst
Auf Sand gebaut

83_Rotbier | Schanzenbräu, Nürnberg
Der Stolz von Nürnberg

84_Aecht Schlenkerla Eiche | Schlenkerla/»Heller-Bräu« Trum, Bamberg
Geräuchert für die Ewigkeit

85_Aecht Schlenkerla Märzen | Schlenkerla/»Heller-Bräu« Trum, Bamberg
Der Mythos aller Mythen

86_a fränkisch | Brauerei Schübel, Stadtsteinach
Regionalstolz im Mund

87_Seinsheimer Kellerbier | Seinsheimer Kellerbräu, Seinsheim
Eine vorbildlich trübe Sache

88_Schwarze Kuni | Brauerei Simon, Lauf an der Pegnitz
Die starke Kaiserin

89_Kellerbier | Sonnen-Bräu, Mürsbach
Wo der Brauer auch Holz hackt

90_Spalter Premium Pils-Nr. 1 | Stadtbrauerei Spalt, Spalt
Kommunalpolitisch vorbildlich

91_Räuberchen Blond | Spessart Brauerei Specht, Kreuzwertheim
Dem fällt man gern in die Hände

92_Lager | Brauerei Spezial, Bamberg
Nur einen Hauch verraucht

93_Heller Bock | Staffelberg Bräu, Loffeld
Kraftvoll wie die Frühjahrssonne

94_Doppel-Hopfen Premium Pils | Schlossbrauerei Stelzer, Fattigau
Blondine mit Biss

95_Kellerbier | St. Georgen Bräu, Buttenheim
Wir möchten niemals auseinandergeh’n

96_Märzen | Brauerei Strauß, Wettelsheim
Bierkeller mit Holzfass

97_Nothelfer Trunk Export | Brauerei Trunk, Vierzehnheiligen
Geheiligt gut

98_Grüner Vollbier Hell | Tucher Bräu, Fürth
Ich bin wieder da!

99_Lagerbier | Uetzinger Metzgerbräu, Uetzing
Dorfidyll mit Schweinernem

100_Schokobär | VETO – Hopferei Hertrich, Feucht
Komm, sei mein Knuddeltier!

101_Kuckuck | Brauerei Wagner, Kemmern
Eine köstliche Verunglimpfung

102_Richard Wagner Dunkel | Brauerei Wagner, Merkendorf
Nicht für Wagnerianer

103_Helles | Weib’s Brauhaus, Dinkelsbühl
Neues Bier für eine uralte Stadt

104_Altfränkisch Klosterbier | Klosterbrauerei Weißenohe, Weißenohe
Wie der Boden, so das Bier

105_Green Monkey | Klosterbrauerei Weißenohe, Weißenohe
Hopfen in seiner reinsten Form

106_Schlotfegerla | Braumanufaktur Weyermann, Bamberg
Seine Farbe bringt Glück

107_Süßholz Porter | Braumanufaktur Weyermann, Bamberg
Neuland für den Gaumen

108_Dunkel | Brauerei Wichert, Oberwallenstadt
Der Rauchbier-Geheimtipp

109_Kirchweihbier | Brauerei Wiethaler, Neunhof
Gebraut für den Ausnahmezustand

110_Landbier | Brauerei Witzgall, Schlammersdorf
Die Nummer eins der Freaks

111_Lagerbier naturtrüb | Brauerei Zehendner, Mönchsambach
Weniger ist mehr Genuss

Bildteil

Übersichtskarten

111 fränkische Biere, die man getrunken haben muss

emons: Verlag

Übersichtskarte 1

Übersichtskarte 2

Übersichtskarte 3

Vorwort

So gehet ein in Euer Bierparadies ...

Kann es etwas Ungerechteres geben, als 111 fränkische Biere vor sich aufzureihen – und dadurch zu suggerieren, sie wären wichtiger und würden besser schmecken als die anderen rund 2.000? Wohl kaum! Dennoch musste für dieses Buch eine Auswahl getroffen werden. Seine 240 Seiten reichen gerade einmal aus, um 5,5 Prozent der Sorten vorzustellen, die zwischen Hof und Dinkelsbühl, der Rhön und Weißenburg gebraut werden. Franken ist, was der Deutschen liebstes Getränk betrifft, die Region der Superlative. In seinen drei Regierungsbezirken gibt es um die 280 Braustätten. So viele wie nirgends sonst. Viele sind – oft schon seit Generationen – in Familienbesitz. Gerade einmal eine Handvoll Ausnahmen, die im industriellen Maßstab produzieren, stören das Bild eines aus der Zeit gefallenen Idylls.

