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Das Buch des LebensimageGedanken für jeden Tag

Jiddu Krishnamurti

Das Buch des Lebens

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Gedanken für jeden Tag

Aus dem Englischen von
Christine Bendner

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Theseus im Internet: www.Theseus-Verlag.de

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

The Book of Life. Daily Meditations with Krishnamurti

1995 bei HarperCollins Publishers, 10 East 53rd Street, New York, NY 10022

Copyright © 1995 by Krishnamurti Foundation of America

P.O. Box 1560, Ojai, California 93024 USA, Email kfa@kfa.org,

Website www.kfa.org

Copyright der deutschen Ausgabe © 2005 Theseus in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN Print 978-3-89901-962-9

ISBN E-Book 978-3-89901-605-5

Lektorat: Bernd Hollstein, Dr. Birgit Adolff

Umschlaggestaltung: Morian & Bayer-Eynck, Coesfeld,

www.mbedesign.de unter Verwendung eines Fotos © Hildegard Morian

Gestaltung und Satz: Ingeburg Zoschke, Berlin

E-Book Gesamtherstellung: Bookwire GmbH, Frankfurt a. M.

Die Verwertung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen.

Inhalt

Vorwort

Januar

imageZuhören

imageLernen

imageAutorität

imageSelbsterkenntnis

Februar

imageWerden

imageGlauben

imageHandeln

imageGut und Böse

März

imageAbhängigkeit

imageBindung

imageBeziehungen

imageAngst

April

imageVerlangen

imageSex

imageEhe

imageLeidenschaft

Mai

imageIntelligenz

imageGefühle

imageWorte

imageKonditionierung

Juni

imageEnergie

imageAufmerksamkeit

imageBewusstheit ohne Auswählen

imageGewalt

Juli

imageGlück

imageTrauer

imageSchmerz

imageLeid

August

imageWahrheit

imageWirklichkeit

imageDer Beobachter und das Beobachtete

imageWas ist

September

imageIntellekt

imageDenken

imageWissen

imageGeist

Oktober

imageZeit

imageWahrnehmen und Erkennen

imageGehirn

imageGrundlegende Veränderung

November

imageLeben

imageSterben

imageWiedergeburt

imageLiebe

Dezember

imageAlleinsein

imageReligion

imageGott

imageMeditation

Quellen

Vorwort

Im Jahre 1934 sagte Krishnamurti: »Warum wollen Sie aus Büchern lernen, anstatt Schüler des Lebens zu sein? Finden Sie heraus, was in Ihrer Umwelt mit all ihrer Unterdrückung und den ganzen Grausamkeiten wahr und falsch ist, dann werden Sie wissen, was Wahrheit ist.« Er wies wiederholt darauf hin, dass das »Buch des Lebens«, das sich ständig mit einer Vitalität und Dynamik verändert, die das menschliche Denken übersteigt, das einzige Buch ist, das zu »lesen« sich lohnt, da alle anderen Bücher nur Informationen aus zweiter Hand enthalten. »Die Geschichte der Menschheit steckt in Ihnen selbst, das ungeheure Reservoir an Erfahrungen, die tief verwurzelten Ängste, Sorgen, das Leid, Vergnügen und alle Glaubensvorstellungen, die der Mensch in Jahrtausenden angesammelt hat. Dieses Buch sind Sie.«

Das Buch des Lebens – Gedanken für jeden Tag ist so angeordnet, dass sich darin in etwa Krishnamurtis Art, seine Vorträge zu gestalten, widerspiegelt. Am Anfang standen gewöhnlich das Zuhören und die Beziehung zwischen dem Redner und der Zuhörerschaft im Vordergrund, und am Ende ging es um Themen, die sich ganz natürlich ergeben, wenn das Leben in Ordnung ist und tiefere Einsichten ins Bewusstsein dringen. In seinen letzten Tagen zwischen 1985 und 1986 sprach er über Kreativität und die Möglichkeit einer völlig neuen Lebensweise. Dieses Buch enthält Textauszüge zu diesen Themen.

Viele Themen tauchen wiederholt in seinen Lehren auf. Seine Vision war die umfassende Beobachtung der menschlichen Existenz, in der alle Aspekte des Lebens miteinander verbunden sind. Im Buch des Lebens findet der Leser für die Wochen des Jahres Textpassagen über ein neues Thema, wobei die einzelnen Themen über sieben bis zehn Tage hinweg weiterentwickelt werden. Die ursprünglichen Quellen dieser Auszüge können anhand des Quellenverzeichnisses im hinteren Teil des Buches leicht identifiziert werden. Interessierte Leser, die sich intensiver mit einem speziellen Thema befassen möchten, können die vollständigen Texte der betreffenden Bücher lesen.

