Böser Wolf

Erotischer Roman

Bärbel Muschiol


ISBN: 978-3-95573-264-6
1. Auflage 2015, Bremen (Germany)
Klarant Verlag. © 2015 Klarant GmbH, 28355 Bremen, www.klarant.de

Titelbild: Unter Verwendung des Bildes 92363533 von NAS CRETIVES (shutterstock).

Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieses Romans sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, lebend oder tot, ist rein zufällig und von der Autorin nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Inhalt

1. Kapitel

Grau und nebelig hängen dicke Schwaden feuchter Luft vor meinem Küchenfenster. In einen warmen Pyjama gehüllt, genieße ich eine heiße Tasse meines Lieblingstees. Das Ticken der Küchenuhr verdeutlicht mir, wie lange ich jetzt schon vor diesem Stapel Papiere sitze: meinen Scheidungsunterlagen. Der schwarze Kugelschreiber zwischen meinen Fingern fühlt sich schwer und bleiern an. Sechs lange Jahre waren mein Mann Dominik und ich nun verheiratet. Und auch wenn es nicht mehr so leidenschaftlich und prickelnd wie am Anfang unserer Ehe war, hatte es für mich doch nie einen Grund für eine Trennung gegeben. Zumindest nicht bis vor knapp zwölf Monaten. Der rote Spitzentanga in der Hosentasche meines Mannes wäre prinzipiell nicht so schlimm gewesen, wäre es nur meiner gewesen.

Wir hatten uns noch nicht ganz in unserer Doppelhaushälfte eingelebt, da kam der große Knall. In meinen Zukunftsplänen hatte alles so perfekt ausgesehen: Häuschen, Kätzchen und ein Kind, alles war durchdacht. Das ausgebaute Obergeschoss hatte sich perfekt dafür angeboten, mein Büro zu sein. Als selbstständige Grafikdesignerin wäre für mich der Drahtseilakt zwischen Beruf und Kindererziehung machbar gewesen, die beiden berühmten Ks – Kinder und Karriere – hätte ich schon unter einen Hut gebracht. Doch nun sitze ich hier vor der unausweichlichen Unterschrift, meiner letzten Handlung als verheiratete Frau.

Mit Schwung landet das Anna Weber auf der dafür vorgesehenen Zeile. Es ist vollbracht, schlagartig fühlt sich der Stift nicht mehr an wie Blei, sondern leicht wie eine Feder. Merkwürdig, vor dem Standesbeamten am Tag meiner Hochzeit, war es genau andersherum gewesen. Erst war der Stift eine Feder, und kaum musste ich die Papiere unterschreiben, war er wie Blei. Allein diese Tatsache hätte mir damals schon zu denken geben sollen.

Das Zuschlagen einer Autotür reißt mich aus meinen mühseligen Gedanken, ein dunkler Jeep parkt direkt neben meinem Gartenzaun. Seitdem auf der anderen Seite der Doppelhaushälfte der neue Besitzer eingezogen ist, den ich noch nie zu Gesicht bekommen habe, fahren zur spätesten Stunde die dunkelsten Gestalten vor. Der Gedanke an einen Puff oder eine illegale Spielhöhle drängt sich mir auf, doch zumindest für Ersteres benötigt man doch Frauen, und davon habe ich bisher noch keine gesehen. Vielleicht ein Swinger Klub für Schwule? Oder Mafiabosse? Auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass ich noch nie einen dieser Bosse gesehen habe, genau so stelle ich mir sie vor: maskulin und groß gebaut, mit Stil und einer autoritären, gefährlichen Aura. Immerhin, Versicherungsvertreter kenne ich ziemlich viele, somit kann ich die mit ziemlicher Sicherheit ausschließen.

Den Kopf schüttelnd stehe ich auf, knipse die Lichter aus und gehe in mein Bett. Eines muss ich zugeben, was auch immer auf der anderen Seite meiner Schlafzimmerwand getrieben wird, es ist glücklicherweise leise.