Wir sind uns dessen bewusst, dass viele ihren persönlichen Favoriten vermissen werden. So schmerzhaft wie einen guten Freund, der für das Fußballspiel des Jahrzehnts kein Ticket mehr ergattern konnte und deshalb jetzt nicht mit im Stadion sitzt. Was das Bierparadies Franken prägt, sind nicht Marken, die jeder Supermarkt vorhält. Sie würden für die meistgetrunkenen stehen. Uns aber ging es darum, das Bild einer Bierlandschaft zu zeichnen, die weltweit herausragt, weil dort die Großen die Kleinen noch nicht gefressen haben. Deshalb finden sich bei uns gleich mehrere urige Rauchbiere, dominieren ländliche Kleinstbrauereien und tauchen Geheimtipps auf, die sogar manch Ortsansässigem neu sind. Wir wünschen uns, dass dieses Buch für Sie zum Ansporn wird, noch tiefer als bisher in den fränkischen Bierkosmos einzutauchen. Schauen Sie immer rechts und links des Weges und kehren Sie auch in Brauereien ein, die wir aus Platzgründen nicht erwähnen konnten. Wir versprechen Ihnen, es lohnt sich.

Aber Vorsicht: Eine Expedition durchs fränkische Bierparadies kann süchtig machen!

Brauerei Alt, Dietzhof
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1_Vollbier Dunkel

Das Gasthaus »zur Zeitreise«

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Alt ist ein relativer Begriff. Und der Name einer heimeligen und eigenwilligen, 1.000 Hektoliter Jahresausstoß kleinen Brauerei in Dietzhof am Westrand der Fränkischen Schweiz. Die Einrichtung der Wirtsstube zum Beispiel stammt noch aus den 1940ern, als die Alts angefangen haben, dort Gäste zu verköstigen. Seit dem Jahr 1886 führt die Familie die Brauerei. Schon ein wenig alt, aber noch lange nicht richtig alt. Eine Jahreszahl auf dem Türstock datiert das Haus auf 1747.

Teile der Brauerei und der Wirtschaft stehen auf den viel älteren Fundamenten eines Wasserschlosses. Der Dietzhof selbst hat noch etliche Jahre mehr auf dem Buckel. Schon 1350 wird er als Lehen eines Ritters von Wiesenthau genannt.

Info

Adresse Brauerei und Gastwirtschaft Alt, Dietzhof 42, 91359 Leutenbach, Tel. 09199/267, www.brauerei-alt.de | Anfahrt Vollbier Hell, Vollbier Dunkel | Öffnungszeiten Mi–Fr 17–23 Uhr, Sa 16–23.30 Uhr, So 11.30–23.30 Uhr, Mo und Di Ruhetag, Christi Himmelfahrt und Fronleichnam geschlossen, warme Küche nur Mi, Fr ab 18 Uhr, So 11.30–14.30 Uhr | Tipp Dietzhof liegt am Fuß des Walberla, des heiligen Berges der Franken. Immer am ersten Wochenende im Mai – quasi zur Walpurgisnacht – wird am Gipfel mit reichlich Bier gefeiert.

Ein wenig altertümlich sind auch die Sitten, an die sich mancher Gast erst gewöhnen muss. Die Speisekarte zum Beispiel liegt nicht immer aus, sondern wird auch mal vom Wirt aufgesagt. Erste Wahl sollte das Schäufele sein, das beim Alt nach Gewicht berechnet wird und das sich gern auch zwei Personen teilen dürfen. Auch die Ente, der Schweinebraten oder im Winter die Wildgerichte sind ein bodenständiger Hochgenuss. Dass sie mit handgemachten »rohen Klößen« serviert werden, versteht sich von selbst. Aber leider sind auch die Öffnungszeiten altertümlich. Samstags gibt es in Dietzhof vor 16 Uhr kein Bier. Das hat schon manchen Wanderer zur Verzweiflung gebracht.