Im Jahre 1929 begann Krishnamurti öffentlich mit einer Stimme zu sprechen, die nach der Beschreibung von Aldous Huxley »natürliche Autorität« besaß. Krishnamurtis eindringliche und überzeugende Untersuchung des Wesens und der Bedeutung von Wahrheit und Freiheit brachte seinen Reden und Gesprächen, die in über vierzig Sprachen übersetzt und veröffentlicht wurden, eine millionenfache Auflage.

Obwohl Krishnamurti scheu und zurückhaltend war, hielt er unermüdlich Tausende von Vorträgen, sprach frei, ohne jegliche Notizen oder Vorbereitung, und seine Reden drehten sich im Wesentlichen um ein immer wiederkehrendes Thema: Dass die Wahrheit von jedem Menschen ohne die Hilfe irgendwelcher Autoritäten und – da das Leben jeden Augenblick gegenwärtig ist – in einem einzigen Augenblick entdeckt werden kann. Seine Reden deckten das gesamte Spektrum persönlicher und gesellschaftlicher Konflikte und Probleme ab. Das Beobachten unseres Verhaltens in seiner ganzen Bandbreite und Tiefe, so wie es sich in jedem Augenblick zeigt, wird zur notwendigen Voraussetzung, um uns selbst und unsere Gesellschaft zu verändern. Als er einmal von einem Zuhörer gefragt wurde, warum er Vorträge halte und was er erreichen wolle, antwortete er: »Ich möchte Ihnen etwas mitteilen. Vielleicht wie man herausfinden kann, was Wirklichkeit ist – nicht im Sinne einer Methode oder eines Systems, sondern wie man dabei vorgehen kann. Und wenn Sie das für sich selbst herausfinden können, wird nicht länger nur ein Redner da sein, sondern wir alle werden sprechen, wir alle werden diese Wirklichkeit unseres Lebens ausdrücken, da wo wir sind. … Die Wahrheit kann nicht gehortet werden. Was gehortet wird, wird immer zerstört; es ist dem Verfall preisgegeben. Die Wahrheit kann nie verfallen, weil sie nur von Augenblick zu Augenblick in jedem Gedanken, jeder Beziehung, in einem Lächeln, in Tränen entdeckt werden kann. Und wenn Sie und ich das entdecken und leben können – es zu leben heißt, es zu entdecken –, dann werden wir keine Propagandisten, wir werden schöpferische Menschen sein – keine perfekten Menschen, sondern schöpferische Menschen, und das ist ein immenser Unterschied. Ich glaube, deshalb spreche ich, und vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass Sie hierher kommen und zuhören.«

»Es gibt nur das Problem, es gibt keine Antwort, denn im Verstehen des Problems steckt seine Auflösung.« Wenn man ihm eine Frage stellte, erwiderte Krishnamurti oft: »Wir wollen herausfinden, was wir mit … meinen«, und untersuchte damit die Frage, schaffte einen Zugang zu ihrer Erforschung, anstatt sofort eine Antwort darauf zu geben. Für Krishnamurti war das Ausloten einer Frage oder eines Problems der Treibstoff für dieses Forschen. Es ging ihm nicht bloß um eine logische und intellektuelle Suche nach einer Antwort. Die im vorliegenden Buch abgedruckten Auszüge werden dem Leser als Fragen präsentiert, die gestellt wurden, ohne eine unmittelbare Antwort zu erwarten.

Krishnamurti betonte stets, dass die Dialoge mit seinen Zuhörern während seiner Reden nicht intellektueller Natur seien und nicht auf Gedanken und Idealen basierten. Er sagte: »Schließlich besteht der Zweck dieser Reden darin, dass wir miteinander kommunizieren. Es geht nicht darum, Ihnen eine Reihe von Vorstellungen aufzudrängen. Vorstellungen und Ideale verändern nie den Geist, führen nie zu einer radikalen Veränderung des Bewusstseins. Aber wenn wir zur gleichen Zeit auf der gleichen Ebene persönlich miteinander kommunizieren können, dann ist vielleicht ein Verstehen möglich, das nicht bloße Propaganda ist. … Diese Vorträge sollen also nicht dazu dienen, Ihnen auf irgendeine Weise etwas auszureden oder einzureden – weder direkt noch unterschwellig.«

Bei fast allen seinen öffentlichen Vorträgen und Gesprächen benutzte Krishnamurti die Worte »mankind« (Menschheit) und »man« (Mensch, aber auch Mann), wenn er sich auf die Menschheit als Ganzes bezog. Aber gegen Ende seines Lebens unterbrach er sich oft selbst und sagte zu seinen Zuhörern: »Wenn ich vom ›Menschen‹ spreche, meine ich natürlich auch die Frauen. Werden Sie also bitte nicht wütend auf mich.«

Krishnamurtis Art zu sprechen war außerordentlich einfach und schlicht, er sprach nicht wie ein Guru oder religiöser Lehrer mit einer durch Ableitung entstandenen Lehre, besonderem Vokabular oder einer Bindung an irgendeine Organisation oder Sekte. Die Nachfrage nach seinen klaren, authentischen Lehren wuchs mit seinen vielen Reisen in alle Welt. Ab 1930 bis zu seinem Tod im Jahre 1986 sprach er vor einer immer größer werdenden Zuhörerschaft in Europa, Nordamerika, Australien, Südamerika und Indien.