Wenn man dann endlich einen Krug vom dunklen Vollbier in den Händen hält, weiß man: Jede Minute des Wartens war es wert. Nach einem weichen Antrunk spielen sich seine Mokka- und Röstmalzaromen immer weiter in den Vordergrund, aber nie bis ins Dominante. Immer wirkt es frisch und nie zu schwer. Das mag auch an der Sanftheit liegen, mit der der Hopfen darauf besteht, dass auch er vom Gaumen beachtet und gewürdigt wird. Und bei einem Preis von um die zwei Euro schmeckt es gleich doppelt gut.

In der Nähe

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Vollbier Dunkel

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Hausbrauerei Altstadthof, Nürnberg
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2_Rotbier

Flüssige Stadtgeschichte

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Der Berg, auf dem die weltberühmte Nürnberger Burg thront, ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Im Mittelalter schlug man in ihn ein wahres Labyrinth an Kellern, insgesamt umfassen sie 25.000 Quadratmeter. Acht Grad Celsius hat es da unten. Ganzjährig. Ein Glücksfall, denn genau diese Temperatur wird benötigt, um mit sogenannter untergäriger Hefe Bier zu brauen. Das dunkle Gangsystem erklärt, warum Nürnberg zu den ganz wenigen Orten zählt, an denen schon Jahrhunderte vor der Erfindung der Kühlmaschine auch im Sommer ein Vorläufer der heutigen Pils- und Lagerbiere ausgeschenkt werden konnte, das Rotbier. Gemaischt wird es mit einem raren Spezialmalz, dem Melanoidinmalz. Dieses verleiht ihm seinen angenehm säuerlichen und vollmundigen Geschmack und seine kupferrote Farbe, ist aber auch für die geringe Stabilität des Schaumes verantwortlich.

Braumeister Reinhard Engel ist es zu verdanken, dass das erstmals 1302 in einer Urkunde erwähnte Nürnberger Rotbier nicht ausstarb. 1984 eröffnete er die Hausbrauerei Altstadthof über einem Zugang in die historischen Lagerkeller. Dort braut er heute nach originalem Rezept und mit einer Technik, wie man sie eigentlich nur noch im Museum sieht. Längst ist zum gläsernen Sudhaus eine gläserne Destille für edle Bier-Brände und Whisky hinzugekommen.

Info

Adresse Altstadthof – Hausbrauerei & Whiskydestille, Bergstraße 19–21, 90403 Nürnberg, Tel. 0911/2449859, www.hausbrauerei-altstadthof.de | Anfahrt Historisches Rotbier, Rote Weiße (Weizen), Helles, Dunkles, saisonal: zwei Bockbiere, ein leichtes Sommerbier und das bierartige Getränk Winterwärmer, das heiß getrunken wird, darüber hinaus Bier-Brände und ein preisgekrönter Whisky | Öffnungszeiten Bräustüberl: So–Do 11–24 Uhr, Fr, Sa 11–1 Uhr, Biergarten im Innenhof: im Sommer Mo–Sa 11–20 Uhr, So 11–15 Uhr, Brauereiladen: So–Do 10.30–17 Uhr, Fr, Sa 10.30–18.30 Uhr, geschlossen jeweils von 13.15–13.45 Uhr; Führungen durch die Felsenkeller: täglich mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten, Tickets im Brauereiladen, www.historische-felsengaenge.de; Schmelztiegel: Mi, Do 19–2 Uhr, Fr, Sa 19–3 Uhr | Tipp Auch in Erlangen gibt es eine empfehlenswerte Gasthausbrauerei. Die 1995 eröffnete Steinbach Bräu stellt sogar ihr Malz selbst her.

Im Bräustüberl und Biergarten verkostet werden wollen auch eine obergärige – sprich: eine Weißbier-Variante – des Rotbiers, ein Helles, ein Dunkles sowie saisonale Bock- und Leichtbiere. Überhaupt hat sich der Altstadthof zu Nürnbergs Zentrum für prozenthaltigen Hochgenuss gemausert. Dank des hauseigenen Musikkellers »Schmelztiegel« würde es einen ganzen Jahresurlaub brauchen, um sich durch alle Alkoholika hindurchzutrinken. Dort geht man mit der Zeit und irritiert den Gaumen mit über 50 importierten India Pale Ales, Porters und Stouts, Botschaftern der Bierkulturen rund um die Welt.