Dieses Buch enthält Auszüge aus veröffentlichten sowie bisher unveröffentlichten Reden, Gesprächen und Schriften aus den Jahren 1933 bis 1968, darunter das erste populäre Krishnamurti-Buch, Education and the Significance of Life (deutsch: Autorität und Erziehung), das von einem breiten Publikum gelesen wurde. Dieses Buch, das er in Ojai, Kalifornien, unter einer mächtigen Eiche schrieb, wurde im Jahre 1953 vom Verlag Harper & Row herausgegeben, jenem Verlag, der über dreißig Jahre lang Krishnamurtis Werke in Amerika veröffentlichte. Sein nächstes Buch The First and Last Freedom (deutsch: Schöpferische Freiheit) wurde im Jahre 1954 ebenfalls von Harper & Row mit einem ausführlichen Vorwort seines Freundes Aldous Huxley herausgegeben.

Seine Commentaries on Living (deutsch: Ideal und Wirklichkeit – Gedanken zum Leben I) schrieb er zwischen 1949 und 1955 handschriftlich auf randlosen Blättern ohne Korrekturen und Streichungen nieder. Aldous Huxley hatte ihn zum Schreiben ermutigt, und das von D. Rajagopal redigierte Manuskript wurde im Jahre 1956 veröffentlicht. Es ist im Wesentlichen eine Schilderung seiner Gespräche mit Menschen, die kamen, um mit ihm zusammen zu sein und zu sprechen, und man hat beim Lesen dieser Seiten das Gefühl, dass zwei Freunde zusammensitzen und den Dingen rückhaltlos und ohne Furcht auf den Grund gehen. Die einzelnen Kapitel dieser Bücher beginnen oft mit einer einleitenden Beschreibung der Landschaft, des Klimas oder von Tieren, denen er unterwegs begegnete. Aus der Einfachheit dieser natürlichen Umwelt ergibt sich auf unkomplizierte Weise ein Übergang zur inneren Landschaft der Verwirrung, der Angst und der Überzeugungen – der allgemeinen und persönlichen Anliegen, die die Menschen in ihre Begegnungen mit Krishnamurti einbrachten. Einige dieser Gespräche wurden nicht in den drei Bänden der Commentaries on Living (deutsch: Gedanken zum Leben I–III) veröffentlicht und erscheinen hier zum ersten Mal. In manchen dieser bisher unveröffentlichten Gespräche benutzt Krishnamurti den Begriff Denken-Fühlen, um eine umfassende Reaktion zu beschreiben.

Die Bücher Life ahead (deutsch: Die Flamme des Lernens) und Think on these Things (deutsch: Das Wesentliche ist einfach – Antworten auf die Fragen des Lebens) wurden in den Jahren 1963 und 1964 von Krishnamurtis Freundin Mary Lutyens redigiert und von Harper & Row veröffentlicht. Diese beiden Bücher enthalten eine Zusammenstellung ausgewählter und redigierter Fragen und Antworten aus Gesprächen mit jungen Leuten und fanden so viel Anklang, dass sie inzwischen als religiöse und literarische Klassiker gelten. Auf sie folgte ein Gesamtwerk, das über 50 Bücher umfasst.

Krishnamurti betrachtete sich selbst als unwichtig und überflüssig bei unserem Prozess der Wahrheitsfindung und Selbsterkenntnis. Bei einer Gelegenheit bezeichnete er sich selbst als Telefon, als einen Apparat, der von einem Zuhörer benutzt werden könne. Er sagte: »Was der Redner sagt, hat an sich sehr wenig Bedeutung. Vielmehr kommt es darauf an, dass der Geist sich seiner selbst so mühelos bewusst ist, dass er sich fortwährend in einem Zustand des Verstehens befindet. Wenn wir nicht verstehen und einfach nur Worten zuhören, verlassen wir diesen Ort unweigerlich mit einer Reihe von Vorstellungen oder Ideen und erzeugen dadurch ein Leitbild, an das wir uns dann in unserem täglichen oder so genannten spirituellen Leben anzupassen versuchen.«

Es könnte sich lohnen, beim Lesen darauf zu achten, wie Krishnamurti die Beziehung zwischen zwei Menschen betrachtete, die nach der Wahrheit suchen. Im Jahre 1981 sagte er: »Wir sind wie zwei Freunde, die an einem schönen Tag im Park sitzen und über das Leben und unsere Probleme sprechen, uns Gedanken über das eigentliche Wesen unseres Daseins machen und uns ernsthaft fragen, warum das Leben zu einem solchen Problem geworden ist, warum unser tägliches Leben, obwohl wir doch so intellektuell und gebildet sind, eine solche Plackerei ist, ohne jede Bedeutung außer der, unser Überleben zu sichern – was nicht einmal sicher ist. Warum ist das Leben, das tägliche Dasein zu einer solchen Qual geworden? Wir können in die Kirche gehen, irgendeiner politischen oder religiösen Führerfigur folgen, aber unser tägliches Leben ist immer ein großes Durcheinander. Auch wenn es gewisse Phasen gibt, in denen wir gelegentlich Freude und Glück erleben, ist unser Leben immer von einer dunklen Wolke überschattet. Und diese beiden Freunde, wir beide, Sie und der Redner, sprechen in einer freundlichen Art und Weise, vielleicht voller Zuneigung, fürsorglich und interessiert darüber, ob es überhaupt möglich ist, unser tägliches Leben ohne ein einziges Problem zu leben.«

Januar

Zuhören

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Lernen

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Autorität

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Selbsterkenntnis

1. JanuarimageZuhören

Einfach zuhören

Haben Sie schon einmal ganz still dagesessen, ohne Ihre Aufmerksamkeit auf etwas Bestimmtes zu richten, ohne sich um Konzentration zu bemühen, sondern innerlich ganz ruhig, wirklich still? Dann hören Sie alles, nicht wahr? Sie hören die Geräusche, die aus der Ferne an Ihr Ohr dringen, und jene, die etwas näher sind, sowie die Geräusche Ihrer unmittelbaren Umgebung – was bedeutet, dass Sie allem zuhören. Ihr Geist beschränkt sich nicht auf einen kleinen Ausschnitt. Wenn Sie auf diese Weise zuhören können, wenn Sie mit Leichtigkeit, ohne innere Anspannung zuhören können, werden Sie feststellen, dass in Ihrem Innern eine außergewöhnliche Veränderung vor sich geht, eine Veränderung, die sich vollzieht, ohne etwas zu wollen oder nach etwas zu verlangen, und darin liegen große Schönheit und tiefe Einsicht.

Zuhörenimage2. Januar

Die Barrieren beiseite lassen

Wie hören Sie zu? Hören Sie mittels Ihrer Projektionen zu, durch Ihre Projektionen, Ihren Ehrgeiz, Ihre Wünsche, Ängste und Sorgen hindurch? Hören Sie nur, was Sie hören wollen, was Sie zufrieden stellt, Ihnen lohnend erscheint, was Sie tröstet, was Ihr Leiden für den Augenblick lindert? Wenn Sie durch die Barrieren Ihrer Wünsche zuhören, dann hören Sie lediglich Ihrer eigenen Stimme zu, Sie lauschen Ihren eigenen Wünschen. Kann man aber auch auf eine andere Weise zuhören? Ist es nicht wichtig, herauszufinden, wie man nicht nur dem lauschen kann, was gesagt wird, sondern wie man allem lauschen kann – dem Lärm der Straße, dem Gezwitscher der Vögel, dem Geräusch der Straßenbahn, der rastlosen Meeresbrandung, der Stimme Ihres Mannes oder Ihrer Frau, Ihren Freunden, dem Schreien eines Babys? Zuhören ist nur dann von Bedeutung, wenn man nicht seine eigenen Wünsche hineinprojiziert, durch die hindurch man zuhört. Ist es möglich, all diese Barrieren beiseite zu lassen, durch die hindurch wir zuhören, und wirklich zuzuhören?

3. JanuarimageZuhören

Über den Lärm der Worte hinaus

Zuhören ist eine Kunst, die einem nicht einfach zufällt. In ihr finden sich Schönheit und tiefes Verstehen. Wir hören mit den unterschiedlichen geistigen Tiefen unseres Seins zu, aber unser Zuhören ist immer mit einer Vorstellung oder einem bestimmten Standpunkt verknüpft. Wir hören nicht einfach zu, immer tritt die Barriere unserer eigenen Gedanken, Schlussfolgerungen, Vorurteile dazwischen … Zuhören können setzt innere Stille voraus, ein Freisein von der Anstrengung, sich etwas anzueignen – entspannte Aufmerksamkeit. Dieser wache und doch passive Zustand vermag das zu hören, was über die Worte hinausgeht. Worte verwirren, sie sind nur die äußeren Kommunikationsmittel. Um aber über das Geräusch der Worte hinaus Zwiesprache zu halten, müssen wir beim Zuhören ganz wach und doch passiv sein. Ein Mensch, der liebt, hört vielleicht zu, aber es ist extrem schwer, einen echten Zuhörer zu finden. Die meisten von uns sind auf Ergebnisse aus, wollen Ziele erreichen; wir wollen ständig die Oberhand gewinnen und uns durchsetzen. Auf diese Art ist echtes Zuhören nicht möglich. Nur wenn man zuhört, vernimmt man das Lied der Worte.