In der Nähe

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Rotbier

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Antlabräu, Kronach
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3_Flößer

Die gewollte Disharmonie

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Der kupferne Sudkessel mitten im Gastraum, elegante, aber schnörkellos zelebrierte fränkische Gerichte und genau das Ambiente, das wohlsituierten Damen und Herren im reiferen Alter gefällt – das ist das Braugasthaus »s’Antla« im Herzen der Fachwerkstadt Kronach. Markus Ott heißt der Braumeister, der dafür sorgt, dass sich die Gäste auch Biere bestellen können, die ihnen neue Geschmackshorizonte eröffnen.

Zwar gehört der dunkle »Flößer« nicht zu seinen wirklich spektakulären Sorten. Eine solche wäre das ein Mal im Jahr gebraute »Kreela«, das mit Meerrettich gewürzt ist. Aber es sticht klar aus der Masse der regionalen Braunen und Schwarzen heraus. Die zielt darauf ab, einen harmonischen, gemütlich in sich ruhenden Eindruck zu hinterlassen. Benannt ist der »Flößer« nach einem ausgestorbenen Beruf, der die Wirtschaft Kronachs und des Frankenwalds über Jahrhunderte brummen ließ. Man darf sich die Männer, die sich einst mit ihren Baumstämmen bis nach Holland haben treiben lassen, als grobschlächtig vorstellen. Als mit allen Wassern gewaschene Burschen, die keinem Streit aus dem Weg gingen. Markus Ott ist es gelungen, ein Bier zu brauen, das über genau diese rustikalen Wesenszüge verfügt.

Info

Adresse Antlabräu und Braugasthof s’Antla, Amtsgerichtsstraße 21, 96317 Kronach, Tel. 09261/5045950, www.antla.de | Anfahrt Flößer (Dunkles), Eins (Helles), Schluck (naturtrüb) und ein Weizen, jeden Monat zudem ein anderes traditionelles oder international inspiriertes Craft Beer | Öffnungszeiten Mo 17–23 Uhr, Mi–Fr 11.30–14 und 17–23 Uhr, Sa, So und Feiertage 11.30–23 Uhr, Brauerei-Eventführung und Brauseminar für Gruppen nach Voranmeldung | Tipp Die Kulmbacher Mönchshof braut ein beliebtes Gegenbeispiel, ein Dunkles mit ausgeprägt harmonischer Malzigkeit.

Der »Flößer« ist eine Malzbombe, ein nahrhaftes Kraftpaket mit einer süffigen, hopfig ausgekonterten Grundsüße. Es basiert auf vier Sorten gekeimter Gerste. Ein Quartett, das sich in trauter Disharmonie dagegen wehrt, individuelle Eigenarten für ein großes Ganzes aufzugeben. So balgen sie sich um die Gunst des Gaumens. Auch nach dem Schlucken ist nicht geklärt, wer von ihnen die Oberhand behalten hat. Die Rauferei geht weiter, bis das Glas geleert ist. Ein Bier, das im Mund ein Mikrodrama inszeniert. Die legendäre Kernigkeit der Baumstammschiffer könnte übrigens auch ihrem Bierkonsum geschuldet gewesen sein. Ihre Arbeitgeber hatten ihnen täglich fünf Liter auszugeben.

In der Nähe

Schluck (0 km)

Förster Pils (4.91 km)

Steinbier (14.31 km)

a fränkisch (15.7 km)

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Flößer

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Antlabräu, Kronach
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4_Schluck

Kein Malz ist illegal!

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Es gibt Biere, bei denen lohnt es sich, das Etikett genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Details wegen, die sich im Kleingedruckten offenbaren. Die Sorte »Schluck« der Kronacher Antlabräu zum Beispiel. Vorne signalisieren die bauchigen 0,33-Liter-Fläschchen dem Durstigen, dass ihn ein nicht so recht traditionelles Stöffchen erwartet, denn sie sind frech mit einem langhalsigen Comic-Schwan im Superman-Kostüm dekoriert. Obwohl als Zutaten nur Hopfen, Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz und Hefe aufgeführt sind, leugnet die knapp gehaltene Beschreibung, dass es sich um ein Bier handelt. »Untergäriger Hopfentrunk« hat Braumeister Markus Ott stattdessen als Bezeichnung gewählt. Warum? Aus rechtlichen Gründen!