Zuhörenimage4. Januar

Zuhören, ohne zu denken

Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal einem Vogel gelauscht haben. Um etwas zuhören zu können, muss Ihr Geist still sein – ich meine keine mystische Stille, sondern einfach Stille. Ich sage etwas zu Ihnen, und um mir zuhören zu können, müssen Sie still sein, es dürfen Ihnen nicht alle möglichen Gedanken durch den Kopf schwirren. Wenn Sie eine Blume betrachten, dann schauen Sie sie einfach an, Sie benennen sie nicht, klassifizieren sie nicht, sagen nicht, dass sie zu einer bestimmten Art gehört – wenn Sie das tun, hören Sie auf, die Blume zu betrachten. Deshalb sage ich, dass Zuhören eines der schwierigsten Dinge ist: zum Beispiel dem Kommunisten zuzuhören, dem Sozialisten, dem Kongressabgeordneten, dem Kapitalisten, irgendjemandem, Ihrer Frau, Ihren Kindern, Ihrem Nachbarn, dem Busschaffner, dem Vogel – einfach zuzuhören. Nur wenn Sie ohne Vorstellungen, ohne zu denken, zuhören, sind Sie in unmittelbarem Kontakt, und wenn Sie in Kontakt sind, wissen Sie, ob das, was der andere sagt, richtig oder falsch ist; Sie brauchen nicht mehr darüber zu diskutieren.

5. JanuarimageZuhören

Zuhören schenkt Freiheit

Hören Sie wirklich zu, wenn Sie sich bemühen zuzuhören? Ist nicht gerade dieses Bemühen eine Ablenkung, die Sie am Zuhören hindert? Strengen Sie sich an, wenn Sie etwas zuhören, das Sie erfreut? … Sie erkennen weder die Wahrheit, noch sehen Sie das Falsche als das Falsche, solange Ihr Geist in irgendeiner Weise damit beschäftigt ist, sich zu bemühen, zu vergleichen, zu rechtfertigen oder zu verurteilen. …

Zuhören allein für sich genommen ist ein Vorgang, der vollkommen ist; der bloße Vorgang des Zuhörens bringt seine eigene Freiheit mit sich. Aber geht es Ihnen wirklich ums Zuhören oder eher darum, etwas gegen das Chaos in Ihrem Inneren zu tun? Wenn Sie zuhören würden … und zwar so, dass Sie sich Ihrer Konflikte und inneren Widersprüche bewusst sind, ohne sie in ein bestimmtes Denkmuster zu zwängen, dann würden sie sich vielleicht alle in Luft auflösen. Wir versuchen ständig, dieses oder jenes zu sein, einen bestimmten Zustand zu erreichen, eine Erfahrung festzuhalten und eine andere zu vermeiden. Also ist unser Geist ununterbrochen mit irgendetwas beschäftigt; er ist nie still, um dem Lärm seiner eigenen Kämpfe und Schmerzen zuzuhören. Seien Sie einfach und schlicht … und versuchen Sie nicht, etwas zu werden oder irgendeine Erfahrung festzuhalten.

Zuhörenimage6. Januar

Mühelos zuhören

Jetzt gerade hören Sie mir zu; Sie bemühen sich nicht, aufmerksam zu sein, Sie hören einfach zu; und wenn das, was Sie hören, wahr ist, werden Sie feststellen, dass in Ihnen eine bemerkenswerte Veränderung stattfindet – eine Veränderung, die ohne Vorsatz oder Wunsch einfach geschieht, eine Verwandlung, eine vollkommene innere Umwälzung, bei der allein die Wahrheit zählt und nicht die Fantasiegebilde Ihres Geistes. Ich möchte Ihnen vorschlagen, allem auf diese Weise zu lauschen – nicht nur dem, was ich sage, sondern auch dem, was andere sagen, oder den Vögeln, dem Pfeifen einer Lokomotive, dem Geräusch eines vorbeifahrenden Busses. Sie werden feststellen, dass die Stille umso tiefer wird, je mehr Sie allem lauschen, und dass diese Stille dann nicht mehr von Lärm unterbrochen wird. Nur wenn Sie Widerstand gegen etwas leisten, wenn Sie zwischen sich und dem, was Sie nicht hören wollen, eine Barriere errichten – nur dann findet ein innerer Kampf statt.

7. JanuarimageZuhören

Sich selbst zuhören

Frage: Solange ich Ihnen hier zuhöre, scheine ich zu verstehen, aber wenn ich wieder woanders bin, verstehe ich nichts, obwohl ich versuche, das, was Sie gesagt haben, in meinem Leben anzuwenden.