Die Erklärung liefert die angeblich älteste Lebensmittelverordnung der Welt, das 500 Jahre alte Reinheitsgebot. In der 1516 für das Herzogtum Bayern festgeschriebenen Brauordnung (die übrigens Dutzende regionale Vorgänger hatte) ist als Getreide ausschließlich Gerste erlaubt. Bier aus Weizen war in dieser Zeit südlich der Donau generell verboten. Dies änderte sich erst 1602, seither durften die bayerischen Herzöge auch dort Weizenbiere brauen und verkaufen – aber nur diese.

Info

Adresse Antlabräu und Braugasthof s’Antla, Amtsgerichtsstraße 21, 96317 Kronach, Tel. 09261/5045950, www.antla.de | Anfahrt Wie beim »Schluck«, wird beispielsweise auch beim »Champantla« mit einer Zutat experimentiert: Es wird mit Champagner-Hefe vergoren. | Öffnungszeiten Mo 17–23 Uhr, Mi–Fr 11.30–14 und 17–23 Uhr, Sa, So und Feiertag 11.30–23 Uhr | Tipp Aus der Tradition ausbrechen, dafür steht auch die kleine Brauerei Hopfenhäusla im oberfränkischen Münchberg.

Ein Erbe dieses kuriosen bierhistorischen Details: Die aktuelle, 1993 verabschiedete Fassung des Reinheitsgebots setzt der Verwendung von Weizenmalz weiterhin eine Grenze, die jeder Vernunft entbehrt. Verwendet werden darf es nur, wenn es obergärig vergoren wird (also mit einer für das Weißbier typischen Hefe, die nach getaner Arbeit im Gärbottich nach oben steigt). Der »Schluck« aber ist mit einer untergärigen gebraut (mit einer Hefesorte also, die nach unten sinkt und eigentlich für Pils- und Lagerbiere vorgesehen ist). Geschmacklich ist der mit reichlich Hopfen aromatisierte naturtrübe »Schluck« beides – Kellerpils und Weizen – in einem. Ein flüssiger Gesetzesverstoß.

In der Nähe

Flößer (0 km)

Förster Pils (4.91 km)

Steinbier (14.31 km)

a fränkisch (15.7 km)

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Schluck

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Becher Bräu, Bayreuth
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5_Kräußenpils

Die Sache mit dem Afrolook

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Es gibt Biere, denen wird man nur gerecht, wenn man in die Tiefen ihrer Geschichte und ihres Brauprozesses abtaucht. Also:

1) Dass man Hefe benötigt, um die aus Wasser, Malz und Hopfen gekochte Maische zu einem schmackhaften Rauschgetränk zu vergären, weiß die Menschheit noch nicht lange. Deshalb kommt sie auch im Reinheitsgebot von 1516 nicht vor. Was den Brauern aber schon immer klar war: Wenn sich die »Kräusen« (in alter Zeit auch »Kräußen«) gebildet haben – eine dichte, sich lebendig räkelnde Schaumdecke, die an krauses Haar erinnert –, dann war der Sud gelungen.

Info

Adresse Becher Bräu, St.-Nikolaus-Straße 25, 95445 Bayreuth, Tel. 0921/68993, www.becherbraeu.de | Anfahrt Original (Helles), Kräußenpils (naturtrüb), Dunkles, saisonal: Festbiere und ein Bock | Öffnungszeiten Gasthaus mit Biergarten und Direktverkauf: täglich außer Di ab 10 Uhr | Tipp In Belgien wird die sogenannte Spontangärung, bei der Hefesporen aus der Luft ins Bier gelangen, noch heute praktiziert. Die dort in der Luft heimischen Hefen geben dem Lambic seinen speziellen Geschmack.

2) Nicht nur in Franken gab es früher Kommunbrauhäuser, die sich die Bürger für die private und gewerbliche Bierherstellung teilten. Auch Brauereien hatten oft kein eigenes Sudhaus. Zum Reifen wurde der Sud, den man sich im Gemeinschaftskessel gekocht hatte, nach Hause geschafft. Er kam in offene Bottiche, wo er komplett vergor. Allerdings bewirkten die offenen Bottiche, dass das fertige Bier kaum spritzige Kohlensäure enthielt.

3) So ein schales Bier wollte natürlich keinem Bierfreund schmecken. Deshalb gaben die Brauer den schalen Suden wieder etwas von ebenjenen Kräusen hinzu, um ihnen neues Leben einzuhauchen und das Bier spritziger und vor allem trinkbar zu machen. Diese alte Tradition ist im Kräußenpils der Bayreuther Becher Bräu noch heute lebendig, einem naturtrüben Pils, das wundervoll spritzig, frisch und fruchtig mundet. Mit seinem malzigen Antrunk, den hefigen und tiefgründig hopfigen Aromen erbringt es den Beweis, dass Pils-Biere nach deutlich mehr schmecken könnten, wenn sich ihre Großmarkenhersteller weniger auf Fernsehwerbung konzentrieren und nicht jedem Rationalisierungstrend vorauseilen würden. Becher hat übrigens bis in die 1980er in einem Kommunbrauhaus gebraut. Mittlerweile hat man sich auch dort einen gläsernen Anbau mit einem funkelnden Sudhaus geleistet.

In der Nähe

Maisel’s Weisse Kristall (1.43 km)

Stefan’s Indian Ale (1.44 km)

Dunkel (14.11 km)

Beck’n Bier (16.33 km)

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Kräußenpils

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Brauhaus Binkert, Breitengüßbach
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6_Mainseidla Amber Spezial

Der vermeintliche Brite

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Bierfranken ist in Bewegung. Dem coolen, aus den USA in die deutschen Metropolen und von dort bis in die hintersten Dörfer geschwappten Kult um handwerkliche Biere mit bislang unbekannten Geschmacksrichtungen sei es gedankt! Weil sich die einheimischen Freunde des hopfigen Nasses allerdings schon seit geraumer Zeit mehrheitlich und vehement gegen jede Veränderung ihres Bierparadieses wehren, tun Brauereien gut daran, Behutsamkeit an den Tag zu legen. Wie das geht, haben Jörg und Anja Binkert aufgezeigt.

Ihr »Mainseidla Amber Spezial« wurde über Nacht in den Kanon der mehrheitsrelevanten Alltagsbiere aufgenommen, obwohl es mit einer der Grundfesten der regionalen Brautradition bricht. Das dürfte dem Mangel der regionaltypischen Hellen an Fruchtaromen geschuldet sein. Fränkisches Bier neigt zur Trockenheit. Es ist so wenig spritzig wie die Mentalität, die man dem Nordbayern im Allgemeinen zuschreibt. Warum? Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist es ganzjährig möglich, mit der temperaturempfindlichen untergärigen Hefe zu brauen. Damit war das obergärige, vitalere, aber leichter verderbliche Pendant zum Märzen beziehungsweise Lagerbier (nicht mit dem ebenfalls obergärigen Weizen zu verwechseln) zum Aussterben verurteilt. In Großbritannien hat es unter den Namen »Pale Ale« und »Amber« überlebt. Man könnte also durchaus behaupten, das Brauhaus Binkert habe gar keinen britischen Bierstilinvasoren zu sich nach Breitengüßbach bei Bamberg geholt, sondern eine einst für Franken typische Sorte rekonstruiert.

Info

Adresse Brauhaus Binkert, Westring 5, 96149 Breitengüßbach, Tel. 09544/9848857, www.mainseidla.de | Anfahrt Anstelle eines traditionellen Dunklen wird ein Porter gebraut, ein britisches Arbeiterbier. | Öffnungszeiten Braugasthaus mit Biergarten: Mai–Sept. Mi–Fr 9–12 und 15–22 Uhr, Okt.–April Di–Fr 9–12 und 15–22 Uhr, Sa, So 15–22 Uhr bei schönem Wetter | Tipp Auch die Veldensteiner Bierwerkstatt bringt unregelmäßig ein obergäriges Helles in die Getränkemärkte, das »Bavarian Amber Ale«.

Nimmt man das »Amber« in den Mund, findet der Gaumen, was ihm schon immer an den von ihm bevorzugten Märzen gefallen und an so vielen anderen gefehlt hat. Reicht man das Glas einem Freund, ist er entzückt, endlich jenes Bier gefunden zu haben, das auf den Punkt genau seiner Vorstellung eines süffigen, typisch fränkischen Sommertrunks entspricht.