Krishnamurti: … Sie hören sich selbst zu und nicht dem Redner. Wenn Sie dem Redner zuhören, wird er zu Ihrem Führer, Ihrem Weg zum Verstehen – und das ist schrecklich und abscheulich, weil Sie dann die Rangordnung der Autorität geschaffen haben. Was Sie hier also tun sollten, ist sich selbst zuzuhören. Sie betrachten das Bild, das der Redner entwirft, und es ist Ihr eigenes Bild, nicht das des Redners. Wenn klar ist, dass Sie sich selbst betrachten, können Sie sagen: »Ich sehe mich, wie ich bin, und ich will nichts daran ändern«, und damit ist die Sache erledigt. Aber wenn Sie sagen: »Ich sehe mich, wie ich bin, und es muss sich etwas ändern«, fangen Sie an, aus Ihrem eigenen Verstehen heraus aktiv zu werden – und das ist etwas vollkommen anderes, als anzuwenden, was der Redner sagt … Aber wenn Sie, während der Redner spricht, sich selbst zuhören, dann erwachsen aus diesem Zuhören Klarheit und Empfänglichkeit, dann wird Ihr Geist durch dieses Zuhören stark und gesund. Indem er weder gehorcht noch sich widersetzt, wird er lebendig, erlangt Intensität – und nur ein solcher Mensch kann eine neue Entwicklungsstufe des Menschen hervorbringen, eine neue Welt schaffen.

Lernenimage8. Januar

Mit Intensität schauen

… Mir scheint, dass Lernen erstaunlich schwierig ist, genau wie das Zuhören. Wir hören nie wirklich zu, weil unser Geist nicht frei ist. Unsere Ohren sind verstopft von den Dingen, die wir bereits wissen, und deshalb wird Zuhören zu einer außerordentlich schwierigen Angelegenheit. Ich glaube – nein, es ist eine Tatsache –, dass der bloße Vorgang des Zuhörens eine befreiende Wirkung hat, wenn man mit seinem ganzen Wesen, seiner Kraft und Lebensfreude zuhören kann, aber leider hören Sie nie wirklich zu, weil Sie das nie gelernt haben. Schließlich lernt man nur, wenn man sich einer Sache ganz und gar hingibt. Wenn man sich der Mathematik mit Leib und Seele widmet, lernt man; wenn man jedoch innerlich gespalten ist, wenn man nicht lernen will, aber dazu gezwungen wird, dann wird das Ganze zu einem bloßen Prozess des Anhäufens. Beim Lernen ist es wie beim Lesen einer Erzählung mit zahlreichen unterschiedlichen Charakteren: Es erfordert volle Aufmerksamkeit, keine geteilte Aufmerksamkeit. Wenn Sie etwas über ein Blatt lernen wollen – ein Blatt im Frühling oder ein Blatt im Sommer –, dann müssen Sie es wirklich betrachten, müssen sein Ebenmaß, seine Struktur sehen, die Beschaffenheit des lebendigen Blattes. Da ist Schönheit, Energie, Lebendigkeit in diesem einzelnen Blatt. Um also etwas über das Blatt, die Blüte, die Wolke, den Sonnenuntergang oder einen Menschen zu lernen, müssen Sie mit voller Intensität schauen.

9. JanuarimageLernen

Lernen ist nur möglich, wenn der Geist still ist

Um etwas Neues zu entdecken, müssen Sie sich allein auf den Weg machen, und Sie müssen ihre Reise mit leeren Händen beginnen, vor allem leer von Wissen, denn es ist sehr einfach, durch Wissen und Glauben Erfahrungen zu machen. Aber diese Erfahrungen sind nur Produkte der eigenen Projektionen und daher äußerst unwirklich, unecht. Wenn Sie für sich selbst Neues entdecken wollen, ist es nicht gut, die Last des Alten mit sich herumzuschleppen, insbesondere die Last des Wissens – des Wissens von jemand anderem, wie großartig es auch sein mag. Sie benutzen Wissen als Hilfsmittel für Ihre eigenen Projektionen, für Ihre Sicherheit, und Sie wollen sicher sein, dass Sie die gleichen Erfahrungen machen wie Buddha oder Christus oder X. Aber ein Mensch, der sich selbst ständig durch Wissen schützt, ist eindeutig kein Wahrheitssucher …

Es gibt keinen Weg zur Entdeckung der Wahrheit … Wenn Sie etwas Neues finden wollen, wenn Sie mit irgendetwas experimentieren, muss Ihr Geist sehr still sein, nicht wahr? Wenn Ihr Geist vollgestopft ist, angefüllt mit Wissen und Fakten, dann bilden diese ein Hindernis, das Sie vom Neuen trennt. Für die meisten von uns besteht die Schwierigkeit darin, dass der Intellekt so wichtig geworden ist, so in den Vordergrund getreten ist, dass er ständig allem in die Quere kommt, das neu sein könnte, allem, das möglicherweise gleichzeitig mit dem Bekannten existiert. So sind Wissen und Lernen Stolpersteine für diejenigen, die auf der Suche sind, für diejenigen, die das zu verstehen versuchen, was zeitlos ist.

Lernenimage10. Januar

Lernen hat nichts mit Erfahrung zu tun

Das Wort »Lernen« ist von großer Bedeutung. Es gibt zwei Arten des Lernens. Für die meisten von uns bedeutet Lernen das Ansammeln von Wissen und praktischen Kenntnissen oder das Sichaneignen von Techniken, Fertigkeiten und Fremdsprachen. Außerdem gibt es das psychische Lernen, das Lernen durch Erfahrung, entweder durch die unmittelbaren Lebenserfahrungen, die gewisse Spuren in uns hinterlassen, oder durch Erfahrungen, die sich in einer Tradition, in einer Volksgruppe, in einer Gesellschaft niedergeschlagen haben. Diese beiden Arten des Lernens bestimmen, wie wir dem Leben begegnen: die psychischen und die physischen, die inneren und die äußeren Fertigkeiten und Kenntnisse. Aber es gibt keine scharfe Trennungslinie zwischen diesen beiden Ebenen, denn sie überschneiden sich natürlich. Im Augenblick wollen wir die Fähigkeiten oder das technische Wissen, das wir durch Üben und Studieren erwerben, einmal außer Acht lassen und uns mit dem psychischen Lernen beschäftigen, das wir uns im Laufe der Jahrhunderte angeeignet oder das wir als Tradition, als Wissen, als Erfahrung ererbt haben. Wir nennen das Lernen, aber ich bezweifle, dass es überhaupt etwas mit Lernen zu tun hat. Ich spreche nicht vom Erwerben einer Fähigkeit oder vom Erlernen einer Fremdsprache oder einer bestimmten Technik, sondern ich frage mich, ob der menschliche Geist in psychischer Hinsicht überhaupt jemals lernt. Er hat gelernt, und er begegnet der Herausforderung des Lebens mit dem, was er gelernt hat. Er deutet das Leben oder jede neue Herausforderung immer anhand dessen, was er gelernt hat. Das tun wir ständig. Aber ist das Lernen? Weist Lernen nicht vielmehr auf etwas ganz Neues hin, das ich bis dahin nicht kannte und nun kennen lerne? Wenn ich dem, was ich bereits weiß, nur etwas hinzufüge, hat das im Grunde nichts mehr mit Lernen zu tun.

11. JanuarimageLernen

Wann ist Lernen möglich?

Es ist die Aufgabe des Geistes, zu forschen und zu lernen. Mit Lernen meine ich hier nicht das bloße Schulen des Gedächtnisses oder das Ansammeln von Wissen, sondern die Fähigkeit, ohne Selbsttäuschung klar und einsichtsvoll zu denken, von Fakten auszugehen und nicht von Überzeugungen oder Idealen. Wenn das Denken von Schlussfolgerungen ausgeht, kann kein Lernen stattfinden. Sich lediglich Wissen anzueignen oder Informationen anzusammeln ist kein Lernen. Lernen setzt die Liebe zum Verstehen voraus, und die Liebe, etwas um seiner selbst willen zu tun. Lernen ist nur möglich, wenn kein wie auch immer gearteter Zwang existiert. Und Zwang kann viele Formen annehmen, nicht wahr? Er kann auf Beeinflussung, Abhängigkeit und Drohungen beruhen oder auf ermutigender Überredung und subtilen Formen der Belohnung. Die meisten Leute sind der Meinung, dass Lernen durch Vergleichen gefördert wird, dabei ist das Gegenteil der Fall. Vergleichen führt zu Frustration und fördert nur den Neid, der Wettbewerb genannt wird. Wie andere Formen der Beeinflussung verhindert Vergleichen das Lernen und erzeugt Angst.

Lernenimage12. Januar

Lernen ist nie ein Ansammeln

Lernen ist eine Sache und das Erwerben von Wissen eine andere. Lernen ist ein ununterbrochen sich fortsetzender Prozess, kein Vorgang, bei dem ständig etwas hinzugefügt wird, bei dem man etwas zusammenträgt und dann von da aus handelt. Die meisten von uns sammeln Wissen in Form von Erinnerungen oder Vorstellungen, speichern es als Erfahrung und handeln dann auf dieser Grundlage. Das heißt, wir handeln auf der Grundlage von Wissen, von technischem Wissen, Wissen in Form von Erfahrungen oder Traditionen und dem Wissen, das man auf Grund seiner besonderen eigenwilligen Neigungen gewonnen hat. Und mit diesem Hintergrund, dieser Anhäufung aus Wissen, Erfahrungen, Traditionen handeln wir. Doch dabei findet kein Lernen statt. Lernen ist niemals ein Ansammeln, sondern eine unaufhörliche Bewegung. Ich weiß nicht, ob Sie sich je mit dieser Frage beschäftigt haben: Was ist Lernen und was Aneignen von Wissen? … Lernen ist niemals ein Ansammeln. Sie können den Vorgang des Lernens nicht abspeichern und dann das Gespeicherte zur Grundlage des Handelns machen. Sie lernen, während Sie durchs Leben gehen. Dadurch gibt es nie einen Moment des Rückschritts oder des Verfalls oder des Niedergangs.