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Mainseidla Amber Spezial

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Brauhaus Binkert, Breitengüßbach
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7_Mainseidla Kellerbier

Aufbruch zu alter Blüte

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Auch in Franken grassiert das Brauereisterben. Dass immer wieder jahrhundertealte Sudstätten schließen, hat allerdings nicht nur wirtschaftliche Gründe.

Erst seit sich durch den Craft-Beer-Trend herumgesprochen hat, dass man mit Bier auch fröhlich experimentieren kann und es Menschen gibt, die für ein Fläschchen deutlich mehr als 80 Cent zu bezahlen bereit sind, mildert sich ein weitaus größeres Problem. Die junge Generation hat jetzt wieder Lust, den Betrieb der Eltern zu übernehmen.

Info

Adresse Brauhaus Binkert, Westring 5, 96149 Breitengüßbach, Tel. 09544/9848857, www.mainseidla.de | Anfahrt Original (Helles), Kellerbier, Amber, Porter, Weizen, saisonal ein Bock | Öffnungszeiten Braugasthaus mit Biergarten: Mai–Sept. Mi–Fr 9–12 und 15–22 Uhr, Okt.–April Di–Fr 9–12 und 15–22 Uhr, Sa, So 15–22 Uhr bei schönem Wetter. An Samstagen bietet Jörg Binkert regelmäßig Brauschnupperkurse, die sogenannte Mitmachbrauerei. | Tipp Wer sich in die Geschmackswelten der Craft-Biere hineintrinken will, findet im Fachgeschäft Bierothek eine riesige Auswahl. Filialen gibt es in Bamberg, Nürnberg, Erlangen und Fürth.

Eine der Schlüsselfiguren der regionalen Craft-Beer-Szene ist Jörg Binkert. Er ist der gefragte Ansprechpartner für Newcomer, die eine zündende Idee haben, aber kein eigenes Brauhaus. Die New Beer Generation aus Nürnberg, Maisel & Friends aus Bayreuth und die Mainzer Kreativbierlegende Kuehn Kunz Rosen sind drei Beispiele, die auf seine Kompetenz und seine Anlage bauen.

Dabei wollte die 2012 gegründete Marke Mainseidla zunächst nicht mehr sein als eine typische Landbrauerei. Jörg Binkert und seine Frau Anja haben sie ins Leben gerufen, nachdem in ihrem Heimatdorf Breitengüßbach die letzte Sudstätte für immer schloss. Und weil sich das in Bierfranken so gehört, haben sie zuallererst jene zwei Biertypen kreiert, ohne die eine Brauerei nicht als eine solche erkannt und gewürdigt wird. Ihr »Original« ist ein filtriertes Lagerbier, wie es typischer nicht sein könnte.

Geschmacklich vielschichtiger ist der unfiltrierte Bruder, das »Kellerbier«. Warum, erklärt sich von selbst, sobald man sich die Mühe macht zu hinterfragen, woher es seinen Namen hat.

Auch wenn Großbrauereien mittlerweile alles Mögliche als Kellerbier vermarkten, bei den Binkerts kommt noch genau das in die Flasche, was dort hineingehört: Gerstensaft, der so beschaffen ist, als wäre er im Keller beziehungsweise dort direkt aus dem Lagertank ins Glas gezapft – der alle Trübstoffe behalten hat.

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Mainseidla Kellerbier

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Bürgerliches Brauhaus Wiesen, Wiesen
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8_Kellerbier Dunkel

Balsam für die Kehle

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Dass Franken mehr geniale Kellerbiere bietet, als man eigentlich in einem Leben probieren kann, ist kein Geheimnis. Um sie zu finden, muss man sich bisweilen abseits der ausgetretenen Pfade bewegen. Vielleicht liegt das Bürgerliche Brauhaus Wiesen aber auch nur deshalb so versteckt, damit man sich als Bierliebhaber auch mal eine Pause gönnen kann. Die Flüssigkeiten, die in einem am Ende eines langen Talwegs tief im Hochspessart verborgenen Sudhaus entstehen, sind allesamt so herausragend, dass man eigentlich für immer dortbleiben möchte.