13. JanuarimageLernen

Lernen hat keine Vergangenheit

Weisheit ist etwas, das jeder Einzelne von uns entdecken muss, aber sie ist nicht das Ergebnis von Wissen. Wissen und Weisheit haben nichts miteinander zu tun. Weisheit stellt sich durch die Reife ein, die auf Selbsterkenntnis beruht. Ohne sich selbst zu kennen, gibt es keine Ordnung und somit keine wahre Tugend.

Etwas über sich zu lernen und Wissen über sich anzusammeln sind zwei verschiedene Dinge. … Der menschliche Geist, der sich Wissen aneignet, lernt nie wirklich. Er tut nur Folgendes: Er sammelt Informationen und Erfahrungen in Form von Wissen, und auf der Grundlage dessen, was er angesammelt hat, macht er seine Erfahrungen und lernt; deshalb lernt er nie wirklich, sondern häuft nur Wissen an.

Lernen findet immer in der unmittelbaren Gegenwart statt; es hat keine Vergangenheit. In dem Moment, in dem Sie zu sich selbst sagen: »Ich habe etwas gelernt«, ist es bereits zu Wissen geworden, und auf der Grundlage dieses Wissens können Sie zwar weiter Wissen ansammeln und umsetzen, aber Sie können nicht weiter lernen. Nur ein Geist, der nichts ansammelt, sondern ständig lernt – nur ein solcher Geist kann diese ganze Wesenheit verstehen, die wir »Ich« nennen, das Selbst. Ich muss mich selbst kennen, muss die Beschaffenheit, die Natur, die Bedeutung meines ganzen Wesens verstehen, aber mit der Last meines bisherigen Wissens, meiner bisherigen Erfahrungen oder mit einem konditionierten Geist ist mir das nicht möglich, denn dann lerne ich nicht. Ich interpretiere, setze um und schaue nur mit Augen, die von der Vergangenheit getrübt sind.

Lernenimage14. Januar

Autorität verhindert Lernen

Wir lernen im Allgemeinen durch Studieren, aus Büchern, durch Erfahrung oder dadurch, dass wir unterrichtet werden. Das sind die üblichen Wege des Lernens. Wir lernen auswendig, was wir tun sollen und was nicht, was wir denken sollen und was nicht, wie wir fühlen und reagieren sollen. Durch Erfahrung, durch Studieren, Analysieren, durch Forschen und Untersuchen des eigenen Inneren speichern wir Wissen im Gedächtnis, und dieses Gedächtnis reagiert dann auf neue Herausforderungen und Anforderungen, wodurch immer mehr gelernt wird. … Das Gelernte wird als Wissen in das Gedächtnis übernommen, und dieses Wissen wird immer dann aktiv, wenn es eine Herausforderung gibt oder wir etwas zu tun haben.

Ich glaube nun, dass es eine völlig andere Art des Lernens gibt, und ich werde dazu etwas sagen. Um das jedoch zu verstehen und um auf diese andere Weise lernen zu können, müssen Sie jede Art von Autorität vollständig los sein, sonst empfangen Sie nur Anweisungen und wiederholen lediglich das, was Sie gehört haben. Deshalb ist es so wichtig, das Wesen der Autorität zu verstehen. Autorität verhindert Lernen – jedenfalls das Lernen, das nichts mit dem Ansammeln von Wissen als Gedächtnisinhalte zu tun hat. Das Gedächtnis reagiert immer nach bestimmten Mustern. Es kennt keine Freiheit. Ein Mensch, der mit Wissen, mit Instruktionen belastet ist, der vom Gewicht der Dinge, die er gelernt hat, niedergedrückt wird, ist niemals frei. Er mag außerordentlich gelehrt sein, aber sein angesammeltes Wissen hindert ihn daran, frei zu sein, und deshalb ist er unfähig zu lernen.

15. JanuarimageAutorität

Zerstören heißt erschaffen

Um frei zu sein, müssen Sie das Wesen der Autorität genau untersuchen, ihre ganze innere Struktur, und müssen dieses ganze schmutzige Etwas in Stücke reißen. Das erfordert Energie – sowohl physische als auch psychische Energie. Die Energie wird jedoch zerstört und vergeudet, wenn man innerlich im Zwiespalt ist. … Wenn also der gesamte Mechanismus des Konflikts verstanden wird, löst sich der Konflikt auf, und dann gibt es Energie im Überfluss. Dann können Sie fortfahren und das ganze Haus [der Autorität] niederreißen, das Sie in Jahrhunderten aufgebaut haben und das vollkommen bedeutungslos ist.